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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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bald in eine beträchtliche Tiefe. Mir war
seltsam feyerlich zu Muthe, und das vordern
Licht funkelte wie ein glücklicher Stern, der
mir den Weg zu den verborgenen Schatzkam¬
mern der Natur zeigte. Wir kamen unten
in einen Irrgarten von Gängen, und mein
freundlicher Meister ward nicht müde meine
neugierigen Fragen zu beantworten, und
mich über seine Kunst zu unterrichten. Das
Rauschen des Wassers, die Entfernung von
der bewohnten Oberfläche, die Dunkelheit
und Verschlungenheit der Gänge, und das
entfernte Geräusch der arbeitenden Bergleute
ergötzte mich ungemein, und ich fühlte nun
mit Freuden mich im vollen Besitz dessen,
was von jeher mein sehnlichster Wunsch ge¬
wesen war. Es läßt sich auch diese volle Be¬
friedigung eines angebornen Wunsches, diese
wundersame Freude an Dingen, die ein nähe¬
res Verhältniß zu unserm geheimen Daseyn

bald in eine beträchtliche Tiefe. Mir war
ſeltſam feyerlich zu Muthe, und das vordern
Licht funkelte wie ein glücklicher Stern, der
mir den Weg zu den verborgenen Schatzkam¬
mern der Natur zeigte. Wir kamen unten
in einen Irrgarten von Gängen, und mein
freundlicher Meiſter ward nicht müde meine
neugierigen Fragen zu beantworten, und
mich über ſeine Kunſt zu unterrichten. Das
Rauſchen des Waſſers, die Entfernung von
der bewohnten Oberfläche, die Dunkelheit
und Verſchlungenheit der Gänge, und das
entfernte Geräuſch der arbeitenden Bergleute
ergötzte mich ungemein, und ich fühlte nun
mit Freuden mich im vollen Beſitz deſſen,
was von jeher mein ſehnlichſter Wunſch ge¬
weſen war. Es läßt ſich auch dieſe volle Be¬
friedigung eines angebornen Wunſches, dieſe
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res Verhältniß zu unſerm geheimen Daſeyn

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[137/0145] bald in eine beträchtliche Tiefe. Mir war ſeltſam feyerlich zu Muthe, und das vordern Licht funkelte wie ein glücklicher Stern, der mir den Weg zu den verborgenen Schatzkam¬ mern der Natur zeigte. Wir kamen unten in einen Irrgarten von Gängen, und mein freundlicher Meiſter ward nicht müde meine neugierigen Fragen zu beantworten, und mich über ſeine Kunſt zu unterrichten. Das Rauſchen des Waſſers, die Entfernung von der bewohnten Oberfläche, die Dunkelheit und Verſchlungenheit der Gänge, und das entfernte Geräuſch der arbeitenden Bergleute ergötzte mich ungemein, und ich fühlte nun mit Freuden mich im vollen Beſitz deſſen, was von jeher mein ſehnlichſter Wunſch ge¬ weſen war. Es läßt ſich auch dieſe volle Be¬ friedigung eines angebornen Wunſches, dieſe wunderſame Freude an Dingen, die ein nähe¬ res Verhältniß zu unſerm geheimen Daſeyn

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/145>, abgerufen am 23.11.2024.