N. N.: Beschreibung eines Wunder-Menschen/ zu diesen unsern Zeiten entsprungen in der Neapolitanischen Landschafft. s. l., 1689.Beschreibung eines Wunder-Menschen/ zu diesen unsern Zeiten entsprungen in der Neapolitanischen Landschafft. [Abbildung]
DAß der gar zu grosse Weibische Fürwitz jederzeit seinen Frevel gebüsset hat/ gibt Viel Wunder-Ding hat die Natur Zu jeder Zeit ersonnen/ Diß zeugt uns diese Creatur/ So klar/ als selbst die Sonne. CUM LICENTIA SUPERIORUM. Gedruckt im Jahr Christi 1689. Beſchreibung eines Wunder-Menſchen/ zu dieſen unſern Zeiten entſprungen in der Neapolitaniſchen Landſchafft. [Abbildung]
DAß der gar zu groſſe Weibiſche Fuͤrwitz jederzeit ſeinen Frevel gebuͤſſet hat/ gibt Viel Wunder-Ding hat die Natur Zu jeder Zeit erſonnen/ Diß zeugt uns dieſe Creatur/ So klar/ als ſelbſt die Sonne. CUM LICENTIA SUPERIORUM. Gedruckt im Jahr Chriſti 1689. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002"/> <div> <head>Beſchreibung eines Wunder-Menſchen/ zu dieſen<lb/> unſern Zeiten entſprungen in der Neapolitaniſchen Landſchafft.</head><lb/> <figure/><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">Aß der gar zu groſſe Weibiſche Fuͤrwitz jederzeit ſeinen Frevel gebuͤſſet hat/ gibt</hi><lb/> deſſen klare Zeugniß Eliſabetha Roſina/ Petri Antonii Conſiglio Eheliche Haußfrau/ wohnhafft in der<lb/> Stadt Biglia in Apuglia. Nach dero dann ſelbſt eigener Auſſage iſt von dieſen beeden Leuten dieſes<lb/> wunderſeltzame Kind auf dieſe Welt herfuͤr kommen. Seiner Monſtroſitaͤt oder Abſcheulichkeit<lb/> ſoll ein Urſprung geweſen ſeyn folgendes: Die obbeſagte arme Eliſabeth begabe ſich zum oͤfftern<lb/> hinaus an das Geſtade des Meers/ alldort nothwendiger Lebens-Mittel Auffenthalt zu erheiſchen:<lb/> Dieſe aber gemeldte Gegend oder Ende des Meers dieſer Landſchafft iſt begabt mit einem groſſen Uber-<lb/> fluß der Meeres-Ottern/ Meer-Schnecken oder Schild-Kroͤten/ wie auch Fiſchen/ (gleich den je-<lb/> nigen/ ſo man Rochen nennet) von einer Haut rauh/ und hart/ wormit man wohl auch Holtz und<lb/> Helffenbein reiben kan. Dieſe denn erſtgedachte Meer-Wunder waren der urſpruͤngliche Zweck<lb/> und Vorbild des gar zu weiblichen Fuͤrwitzes/ ſo ſoch in dero Speculation/ oder Nachſinnen und An-<lb/> ſchauen kaum zu gnuͤgen erſaͤttigen kunte/ zu welchem dann der Einfluß von oben her das Seinige beyzuthun nicht unterlaſſen hat.<lb/> Auf dieſe dann und ſolche Weiß iſt Krafft gewoͤhnlicher Generation und Menſchlicher Geburth dieſes vernuͤnfftige Meer- und<lb/> Wunder-Kind auf dieſe Welt kommen. Das Angeſicht dieſes Wunder-Kindes iſt einer gnugſamen proportionirten Form und<lb/> Geſtalt/ zum Theil braun/ die Haar der etwas ſichtiger und Weiſe naͤcher/ der uͤbrige Leib aber vom Haupt und Hals mit<lb/> ſchwartzfleiſchlichen Schlair bekleidet/ ſchier gar/ als ob er von gantz Seiden waͤre/ zum Theil mit weiſſen Sternlein in etwas<lb/> difformiret/ und verungleichet/ die Geſtalt der Haͤnde einer unfoͤrmlichen Organization und Geſchaffenheit/ die Fuͤß weiß/ be-<lb/> ſchuͤpet/ unterſchiedlich/ und auch nicht gar zum annehmlichſten coloriret und gefaͤrbet/ nicht faſt ungleich gemeldten Meer-Schne-<lb/> cken oder Schild-Kroͤten; Und was das Abſcheuen und Schrecken an dieſem Wunder-Kind vermehren kan/ iſt/ daß es nehmlich/<lb/> (durch Sympaſtiſche Eigenſchafft mehrgemeldter Wunderwerck nicht unbillich alſo geartet/ und naturiret) bey dem Meer und<lb/> Waſſer ſich befindende/ in daſſelbe hinein ſtuͤrtzet/ wofern es nicht mit gewalt davon abgehalten wird. Seines Alters in dem<lb/> 15. Jahr/ in der heiligen Tauff genandt Bernardinus. Die Muter dieſer wunderlichen Frucht/ foͤrchtende/ daß auf ſelbige ei-<lb/> nes ſtraͤfflichen Fuͤrwitzes billicher Argwohn moͤchte geworffen werden/ hat man ſolche biß anher vor des Landes Erkaͤntniß in ei-<lb/> nen ſtillen Arreſt verborgen gehalten. Gleichwie aber nichts ſo klein geſponnen/ es koͤmmt endlich an die Sonnen/ iſt auch dieſer<lb/> Menſchliche Meer- und Wunder-Menſch doch an das Licht der Menſchlichen Augen unterſchiedlichen Provintzen zu Theil worden.<lb/> Auf daß/ welches menſchliche Aug in der Sach ſelbſten dergleichen obgeſagten Meer- und Wunder-Thier niemahls anſichtig wor-<lb/> den/ an dieſen Monſtroſiſchen Kind/ und Kindiſchen Monſtro ein lebendiges Contrafect gehaben wird. GOTT gebe/ daß nicht<lb/> verificirt und wahr werde/ was von einem Monſtro und Wunderthiere zu ſeiner Zeit geſungen hat Marcellinus:<lb/><lg type="poem"><l rendition="#c">Viel Wunder-Ding hat die Natur</l><lb/><l rendition="#c">Zu jeder Zeit erſonnen/</l><lb/><l rendition="#c">Diß zeugt uns dieſe Creatur/</l><lb/><l rendition="#c">So klar/ als ſelbſt die Sonne.</l></lg> </p> </div><lb/> <div type="imprimatur"> <p rendition="#c">CUM LICENTIA SUPERIORUM.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="imprint"> <p rendition="#c"> Gedruckt im Jahr Chriſti 1689. </p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0002]
Beſchreibung eines Wunder-Menſchen/ zu dieſen
unſern Zeiten entſprungen in der Neapolitaniſchen Landſchafft.
[Abbildung]
DAß der gar zu groſſe Weibiſche Fuͤrwitz jederzeit ſeinen Frevel gebuͤſſet hat/ gibt
deſſen klare Zeugniß Eliſabetha Roſina/ Petri Antonii Conſiglio Eheliche Haußfrau/ wohnhafft in der
Stadt Biglia in Apuglia. Nach dero dann ſelbſt eigener Auſſage iſt von dieſen beeden Leuten dieſes
wunderſeltzame Kind auf dieſe Welt herfuͤr kommen. Seiner Monſtroſitaͤt oder Abſcheulichkeit
ſoll ein Urſprung geweſen ſeyn folgendes: Die obbeſagte arme Eliſabeth begabe ſich zum oͤfftern
hinaus an das Geſtade des Meers/ alldort nothwendiger Lebens-Mittel Auffenthalt zu erheiſchen:
Dieſe aber gemeldte Gegend oder Ende des Meers dieſer Landſchafft iſt begabt mit einem groſſen Uber-
fluß der Meeres-Ottern/ Meer-Schnecken oder Schild-Kroͤten/ wie auch Fiſchen/ (gleich den je-
nigen/ ſo man Rochen nennet) von einer Haut rauh/ und hart/ wormit man wohl auch Holtz und
Helffenbein reiben kan. Dieſe denn erſtgedachte Meer-Wunder waren der urſpruͤngliche Zweck
und Vorbild des gar zu weiblichen Fuͤrwitzes/ ſo ſoch in dero Speculation/ oder Nachſinnen und An-
ſchauen kaum zu gnuͤgen erſaͤttigen kunte/ zu welchem dann der Einfluß von oben her das Seinige beyzuthun nicht unterlaſſen hat.
Auf dieſe dann und ſolche Weiß iſt Krafft gewoͤhnlicher Generation und Menſchlicher Geburth dieſes vernuͤnfftige Meer- und
Wunder-Kind auf dieſe Welt kommen. Das Angeſicht dieſes Wunder-Kindes iſt einer gnugſamen proportionirten Form und
Geſtalt/ zum Theil braun/ die Haar der etwas ſichtiger und Weiſe naͤcher/ der uͤbrige Leib aber vom Haupt und Hals mit
ſchwartzfleiſchlichen Schlair bekleidet/ ſchier gar/ als ob er von gantz Seiden waͤre/ zum Theil mit weiſſen Sternlein in etwas
difformiret/ und verungleichet/ die Geſtalt der Haͤnde einer unfoͤrmlichen Organization und Geſchaffenheit/ die Fuͤß weiß/ be-
ſchuͤpet/ unterſchiedlich/ und auch nicht gar zum annehmlichſten coloriret und gefaͤrbet/ nicht faſt ungleich gemeldten Meer-Schne-
cken oder Schild-Kroͤten; Und was das Abſcheuen und Schrecken an dieſem Wunder-Kind vermehren kan/ iſt/ daß es nehmlich/
(durch Sympaſtiſche Eigenſchafft mehrgemeldter Wunderwerck nicht unbillich alſo geartet/ und naturiret) bey dem Meer und
Waſſer ſich befindende/ in daſſelbe hinein ſtuͤrtzet/ wofern es nicht mit gewalt davon abgehalten wird. Seines Alters in dem
15. Jahr/ in der heiligen Tauff genandt Bernardinus. Die Muter dieſer wunderlichen Frucht/ foͤrchtende/ daß auf ſelbige ei-
nes ſtraͤfflichen Fuͤrwitzes billicher Argwohn moͤchte geworffen werden/ hat man ſolche biß anher vor des Landes Erkaͤntniß in ei-
nen ſtillen Arreſt verborgen gehalten. Gleichwie aber nichts ſo klein geſponnen/ es koͤmmt endlich an die Sonnen/ iſt auch dieſer
Menſchliche Meer- und Wunder-Menſch doch an das Licht der Menſchlichen Augen unterſchiedlichen Provintzen zu Theil worden.
Auf daß/ welches menſchliche Aug in der Sach ſelbſten dergleichen obgeſagten Meer- und Wunder-Thier niemahls anſichtig wor-
den/ an dieſen Monſtroſiſchen Kind/ und Kindiſchen Monſtro ein lebendiges Contrafect gehaben wird. GOTT gebe/ daß nicht
verificirt und wahr werde/ was von einem Monſtro und Wunderthiere zu ſeiner Zeit geſungen hat Marcellinus:
Viel Wunder-Ding hat die Natur
Zu jeder Zeit erſonnen/
Diß zeugt uns dieſe Creatur/
So klar/ als ſelbſt die Sonne.
CUM LICENTIA SUPERIORUM.
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