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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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blüht ihm auch in diesen schauerlichen Tiefen,
das wahrhafte Vertrauen zu seinem himmli¬
schen Vater, dessen Hand und Vorsorge ihm
alle Tage in unverkennbaren Zeichen sichtbar
wird. Wie unzähliche mal habe ich nicht
vor Ort gesessen, und bey dem Schein meiner
Lampe das schlichte Krucifix mit der innigsten
Andacht betrachtet! da habe ich erst den hei¬
ligen Sinn dieses räthselhaften Bildnisses
recht gefaßt, und den edelsten Gang meines
Herzens erschürft, der mir eine ewige Aus¬
beute gewährt hat.

Der Alte fuhr nach einer Weile fort und
sagte: Wahrhaftig, das muß ein göttlicher
Mann gewesen seyn, der den Menschen zuerst
die edle Kunst des Bergbaus gelehrt, und in
dem Schooße der Felsen dieses ernste Sinn¬
bild des menschlichen Lebens verborgen hat.
Hier ist der Gang mächtig und gebräch, aber
arm, dort drückt ihn der Felsen in eine arm¬

blüht ihm auch in dieſen ſchauerlichen Tiefen,
das wahrhafte Vertrauen zu ſeinem himmli¬
ſchen Vater, deſſen Hand und Vorſorge ihm
alle Tage in unverkennbaren Zeichen ſichtbar
wird. Wie unzähliche mal habe ich nicht
vor Ort geſeſſen, und bey dem Schein meiner
Lampe das ſchlichte Krucifix mit der innigſten
Andacht betrachtet! da habe ich erſt den hei¬
ligen Sinn dieſes räthſelhaften Bildniſſes
recht gefaßt, und den edelſten Gang meines
Herzens erſchürft, der mir eine ewige Aus¬
beute gewährt hat.

Der Alte fuhr nach einer Weile fort und
ſagte: Wahrhaftig, das muß ein göttlicher
Mann geweſen ſeyn, der den Menſchen zuerſt
die edle Kunſt des Bergbaus gelehrt, und in
dem Schooße der Felſen dieſes ernſte Sinn¬
bild des menſchlichen Lebens verborgen hat.
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[148/0156] blüht ihm auch in dieſen ſchauerlichen Tiefen, das wahrhafte Vertrauen zu ſeinem himmli¬ ſchen Vater, deſſen Hand und Vorſorge ihm alle Tage in unverkennbaren Zeichen ſichtbar wird. Wie unzähliche mal habe ich nicht vor Ort geſeſſen, und bey dem Schein meiner Lampe das ſchlichte Krucifix mit der innigſten Andacht betrachtet! da habe ich erſt den hei¬ ligen Sinn dieſes räthſelhaften Bildniſſes recht gefaßt, und den edelſten Gang meines Herzens erſchürft, der mir eine ewige Aus¬ beute gewährt hat. Der Alte fuhr nach einer Weile fort und ſagte: Wahrhaftig, das muß ein göttlicher Mann geweſen ſeyn, der den Menſchen zuerſt die edle Kunſt des Bergbaus gelehrt, und in dem Schooße der Felſen dieſes ernſte Sinn¬ bild des menſchlichen Lebens verborgen hat. Hier iſt der Gang mächtig und gebräch, aber arm, dort drückt ihn der Felſen in eine arm¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/156>, abgerufen am 21.11.2024.