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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXXIX, 20. Woche, Erfurt (Thüringen), 15. Mai 1744.

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Jtalien.

Letzthin gieng etwas in Rom vor, das einiger Anmerckungen wohl
werth, der andere Sohn des Praetendenten begegnete mit seiner
Carosse dem Venetianischen Botschafter, der in der Gasse herge-
fahren kam: es kan seyn, daß die Königs-Gedancken Ursache gewe-
sen, daß er von ihm praetendirte, die Kutsche des Gesandten solte aus-
weichen, allein darzu hatte man keine Ohren, sondern der Praeten-
denten
-Sohn muste sich retiriren; der Gesandte hat solches nach
Venedig berichtet, worauf die Republic dem Staats- Secretaire, Car-
dinal Valenti-Gonzaga eine Declaration zustellen lassen: Es mü-
ste S. Heil. nicht unwissend seyn, daß die Durchl
. Republic
Venedig eine von denen Mächten sey, welche die zu Rom vor
einen angeblichen König von England sich befindende Person,
niemahls davor erkennen. Nun aber etwa den Vorfall mit
dem Kutscher dahin verdrehen mögte und könte, als ob man
in einer so wichtigen Sache, die
Figur eines den Nahmen eines
Königs sich anmassenden
Praetendenten betreffend, eingeräu-
met hätte. So liesse diese Durchl
. Signoria declari ren, daß sie
von dieser ihrer gantz
Europa bekandten Meynung nicht im
mindesten abwichen, da sie sich nicht einmahl wegen Entschei-
dung erwehnter Händel, geschweige sonst überhaupt mit et-
was, das sich auf die Erkennung des
Praetendenten beziehen
werde, einliessen ec. ec.
Diese Declaration ist zugleich auch in au-
thent
ischer Form nach Madrit, Paris, Wien, Haag und London
geschickt worden. Mithin dörften die Venetianer bald aufhören,
blosse Venetianer zu seyn, i. e. die an diesen Welt-Troublen nicht
Theil nähmen.

Es sind schon zwey Monathe, daß der alte Praetendent den Her-
tzog von Ormont schriftlich gebethen, er möchte an den jetzigen Um-
ständen Theil nehmen, er hat aber geantwortet: Seinhohes Al-
ter ließ nicht zu, sich von neuen einigen Gefährlichkeiten zu un-
terwerffen. Diejenigen aber, die er schon ausgestanden, hät-
ten ihn auf den Entschluß gebracht, einen ruhigen Zuschauer
abzugeben.

Wegen Villa-Franca melden Briefe von Genf, daß die Fran-
tzösisch-Spanische Armee angefangen, Montalban zu beschiessen,
und die Communication mit der Land-Seite völlig abgeschnitten

Jtalien.

Letzthin gieng etwas in Rom vor, das einiger Anmerckungen wohl
werth, der andere Sohn des Prætendenten begegnete mit seiner
Caroſſe dem Venetianischen Botschafter, der in der Gasse herge-
fahren kam: es kan seyn, daß die Königs-Gedancken Ursache gewe-
sen, daß er von ihm prætendirte, die Kutsche des Gesandten solte aus-
weichen, allein darzu hatte man keine Ohren, sondern der Præten-
denten
-Sohn muste sich retiriren; der Gesandte hat solches nach
Venedig berichtet, worauf die Republic dem Staats- Secretaire, Car-
dinal Valenti-Gonzaga eine Declaration zustellen lassen: Es mü-
ste S. Heil. nicht unwissend seyn, daß die Durchl
. Republic
Venedig eine von denen Mächten sey, welche die zu Rom vor
einen angeblichen König von England sich befindende Person,
niemahls davor erkennen. Nun aber etwa den Vorfall mit
dem Kutscher dahin verdrehen mögte und könte, als ob man
in einer so wichtigen Sache, die
Figur eines den Nahmen eines
Königs sich anmassenden
Prætendenten betreffend, eingeräu-
met hätte. So liesse diese Durchl
. Signoria declari ren, daß sie
von dieser ihrer gantz
Europa bekandten Meynung nicht im
mindesten abwichen, da sie sich nicht einmahl wegen Entschei-
dung erwehnter Händel, geschweige sonst überhaupt mit et-
was, das sich auf die Erkennung des
Prætendenten beziehen
werde, einliessen ec. ec.
Diese Declaration ist zugleich auch in au-
thent
ischer Form nach Madrit, Paris, Wien, Haag und London
geschickt worden. Mithin dörften die Venetianer bald aufhören,
blosse Venetianer zu seyn, i. e. die an diesen Welt-Troublen nicht
Theil nähmen.

Es sind schon zwey Monathe, daß der alte Prætendent den Her-
tzog von Ormont schriftlich gebethen, er möchte an den jetzigen Um-
ständen Theil nehmen, er hat aber geantwortet: Seinhohes Al-
ter ließ nicht zu, sich von neuen einigen Gefährlichkeiten zu un-
terwerffen. Diejenigen aber, die er schon ausgestanden, hät-
ten ihn auf den Entschluß gebracht, einen ruhigen Zuschauer
abzugeben.

Wegen Villa-Franca melden Briefe von Genf, daß die Fran-
tzösisch-Spanische Armee angefangen, Montalban zu beschiessen,
und die Communication mit der Land-Seite völlig abgeschnitten

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[310/0006] Jtalien. Letzthin gieng etwas in Rom vor, das einiger Anmerckungen wohl werth, der andere Sohn des Prætendenten begegnete mit seiner Caroſſe dem Venetianischen Botschafter, der in der Gasse herge- fahren kam: es kan seyn, daß die Königs-Gedancken Ursache gewe- sen, daß er von ihm prætendirte, die Kutsche des Gesandten solte aus- weichen, allein darzu hatte man keine Ohren, sondern der Præten- denten-Sohn muste sich retiriren; der Gesandte hat solches nach Venedig berichtet, worauf die Republic dem Staats- Secretaire, Car- dinal Valenti-Gonzaga eine Declaration zustellen lassen: Es mü- ste S. Heil. nicht unwissend seyn, daß die Durchl. Republic Venedig eine von denen Mächten sey, welche die zu Rom vor einen angeblichen König von England sich befindende Person, niemahls davor erkennen. Nun aber etwa den Vorfall mit dem Kutscher dahin verdrehen mögte und könte, als ob man in einer so wichtigen Sache, die Figur eines den Nahmen eines Königs sich anmassenden Prætendenten betreffend, eingeräu- met hätte. So liesse diese Durchl. Signoria declari ren, daß sie von dieser ihrer gantz Europa bekandten Meynung nicht im mindesten abwichen, da sie sich nicht einmahl wegen Entschei- dung erwehnter Händel, geschweige sonst überhaupt mit et- was, das sich auf die Erkennung des Prætendenten beziehen werde, einliessen ec. ec. Diese Declaration ist zugleich auch in au- thentischer Form nach Madrit, Paris, Wien, Haag und London geschickt worden. Mithin dörften die Venetianer bald aufhören, blosse Venetianer zu seyn, i. e. die an diesen Welt-Troublen nicht Theil nähmen. Es sind schon zwey Monathe, daß der alte Prætendent den Her- tzog von Ormont schriftlich gebethen, er möchte an den jetzigen Um- ständen Theil nehmen, er hat aber geantwortet: Seinhohes Al- ter ließ nicht zu, sich von neuen einigen Gefährlichkeiten zu un- terwerffen. Diejenigen aber, die er schon ausgestanden, hät- ten ihn auf den Entschluß gebracht, einen ruhigen Zuschauer abzugeben. Wegen Villa-Franca melden Briefe von Genf, daß die Fran- tzösisch-Spanische Armee angefangen, Montalban zu beschiessen, und die Communication mit der Land-Seite völlig abgeschnitten

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXXIX, 20. Woche, Erfurt (Thüringen), 15. Mai 1744, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0239_1744/6>, abgerufen am 24.11.2024.