Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXXIX, 20. Woche, Erfurt (Thüringen), 15. Mai 1744.Successions-
Rechte und der nach der
Pragmatic
festgesetzten Unzertrennlichkeit ge- Succeſſions-
Rechte und der nach der
Pragmatic
festgesetzten Unzertrennlichkeit ge- <TEI> <text> <body> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="306"/><hi rendition="#aq">Succeſſions</hi>- Rechte und der nach der <hi rendition="#aq">Pragmatic</hi> festgesetzten Unzertrennlichkeit ge-<lb/> funden. Der Wienerische Hof hatte in der That den König, meinen Herrn, die<lb/> Macht gegeben, in dem Geschäffte, welches Se. Maj. 1733. zu unterzeichnen belieb-<lb/> ten, vor allen Dingen den Grund derer Anforderungen und weit ältern Rechte des Hau-<lb/> ses Bayern ernstlich zu untersuchen; Sie thaten solches auch bey dem einen Theil so-<lb/> wohl, als bey dem andern; bis endlich der Kayser darüber starb: Und vielleicht würde<lb/> man auch zu einem Vergleich gekommen seyn, wenn dieser Printz noch länger gelebt. A-<lb/> ber mit seinem Ableiben verschwand alle Hoffnung. Hätte Se. Maj. indem sie ihren<lb/> Alliirten zu Hülffe kamen, sich von der Ehrsucht können einnehmen lassen, ihre Staa-<lb/> ten zu vergrössern, so bothe die Königin von Ungarn genug Mittel an, die sich doch<lb/> eben so wenig mit ihrem eingebildeten Jnbegriff der pragmatischen Sanction hätten<lb/> zusammen gereimt. Aber so verlangten Se. Maj. nichts, als ihren Bunds-Ver-<lb/> wandten, durch eine gerechte und billige Auseinandersetzung, Genüge widerfahren zu<lb/> lassen. Und daran zweifelten sie um destoweniger, da der Kayser die vom Reich an-<lb/> gebothene Vermittelung würcklich angenommen hatte, worzu auch Jhro Hochmö-<lb/> genden sowohl, als der König von Groß-Brittannien Theil an dieser Ehre zu nehmen,<lb/> eingeladen wurden. Man müste also glauben, dieser Umstand würde die Königin<lb/> von Ungarn bewogen haben, eine Vermittelung anzunehmen, die ihr so vortheilhaff-<lb/> tig durch die guten Dienste der zwey Mächte an die Hand gegeben wäre, aber was<lb/> könte man wohl von ihrer Entfernung hierinne dencken, oder sonst vor eine Art und<lb/> Weise brauchen, die doch in gleichen Vorfällen die Gesetze und Verordnungen des<lb/> Reichs schon vorher vorschreiben? und welche Macht muß man wohl hier vor einen<lb/> Feind der Europäischen Freyheiten, einen Nahmen, der eben so Verehrungs-würdig, als<lb/> verunehret jetzo ist, halten? ist es etwa derjenige, welcher die Befolgung der Gesetze<lb/> wünscht, oder sind es solche, die sie ausschlagen, und sich ihr widersetzen? würden auch<lb/> wohl die Hochmögenden Herren diese Einladung des Reichs ohnbeantwortet gelassen<lb/> haben, wenn sie nicht vorher die Schwürigkeiten gesehen hätten, und wie wenig die Lon-<lb/> denische und Wienerische Höfe geneigt wären, den Lauf der Verwirrungen zu hemmen,<lb/> und auszulöschen; sondern vielmehr ein allgemeines Kriegs-Feuer anzuzünden? Jn-<lb/> dem nun der König, mein Herr, seine Armeen aus Teutschland zog, weil sich das Reich<lb/> zur Vermittlung anboth, die auch der Kayser annahm, so zeigte er genugsam, wie sehr<lb/> er das Ende des Kriegs wünschete. Aber was hinderte nicht allenthalben Sr. Majest.<lb/> Verlangen, den Anfang zu Herstellung der Ruhe im Röm. Reich zu machen? miß-<lb/> brauchte man dieses nicht, die Schande aller begangenen Fehltritte zu bemänteln, die<lb/> Frantzösischen Grentzen anzufeinden, und zu versuchen, ob man nicht in das Hertz un-<lb/> seres Königreichs dringen könte? wolte man auch wohl von dem König noch mehr Ge-<lb/> fälligkeiten verlangt haben, als das Merckmahl des Vertrauens, da er sich erboth, die<lb/> Stadt Duynkirchen dem Schutz der Republie zu übergeben? Dieses würden Se.<lb/> Maj. weit lieber haben geschehen lassen, als daß sie durch die äusserste Nothwendigkeit<lb/> angetrieben worden, die Vestungs-Wercker dieser Stadt wieder herzustellen, um durch<lb/> solche in dem Stand zu seyn, diese Stadt mit ihren Einwohnern, vor die etwanigen Un-<lb/> ternehmungen des Londenischen Hofs, die er keinen Hehl hat, in Sicherheit zu setzen.<lb/> Und hat dessen Gesandter sich nicht in einer Ew. Hochmögenden überreichten öffentli-<lb/> chen Schrift mit ausdrücklichen Worten verlauten lassen, man habe die Absicht, Duyn-<lb/> kirchen zu einem blossen Fischer-Dörffgen zu machen. Kurtz Se. Maj. hat nichts ver-<lb/> gessen, den Geist des Friedens wieder einzuführen, aber mit allen Mitteln und Merck-<lb/> mahlen, die sie zu deren Gelangung an die Hand gegeben, haben sie doch nichts anders<lb/> ausgerichtet, als die Wiener- und Londenischen Höfe nur destomehr aufgeblasener und<lb/> verwegner zu machen; viele widrige <hi rendition="#aq">Projecte</hi> zu schmieden; ja alle Regeln, und die<lb/> gemeinste Wohlanständigkeiten über den Hauffen zu werffen; Einbrüche, eigenmäch-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [306/0002]
Succeſſions- Rechte und der nach der Pragmatic festgesetzten Unzertrennlichkeit ge-
funden. Der Wienerische Hof hatte in der That den König, meinen Herrn, die
Macht gegeben, in dem Geschäffte, welches Se. Maj. 1733. zu unterzeichnen belieb-
ten, vor allen Dingen den Grund derer Anforderungen und weit ältern Rechte des Hau-
ses Bayern ernstlich zu untersuchen; Sie thaten solches auch bey dem einen Theil so-
wohl, als bey dem andern; bis endlich der Kayser darüber starb: Und vielleicht würde
man auch zu einem Vergleich gekommen seyn, wenn dieser Printz noch länger gelebt. A-
ber mit seinem Ableiben verschwand alle Hoffnung. Hätte Se. Maj. indem sie ihren
Alliirten zu Hülffe kamen, sich von der Ehrsucht können einnehmen lassen, ihre Staa-
ten zu vergrössern, so bothe die Königin von Ungarn genug Mittel an, die sich doch
eben so wenig mit ihrem eingebildeten Jnbegriff der pragmatischen Sanction hätten
zusammen gereimt. Aber so verlangten Se. Maj. nichts, als ihren Bunds-Ver-
wandten, durch eine gerechte und billige Auseinandersetzung, Genüge widerfahren zu
lassen. Und daran zweifelten sie um destoweniger, da der Kayser die vom Reich an-
gebothene Vermittelung würcklich angenommen hatte, worzu auch Jhro Hochmö-
genden sowohl, als der König von Groß-Brittannien Theil an dieser Ehre zu nehmen,
eingeladen wurden. Man müste also glauben, dieser Umstand würde die Königin
von Ungarn bewogen haben, eine Vermittelung anzunehmen, die ihr so vortheilhaff-
tig durch die guten Dienste der zwey Mächte an die Hand gegeben wäre, aber was
könte man wohl von ihrer Entfernung hierinne dencken, oder sonst vor eine Art und
Weise brauchen, die doch in gleichen Vorfällen die Gesetze und Verordnungen des
Reichs schon vorher vorschreiben? und welche Macht muß man wohl hier vor einen
Feind der Europäischen Freyheiten, einen Nahmen, der eben so Verehrungs-würdig, als
verunehret jetzo ist, halten? ist es etwa derjenige, welcher die Befolgung der Gesetze
wünscht, oder sind es solche, die sie ausschlagen, und sich ihr widersetzen? würden auch
wohl die Hochmögenden Herren diese Einladung des Reichs ohnbeantwortet gelassen
haben, wenn sie nicht vorher die Schwürigkeiten gesehen hätten, und wie wenig die Lon-
denische und Wienerische Höfe geneigt wären, den Lauf der Verwirrungen zu hemmen,
und auszulöschen; sondern vielmehr ein allgemeines Kriegs-Feuer anzuzünden? Jn-
dem nun der König, mein Herr, seine Armeen aus Teutschland zog, weil sich das Reich
zur Vermittlung anboth, die auch der Kayser annahm, so zeigte er genugsam, wie sehr
er das Ende des Kriegs wünschete. Aber was hinderte nicht allenthalben Sr. Majest.
Verlangen, den Anfang zu Herstellung der Ruhe im Röm. Reich zu machen? miß-
brauchte man dieses nicht, die Schande aller begangenen Fehltritte zu bemänteln, die
Frantzösischen Grentzen anzufeinden, und zu versuchen, ob man nicht in das Hertz un-
seres Königreichs dringen könte? wolte man auch wohl von dem König noch mehr Ge-
fälligkeiten verlangt haben, als das Merckmahl des Vertrauens, da er sich erboth, die
Stadt Duynkirchen dem Schutz der Republie zu übergeben? Dieses würden Se.
Maj. weit lieber haben geschehen lassen, als daß sie durch die äusserste Nothwendigkeit
angetrieben worden, die Vestungs-Wercker dieser Stadt wieder herzustellen, um durch
solche in dem Stand zu seyn, diese Stadt mit ihren Einwohnern, vor die etwanigen Un-
ternehmungen des Londenischen Hofs, die er keinen Hehl hat, in Sicherheit zu setzen.
Und hat dessen Gesandter sich nicht in einer Ew. Hochmögenden überreichten öffentli-
chen Schrift mit ausdrücklichen Worten verlauten lassen, man habe die Absicht, Duyn-
kirchen zu einem blossen Fischer-Dörffgen zu machen. Kurtz Se. Maj. hat nichts ver-
gessen, den Geist des Friedens wieder einzuführen, aber mit allen Mitteln und Merck-
mahlen, die sie zu deren Gelangung an die Hand gegeben, haben sie doch nichts anders
ausgerichtet, als die Wiener- und Londenischen Höfe nur destomehr aufgeblasener und
verwegner zu machen; viele widrige Projecte zu schmieden; ja alle Regeln, und die
gemeinste Wohlanständigkeiten über den Hauffen zu werffen; Einbrüche, eigenmäch-
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