mach. Er erzählte ihr vor dem Schlafengehn, was ihm begegnet sey, und schlief bald zu unterhaltenden Träumen ein. Die Kaufleute hatten sich auch zeitig fortbegeben, und wa¬ ren früh wieder munter. Die Ritter lagen in tiefer Ruhe, als sie abreisten; die Hausfrau aber nahm zärtlichen Abschied. Zulima hatte wenig geschlafen, eine innere Freude hatte sie wach erhalten; sie erschien beym Abschiede, und bediente die Reisenden demüthig und emsig. Als sie Abschied nah¬ men brachte sie mit vielen Thränen ihre Laute zu Heinrich, und bat mit rührender Stimme, sie zu Zulimas Andenken mitzuneh¬ men. Es war meines Bruders Laute, sagte sie, der sie mir beym Abschied schenkte; es ist das einzige Besitzthum, was ich gerettet ha¬ be. Sie schien euch gestern zu gefallen, und ihr laßt mir ein unschätzbares Geschenk zu¬ rück, süße Hoffnung. Nehmt dieses geringe
mach. Er erzählte ihr vor dem Schlafengehn, was ihm begegnet ſey, und ſchlief bald zu unterhaltenden Träumen ein. Die Kaufleute hatten ſich auch zeitig fortbegeben, und wa¬ ren früh wieder munter. Die Ritter lagen in tiefer Ruhe, als ſie abreiſten; die Hausfrau aber nahm zärtlichen Abſchied. Zulima hatte wenig geſchlafen, eine innere Freude hatte ſie wach erhalten; ſie erſchien beym Abſchiede, und bediente die Reiſenden demüthig und emſig. Als ſie Abſchied nah¬ men brachte ſie mit vielen Thränen ihre Laute zu Heinrich, und bat mit rührender Stimme, ſie zu Zulimas Andenken mitzuneh¬ men. Es war meines Bruders Laute, ſagte ſie, der ſie mir beym Abſchied ſchenkte; es iſt das einzige Beſitzthum, was ich gerettet ha¬ be. Sie ſchien euch geſtern zu gefallen, und ihr laßt mir ein unſchätzbares Geſchenk zu¬ rück, ſüße Hoffnung. Nehmt dieſes geringe
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mach. Er erzählte ihr vor dem Schlafengehn,
was ihm begegnet ſey, und ſchlief bald zu
unterhaltenden Träumen ein. Die Kaufleute
hatten ſich auch zeitig fortbegeben, und wa¬
ren früh wieder munter. Die Ritter lagen
in tiefer Ruhe, als ſie abreiſten; die
Hausfrau aber nahm zärtlichen Abſchied.
Zulima hatte wenig geſchlafen, eine innere
Freude hatte ſie wach erhalten; ſie erſchien
beym Abſchiede, und bediente die Reiſenden
demüthig und emſig. Als ſie Abſchied nah¬
men brachte ſie mit vielen Thränen ihre
Laute zu Heinrich, und bat mit rührender
Stimme, ſie zu Zulimas Andenken mitzuneh¬
men. Es war meines Bruders Laute, ſagte
ſie, der ſie mir beym Abſchied ſchenkte; es iſt
das einzige Beſitzthum, was ich gerettet ha¬
be. Sie ſchien euch geſtern zu gefallen, und
ihr laßt mir ein unſchätzbares Geſchenk zu¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/134>, abgerufen am 24.11.2024.
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