fand mich bey meinem neuen Wirthe ein, bey dem sich allmählich die Bergleute versam¬ melten, um seine Verordnungen zu verneh¬ men. Eine Nebenstube war zu einer kleinen Kapelle vorgerichtet. Ein Mönch erschien und las eine Messe, nachher sprach er ein feyerliches Gebet, worinn er den Himmel an¬ rief, die Bergleute in seine heilige Obhut zu nehmen, sie bey ihren gefährlichen Arbeiten zu unterstützen, vor Anfechtungen und Tücken böser Geister sie zu schützen, und ihnen reiche Anbrüche zu bescheeren. Ich hatte nie mit mehr Inbrunst gebetet, und nie die hohe Bedeutung der Messe lebhafter empfunden. Meine künftigen Genossen kamen mir wie unterirdische Helden vor, die tausend Gefah¬ ren zu überwinden hätten, aber auch ein be¬ neidenswerthes Glück an ihren wunderbaren Kenntnissen besäßen, und in dem ernsten, stil¬ len Umgange mit den uralten Felsensöhnen
fand mich bey meinem neuen Wirthe ein, bey dem ſich allmählich die Bergleute verſam¬ melten, um ſeine Verordnungen zu verneh¬ men. Eine Nebenſtube war zu einer kleinen Kapelle vorgerichtet. Ein Mönch erſchien und las eine Meſſe, nachher ſprach er ein feyerliches Gebet, worinn er den Himmel an¬ rief, die Bergleute in ſeine heilige Obhut zu nehmen, ſie bey ihren gefährlichen Arbeiten zu unterſtützen, vor Anfechtungen und Tücken böſer Geiſter ſie zu ſchützen, und ihnen reiche Anbrüche zu beſcheeren. Ich hatte nie mit mehr Inbrunſt gebetet, und nie die hohe Bedeutung der Meſſe lebhafter empfunden. Meine künftigen Genoſſen kamen mir wie unterirdiſche Helden vor, die tauſend Gefah¬ ren zu überwinden hätten, aber auch ein be¬ neidenswerthes Glück an ihren wunderbaren Kenntniſſen beſäßen, und in dem ernſten, ſtil¬ len Umgange mit den uralten Felſenſöhnen
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fand mich bey meinem neuen Wirthe ein,
bey dem ſich allmählich die Bergleute verſam¬
melten, um ſeine Verordnungen zu verneh¬
men. Eine Nebenſtube war zu einer kleinen
Kapelle vorgerichtet. Ein Mönch erſchien
und las eine Meſſe, nachher ſprach er ein
feyerliches Gebet, worinn er den Himmel an¬
rief, die Bergleute in ſeine heilige Obhut zu
nehmen, ſie bey ihren gefährlichen Arbeiten
zu unterſtützen, vor Anfechtungen und Tücken
böſer Geiſter ſie zu ſchützen, und ihnen reiche
Anbrüche zu beſcheeren. Ich hatte nie mit
mehr Inbrunſt gebetet, und nie die hohe
Bedeutung der Meſſe lebhafter empfunden.
Meine künftigen Genoſſen kamen mir wie
unterirdiſche Helden vor, die tauſend Gefah¬
ren zu überwinden hätten, aber auch ein be¬
neidenswerthes Glück an ihren wunderbaren
Kenntniſſen beſäßen, und in dem ernſten, ſtil¬
len Umgange mit den uralten Felſenſöhnen
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/143>, abgerufen am 23.11.2024.
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