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Wiener Zeitung. Nr. 282. [Wien], 26. November 1850.

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Wiener [Abbildung] Zeitung.


>Nro 282Dienstag, den 26. November1850.


[Beginn Spaltensatz]
Jnhalt.

Amtlicher Theil.

Nichtamtlicher Theil.

Oesterreich. Wien. ( Finanzielle Verhältnisse. Der
Handelsverkehr Wiens im Monat October 1850.
Telegr. Privat=Depeschen. )

Kronländer. Prag. Laubendorf. Lemberg. ( Rinder-
pest. ) Jnnsbruck. Pavia.

Deutschland. Berlin. ( Kammer=Verhandlungen. Tags-
befehl des Prinzen v. Preußen. Vermischtes. ) -- Jser-
lohn. -- München. ( Vermischtes. ) -- Dresden. ( Kam-
mersitzung. ) Karlsruhe. ( Kammerverhandlung. Adresse
an den Erzbischof Franzoni. ) -- Ludwigsburg. --
Ulm. -- Aus Rheinhessen. -- Aus Westpreußen --
Luxemburg. ( Kammersitzung. ) -- Frankfurt.

Frankreich. Paris. ( Sitzung der gesetzgebenden Ver-
sammlung. Vermischtes. )

Großbritanien. London. ( Vermischtes. )

Spanien. Madrid.

Rußland. St. Petersburg. ( Kaiserl. Handschreiben. )

Dänemark. Kopenhagen.

Schweden und Norwegen. Stockholm.

Oeffentliche Gerichts=Verhandlungen.

Beilage.



Amtlicher Theil.

Se. Majestät der Kaiser haben über Antrag des Mi-
nister=Präsidenten mittelst Allerhöchster Entschließung
vom 20. d. M. den bisherigen kaiserl. Geschäftsträger in
Florenz, Major Carl Freih. v. Hügel, zu Allerhöchst-
ihrem außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten
Minister am großherzogl. Toscanischen Hofe allergnädigst
zu ernennen geruht.



Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchst unterzeichne-
tem Diplome den k. k. Major, dermalen Oberstlieutenant
im ersten Romanen=Gränz=Regimente, Rudolph Rei-
chetzer,
als Ritter des kaiserl. Oesterreichischen Ordens
der eisernen Krone III. Classe, den Statuten dieses Ordens
gemäß, in den Ritterstand des Oesterreichischen Kaiser-
staates allergnädigst zu erheben geruht.



Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlie-
ßung vom 22. v. Mts., dem Hauptmann beim Jnfan-
terie=Regimente Freiherr v. Piret Nr. 27, Rudolph
Freiherrn v. Lüttichau, die k. k. Kämmererswürde
allergnädigst zu verleihen geruht.



Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlie-
ßung vom 18. November l. J., dem Ministerialrathe des
Justiz=Ministeriums, Dr. Jgnaz Stroynowski,
taxfrei das Ritterkreuz Jhres Leopold=Ordens allergnä-
digst zu verleihen geruht.



Se. k. k. Majestät haben dem Musterlehrer zu Aflenz
in Steiermark, Franz Stanzky, in Anerkennung sei-
ner vieljährigen belobten Wirksamkeit im Fache des Un-
terrichtes und der Erziehung, das silberne Verdienstkreuz
mit der Krone allergnädigst zu verleihen geruht.



Se. Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom
[Spaltenumbruch] 13. November d. J., dem Schullehrer zu Oberhaid in
Böhmen, Joseph Bludaumüller, in Anerkennung
seiner dreiundsechzigjährigen verdienstlichen Wirksamkeit in
der Schule, das silberne Verdienstkreuz mit der Krone
allergnädigst zu verleihen geruht.



Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlie-
ßung vom 13. November d. J., dem Schullehrer Franz
Hiebel, zu Grulich in Böhmen, in Anbetracht seiner
fünfundfünfzigjährigen eifrigen Dienstleistung im Schul-
fache, das silberne Verdienstkreuz mit der Krone aller-
gnädigst zu verleihen geruht.



Die bei dem Redactions=Bureau des allgemeinen
Reichsgesetz= und Regierungsblattes erledigten Ministe-
rial=Concipisten- und Redacteursstellen sind vom Minister
der Justiz und nicht, wie durch ein Versehen in die
Wiener Zeitung vom 23sten l. M., Nr. 280, aufge-
nommen wurde, vom Minister des Jnnern verliehen
worden.

Die gefertigte Central=Commission hat dem Literaten
Franz Schweikhardt, unterm 31sten v. M., die Be-
willigung zur Umänderung des Titels der ihm bereits
früher concessionirten Zeitschrift "für Stadt und Land"
in den "humoristisch=belletristisches Tagblatt" mit Fern-
haltung von allen politischen Aufsätzen ertheilt.

Eine genaue Durchsicht des seit 1sten d. M. unter
dem obigen neuen Titel erschienenen Blattes führte jedoch
znr vollen Ueberzeugung, daß Schweikhardt das
von ihm selbst gelieferte Programm und die ihm hier-
auf ertheilte Concession wesentlich überschritten hat,
weßhalb ihm dieselbe wieder genommen worden ist.

Wien am 25. November 1850.

    Von der Central=Commission der k. k. Militär-
    Stadt=Commandantur.



Heute den 26. November 1850 wird in der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei in Wien das CVIII. Stück des allge-
meinen Reichsgesetz= und Regierungsblattes, und zwar
in Magyarisch= und Romanisch=Deutscher Doppel=Aus-
gabe ausgegeben und versendet werden. Von diesem Stücke
wurde die Deutsche Allein=Ausgabe am 9. August 1850,
die Jtalienisch=, Böhmisch= und Slovenisch=Deutsche
Doppel=Ausgabe am 27. August 1850, und die Polnisch=,
Serbisch= und Croatisch=Deutsche Doppel=Ausgabe am
30. August 1850 ausgegeben und versendet.

Dasselbe enthält unter

Nr. 324 die Verordnung des Justiz=Ministeriums vom
3. August 1850, wodurch im Einvernehmen mit dem
Ministerium des Jnnern in Beziehung auf die Bil-
dung der Geschwornenlisten für die bei den Schwur-
gerichtssitzungen in den Jahren 1850 und 1851 zu
verwendenden Geschwornen mehrere Ausnahmsbe-
stimmungen angeordnet werden.



Nichtamtlicher Theil.
Oesterreich.
Wien.

Seit den Umwälzungen des Jahres 1848 ist an der
Wiener Börse beinahe ununterbrochen das Streben einer
fortschreitenden Herabminderung des Werthes der Bank-
noten und überhaupt des Papiergeldes bemerkbar.

Die Umstände waren in den Jahren 1848 und 1849
von so außerordentlicher Beschaffenheit und die Anstren-
[Spaltenumbruch] gungen, die zur Erhaltung des Staates und zur Her-
stellung der gesetzlichen Ordnung aufgeboten werden
mußten, waren von so großartigem Umfange, daß
eine Rückwirkung auf den Stand der Wechselcourse
und den Werth des Papiergeldes unvermeidlich war.

Seit der Wiederkehr des innern und äußern Friedens,
und ungeachtet der in jeder Beziehung eingetretenen
Besserung unserer Zustände blieb die Richtung, welche
die Course der Wechsel und des Goldes verfolgten,
nach einer kurzen Unterbrechung gleichwohl dieselbe.

Seit mehreren Monaten war jedoch wenigstens in
so fern ein Stillstand eingetreten, daß die Schwan-
kungen, die in diesen Coursen Statt fanden, nicht
erheblich waren. Jn neuester Zeit boten die Kriegsrü-
stungen und der unentschiedene Zustand einiger Fragen
in Deutschland die Veranlassung und den Stoff zu
neuen, gesteigerten Angriffen auf den Stand der ge-
setzlichen Landeswährung.

Der Cours auf Frankfurt, der im Anfange des Mo-
nats October 1850 --117 3 / 4 stand, erhob sich bis
19. November 1850 auf127 1 / 2, jener auf London stieg
von 11 fl. 41 kr. auf 12 fl. 34 kr. und das Gold von
23 3 / 8 auf33 3 / 4 pCt. So bedeutend diese Coursver-
schlimmerung ist, so konnte doch für dieselbe wenigstens
geltend gemacht werden, daß die Möglichkeit einer Stö-
rung der friedlichen Verhältnisse in Deutschland auf den
Börsen aller dabei betheiligten Staaten eine Erschütte-
rung hervorbrachte; man hätte aber erwarten können, daß
in dieser Coursveränderung die Besorgnisse einer sol-
chen Möglichkeit die mehr als hinreichende Beachtung
gefunden hätten. Wenn gleich die Kriegsrüstungen
nicht eingestellt wurden, so war doch dasjenige, was
seitdem geschah, durchaus nicht von solcher Beschaf-
fenheit, daß es eine neue Beunruhigung hätte erregen
oder dieselbe steigern können. Die gegenseitigen Mit-
theilungen der Regierungen trugen eben zu jener Zeit
den versöhnlichsten Charakter an sich und legten un-
verkennbar das Streben an den Tag, die entstande-
nen Mißverständnisse friedlich zu lösen. Diesen beru-
higenden Aussichten geradezu entgegengesetzt waren die
Erscheinungen, welche die Wiener Börse während der
letzten Tage darbot.

Seit dem 19. d. M. ward Frankfurt auf133 1 / 2, Lon-
don auf 13 fl. 12 kr., Gold auf41 1 / 4 hinaufgetrieben.

Der Unterschied von 6 und 8 pCt. im Laufe von
3 oder 4 Börsetagen, für den Niemand einen bestimm-
ten Grund, ja nicht einmal eine nicht bereits früher
reichlich escomptirte Befürchtung anzugeben wußte,
legte die Natur und die Triebfedern dieser Courswand-
lung deutlich zu Tage. Ein Blatt hat dieselbe mit
ehrenhafter Freimüthigkeit bei dem wahren Namen ge-
nannt. Ein Spiel ist es, das mit Hinwegsetzung über
jede Rücksicht getrieben wird. Wir überlassen es andern,
dieses Treiben und dessen verderbliche Wirkungen der
Wahrheit gemäß darzustellen, und wollen uns nur
darauf beschränken, einige Thatsachen anzuführen,
welche zeigen, wie sehr dasselbe in der Wirklichkeit
jeder Grundlage entbehrt.

Um das Hinauftreiben der Wechselcourse zu be-
schönigen, wird angegeben, die Summe des um-
laufenden Papiergeldes sei ungeheuer angewachsen,
und es sei zu besorgen, daß die Führung eines
Krieges eine noch größere Vermehrung des Pa-
piergeldes nach sich ziehen werde. Man geberdet sich
dabei, als ob das Oesterreichische Volk an Metall-
Münze gänzlich verarmt wäre, und als ob den Finan-
zen keine Hilfsquellen in Metall=Münze zu Gebote
stünden. Nun ist es aber in der Wirklichkeit unrichtig,
daß die Menge des umlaufenden Papiergeldes den Be-

[Ende Spaltensatz]

Wiener [Abbildung] Zeitung.


>Nro 282Dienstag, den 26. November1850.


[Beginn Spaltensatz]
Jnhalt.

Amtlicher Theil.

Nichtamtlicher Theil.

Oesterreich. Wien. ( Finanzielle Verhältnisse. Der
Handelsverkehr Wiens im Monat October 1850.
Telegr. Privat=Depeschen. )

Kronländer. Prag. Laubendorf. Lemberg. ( Rinder-
pest. ) Jnnsbruck. Pavia.

Deutschland. Berlin. ( Kammer=Verhandlungen. Tags-
befehl des Prinzen v. Preußen. Vermischtes. ) — Jser-
lohn. — München. ( Vermischtes. ) — Dresden. ( Kam-
mersitzung. ) Karlsruhe. ( Kammerverhandlung. Adresse
an den Erzbischof Franzoni. ) — Ludwigsburg. —
Ulm. — Aus Rheinhessen. — Aus Westpreußen —
Luxemburg. ( Kammersitzung. ) — Frankfurt.

Frankreich. Paris. ( Sitzung der gesetzgebenden Ver-
sammlung. Vermischtes. )

Großbritanien. London. ( Vermischtes. )

Spanien. Madrid.

Rußland. St. Petersburg. ( Kaiserl. Handschreiben. )

Dänemark. Kopenhagen.

Schweden und Norwegen. Stockholm.

Oeffentliche Gerichts=Verhandlungen.

Beilage.



Amtlicher Theil.

Se. Majestät der Kaiser haben über Antrag des Mi-
nister=Präsidenten mittelst Allerhöchster Entschließung
vom 20. d. M. den bisherigen kaiserl. Geschäftsträger in
Florenz, Major Carl Freih. v. Hügel, zu Allerhöchst-
ihrem außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten
Minister am großherzogl. Toscanischen Hofe allergnädigst
zu ernennen geruht.



Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchst unterzeichne-
tem Diplome den k. k. Major, dermalen Oberstlieutenant
im ersten Romanen=Gränz=Regimente, Rudolph Rei-
chetzer,
als Ritter des kaiserl. Oesterreichischen Ordens
der eisernen Krone III. Classe, den Statuten dieses Ordens
gemäß, in den Ritterstand des Oesterreichischen Kaiser-
staates allergnädigst zu erheben geruht.



Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlie-
ßung vom 22. v. Mts., dem Hauptmann beim Jnfan-
terie=Regimente Freiherr v. Piret Nr. 27, Rudolph
Freiherrn v. Lüttichau, die k. k. Kämmererswürde
allergnädigst zu verleihen geruht.



Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlie-
ßung vom 18. November l. J., dem Ministerialrathe des
Justiz=Ministeriums, Dr. Jgnaz Stroynowski,
taxfrei das Ritterkreuz Jhres Leopold=Ordens allergnä-
digst zu verleihen geruht.



Se. k. k. Majestät haben dem Musterlehrer zu Aflenz
in Steiermark, Franz Stanzky, in Anerkennung sei-
ner vieljährigen belobten Wirksamkeit im Fache des Un-
terrichtes und der Erziehung, das silberne Verdienstkreuz
mit der Krone allergnädigst zu verleihen geruht.



Se. Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom
[Spaltenumbruch] 13. November d. J., dem Schullehrer zu Oberhaid in
Böhmen, Joseph Bludaumüller, in Anerkennung
seiner dreiundsechzigjährigen verdienstlichen Wirksamkeit in
der Schule, das silberne Verdienstkreuz mit der Krone
allergnädigst zu verleihen geruht.



Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlie-
ßung vom 13. November d. J., dem Schullehrer Franz
Hiebel, zu Grulich in Böhmen, in Anbetracht seiner
fünfundfünfzigjährigen eifrigen Dienstleistung im Schul-
fache, das silberne Verdienstkreuz mit der Krone aller-
gnädigst zu verleihen geruht.



Die bei dem Redactions=Bureau des allgemeinen
Reichsgesetz= und Regierungsblattes erledigten Ministe-
rial=Concipisten- und Redacteursstellen sind vom Minister
der Justiz und nicht, wie durch ein Versehen in die
Wiener Zeitung vom 23sten l. M., Nr. 280, aufge-
nommen wurde, vom Minister des Jnnern verliehen
worden.

Die gefertigte Central=Commission hat dem Literaten
Franz Schweikhardt, unterm 31sten v. M., die Be-
willigung zur Umänderung des Titels der ihm bereits
früher concessionirten Zeitschrift „für Stadt und Land“
in den „humoristisch=belletristisches Tagblatt“ mit Fern-
haltung von allen politischen Aufsätzen ertheilt.

Eine genaue Durchsicht des seit 1sten d. M. unter
dem obigen neuen Titel erschienenen Blattes führte jedoch
znr vollen Ueberzeugung, daß Schweikhardt das
von ihm selbst gelieferte Programm und die ihm hier-
auf ertheilte Concession wesentlich überschritten hat,
weßhalb ihm dieselbe wieder genommen worden ist.

Wien am 25. November 1850.

    Von der Central=Commission der k. k. Militär-
    Stadt=Commandantur.



Heute den 26. November 1850 wird in der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei in Wien das CVIII. Stück des allge-
meinen Reichsgesetz= und Regierungsblattes, und zwar
in Magyarisch= und Romanisch=Deutscher Doppel=Aus-
gabe ausgegeben und versendet werden. Von diesem Stücke
wurde die Deutsche Allein=Ausgabe am 9. August 1850,
die Jtalienisch=, Böhmisch= und Slovenisch=Deutsche
Doppel=Ausgabe am 27. August 1850, und die Polnisch=,
Serbisch= und Croatisch=Deutsche Doppel=Ausgabe am
30. August 1850 ausgegeben und versendet.

Dasselbe enthält unter

Nr. 324 die Verordnung des Justiz=Ministeriums vom
3. August 1850, wodurch im Einvernehmen mit dem
Ministerium des Jnnern in Beziehung auf die Bil-
dung der Geschwornenlisten für die bei den Schwur-
gerichtssitzungen in den Jahren 1850 und 1851 zu
verwendenden Geschwornen mehrere Ausnahmsbe-
stimmungen angeordnet werden.



Nichtamtlicher Theil.
Oesterreich.
Wien.

Seit den Umwälzungen des Jahres 1848 ist an der
Wiener Börse beinahe ununterbrochen das Streben einer
fortschreitenden Herabminderung des Werthes der Bank-
noten und überhaupt des Papiergeldes bemerkbar.

Die Umstände waren in den Jahren 1848 und 1849
von so außerordentlicher Beschaffenheit und die Anstren-
[Spaltenumbruch] gungen, die zur Erhaltung des Staates und zur Her-
stellung der gesetzlichen Ordnung aufgeboten werden
mußten, waren von so großartigem Umfange, daß
eine Rückwirkung auf den Stand der Wechselcourse
und den Werth des Papiergeldes unvermeidlich war.

Seit der Wiederkehr des innern und äußern Friedens,
und ungeachtet der in jeder Beziehung eingetretenen
Besserung unserer Zustände blieb die Richtung, welche
die Course der Wechsel und des Goldes verfolgten,
nach einer kurzen Unterbrechung gleichwohl dieselbe.

Seit mehreren Monaten war jedoch wenigstens in
so fern ein Stillstand eingetreten, daß die Schwan-
kungen, die in diesen Coursen Statt fanden, nicht
erheblich waren. Jn neuester Zeit boten die Kriegsrü-
stungen und der unentschiedene Zustand einiger Fragen
in Deutschland die Veranlassung und den Stoff zu
neuen, gesteigerten Angriffen auf den Stand der ge-
setzlichen Landeswährung.

Der Cours auf Frankfurt, der im Anfange des Mo-
nats October 1850 —117 3 / 4 stand, erhob sich bis
19. November 1850 auf127 1 / 2, jener auf London stieg
von 11 fl. 41 kr. auf 12 fl. 34 kr. und das Gold von
23 3 / 8 auf33 3 / 4 pCt. So bedeutend diese Coursver-
schlimmerung ist, so konnte doch für dieselbe wenigstens
geltend gemacht werden, daß die Möglichkeit einer Stö-
rung der friedlichen Verhältnisse in Deutschland auf den
Börsen aller dabei betheiligten Staaten eine Erschütte-
rung hervorbrachte; man hätte aber erwarten können, daß
in dieser Coursveränderung die Besorgnisse einer sol-
chen Möglichkeit die mehr als hinreichende Beachtung
gefunden hätten. Wenn gleich die Kriegsrüstungen
nicht eingestellt wurden, so war doch dasjenige, was
seitdem geschah, durchaus nicht von solcher Beschaf-
fenheit, daß es eine neue Beunruhigung hätte erregen
oder dieselbe steigern können. Die gegenseitigen Mit-
theilungen der Regierungen trugen eben zu jener Zeit
den versöhnlichsten Charakter an sich und legten un-
verkennbar das Streben an den Tag, die entstande-
nen Mißverständnisse friedlich zu lösen. Diesen beru-
higenden Aussichten geradezu entgegengesetzt waren die
Erscheinungen, welche die Wiener Börse während der
letzten Tage darbot.

Seit dem 19. d. M. ward Frankfurt auf133 1 / 2, Lon-
don auf 13 fl. 12 kr., Gold auf41 1 / 4 hinaufgetrieben.

Der Unterschied von 6 und 8 pCt. im Laufe von
3 oder 4 Börsetagen, für den Niemand einen bestimm-
ten Grund, ja nicht einmal eine nicht bereits früher
reichlich escomptirte Befürchtung anzugeben wußte,
legte die Natur und die Triebfedern dieser Courswand-
lung deutlich zu Tage. Ein Blatt hat dieselbe mit
ehrenhafter Freimüthigkeit bei dem wahren Namen ge-
nannt. Ein Spiel ist es, das mit Hinwegsetzung über
jede Rücksicht getrieben wird. Wir überlassen es andern,
dieses Treiben und dessen verderbliche Wirkungen der
Wahrheit gemäß darzustellen, und wollen uns nur
darauf beschränken, einige Thatsachen anzuführen,
welche zeigen, wie sehr dasselbe in der Wirklichkeit
jeder Grundlage entbehrt.

Um das Hinauftreiben der Wechselcourse zu be-
schönigen, wird angegeben, die Summe des um-
laufenden Papiergeldes sei ungeheuer angewachsen,
und es sei zu besorgen, daß die Führung eines
Krieges eine noch größere Vermehrung des Pa-
piergeldes nach sich ziehen werde. Man geberdet sich
dabei, als ob das Oesterreichische Volk an Metall-
Münze gänzlich verarmt wäre, und als ob den Finan-
zen keine Hilfsquellen in Metall=Münze zu Gebote
stünden. Nun ist es aber in der Wirklichkeit unrichtig,
daß die Menge des umlaufenden Papiergeldes den Be-

[Ende Spaltensatz]

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[[3573]/0001] Wiener [Abbildung] Zeitung. >Nro 282Dienstag, den 26. November1850. Jnhalt. Amtlicher Theil. Nichtamtlicher Theil. Oesterreich. Wien. ( Finanzielle Verhältnisse. Der Handelsverkehr Wiens im Monat October 1850. Telegr. Privat=Depeschen. ) Kronländer. Prag. Laubendorf. Lemberg. ( Rinder- pest. ) Jnnsbruck. Pavia. Deutschland. Berlin. ( Kammer=Verhandlungen. Tags- befehl des Prinzen v. Preußen. Vermischtes. ) — Jser- lohn. — München. ( Vermischtes. ) — Dresden. ( Kam- mersitzung. ) Karlsruhe. ( Kammerverhandlung. Adresse an den Erzbischof Franzoni. ) — Ludwigsburg. — Ulm. — Aus Rheinhessen. — Aus Westpreußen — Luxemburg. ( Kammersitzung. ) — Frankfurt. Frankreich. Paris. ( Sitzung der gesetzgebenden Ver- sammlung. Vermischtes. ) Großbritanien. London. ( Vermischtes. ) Spanien. Madrid. Rußland. St. Petersburg. ( Kaiserl. Handschreiben. ) Dänemark. Kopenhagen. Schweden und Norwegen. Stockholm. Oeffentliche Gerichts=Verhandlungen. Beilage. Amtlicher Theil. Se. Majestät der Kaiser haben über Antrag des Mi- nister=Präsidenten mittelst Allerhöchster Entschließung vom 20. d. M. den bisherigen kaiserl. Geschäftsträger in Florenz, Major Carl Freih. v. Hügel, zu Allerhöchst- ihrem außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am großherzogl. Toscanischen Hofe allergnädigst zu ernennen geruht. Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchst unterzeichne- tem Diplome den k. k. Major, dermalen Oberstlieutenant im ersten Romanen=Gränz=Regimente, Rudolph Rei- chetzer, als Ritter des kaiserl. Oesterreichischen Ordens der eisernen Krone III. Classe, den Statuten dieses Ordens gemäß, in den Ritterstand des Oesterreichischen Kaiser- staates allergnädigst zu erheben geruht. Se. k. k. Majestät haben mit Allerhöchster Entschlie- ßung vom 22. v. Mts., dem Hauptmann beim Jnfan- terie=Regimente Freiherr v. Piret Nr. 27, Rudolph Freiherrn v. Lüttichau, die k. k. Kämmererswürde allergnädigst zu verleihen geruht. Se. k. k. 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J., dem Schullehrer Franz Hiebel, zu Grulich in Böhmen, in Anbetracht seiner fünfundfünfzigjährigen eifrigen Dienstleistung im Schul- fache, das silberne Verdienstkreuz mit der Krone aller- gnädigst zu verleihen geruht. Die bei dem Redactions=Bureau des allgemeinen Reichsgesetz= und Regierungsblattes erledigten Ministe- rial=Concipisten- und Redacteursstellen sind vom Minister der Justiz und nicht, wie durch ein Versehen in die Wiener Zeitung vom 23sten l. M., Nr. 280, aufge- nommen wurde, vom Minister des Jnnern verliehen worden. Die gefertigte Central=Commission hat dem Literaten Franz Schweikhardt, unterm 31sten v. M., die Be- willigung zur Umänderung des Titels der ihm bereits früher concessionirten Zeitschrift „für Stadt und Land“ in den „humoristisch=belletristisches Tagblatt“ mit Fern- haltung von allen politischen Aufsätzen ertheilt. Eine genaue Durchsicht des seit 1sten d. M. unter dem obigen neuen Titel erschienenen Blattes führte jedoch znr vollen Ueberzeugung, daß Schweikhardt das von ihm selbst gelieferte Programm und die ihm hier- auf ertheilte Concession wesentlich überschritten hat, weßhalb ihm dieselbe wieder genommen worden ist. Wien am 25. November 1850. Von der Central=Commission der k. k. Militär- Stadt=Commandantur. Heute den 26. November 1850 wird in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien das CVIII. Stück des allge- meinen Reichsgesetz= und Regierungsblattes, und zwar in Magyarisch= und Romanisch=Deutscher Doppel=Aus- gabe ausgegeben und versendet werden. Von diesem Stücke wurde die Deutsche Allein=Ausgabe am 9. August 1850, die Jtalienisch=, Böhmisch= und Slovenisch=Deutsche Doppel=Ausgabe am 27. August 1850, und die Polnisch=, Serbisch= und Croatisch=Deutsche Doppel=Ausgabe am 30. August 1850 ausgegeben und versendet. Dasselbe enthält unter Nr. 324 die Verordnung des Justiz=Ministeriums vom 3. August 1850, wodurch im Einvernehmen mit dem Ministerium des Jnnern in Beziehung auf die Bil- dung der Geschwornenlisten für die bei den Schwur- gerichtssitzungen in den Jahren 1850 und 1851 zu verwendenden Geschwornen mehrere Ausnahmsbe- stimmungen angeordnet werden. Nichtamtlicher Theil. Oesterreich. Wien. Seit den Umwälzungen des Jahres 1848 ist an der Wiener Börse beinahe ununterbrochen das Streben einer fortschreitenden Herabminderung des Werthes der Bank- noten und überhaupt des Papiergeldes bemerkbar. Die Umstände waren in den Jahren 1848 und 1849 von so außerordentlicher Beschaffenheit und die Anstren- gungen, die zur Erhaltung des Staates und zur Her- stellung der gesetzlichen Ordnung aufgeboten werden mußten, waren von so großartigem Umfange, daß eine Rückwirkung auf den Stand der Wechselcourse und den Werth des Papiergeldes unvermeidlich war. Seit der Wiederkehr des innern und äußern Friedens, und ungeachtet der in jeder Beziehung eingetretenen Besserung unserer Zustände blieb die Richtung, welche die Course der Wechsel und des Goldes verfolgten, nach einer kurzen Unterbrechung gleichwohl dieselbe. Seit mehreren Monaten war jedoch wenigstens in so fern ein Stillstand eingetreten, daß die Schwan- kungen, die in diesen Coursen Statt fanden, nicht erheblich waren. Jn neuester Zeit boten die Kriegsrü- stungen und der unentschiedene Zustand einiger Fragen in Deutschland die Veranlassung und den Stoff zu neuen, gesteigerten Angriffen auf den Stand der ge- setzlichen Landeswährung. Der Cours auf Frankfurt, der im Anfange des Mo- nats October 1850 —117 3 / 4 stand, erhob sich bis 19. November 1850 auf127 1 / 2, jener auf London stieg von 11 fl. 41 kr. auf 12 fl. 34 kr. und das Gold von 23 3 / 8 auf33 3 / 4 pCt. So bedeutend diese Coursver- schlimmerung ist, so konnte doch für dieselbe wenigstens geltend gemacht werden, daß die Möglichkeit einer Stö- rung der friedlichen Verhältnisse in Deutschland auf den Börsen aller dabei betheiligten Staaten eine Erschütte- rung hervorbrachte; man hätte aber erwarten können, daß in dieser Coursveränderung die Besorgnisse einer sol- chen Möglichkeit die mehr als hinreichende Beachtung gefunden hätten. Wenn gleich die Kriegsrüstungen nicht eingestellt wurden, so war doch dasjenige, was seitdem geschah, durchaus nicht von solcher Beschaf- fenheit, daß es eine neue Beunruhigung hätte erregen oder dieselbe steigern können. Die gegenseitigen Mit- theilungen der Regierungen trugen eben zu jener Zeit den versöhnlichsten Charakter an sich und legten un- verkennbar das Streben an den Tag, die entstande- nen Mißverständnisse friedlich zu lösen. Diesen beru- higenden Aussichten geradezu entgegengesetzt waren die Erscheinungen, welche die Wiener Börse während der letzten Tage darbot. Seit dem 19. d. M. ward Frankfurt auf133 1 / 2, Lon- don auf 13 fl. 12 kr., Gold auf41 1 / 4 hinaufgetrieben. Der Unterschied von 6 und 8 pCt. im Laufe von 3 oder 4 Börsetagen, für den Niemand einen bestimm- ten Grund, ja nicht einmal eine nicht bereits früher reichlich escomptirte Befürchtung anzugeben wußte, legte die Natur und die Triebfedern dieser Courswand- lung deutlich zu Tage. Ein Blatt hat dieselbe mit ehrenhafter Freimüthigkeit bei dem wahren Namen ge- nannt. Ein Spiel ist es, das mit Hinwegsetzung über jede Rücksicht getrieben wird. Wir überlassen es andern, dieses Treiben und dessen verderbliche Wirkungen der Wahrheit gemäß darzustellen, und wollen uns nur darauf beschränken, einige Thatsachen anzuführen, welche zeigen, wie sehr dasselbe in der Wirklichkeit jeder Grundlage entbehrt. Um das Hinauftreiben der Wechselcourse zu be- schönigen, wird angegeben, die Summe des um- laufenden Papiergeldes sei ungeheuer angewachsen, und es sei zu besorgen, daß die Führung eines Krieges eine noch größere Vermehrung des Pa- piergeldes nach sich ziehen werde. Man geberdet sich dabei, als ob das Oesterreichische Volk an Metall- Münze gänzlich verarmt wäre, und als ob den Finan- zen keine Hilfsquellen in Metall=Münze zu Gebote stünden. Nun ist es aber in der Wirklichkeit unrichtig, daß die Menge des umlaufenden Papiergeldes den Be-

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Zitationshilfe: Wiener Zeitung. Nr. 282. [Wien], 26. November 1850, S. [3573]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener282_1850/1>, abgerufen am 21.12.2024.