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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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nach Augsburg zu machen hätten. Eine
freundliche Bewirthung ward ihnen zu Theil,
und die Frauen und Töchter drängten sich
mit herzlicher Neugier um die Fremdlinge.
Heinrichs Mutter gewann sie bald durch ih¬
re guthmüthige Bereitwilligkeit und Theil¬
nahme. Man war erfreut eine Frau aus
der Residenzstadt zu sehn, die eben so willig
die Neuigkeiten der Mode, als die Zuberei¬
tung einiger schmackhafter Schüsseln mittheil¬
te. Der junge Ofterdingen ward von Rit¬
tern und Frauen wegen seiner Bescheidenheit
und seines ungezwungenen milden Betragens
gepriesen, und die letztern verweilten gern
auf seiner einnehmenden Gestalt, die wie das
einfache Wort eines Unbekannten war, das
man fast überhört, bis längst nach seinem
Abschiede es seine tiefe unscheinbare Knospe
immer mehr aufthut, und endlich eine herrli¬
che Blume in allem Farbenglanze dichtver¬

nach Augsburg zu machen hätten. Eine
freundliche Bewirthung ward ihnen zu Theil,
und die Frauen und Töchter drängten ſich
mit herzlicher Neugier um die Fremdlinge.
Heinrichs Mutter gewann ſie bald durch ih¬
re guthmüthige Bereitwilligkeit und Theil¬
nahme. Man war erfreut eine Frau aus
der Reſidenzſtadt zu ſehn, die eben ſo willig
die Neuigkeiten der Mode, als die Zuberei¬
tung einiger ſchmackhafter Schüſſeln mittheil¬
te. Der junge Ofterdingen ward von Rit¬
tern und Frauen wegen ſeiner Beſcheidenheit
und ſeines ungezwungenen milden Betragens
geprieſen, und die letztern verweilten gern
auf ſeiner einnehmenden Geſtalt, die wie das
einfache Wort eines Unbekannten war, das
man faſt überhört, bis längſt nach ſeinem
Abſchiede es ſeine tiefe unſcheinbare Knospe
immer mehr aufthut, und endlich eine herrli¬
che Blume in allem Farbenglanze dichtver¬

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[105/0113] nach Augsburg zu machen hätten. Eine freundliche Bewirthung ward ihnen zu Theil, und die Frauen und Töchter drängten ſich mit herzlicher Neugier um die Fremdlinge. Heinrichs Mutter gewann ſie bald durch ih¬ re guthmüthige Bereitwilligkeit und Theil¬ nahme. Man war erfreut eine Frau aus der Reſidenzſtadt zu ſehn, die eben ſo willig die Neuigkeiten der Mode, als die Zuberei¬ tung einiger ſchmackhafter Schüſſeln mittheil¬ te. Der junge Ofterdingen ward von Rit¬ tern und Frauen wegen ſeiner Beſcheidenheit und ſeines ungezwungenen milden Betragens geprieſen, und die letztern verweilten gern auf ſeiner einnehmenden Geſtalt, die wie das einfache Wort eines Unbekannten war, das man faſt überhört, bis längſt nach ſeinem Abſchiede es ſeine tiefe unſcheinbare Knospe immer mehr aufthut, und endlich eine herrli¬ che Blume in allem Farbenglanze dichtver¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/113>, abgerufen am 27.11.2024.