Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Edle Jünglinge verneigen Sich mit heißem Blick vor ihr; Zärtliche Gesänge steigen Mit dem Abendstern zu mir. Dem Geliebten darf man trauen; Ewge Lieb' und Treu den Frauen, Ist der Männer Losung hier. Hier, wo um krystallne Quellen Liebend sich der Himmel legt, Und mit heißen Balsamwellen Um den Hayn zusammenschlägt, Der in seinen Lustgebieten, Unter Früchten, unter Blüthen Tausend bunte Sänger hegt. Fern sind jene Jugendträume! Abwärts liegt das Vaterland! Längst gefällt sind jene Bäume, Und das alte Schloß verbrannt. Edle Jünglinge verneigen Sich mit heißem Blick vor ihr; Zärtliche Geſänge ſteigen Mit dem Abendſtern zu mir. Dem Geliebten darf man trauen; Ewge Lieb' und Treu den Frauen, Iſt der Männer Loſung hier. Hier, wo um kryſtallne Quellen Liebend ſich der Himmel legt, Und mit heißen Balſamwellen Um den Hayn zuſammenſchlägt, Der in ſeinen Luſtgebieten, Unter Früchten, unter Blüthen Tauſend bunte Sänger hegt. Fern ſind jene Jugendträume! Abwärts liegt das Vaterland! Längſt gefällt ſind jene Bäume, Und das alte Schloß verbrannt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0125" n="117"/> <lg n="3"> <l>Edle Jünglinge verneigen</l><lb/> <l>Sich mit heißem Blick vor ihr;</l><lb/> <l>Zärtliche Geſänge ſteigen</l><lb/> <l>Mit dem Abendſtern zu mir.</l><lb/> <l>Dem Geliebten darf man trauen;</l><lb/> <l>Ewge Lieb' und Treu den Frauen,</l><lb/> <l>Iſt der Männer Loſung hier.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Hier, wo um kryſtallne Quellen</l><lb/> <l>Liebend ſich der Himmel legt,</l><lb/> <l>Und mit heißen Balſamwellen</l><lb/> <l>Um den Hayn zuſammenſchlägt,</l><lb/> <l>Der in ſeinen Luſtgebieten,</l><lb/> <l>Unter Früchten, unter Blüthen</l><lb/> <l>Tauſend bunte Sänger hegt.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Fern ſind jene Jugendträume!</l><lb/> <l>Abwärts liegt das Vaterland!</l><lb/> <l>Längſt gefällt ſind jene Bäume,</l><lb/> <l>Und das alte Schloß verbrannt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0125]
Edle Jünglinge verneigen
Sich mit heißem Blick vor ihr;
Zärtliche Geſänge ſteigen
Mit dem Abendſtern zu mir.
Dem Geliebten darf man trauen;
Ewge Lieb' und Treu den Frauen,
Iſt der Männer Loſung hier.
Hier, wo um kryſtallne Quellen
Liebend ſich der Himmel legt,
Und mit heißen Balſamwellen
Um den Hayn zuſammenſchlägt,
Der in ſeinen Luſtgebieten,
Unter Früchten, unter Blüthen
Tauſend bunte Sänger hegt.
Fern ſind jene Jugendträume!
Abwärts liegt das Vaterland!
Längſt gefällt ſind jene Bäume,
Und das alte Schloß verbrannt.
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