Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

werde er in Eula seyn, und dort dürfe er
nur sprechen, daß er gern ein Bergmann
werden wolle. Er habe sich dies nicht zwey¬
mal sagen lassen, und sich gleich den andern
Tag auf den Weg gemacht. Nach einem
beschwerlichen Gange von mehreren Tagen,
fuhr er fort, kam ich nach Eula. Ich kann
euch nicht sagen, wie herrlich mir zu Muthe
ward, als ich von einem Hügel die Haufen
von Steinen erblickte, die mit grünen Gebü¬
schen durchwachsen waren, auf denen breterne
Hütten standen, und als ich aus dem Thal unten
die Rauchwolken über den Wald heraufziehn
sah. Ein fernes Getöse vermehrte meine Er¬
wartungen, und mit unglaublicher Neugierde
und voll stiller Andacht stand ich bald auf
einem solchen Haufen, den man Halde nennt,
vor den dunklen Tiefen, die im Innern der
Hütten steil in den Berg hineinführten. Ich
eilte nach dem Thale und begegnete bald ei¬

werde er in Eula ſeyn, und dort dürfe er
nur ſprechen, daß er gern ein Bergmann
werden wolle. Er habe ſich dies nicht zwey¬
mal ſagen laſſen, und ſich gleich den andern
Tag auf den Weg gemacht. Nach einem
beſchwerlichen Gange von mehreren Tagen,
fuhr er fort, kam ich nach Eula. Ich kann
euch nicht ſagen, wie herrlich mir zu Muthe
ward, als ich von einem Hügel die Haufen
von Steinen erblickte, die mit grünen Gebü¬
ſchen durchwachſen waren, auf denen breterne
Hütten ſtanden, und als ich aus dem Thal unten
die Rauchwolken über den Wald heraufziehn
ſah. Ein fernes Getöſe vermehrte meine Er¬
wartungen, und mit unglaublicher Neugierde
und voll ſtiller Andacht ſtand ich bald auf
einem ſolchen Haufen, den man Halde nennt,
vor den dunklen Tiefen, die im Innern der
Hütten ſteil in den Berg hineinführten. Ich
eilte nach dem Thale und begegnete bald ei¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0140" n="132"/>
werde er in Eula &#x017F;eyn, und dort dürfe er<lb/>
nur &#x017F;prechen, daß er gern ein Bergmann<lb/>
werden wolle. Er habe &#x017F;ich dies nicht zwey¬<lb/>
mal &#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ich gleich den andern<lb/>
Tag auf den Weg gemacht. Nach einem<lb/>
be&#x017F;chwerlichen Gange von mehreren Tagen,<lb/>
fuhr er fort, kam ich nach Eula. Ich kann<lb/>
euch nicht &#x017F;agen, wie herrlich mir zu Muthe<lb/>
ward, als ich von einem Hügel die Haufen<lb/>
von Steinen erblickte, die mit grünen Gebü¬<lb/>
&#x017F;chen durchwach&#x017F;en waren, auf denen breterne<lb/>
Hütten &#x017F;tanden, und als ich aus dem Thal unten<lb/>
die Rauchwolken über den Wald heraufziehn<lb/>
&#x017F;ah. Ein fernes Getö&#x017F;e vermehrte meine Er¬<lb/>
wartungen, und mit unglaublicher Neugierde<lb/>
und voll &#x017F;tiller Andacht &#x017F;tand ich bald auf<lb/>
einem &#x017F;olchen Haufen, den man Halde nennt,<lb/>
vor den dunklen Tiefen, die im Innern der<lb/>
Hütten &#x017F;teil in den Berg hineinführten. Ich<lb/>
eilte nach dem Thale und begegnete bald ei¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0140] werde er in Eula ſeyn, und dort dürfe er nur ſprechen, daß er gern ein Bergmann werden wolle. Er habe ſich dies nicht zwey¬ mal ſagen laſſen, und ſich gleich den andern Tag auf den Weg gemacht. Nach einem beſchwerlichen Gange von mehreren Tagen, fuhr er fort, kam ich nach Eula. Ich kann euch nicht ſagen, wie herrlich mir zu Muthe ward, als ich von einem Hügel die Haufen von Steinen erblickte, die mit grünen Gebü¬ ſchen durchwachſen waren, auf denen breterne Hütten ſtanden, und als ich aus dem Thal unten die Rauchwolken über den Wald heraufziehn ſah. Ein fernes Getöſe vermehrte meine Er¬ wartungen, und mit unglaublicher Neugierde und voll ſtiller Andacht ſtand ich bald auf einem ſolchen Haufen, den man Halde nennt, vor den dunklen Tiefen, die im Innern der Hütten ſteil in den Berg hineinführten. Ich eilte nach dem Thale und begegnete bald ei¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/140
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/140>, abgerufen am 23.11.2024.