Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Kapitel.

Nach einigen Tagereisen kamen sie an ein
Dorf, am Fuße einiger spitzen Hügel, die
von tiefen Schluchten unterbrochen waren.
Die Gegend war übrigens fruchtbar und an¬
genehm, ohngeachtet die Rücken der Hügel
ein todtes, abschreckendes Ansehn hatten.
Das Wirthshaus war reinlich, die Leute be¬
reitwillig, und eine Menge Menschen, theils
Reisende, theils bloße Trinkgäste, saßen in
der Stube, und unterhielten sich von aller¬
hand Dingen.

Unsre Reisenden gesellten sich zu ihnen,
und mischten sich in die Gespräche. Die Auf¬
merksamkeit der Gesellschaft war vorzüglich
auf einen alten Mann gerichtet, der in frem¬
der Tracht an einem Tische saß, und freund¬
lich die neugierigen Fragen beantwortete, die

I
Fünftes Kapitel.

Nach einigen Tagereiſen kamen ſie an ein
Dorf, am Fuße einiger ſpitzen Hügel, die
von tiefen Schluchten unterbrochen waren.
Die Gegend war übrigens fruchtbar und an¬
genehm, ohngeachtet die Rücken der Hügel
ein todtes, abſchreckendes Anſehn hatten.
Das Wirthshaus war reinlich, die Leute be¬
reitwillig, und eine Menge Menſchen, theils
Reiſende, theils bloße Trinkgäſte, ſaßen in
der Stube, und unterhielten ſich von aller¬
hand Dingen.

Unſre Reiſenden geſellten ſich zu ihnen,
und miſchten ſich in die Geſpräche. Die Auf¬
merkſamkeit der Geſellſchaft war vorzüglich
auf einen alten Mann gerichtet, der in frem¬
der Tracht an einem Tiſche ſaß, und freund¬
lich die neugierigen Fragen beantwortete, die

I
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0137" n="129"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Fünftes Kapitel.</hi><lb/>
            </head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>ach einigen Tagerei&#x017F;en kamen &#x017F;ie an ein<lb/>
Dorf, am Fuße einiger &#x017F;pitzen Hügel, die<lb/>
von tiefen Schluchten unterbrochen waren.<lb/>
Die Gegend war übrigens fruchtbar und an¬<lb/>
genehm, ohngeachtet die Rücken der Hügel<lb/>
ein todtes, ab&#x017F;chreckendes An&#x017F;ehn hatten.<lb/>
Das Wirthshaus war reinlich, die Leute be¬<lb/>
reitwillig, und eine Menge Men&#x017F;chen, theils<lb/>
Rei&#x017F;ende, theils bloße Trinkgä&#x017F;te, &#x017F;aßen in<lb/>
der Stube, und unterhielten &#x017F;ich von aller¬<lb/>
hand Dingen.</p><lb/>
            <p>Un&#x017F;re Rei&#x017F;enden ge&#x017F;ellten &#x017F;ich zu ihnen,<lb/>
und mi&#x017F;chten &#x017F;ich in die Ge&#x017F;präche. Die Auf¬<lb/>
merk&#x017F;amkeit der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft war vorzüglich<lb/>
auf einen alten Mann gerichtet, der in frem¬<lb/>
der Tracht an einem Ti&#x017F;che &#x017F;aß, und freund¬<lb/>
lich die neugierigen Fragen beantwortete, die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">I<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0137] Fünftes Kapitel. Nach einigen Tagereiſen kamen ſie an ein Dorf, am Fuße einiger ſpitzen Hügel, die von tiefen Schluchten unterbrochen waren. Die Gegend war übrigens fruchtbar und an¬ genehm, ohngeachtet die Rücken der Hügel ein todtes, abſchreckendes Anſehn hatten. Das Wirthshaus war reinlich, die Leute be¬ reitwillig, und eine Menge Menſchen, theils Reiſende, theils bloße Trinkgäſte, ſaßen in der Stube, und unterhielten ſich von aller¬ hand Dingen. Unſre Reiſenden geſellten ſich zu ihnen, und miſchten ſich in die Geſpräche. Die Auf¬ merkſamkeit der Geſellſchaft war vorzüglich auf einen alten Mann gerichtet, der in frem¬ der Tracht an einem Tiſche ſaß, und freund¬ lich die neugierigen Fragen beantwortete, die I

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/137
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/137>, abgerufen am 24.11.2024.