Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XIX, 10. Woche, Erfurt (Thüringen), 2. März 1744.ächte und feste Manier erbauet waren. So viel dieser kleinen Be- ächte und feste Manier erbauet waren. So viel dieser kleinen Be- <TEI> <text> <body> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="146"/> ächte und feste Manier erbauet waren. So viel dieser kleinen Be-<lb/> hältnisse waren, so mancherley Beschäfftigungen traff Endymion<lb/> darinn an, und diese hatten eben das von weiten schon gehörte Ge-<lb/> tösse verursachet. Einige schienen Gewehrstette, andere Pulver-<lb/> Mühlen, die dritten Schwerdtfegereyen zu seyn; Es waren auch<lb/> viele Wind-Mühlen zu sehen, die ihm, auf eine besondere Art zuge-<lb/> richtet, vorkamen; Noch andere waren wie Disputir-Saale anzu-<lb/> sehen, darinne sich Leute von allen Europäischen Nationen über ein<lb/> zerschnittenes grosses Papier zanckten, andere aber über einen al-<lb/> ten zerrissenen Rock gar Handgemenge wurden, und noch andere<lb/> sich um einen grossen Fuchsschwantz zerreten; nicht weit davon sahe<lb/> Endymion verschiedliche Schreibereyen, wo sich die Schreiber du-<lb/> tzendweise so geschäfftig erwiesen, daß man sich fast einbilden solte,<lb/> sie hätten stählerne Finger, und führten Federn von Ertz; an einem<lb/> andern Ort waren völlige Schneidereyen, worinnen man gantz be-<lb/> sondere Moden-Kleider vor Manns- und Weibs-Personen verfer-<lb/> tigte; weiter traff Endymion einen gantz neuen Land-Charten-Ste-<lb/> cher an, der sich in seiner unter Händen habenden Arbeit sehr emsig<lb/> bezeigte; item unterschiedliche Scheerenschleiffer, Zahnbrecher-<lb/> Boutiquen, Apothecken, Peltz- und Masquen-Handlungen, nebst<lb/> einer wohleingerichteten Oculisten-Officin, und noch unzehlig an-<lb/> dere Arten Häusergen, die ihm theils lächerlich schienen, theils aber<lb/> unterschiedliches Nachdencken verursachten. Unter solcher, voller<lb/> Neugierigkeit seyenden Beschäfftigung, gelangte er gantz nahe an<lb/> das grosse papierne Wunder-Gebäude, und merckte sogleich, daß<lb/> die mehresten Fenster dem kläresten Kancker-Gespinste ähnlich wa-<lb/> ren, darinn aber fast durchgängig Löcher und Ritzen zu sehen, daß<lb/> dadurch der Wind auf allen Ecken eindringen konte. Die Curio-<lb/> site trieb auch hier den Endymion an, zu versuchen, ob er nicht in<lb/> diesen Pallast kommen konte, von dem er sich schon zum voraus<lb/> grosse Vorstellung machte; es gelung ihm auch, denn er fand den<lb/> Eingang gar bald. Dieser war mit vielen Stuffen versehen, auf<lb/> welchen eine entsetzliche Menge zerrissener Papiere und zerbroche-<lb/> ner Siegel lagen, die also vermuthlich nichts mehr nutzen solten;<lb/> hier aber sahe er abermahls eine grosse Hinderung, und die Furcht<lb/> schiene ebenfalls sich wieder bey ihm einzustellen, da er die bedenck-<lb/> lichsten Wächter des Tempels, vor dem verschlossenen Eingang lie-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0002]
ächte und feste Manier erbauet waren. So viel dieser kleinen Be-
hältnisse waren, so mancherley Beschäfftigungen traff Endymion
darinn an, und diese hatten eben das von weiten schon gehörte Ge-
tösse verursachet. Einige schienen Gewehrstette, andere Pulver-
Mühlen, die dritten Schwerdtfegereyen zu seyn; Es waren auch
viele Wind-Mühlen zu sehen, die ihm, auf eine besondere Art zuge-
richtet, vorkamen; Noch andere waren wie Disputir-Saale anzu-
sehen, darinne sich Leute von allen Europäischen Nationen über ein
zerschnittenes grosses Papier zanckten, andere aber über einen al-
ten zerrissenen Rock gar Handgemenge wurden, und noch andere
sich um einen grossen Fuchsschwantz zerreten; nicht weit davon sahe
Endymion verschiedliche Schreibereyen, wo sich die Schreiber du-
tzendweise so geschäfftig erwiesen, daß man sich fast einbilden solte,
sie hätten stählerne Finger, und führten Federn von Ertz; an einem
andern Ort waren völlige Schneidereyen, worinnen man gantz be-
sondere Moden-Kleider vor Manns- und Weibs-Personen verfer-
tigte; weiter traff Endymion einen gantz neuen Land-Charten-Ste-
cher an, der sich in seiner unter Händen habenden Arbeit sehr emsig
bezeigte; item unterschiedliche Scheerenschleiffer, Zahnbrecher-
Boutiquen, Apothecken, Peltz- und Masquen-Handlungen, nebst
einer wohleingerichteten Oculisten-Officin, und noch unzehlig an-
dere Arten Häusergen, die ihm theils lächerlich schienen, theils aber
unterschiedliches Nachdencken verursachten. Unter solcher, voller
Neugierigkeit seyenden Beschäfftigung, gelangte er gantz nahe an
das grosse papierne Wunder-Gebäude, und merckte sogleich, daß
die mehresten Fenster dem kläresten Kancker-Gespinste ähnlich wa-
ren, darinn aber fast durchgängig Löcher und Ritzen zu sehen, daß
dadurch der Wind auf allen Ecken eindringen konte. Die Curio-
site trieb auch hier den Endymion an, zu versuchen, ob er nicht in
diesen Pallast kommen konte, von dem er sich schon zum voraus
grosse Vorstellung machte; es gelung ihm auch, denn er fand den
Eingang gar bald. Dieser war mit vielen Stuffen versehen, auf
welchen eine entsetzliche Menge zerrissener Papiere und zerbroche-
ner Siegel lagen, die also vermuthlich nichts mehr nutzen solten;
hier aber sahe er abermahls eine grosse Hinderung, und die Furcht
schiene ebenfalls sich wieder bey ihm einzustellen, da er die bedenck-
lichsten Wächter des Tempels, vor dem verschlossenen Eingang lie-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI
Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf:
Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription: Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |