Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Was ihre hellen Augen sahn In der Gestirne weiten Sälen, Das sagen sie ihm treulich an Und können sich nicht satt erzählen. Er badet sich in ihrer Flut, Wäscht sauber seine zarten Glieder Und seine Stralen blinken wieder Aus seiner Mutter weißem Blut. Sein Schloß ist alt und wunderbar, Es sank herab aus tiefen Meeren Stand fest, und steht noch immerdar, Die Flucht zum Himmel zu verwehren. Von innen schlingt ein heimlich Band Sich um des Reiches Unterthanen, Und Wolken wehn wie Siegesfahnen Herunter von der Felsenwand. Ein unermeßliches Geschlecht Umgiebt die festverschlossenen Pforten, Was ihre hellen Augen ſahn In der Geſtirne weiten Sälen, Das ſagen ſie ihm treulich an Und können ſich nicht ſatt erzählen. Er badet ſich in ihrer Flut, Wäſcht ſauber ſeine zarten Glieder Und ſeine Stralen blinken wieder Aus ſeiner Mutter weißem Blut. Sein Schloß iſt alt und wunderbar, Es ſank herab aus tiefen Meeren Stand feſt, und ſteht noch immerdar, Die Flucht zum Himmel zu verwehren. Von innen ſchlingt ein heimlich Band Sich um des Reiches Unterthanen, Und Wolken wehn wie Siegesfahnen Herunter von der Felſenwand. Ein unermeßliches Geſchlecht Umgiebt die feſtverſchloſſenen Pforten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0163" n="155"/> <lg n="2"> <l>Was ihre hellen Augen ſahn</l><lb/> <l>In der Geſtirne weiten Sälen,</l><lb/> <l>Das ſagen ſie ihm treulich an</l><lb/> <l>Und können ſich nicht ſatt erzählen.</l><lb/> <l>Er badet ſich in ihrer Flut,</l><lb/> <l>Wäſcht ſauber ſeine zarten Glieder</l><lb/> <l>Und ſeine Stralen blinken wieder</l><lb/> <l>Aus ſeiner Mutter weißem Blut.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Sein Schloß iſt alt und wunderbar,</l><lb/> <l>Es ſank herab aus tiefen Meeren</l><lb/> <l>Stand feſt, und ſteht noch immerdar,</l><lb/> <l>Die Flucht zum Himmel zu verwehren.</l><lb/> <l>Von innen ſchlingt ein heimlich Band</l><lb/> <l>Sich um des Reiches Unterthanen,</l><lb/> <l>Und Wolken wehn wie Siegesfahnen</l><lb/> <l>Herunter von der Felſenwand.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ein unermeßliches Geſchlecht</l><lb/> <l>Umgiebt die feſtverſchloſſenen Pforten,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0163]
Was ihre hellen Augen ſahn
In der Geſtirne weiten Sälen,
Das ſagen ſie ihm treulich an
Und können ſich nicht ſatt erzählen.
Er badet ſich in ihrer Flut,
Wäſcht ſauber ſeine zarten Glieder
Und ſeine Stralen blinken wieder
Aus ſeiner Mutter weißem Blut.
Sein Schloß iſt alt und wunderbar,
Es ſank herab aus tiefen Meeren
Stand feſt, und ſteht noch immerdar,
Die Flucht zum Himmel zu verwehren.
Von innen ſchlingt ein heimlich Band
Sich um des Reiches Unterthanen,
Und Wolken wehn wie Siegesfahnen
Herunter von der Felſenwand.
Ein unermeßliches Geſchlecht
Umgiebt die feſtverſchloſſenen Pforten,
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