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Wiener Zeitung. Nr. 248. [Wien], 17. Oktober 1850.

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[Beginn Spaltensatz]

-- Die für die Epoche vom 6ten bis zum 13ten
eingelangten Specialberichte weisen 6 neue Erkrankun-
gen an der epidemischen Brechruhr und eine Gesammt-
zahl von 15 Cholerakranken nach.

Lemberg, 10. October. Aus Anlaß der Rückkehr
des Hrn. Statthalters Grafen von Goluchowski,
wurde Sr. Excellenz gestern Abends von der hiesigen
Bürgerschaft ein Fackelzug in Begleitung zweier k. k.
Regiments=Musikbanden gebracht, welchem sich ein uner-
meßliches, allen Classen der Bevölkerung angehörendes
Publikum beigesellt hatte. Se. Excellenz der Statt-
halter erschien auf dem Balkone seiner Wohnung, dankte
dem versammelten Publikum, und wurde mit wiederhol-
ten stürmischen Vivats begrüßt. "Mit allgemeiner Wonne
und dreimaligen jauchzenden Lebehoch ( schreibt die Lemb.
Ztg. ) wurde von Sr. Excellenz die Zusicherung vernom-
men, daß Galizien dem liebevollen Herzen des Monar-
chen besonders werth und theuer sei, und daß der geliebte
Kaiser im künftigen Jahre das Land und die Hauptstadt
Lemberg mit einem Besuche beglücken werde."

Von der Mur, 7. October. Se. k. Hoheit Erz-
herzog Johann hat vor drei Tagen seine Reise nach
Meran angetreten, um wie alljährlich dort die Trauben-
cur im Spätherbste mitzumachen. Den Winter bringt
Se. k. Hoheit in seinem neuerbauten Palais in Gratz zu.

Triest, 14. October. Am Abende des 11ten beehr-
ten Jhre k. k. Hoheiten der Erzherzog Franz Carl
und die Erzherzogin Sophie das große Theater mit
Jhrem hohen Besuche. Das Theater war auf's Fest-
lichste beleuchtet, ein zahlreiches Publicum hatte sich
eingefunden, um die durchlauchtigsten Eltern des erhabe-
nen Souverains in herzlicher Weise zu begrüßen. Gege-
ben wurde Verdi's Oper "Luisa Miller", in welcher
sich die Prima Donna Gazzaniga und die Herren
Faschini und Collini vortheilhaft auszeichneten.
Jhre kais. Hoheit die Erzherzogin Sophie bezeugte
mehrmal Jhren Beifall über Spiel und Gesang.

Am nächsten Tage wurden mehrere öffentliche Anstal-
ten, und unter diesen auch das zoologische Museum von
den hohen Gästen in Augenschein genommen.

Gestern wohnten Jhre k. k. Hoheiten nebst Jhren er-
lauchten Söhnen, den Erzherzogen Ferdinand, Carl
und Ludwig einem in der Kathedrale von S. Giusto
abgehaltenen Hochamte bei, worauf Sie das Kastell be-
suchten, wo die hohen Gäste mit 11 Kanonenschüssen sa-
lutirt wurden. Sodann wurden mehrere Antiquitäten
und das Denkmal Winkelmann's besichtigt. Bei ei-
nem Nachmittags im "Boschetto" gegebenen Volksfeste
erschienen Jhre k. k. Hoheiten ebenfalls mit zahlreichem
Gefolge und begaben Sich sodann in Begleitung Seiner
Excellenz des Civil= und Militär=Gouverneurs, Grafen
Wimpffen, vieler Officiere der Territorial=Miliz,
mehrerer Gemeinderäthe und einer zahllosen Volksmenge
zu Fuß bis zum Garten Rosetti.

Heute Morgens bestiegen die durchlauchtigsten Erzher-
zoge den Lloyddampfer " Imperatore ", um einen Ausflug
nach Pirano zu machen. Zwei andere Lloyddampfer " Erz-
herzog Friedrich" und "Triest", auf denen sich sehr viele
von der Lloydgesellschaft geladene Herren und Damen be-
fanden, machten die Fahrt mit, die vom herrlichsten
Wetter begünstigt wurde.



Deutschland.

München, 12. October. Se. Majestät der Kaiser
von Oesterreich hat ( wie die "N. M. Ztg." berichtet, ) zu
Hohenschwangau von Jhrer Majestäten des Königs Seite
Max und der Königin Marie jenen glänzenden Empfang
und die gastliche Aufnahme gefunden, die sich bei der
durch die Bande des Blutes wie der Freundschaft so inni-
gen Stellung beider Höfe zu einander erwarten ließ. Am
9ten Abends war, wie wir hören, ein glänzender Ball zu
Ehren des Kaisers, wobei die von Reutte herüber ge-
kommene vortreffliche Capelle des k. k. Oesterreichischen
Regiments Benedek spielte.

-- Die Feier des Allerhöchsten Namensfestes Sr. Ma-
jestät des Königs wurde heute, obgleich nicht vom Wet-
ter begünstigt, sehr glänzend begangen. Die Truppen
aller Waffengattungen, so wie die gesammte Landwehr,
waren dazu in schönster Haltung ausgerückt. Nachdem
die Herbst=Exercitien der Truppen beendet sind, werden
jetzt wieder Beurlaubungen der Mannschaften vorgenom-
men, so daß die Compagnien bei der Jnfanterie wieder
auf den früheren Stand von je 50 Mann zurückgeführt
werden.

-- Das neueste Regierungsblatt enthält eine von Vor-
der=Riß den 4. October datirte königl. Allerhöchste Ver-
ordnung, die Bildung und den Wirkungskreis der königl.
Baierischen Bank in Nürnberg betreffend, in 3 Abthei-
lungen und 23 Paragraphen.

[Spaltenumbruch]

-- Auf Antrag der Staatsanwaltschaft ist gegen den
Dichter Kaulbach wegen der von ihm kürzlich herausgege-
benen und sodann confiscirten Dichtung: "Der modern-
romantische Bärenhäuter" eine strafrechtliche Untersuchung
wegen Uebertretung der Art. 13 und 20 des Preßgesetzes
eingeleitet worden.

Kassel, 11. October. Die "Kasseler Zeitung" bringt
in ihrem "amtlichen Theil" folgende Verordnung: Se.
k. Hoheit der Kurfürst haben allergnädigst geruhet, den
Staats=Minister des Jnnern und der Justiz Hassenpfing
von der ihm aufgetragenen einstweiligen Versehung des
Finanz=Ministeriums zu entbinden, und den Bezirks-
Director Otto Heinrich Julius Leopold Volmar zu Esch-
wege zum Geheimerath und Vorstand des Finanz=Mini-
steriums zu ernennen.

Frankreich.

Paris, 10. October. Der "Moniteur" veröffentlicht
heute zwei Decrete des Präsidenten. Das eine bewilligt
dem Finanz=Minister einen Credit von 103.000 Fr. für
den Ankauf von Gemälden aus der Gallerie des Königs
von Holland, das zweite verordnet die Einführung bera-
thender Ackerbaukammern in Algier.

-- Die heute abgehaltene Revue ging ruhig vorüber.
Es waren 15.000 Mann zusammengezogen, worunter
sechs Regimenter Cavallerie. Der General Coste com-
mandirte die Cavallerie, der General Neumayer die
Jnfanterie. Die Carabiniers riefen: "Es lebe der Kai-
ser!" Die Jnfanterie schwieg. Nach dem Mannöver
fand die gewöhnliche Bewirthung Statt. Das "Bull. de
Paris" sagt in Bezug auf diese Revue: alle Anordnun-
gen seien vom Präsidenten und Changarnier, deren
Freundschaft nie so herzlich gewesen, gemeinschaftlich er-
lassen worden. Der Präsident habe sie eigenhändig unter-
zeichnet. Wenn die permanente Commission sich einfinde,
könne sie sich mit eigenen Augen von der Grundlosigkeit
der über die Revuen verbreiteten Gerüchte und von der
Ergebenheit der Armee gegen den Neffen des Kaisers
Napoleon, dessen einziger Gedanke Verbesserung der Lage
des Soldaten sei, überzeugen.

-- Jm Nord=Departement, wo General Roguet als
Bonapartistischer und der alte Dupont ( de l'Eure ) als
demokratischer Candidat auftritt, wollen die Legitimisten
und Orleanisten angeblich einen gemeinschaftlichen Candi-
daten aufstellen.

-- Der "Moniteur" enthält ein Decret, welches die
Errichtung von Ackerbaukammern mit berathender Stimme
für Algerien verfügt.

-- Jn Bezug auf den Protest aller wegen unter-
lassener Unterzeichnung der Artikel angeklagten Jour-
nale hat gestern das Zuchtpolizeigericht sich für compe-
tent erklärt und wird morgen das Urtheil fällen. Das
"Bull. de Paris" bemerkt in dieser Beziehung: "Man
versichert, es sei der feste Entschluß der Regierung, die
Presse aller Farben zur gemessensten Ehrfurcht gegen
Regierung und Gesetz zu zwingen, indem die gegen diese
doppelte Pflicht verstoßenden Organe streng verfolgt
werden. Die seit zwei Jahren so oft und so lange ge-
schmähte Obrigkeit denkt im Jnteresse der Gesellschaft,
deren Wächterin sie ist, ihr Princip und ihr Personal
nicht mehr den Partei=Leidenschaften ausgesetzt lassen zu
dürfen. Sie ist entschlossen zn warnen, und, wenn es
sein muß, mit Strenge einzugreifen. Man wird zwar
anfangs über Preßprozesse schreien, aber Ordnung und
Ruhe werden sich befestigen.

-- Die Pariser Munizipalität hat beschlossen, alle
Hauptstraßen von Paris macadamisiren zu lassen.

-- Der Präsident hat dem Spanischen Gesandten den
Großcordon der Ehrenlegion verliehen.

-- Dem "Pouvoir" zufolge haben die geheimen Ge-
sellschaften eine neue Organisation angenommen. Um
den Verfolgungen der Polizei zu entgehen, sollen sich die-
selben jetzt immer nur zu vier oder fünf in ihren eigenen
Wohnungen versammeln. Die Sectionsführer und Ar-
rondissements=Chef berathschlagen auf diese Weise über die
vorliegenden Fragen, um alsdann das Resultat ihren
Glaubensgenossen mitzutheilen. Das "Pouvoir" behaup-
tet, die Polizei kenne ganz genau diese Organisation und
lasse' diese Männer überwachen.

Großbritanien.

London, 10. October. Die zur Begutachtung des
gegenwärtig auf der Universität Oxford herrschenden Sy-
stems ernannte Commission wird ihre Sitzung am näch-
sten Montag hier halten. Die Commission für Cambridge
hat noch keinen Tag festgesetzt, an welchem sie ihre erste
Zusammenkunft halten will.

-- Trotz der anscheinenden Verachtung, mit welcher
die Englischen Journale die Bestrebungen des Dr. Lang,
Australien von England loszureißen, betrachten, trifft
die Regierung jetzt schon ihre Vorsichtsmaßregeln. Sie
[Spaltenumbruch] beabsichtigt, die zwei Regimenter, welche in den Colo-
nien stationirt sind, durch ausgediente freiwillige Sol-
daten zu verstärken, und verspricht diesen, wofern sie sich
mit ihren Familien niederlassen wollen, nebst kostenfreier
Ueberfahrt ein Haus und ein Quarter Land nebst Bei-
behaltung ihrer Pension, wofern sie sich in die Constabler
der Colonie einreihen lassen. Für jeden Diensttag erhal-
ten sie überdies 3 Shilling. Es haben sich schon viele
Verabschiedete gemeldet, die von der Regierung auch an-
genommen wurden.

-- Die Grönland=Fischerei ist in diesem Jahre sehr
einträglich gewesen. Der letzte Grönlandfahrer, die
"Eclipse", welche zuletzt einlief, fing 10 Wallfische,
machte 95 Tonnen Oel und brachte einige Robben mit.
Der gute Erfolg dieses Jahres ermuntert die Unterneh-
mer, und es werden 4 neue Schiffe für kommendes
Jahr ausgerüstet.

-- Die neuesten Briefe aus Brasilien berichten, daß
das gute Einvernehmen der dortigen Regierung mit Eng-
land vollkommen wieder hergestellt sei, und daß die Eng-
lischen Schiffe, welche zur Auftreibung von Sclavenschiffen
in den Brasilianischen Gewässern kreuzen, jeder feindlichen
oder doch unfreundlichen Demonstration überhoben sind.
Die Einwohner sehen zwar die Britischen Schiffe noch immer
mit unverhehltem Widerwillen an, die Brasilianische Regie-
rung jedoch hat sich bewogen gefunden, mit der Engli-
schen ein festes Uebereinkommen in Bezug auf die Fälle
zu treffen, in welchen es den Brittischen Schiffen un-
behindert bleiben soll, verdächtige Fahrzeuge selbst in
Brasilianischen Häfen zu untersuchen.

Belgien.

Brüssel, 11. October. Ein Tagsbefehl des Kriegs-
Ministers und eine Depesche des Ministers des Jnnern an
den Oberbefehlshaber der Bürgergarde schreiben vor, daß
Armee und Bürgergarde Trauer anlegen. Schon hatte
in einer heute abgehaltenen Versammlung des Officier-
Corps der I. Legion der Bürgergarde im Voraus ent-
schieden, daß die Legion Trauer anlegen solle. Sobald
vorige Nacht dahier bekannt wurde, wie sehr der Zustand
der Königin sich verschlimmert habe, ward beschlossen, daß
einer der Minister sich nach Ostende zum König begeben solle,
und der Minister des Auswärtigen reiste diesen Morgen mit
dem ersten Zuge ab, erfuhr aber schon unterwegs, welchen
schmerzlichen Verlust Belgien erlitten hat. Heute Abends
sind der Justiz=Minister und der Finanz=Minister ebenfalls
mit den Generalen Goblet und Prisse, Adjutanten des
Königs, nach Ostende abgereist. Dem Justiz=Minister,
von seinem General=Secretär begleitet, liegt gesetzlich ob,
den Act über das Hinscheiden der Königin abzufassen,
den dann die Zeugen zu unterschreiben haben. Die Mit-
glieder der "Gesellschaft der Freunde" haben in einer
sofort abgehaltenen Versammlung bereits eine Subscrip-
tion eröffnet, um der unvergeßlichen Landesmutter ein
Denkmal zu errichten. -- Herr Dupin traf gestern
Morgens von Ostende hier ein, und reiste, nachdem er
den Fürsten Metternich besucht hatte, nach Paris zurück.

Rußland.

St. Petersburg, 21. September. ( 3. Oct. ) Se.
Majestät der Kaiser hat am 13. ( 25. ) September in
Orel, nach Anhörung eines Gebetes in der Kathedrale,
das Bachtinische Cadetten=Corps mit seinem Besuche be-
ehrt. Später geruhte Se. Majestät die Truppen der
2ten Brigade der 18ten Jnfanterie=Division, das Bach-
tinsche Cadetten=Corps und das Orelsche Bataillon der
inneren Garnison die Revüe passiren zu lassen. Nach der
Revue führte das Cadetten=Corps ein besonderes Exer-
citium aus. An demselben Tage, um12 1 / 2 Uhr Mit-
tags, hat Se. Majestät Orel verlassen und ist nach Tschu-
gujew weiter gereist, wo er am 14. ( 26. ) September
in erwünschtem Wohlsein, eintraf.

-- Der Adel des Gouvernements Nishni=Nowgorod
hat durch den dortigen stellvertretenden Adels=Marschall
den Wunsch vortragen lassen, außer den 22 Zöglingen,
die auf seine Kosten auf dem Adeligen Jnstitut zu Nishni-
Nowgorod erzogen werden, noch zwei erziehen lassen
zu wollen, die zur Erinnerung an die Anwesenheit
Jhrer kaiserlichen Hoheiten des Großfürsten Nikolai Ni-
kolajewitsch und Michael Nikolajewitsch in Nishni=Now-
gorod, Zöglinge Jhrer kaiserlichen Hoheiten heißen sollen.
Se. Majestät der Kaiser hat dies zu gestatten und dem
Adel des Gouvernements Nishni=Nowgorod für diesen
Beweis seiner Unterthanentreue das Allerhöchste Wohl-
wollen bezeigen zu lassen geruht.

-- Nach einer Mittheilung im "Odessaer Boten" ha-
ben sich in der Krim Heuschrecken zum zweiten Male
in diesem Jahre, und zwar in den ersten Tagen des
August's, gezeigt. Der Berichterstatter schreibt diese
ungewöhnliche Erscheinung der heißen Witterung des
vorigen Sommers und der daraus folgenden raschen
Entwickelung der Heuschreckenbrut zu.

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: Dr. Leopold Schweitzer. -- Druck und Verlag der Edlen v. Ghelen'schen Erben.

[Beginn Spaltensatz]

— Die für die Epoche vom 6ten bis zum 13ten
eingelangten Specialberichte weisen 6 neue Erkrankun-
gen an der epidemischen Brechruhr und eine Gesammt-
zahl von 15 Cholerakranken nach.

Lemberg, 10. October. Aus Anlaß der Rückkehr
des Hrn. Statthalters Grafen von Goluchowski,
wurde Sr. Excellenz gestern Abends von der hiesigen
Bürgerschaft ein Fackelzug in Begleitung zweier k. k.
Regiments=Musikbanden gebracht, welchem sich ein uner-
meßliches, allen Classen der Bevölkerung angehörendes
Publikum beigesellt hatte. Se. Excellenz der Statt-
halter erschien auf dem Balkone seiner Wohnung, dankte
dem versammelten Publikum, und wurde mit wiederhol-
ten stürmischen Vivats begrüßt. „Mit allgemeiner Wonne
und dreimaligen jauchzenden Lebehoch ( schreibt die Lemb.
Ztg. ) wurde von Sr. Excellenz die Zusicherung vernom-
men, daß Galizien dem liebevollen Herzen des Monar-
chen besonders werth und theuer sei, und daß der geliebte
Kaiser im künftigen Jahre das Land und die Hauptstadt
Lemberg mit einem Besuche beglücken werde.“

Von der Mur, 7. October. Se. k. Hoheit Erz-
herzog Johann hat vor drei Tagen seine Reise nach
Meran angetreten, um wie alljährlich dort die Trauben-
cur im Spätherbste mitzumachen. Den Winter bringt
Se. k. Hoheit in seinem neuerbauten Palais in Gratz zu.

Triest, 14. October. Am Abende des 11ten beehr-
ten Jhre k. k. Hoheiten der Erzherzog Franz Carl
und die Erzherzogin Sophie das große Theater mit
Jhrem hohen Besuche. Das Theater war auf's Fest-
lichste beleuchtet, ein zahlreiches Publicum hatte sich
eingefunden, um die durchlauchtigsten Eltern des erhabe-
nen Souverains in herzlicher Weise zu begrüßen. Gege-
ben wurde Verdi's Oper „Luisa Miller“, in welcher
sich die Prima Donna Gazzaniga und die Herren
Faschini und Collini vortheilhaft auszeichneten.
Jhre kais. Hoheit die Erzherzogin Sophie bezeugte
mehrmal Jhren Beifall über Spiel und Gesang.

Am nächsten Tage wurden mehrere öffentliche Anstal-
ten, und unter diesen auch das zoologische Museum von
den hohen Gästen in Augenschein genommen.

Gestern wohnten Jhre k. k. Hoheiten nebst Jhren er-
lauchten Söhnen, den Erzherzogen Ferdinand, Carl
und Ludwig einem in der Kathedrale von S. Giusto
abgehaltenen Hochamte bei, worauf Sie das Kastell be-
suchten, wo die hohen Gäste mit 11 Kanonenschüssen sa-
lutirt wurden. Sodann wurden mehrere Antiquitäten
und das Denkmal Winkelmann's besichtigt. Bei ei-
nem Nachmittags im „Boschetto“ gegebenen Volksfeste
erschienen Jhre k. k. Hoheiten ebenfalls mit zahlreichem
Gefolge und begaben Sich sodann in Begleitung Seiner
Excellenz des Civil= und Militär=Gouverneurs, Grafen
Wimpffen, vieler Officiere der Territorial=Miliz,
mehrerer Gemeinderäthe und einer zahllosen Volksmenge
zu Fuß bis zum Garten Rosetti.

Heute Morgens bestiegen die durchlauchtigsten Erzher-
zoge den Lloyddampfer „ Imperatore “, um einen Ausflug
nach Pirano zu machen. Zwei andere Lloyddampfer „ Erz-
herzog Friedrich“ und „Triest“, auf denen sich sehr viele
von der Lloydgesellschaft geladene Herren und Damen be-
fanden, machten die Fahrt mit, die vom herrlichsten
Wetter begünstigt wurde.



Deutschland.

München, 12. October. Se. Majestät der Kaiser
von Oesterreich hat ( wie die „N. M. Ztg.“ berichtet, ) zu
Hohenschwangau von Jhrer Majestäten des Königs Seite
Max und der Königin Marie jenen glänzenden Empfang
und die gastliche Aufnahme gefunden, die sich bei der
durch die Bande des Blutes wie der Freundschaft so inni-
gen Stellung beider Höfe zu einander erwarten ließ. Am
9ten Abends war, wie wir hören, ein glänzender Ball zu
Ehren des Kaisers, wobei die von Reutte herüber ge-
kommene vortreffliche Capelle des k. k. Oesterreichischen
Regiments Benedek spielte.

— Die Feier des Allerhöchsten Namensfestes Sr. Ma-
jestät des Königs wurde heute, obgleich nicht vom Wet-
ter begünstigt, sehr glänzend begangen. Die Truppen
aller Waffengattungen, so wie die gesammte Landwehr,
waren dazu in schönster Haltung ausgerückt. Nachdem
die Herbst=Exercitien der Truppen beendet sind, werden
jetzt wieder Beurlaubungen der Mannschaften vorgenom-
men, so daß die Compagnien bei der Jnfanterie wieder
auf den früheren Stand von je 50 Mann zurückgeführt
werden.

— Das neueste Regierungsblatt enthält eine von Vor-
der=Riß den 4. October datirte königl. Allerhöchste Ver-
ordnung, die Bildung und den Wirkungskreis der königl.
Baierischen Bank in Nürnberg betreffend, in 3 Abthei-
lungen und 23 Paragraphen.

[Spaltenumbruch]

— Auf Antrag der Staatsanwaltschaft ist gegen den
Dichter Kaulbach wegen der von ihm kürzlich herausgege-
benen und sodann confiscirten Dichtung: „Der modern-
romantische Bärenhäuter“ eine strafrechtliche Untersuchung
wegen Uebertretung der Art. 13 und 20 des Preßgesetzes
eingeleitet worden.

Kassel, 11. October. Die „Kasseler Zeitung“ bringt
in ihrem „amtlichen Theil“ folgende Verordnung: Se.
k. Hoheit der Kurfürst haben allergnädigst geruhet, den
Staats=Minister des Jnnern und der Justiz Hassenpfing
von der ihm aufgetragenen einstweiligen Versehung des
Finanz=Ministeriums zu entbinden, und den Bezirks-
Director Otto Heinrich Julius Leopold Volmar zu Esch-
wege zum Geheimerath und Vorstand des Finanz=Mini-
steriums zu ernennen.

Frankreich.

Paris, 10. October. Der „Moniteur“ veröffentlicht
heute zwei Decrete des Präsidenten. Das eine bewilligt
dem Finanz=Minister einen Credit von 103.000 Fr. für
den Ankauf von Gemälden aus der Gallerie des Königs
von Holland, das zweite verordnet die Einführung bera-
thender Ackerbaukammern in Algier.

— Die heute abgehaltene Revue ging ruhig vorüber.
Es waren 15.000 Mann zusammengezogen, worunter
sechs Regimenter Cavallerie. Der General Coste com-
mandirte die Cavallerie, der General Neumayer die
Jnfanterie. Die Carabiniers riefen: „Es lebe der Kai-
ser!“ Die Jnfanterie schwieg. Nach dem Mannöver
fand die gewöhnliche Bewirthung Statt. Das „Bull. de
Paris“ sagt in Bezug auf diese Revue: alle Anordnun-
gen seien vom Präsidenten und Changarnier, deren
Freundschaft nie so herzlich gewesen, gemeinschaftlich er-
lassen worden. Der Präsident habe sie eigenhändig unter-
zeichnet. Wenn die permanente Commission sich einfinde,
könne sie sich mit eigenen Augen von der Grundlosigkeit
der über die Revuen verbreiteten Gerüchte und von der
Ergebenheit der Armee gegen den Neffen des Kaisers
Napoleon, dessen einziger Gedanke Verbesserung der Lage
des Soldaten sei, überzeugen.

— Jm Nord=Departement, wo General Roguet als
Bonapartistischer und der alte Dupont ( de l'Eure ) als
demokratischer Candidat auftritt, wollen die Legitimisten
und Orleanisten angeblich einen gemeinschaftlichen Candi-
daten aufstellen.

— Der „Moniteur“ enthält ein Decret, welches die
Errichtung von Ackerbaukammern mit berathender Stimme
für Algerien verfügt.

— Jn Bezug auf den Protest aller wegen unter-
lassener Unterzeichnung der Artikel angeklagten Jour-
nale hat gestern das Zuchtpolizeigericht sich für compe-
tent erklärt und wird morgen das Urtheil fällen. Das
„Bull. de Paris“ bemerkt in dieser Beziehung: „Man
versichert, es sei der feste Entschluß der Regierung, die
Presse aller Farben zur gemessensten Ehrfurcht gegen
Regierung und Gesetz zu zwingen, indem die gegen diese
doppelte Pflicht verstoßenden Organe streng verfolgt
werden. Die seit zwei Jahren so oft und so lange ge-
schmähte Obrigkeit denkt im Jnteresse der Gesellschaft,
deren Wächterin sie ist, ihr Princip und ihr Personal
nicht mehr den Partei=Leidenschaften ausgesetzt lassen zu
dürfen. Sie ist entschlossen zn warnen, und, wenn es
sein muß, mit Strenge einzugreifen. Man wird zwar
anfangs über Preßprozesse schreien, aber Ordnung und
Ruhe werden sich befestigen.

— Die Pariser Munizipalität hat beschlossen, alle
Hauptstraßen von Paris macadamisiren zu lassen.

— Der Präsident hat dem Spanischen Gesandten den
Großcordon der Ehrenlegion verliehen.

— Dem „Pouvoir“ zufolge haben die geheimen Ge-
sellschaften eine neue Organisation angenommen. Um
den Verfolgungen der Polizei zu entgehen, sollen sich die-
selben jetzt immer nur zu vier oder fünf in ihren eigenen
Wohnungen versammeln. Die Sectionsführer und Ar-
rondissements=Chef berathschlagen auf diese Weise über die
vorliegenden Fragen, um alsdann das Resultat ihren
Glaubensgenossen mitzutheilen. Das „Pouvoir“ behaup-
tet, die Polizei kenne ganz genau diese Organisation und
lasse' diese Männer überwachen.

Großbritanien.

London, 10. October. Die zur Begutachtung des
gegenwärtig auf der Universität Oxford herrschenden Sy-
stems ernannte Commission wird ihre Sitzung am näch-
sten Montag hier halten. Die Commission für Cambridge
hat noch keinen Tag festgesetzt, an welchem sie ihre erste
Zusammenkunft halten will.

— Trotz der anscheinenden Verachtung, mit welcher
die Englischen Journale die Bestrebungen des Dr. Lang,
Australien von England loszureißen, betrachten, trifft
die Regierung jetzt schon ihre Vorsichtsmaßregeln. Sie
[Spaltenumbruch] beabsichtigt, die zwei Regimenter, welche in den Colo-
nien stationirt sind, durch ausgediente freiwillige Sol-
daten zu verstärken, und verspricht diesen, wofern sie sich
mit ihren Familien niederlassen wollen, nebst kostenfreier
Ueberfahrt ein Haus und ein Quarter Land nebst Bei-
behaltung ihrer Pension, wofern sie sich in die Constabler
der Colonie einreihen lassen. Für jeden Diensttag erhal-
ten sie überdies 3 Shilling. Es haben sich schon viele
Verabschiedete gemeldet, die von der Regierung auch an-
genommen wurden.

— Die Grönland=Fischerei ist in diesem Jahre sehr
einträglich gewesen. Der letzte Grönlandfahrer, die
„Eclipse“, welche zuletzt einlief, fing 10 Wallfische,
machte 95 Tonnen Oel und brachte einige Robben mit.
Der gute Erfolg dieses Jahres ermuntert die Unterneh-
mer, und es werden 4 neue Schiffe für kommendes
Jahr ausgerüstet.

— Die neuesten Briefe aus Brasilien berichten, daß
das gute Einvernehmen der dortigen Regierung mit Eng-
land vollkommen wieder hergestellt sei, und daß die Eng-
lischen Schiffe, welche zur Auftreibung von Sclavenschiffen
in den Brasilianischen Gewässern kreuzen, jeder feindlichen
oder doch unfreundlichen Demonstration überhoben sind.
Die Einwohner sehen zwar die Britischen Schiffe noch immer
mit unverhehltem Widerwillen an, die Brasilianische Regie-
rung jedoch hat sich bewogen gefunden, mit der Engli-
schen ein festes Uebereinkommen in Bezug auf die Fälle
zu treffen, in welchen es den Brittischen Schiffen un-
behindert bleiben soll, verdächtige Fahrzeuge selbst in
Brasilianischen Häfen zu untersuchen.

Belgien.

Brüssel, 11. October. Ein Tagsbefehl des Kriegs-
Ministers und eine Depesche des Ministers des Jnnern an
den Oberbefehlshaber der Bürgergarde schreiben vor, daß
Armee und Bürgergarde Trauer anlegen. Schon hatte
in einer heute abgehaltenen Versammlung des Officier-
Corps der I. Legion der Bürgergarde im Voraus ent-
schieden, daß die Legion Trauer anlegen solle. Sobald
vorige Nacht dahier bekannt wurde, wie sehr der Zustand
der Königin sich verschlimmert habe, ward beschlossen, daß
einer der Minister sich nach Ostende zum König begeben solle,
und der Minister des Auswärtigen reiste diesen Morgen mit
dem ersten Zuge ab, erfuhr aber schon unterwegs, welchen
schmerzlichen Verlust Belgien erlitten hat. Heute Abends
sind der Justiz=Minister und der Finanz=Minister ebenfalls
mit den Generalen Goblet und Prisse, Adjutanten des
Königs, nach Ostende abgereist. Dem Justiz=Minister,
von seinem General=Secretär begleitet, liegt gesetzlich ob,
den Act über das Hinscheiden der Königin abzufassen,
den dann die Zeugen zu unterschreiben haben. Die Mit-
glieder der „Gesellschaft der Freunde“ haben in einer
sofort abgehaltenen Versammlung bereits eine Subscrip-
tion eröffnet, um der unvergeßlichen Landesmutter ein
Denkmal zu errichten. — Herr Dupin traf gestern
Morgens von Ostende hier ein, und reiste, nachdem er
den Fürsten Metternich besucht hatte, nach Paris zurück.

Rußland.

St. Petersburg, 21. September. ( 3. Oct. ) Se.
Majestät der Kaiser hat am 13. ( 25. ) September in
Orel, nach Anhörung eines Gebetes in der Kathedrale,
das Bachtinische Cadetten=Corps mit seinem Besuche be-
ehrt. Später geruhte Se. Majestät die Truppen der
2ten Brigade der 18ten Jnfanterie=Division, das Bach-
tinsche Cadetten=Corps und das Orelsche Bataillon der
inneren Garnison die Revüe passiren zu lassen. Nach der
Revue führte das Cadetten=Corps ein besonderes Exer-
citium aus. An demselben Tage, um12 1 / 2 Uhr Mit-
tags, hat Se. Majestät Orel verlassen und ist nach Tschu-
gujew weiter gereist, wo er am 14. ( 26. ) September
in erwünschtem Wohlsein, eintraf.

— Der Adel des Gouvernements Nishni=Nowgorod
hat durch den dortigen stellvertretenden Adels=Marschall
den Wunsch vortragen lassen, außer den 22 Zöglingen,
die auf seine Kosten auf dem Adeligen Jnstitut zu Nishni-
Nowgorod erzogen werden, noch zwei erziehen lassen
zu wollen, die zur Erinnerung an die Anwesenheit
Jhrer kaiserlichen Hoheiten des Großfürsten Nikolai Ni-
kolajewitsch und Michael Nikolajewitsch in Nishni=Now-
gorod, Zöglinge Jhrer kaiserlichen Hoheiten heißen sollen.
Se. Majestät der Kaiser hat dies zu gestatten und dem
Adel des Gouvernements Nishni=Nowgorod für diesen
Beweis seiner Unterthanentreue das Allerhöchste Wohl-
wollen bezeigen zu lassen geruht.

— Nach einer Mittheilung im „Odessaer Boten“ ha-
ben sich in der Krim Heuschrecken zum zweiten Male
in diesem Jahre, und zwar in den ersten Tagen des
August's, gezeigt. Der Berichterstatter schreibt diese
ungewöhnliche Erscheinung der heißen Witterung des
vorigen Sommers und der daraus folgenden raschen
Entwickelung der Heuschreckenbrut zu.

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: Dr. Leopold Schweitzer. — Druck und Verlag der Edlen v. Ghelen'schen Erben.

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[3121/0009] 3121 — Die für die Epoche vom 6ten bis zum 13ten eingelangten Specialberichte weisen 6 neue Erkrankun- gen an der epidemischen Brechruhr und eine Gesammt- zahl von 15 Cholerakranken nach. Lemberg, 10. October. Aus Anlaß der Rückkehr des Hrn. Statthalters Grafen von Goluchowski, wurde Sr. Excellenz gestern Abends von der hiesigen Bürgerschaft ein Fackelzug in Begleitung zweier k. k. Regiments=Musikbanden gebracht, welchem sich ein uner- meßliches, allen Classen der Bevölkerung angehörendes Publikum beigesellt hatte. Se. Excellenz der Statt- halter erschien auf dem Balkone seiner Wohnung, dankte dem versammelten Publikum, und wurde mit wiederhol- ten stürmischen Vivats begrüßt. „Mit allgemeiner Wonne und dreimaligen jauchzenden Lebehoch ( schreibt die Lemb. Ztg. ) wurde von Sr. Excellenz die Zusicherung vernom- men, daß Galizien dem liebevollen Herzen des Monar- chen besonders werth und theuer sei, und daß der geliebte Kaiser im künftigen Jahre das Land und die Hauptstadt Lemberg mit einem Besuche beglücken werde.“ Von der Mur, 7. October. Se. k. Hoheit Erz- herzog Johann hat vor drei Tagen seine Reise nach Meran angetreten, um wie alljährlich dort die Trauben- cur im Spätherbste mitzumachen. Den Winter bringt Se. k. Hoheit in seinem neuerbauten Palais in Gratz zu. Triest, 14. October. Am Abende des 11ten beehr- ten Jhre k. k. Hoheiten der Erzherzog Franz Carl und die Erzherzogin Sophie das große Theater mit Jhrem hohen Besuche. Das Theater war auf's Fest- lichste beleuchtet, ein zahlreiches Publicum hatte sich eingefunden, um die durchlauchtigsten Eltern des erhabe- nen Souverains in herzlicher Weise zu begrüßen. Gege- ben wurde Verdi's Oper „Luisa Miller“, in welcher sich die Prima Donna Gazzaniga und die Herren Faschini und Collini vortheilhaft auszeichneten. Jhre kais. Hoheit die Erzherzogin Sophie bezeugte mehrmal Jhren Beifall über Spiel und Gesang. Am nächsten Tage wurden mehrere öffentliche Anstal- ten, und unter diesen auch das zoologische Museum von den hohen Gästen in Augenschein genommen. Gestern wohnten Jhre k. k. Hoheiten nebst Jhren er- lauchten Söhnen, den Erzherzogen Ferdinand, Carl und Ludwig einem in der Kathedrale von S. Giusto abgehaltenen Hochamte bei, worauf Sie das Kastell be- suchten, wo die hohen Gäste mit 11 Kanonenschüssen sa- lutirt wurden. Sodann wurden mehrere Antiquitäten und das Denkmal Winkelmann's besichtigt. Bei ei- nem Nachmittags im „Boschetto“ gegebenen Volksfeste erschienen Jhre k. k. Hoheiten ebenfalls mit zahlreichem Gefolge und begaben Sich sodann in Begleitung Seiner Excellenz des Civil= und Militär=Gouverneurs, Grafen Wimpffen, vieler Officiere der Territorial=Miliz, mehrerer Gemeinderäthe und einer zahllosen Volksmenge zu Fuß bis zum Garten Rosetti. Heute Morgens bestiegen die durchlauchtigsten Erzher- zoge den Lloyddampfer „ Imperatore “, um einen Ausflug nach Pirano zu machen. Zwei andere Lloyddampfer „ Erz- herzog Friedrich“ und „Triest“, auf denen sich sehr viele von der Lloydgesellschaft geladene Herren und Damen be- fanden, machten die Fahrt mit, die vom herrlichsten Wetter begünstigt wurde. Deutschland. München, 12. October. Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich hat ( wie die „N. M. 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Nachdem die Herbst=Exercitien der Truppen beendet sind, werden jetzt wieder Beurlaubungen der Mannschaften vorgenom- men, so daß die Compagnien bei der Jnfanterie wieder auf den früheren Stand von je 50 Mann zurückgeführt werden. — Das neueste Regierungsblatt enthält eine von Vor- der=Riß den 4. October datirte königl. Allerhöchste Ver- ordnung, die Bildung und den Wirkungskreis der königl. Baierischen Bank in Nürnberg betreffend, in 3 Abthei- lungen und 23 Paragraphen. — Auf Antrag der Staatsanwaltschaft ist gegen den Dichter Kaulbach wegen der von ihm kürzlich herausgege- benen und sodann confiscirten Dichtung: „Der modern- romantische Bärenhäuter“ eine strafrechtliche Untersuchung wegen Uebertretung der Art. 13 und 20 des Preßgesetzes eingeleitet worden. Kassel, 11. October. Die „Kasseler Zeitung“ bringt in ihrem „amtlichen Theil“ folgende Verordnung: Se. k. 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Das „Bull. de Paris“ sagt in Bezug auf diese Revue: alle Anordnun- gen seien vom Präsidenten und Changarnier, deren Freundschaft nie so herzlich gewesen, gemeinschaftlich er- lassen worden. Der Präsident habe sie eigenhändig unter- zeichnet. Wenn die permanente Commission sich einfinde, könne sie sich mit eigenen Augen von der Grundlosigkeit der über die Revuen verbreiteten Gerüchte und von der Ergebenheit der Armee gegen den Neffen des Kaisers Napoleon, dessen einziger Gedanke Verbesserung der Lage des Soldaten sei, überzeugen. — Jm Nord=Departement, wo General Roguet als Bonapartistischer und der alte Dupont ( de l'Eure ) als demokratischer Candidat auftritt, wollen die Legitimisten und Orleanisten angeblich einen gemeinschaftlichen Candi- daten aufstellen. — Der „Moniteur“ enthält ein Decret, welches die Errichtung von Ackerbaukammern mit berathender Stimme für Algerien verfügt. — Jn Bezug auf den Protest aller wegen unter- lassener Unterzeichnung der Artikel angeklagten Jour- nale hat gestern das Zuchtpolizeigericht sich für compe- tent erklärt und wird morgen das Urtheil fällen. Das „Bull. de Paris“ bemerkt in dieser Beziehung: „Man versichert, es sei der feste Entschluß der Regierung, die Presse aller Farben zur gemessensten Ehrfurcht gegen Regierung und Gesetz zu zwingen, indem die gegen diese doppelte Pflicht verstoßenden Organe streng verfolgt werden. Die seit zwei Jahren so oft und so lange ge- schmähte Obrigkeit denkt im Jnteresse der Gesellschaft, deren Wächterin sie ist, ihr Princip und ihr Personal nicht mehr den Partei=Leidenschaften ausgesetzt lassen zu dürfen. Sie ist entschlossen zn warnen, und, wenn es sein muß, mit Strenge einzugreifen. Man wird zwar anfangs über Preßprozesse schreien, aber Ordnung und Ruhe werden sich befestigen. — Die Pariser Munizipalität hat beschlossen, alle Hauptstraßen von Paris macadamisiren zu lassen. — Der Präsident hat dem Spanischen Gesandten den Großcordon der Ehrenlegion verliehen. — Dem „Pouvoir“ zufolge haben die geheimen Ge- sellschaften eine neue Organisation angenommen. Um den Verfolgungen der Polizei zu entgehen, sollen sich die- selben jetzt immer nur zu vier oder fünf in ihren eigenen Wohnungen versammeln. Die Sectionsführer und Ar- rondissements=Chef berathschlagen auf diese Weise über die vorliegenden Fragen, um alsdann das Resultat ihren Glaubensgenossen mitzutheilen. Das „Pouvoir“ behaup- tet, die Polizei kenne ganz genau diese Organisation und lasse' diese Männer überwachen. Großbritanien. London, 10. October. Die zur Begutachtung des gegenwärtig auf der Universität Oxford herrschenden Sy- stems ernannte Commission wird ihre Sitzung am näch- sten Montag hier halten. Die Commission für Cambridge hat noch keinen Tag festgesetzt, an welchem sie ihre erste Zusammenkunft halten will. — Trotz der anscheinenden Verachtung, mit welcher die Englischen Journale die Bestrebungen des Dr. Lang, Australien von England loszureißen, betrachten, trifft die Regierung jetzt schon ihre Vorsichtsmaßregeln. Sie beabsichtigt, die zwei Regimenter, welche in den Colo- nien stationirt sind, durch ausgediente freiwillige Sol- daten zu verstärken, und verspricht diesen, wofern sie sich mit ihren Familien niederlassen wollen, nebst kostenfreier Ueberfahrt ein Haus und ein Quarter Land nebst Bei- behaltung ihrer Pension, wofern sie sich in die Constabler der Colonie einreihen lassen. Für jeden Diensttag erhal- ten sie überdies 3 Shilling. Es haben sich schon viele Verabschiedete gemeldet, die von der Regierung auch an- genommen wurden. — Die Grönland=Fischerei ist in diesem Jahre sehr einträglich gewesen. Der letzte Grönlandfahrer, die „Eclipse“, welche zuletzt einlief, fing 10 Wallfische, machte 95 Tonnen Oel und brachte einige Robben mit. Der gute Erfolg dieses Jahres ermuntert die Unterneh- mer, und es werden 4 neue Schiffe für kommendes Jahr ausgerüstet. — Die neuesten Briefe aus Brasilien berichten, daß das gute Einvernehmen der dortigen Regierung mit Eng- land vollkommen wieder hergestellt sei, und daß die Eng- lischen Schiffe, welche zur Auftreibung von Sclavenschiffen in den Brasilianischen Gewässern kreuzen, jeder feindlichen oder doch unfreundlichen Demonstration überhoben sind. Die Einwohner sehen zwar die Britischen Schiffe noch immer mit unverhehltem Widerwillen an, die Brasilianische Regie- rung jedoch hat sich bewogen gefunden, mit der Engli- schen ein festes Uebereinkommen in Bezug auf die Fälle zu treffen, in welchen es den Brittischen Schiffen un- behindert bleiben soll, verdächtige Fahrzeuge selbst in Brasilianischen Häfen zu untersuchen. Belgien. Brüssel, 11. October. Ein Tagsbefehl des Kriegs- Ministers und eine Depesche des Ministers des Jnnern an den Oberbefehlshaber der Bürgergarde schreiben vor, daß Armee und Bürgergarde Trauer anlegen. Schon hatte in einer heute abgehaltenen Versammlung des Officier- Corps der I. Legion der Bürgergarde im Voraus ent- schieden, daß die Legion Trauer anlegen solle. Sobald vorige Nacht dahier bekannt wurde, wie sehr der Zustand der Königin sich verschlimmert habe, ward beschlossen, daß einer der Minister sich nach Ostende zum König begeben solle, und der Minister des Auswärtigen reiste diesen Morgen mit dem ersten Zuge ab, erfuhr aber schon unterwegs, welchen schmerzlichen Verlust Belgien erlitten hat. Heute Abends sind der Justiz=Minister und der Finanz=Minister ebenfalls mit den Generalen Goblet und Prisse, Adjutanten des Königs, nach Ostende abgereist. Dem Justiz=Minister, von seinem General=Secretär begleitet, liegt gesetzlich ob, den Act über das Hinscheiden der Königin abzufassen, den dann die Zeugen zu unterschreiben haben. Die Mit- glieder der „Gesellschaft der Freunde“ haben in einer sofort abgehaltenen Versammlung bereits eine Subscrip- tion eröffnet, um der unvergeßlichen Landesmutter ein Denkmal zu errichten. — Herr Dupin traf gestern Morgens von Ostende hier ein, und reiste, nachdem er den Fürsten Metternich besucht hatte, nach Paris zurück. Rußland. St. Petersburg, 21. September. ( 3. Oct. ) Se. Majestät der Kaiser hat am 13. ( 25. ) September in Orel, nach Anhörung eines Gebetes in der Kathedrale, das Bachtinische Cadetten=Corps mit seinem Besuche be- ehrt. Später geruhte Se. Majestät die Truppen der 2ten Brigade der 18ten Jnfanterie=Division, das Bach- tinsche Cadetten=Corps und das Orelsche Bataillon der inneren Garnison die Revüe passiren zu lassen. Nach der Revue führte das Cadetten=Corps ein besonderes Exer- citium aus. An demselben Tage, um12 1 / 2 Uhr Mit- tags, hat Se. Majestät Orel verlassen und ist nach Tschu- gujew weiter gereist, wo er am 14. ( 26. ) September in erwünschtem Wohlsein, eintraf. — Der Adel des Gouvernements Nishni=Nowgorod hat durch den dortigen stellvertretenden Adels=Marschall den Wunsch vortragen lassen, außer den 22 Zöglingen, die auf seine Kosten auf dem Adeligen Jnstitut zu Nishni- Nowgorod erzogen werden, noch zwei erziehen lassen zu wollen, die zur Erinnerung an die Anwesenheit Jhrer kaiserlichen Hoheiten des Großfürsten Nikolai Ni- kolajewitsch und Michael Nikolajewitsch in Nishni=Now- gorod, Zöglinge Jhrer kaiserlichen Hoheiten heißen sollen. Se. Majestät der Kaiser hat dies zu gestatten und dem Adel des Gouvernements Nishni=Nowgorod für diesen Beweis seiner Unterthanentreue das Allerhöchste Wohl- wollen bezeigen zu lassen geruht. — Nach einer Mittheilung im „Odessaer Boten“ ha- ben sich in der Krim Heuschrecken zum zweiten Male in diesem Jahre, und zwar in den ersten Tagen des August's, gezeigt. Der Berichterstatter schreibt diese ungewöhnliche Erscheinung der heißen Witterung des vorigen Sommers und der daraus folgenden raschen Entwickelung der Heuschreckenbrut zu. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Leopold Schweitzer. — Druck und Verlag der Edlen v. Ghelen'schen Erben.

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Zitationshilfe: Wiener Zeitung. Nr. 248. [Wien], 17. Oktober 1850, S. 3121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wiener248_1850/9>, abgerufen am 24.11.2024.