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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XVI, 8. Woche, Erfurt (Thüringen), 21. Februar 1744.

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Die Abreise der Bagage der Durchl. Ertz-Hertzogin, Maria
Anna, ist wieder anders befohlen worden, indem Höchst-Dieselben
annoch bis zu Ausgang künfftigen Kriegs, an hiesigen Hof bleiben
werden. Woraus sich sicher ergiebt, daß es in denen Niederlan-
den scharff wider einander gehen werde.

Der König in England ( wir meynen hier den also genannten
Franckfurther Gasthof, ) kömmt denen Frantzosen theuer zu stehen;
massen zu denen schon gemeldeten 8000. fl. noch 2000. vor Meu-
blen und 40000. fl. Caution vor etwanige Unglücks-Fälle accor-
di
rt worden. Man hat es vor nicht thunlich gehalten, daß dersel-
be als eine künfftige Residentz des Hrn. Grafen von Bayern noch
ferner dergleichen Titul führe, gleichwohl ist es ohnmöglich gewesen,
das steinerne Bild wegzubringen, daher hat man sich begnügt die
Buchstaben nur auszulöschen.

Jhro Churfürstl. Durchl. zu Pfaltz haben den Vorsatz der Jü-
lichischen und Bergischen Ständte gut geheissen, daß man eine Hu-
saren-Compagnie aufrichten wolle, welche vor die Sicherheit der
Land-Strassen sorgen solte. Uns dünckt, dieses sey auch sehr wohl
gethan, indem man zweifeln könte, ob sich jemand besser zu einem
Hege- und Grentz-Reuter schicken solte, als ein Husar.

Nach und nach will sich das letztere neue vom Hrn. Obrist
Mentzel näher geben. Denn aus Regenspurg ist unterm 3. Febr.
berichtet: daß man lange Zeit nicht gewußt, wo sich der Obriste
Mentzel aufhalte, es sey aber nun ein Gerücht entstanden, daß der-
selbe incognito ohnweit München vorbey gereißt, und arretirt nach
Wien gebracht worden, um Rechenschafft zu geben, wegen der vie-
len Excesse, die seine unterhabende Völcker auf dem neutralen Ge-
biethe einiger Reichs-Ständte begangen. Wer weiß obs wahr ist.
Zudem wird er auch schon sich zu vertheydigen wissen. Die Rai-
son de Guerre
kan nicht allemahl nach denen Apicibus Juris und
limitibus terrae genommen werden.

Das Portrait, welches man in denen öffentlichen Zeitungen
von dem neuerwählten Bischoff zu Lüttich macht, ist so schön und
rühmlich, daß wir es ohnmöglich unsern Blättern entziehen kön-
nen: Selbe dancken keinen der alten Bedienten ab, scheinen auch
sonsten zu Veränderungen, wie bey neuen Bedienungen gemeiniglich

Die Abreise der Bagage der Durchl. Ertz-Hertzogin, Maria
Anna, ist wieder anders befohlen worden, indem Höchst-Dieselben
annoch bis zu Ausgang künfftigen Kriegs, an hiesigen Hof bleiben
werden. Woraus sich sicher ergiebt, daß es in denen Niederlan-
den scharff wider einander gehen werde.

Der König in England ( wir meynen hier den also genannten
Franckfurther Gasthof, ) kömmt denen Frantzosen theuer zu stehen;
massen zu denen schon gemeldeten 8000. fl. noch 2000. vor Meu-
blen und 40000. fl. Caution vor etwanige Unglücks-Fälle accor-
di
rt worden. Man hat es vor nicht thunlich gehalten, daß dersel-
be als eine künfftige Residentz des Hrn. Grafen von Bayern noch
ferner dergleichen Titul führe, gleichwohl ist es ohnmöglich gewesen,
das steinerne Bild wegzubringen, daher hat man sich begnügt die
Buchstaben nur auszulöschen.

Jhro Churfürstl. Durchl. zu Pfaltz haben den Vorsatz der Jü-
lichischen und Bergischen Ständte gut geheissen, daß man eine Hu-
saren-Compagnie aufrichten wolle, welche vor die Sicherheit der
Land-Strassen sorgen solte. Uns dünckt, dieses sey auch sehr wohl
gethan, indem man zweifeln könte, ob sich jemand besser zu einem
Hege- und Grentz-Reuter schicken solte, als ein Husar.

Nach und nach will sich das letztere neue vom Hrn. Obrist
Mentzel näher geben. Denn aus Regenspurg ist unterm 3. Febr.
berichtet: daß man lange Zeit nicht gewußt, wo sich der Obriste
Mentzel aufhalte, es sey aber nun ein Gerücht entstanden, daß der-
selbe incognito ohnweit München vorbey gereißt, und arretirt nach
Wien gebracht worden, um Rechenschafft zu geben, wegen der vie-
len Exceſſe, die seine unterhabende Völcker auf dem neutralen Ge-
biethe einiger Reichs-Ständte begangen. Wer weiß obs wahr ist.
Zudem wird er auch schon sich zu vertheydigen wissen. Die Rai-
ſon de Guerre
kan nicht allemahl nach denen Apicibus Juris und
limitibus terræ genommen werden.

Das Portrait, welches man in denen öffentlichen Zeitungen
von dem neuerwählten Bischoff zu Lüttich macht, ist so schön und
rühmlich, daß wir es ohnmöglich unsern Blättern entziehen kön-
nen: Selbe dancken keinen der alten Bedienten ab, scheinen auch
sonsten zu Veränderungen, wie bey neuen Bedienungen gemeiniglich

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[124/0004] Die Abreise der Bagage der Durchl. Ertz-Hertzogin, Maria Anna, ist wieder anders befohlen worden, indem Höchst-Dieselben annoch bis zu Ausgang künfftigen Kriegs, an hiesigen Hof bleiben werden. Woraus sich sicher ergiebt, daß es in denen Niederlan- den scharff wider einander gehen werde. Der König in England ( wir meynen hier den also genannten Franckfurther Gasthof, ) kömmt denen Frantzosen theuer zu stehen; massen zu denen schon gemeldeten 8000. fl. noch 2000. vor Meu- blen und 40000. fl. Caution vor etwanige Unglücks-Fälle accor- dirt worden. Man hat es vor nicht thunlich gehalten, daß dersel- be als eine künfftige Residentz des Hrn. Grafen von Bayern noch ferner dergleichen Titul führe, gleichwohl ist es ohnmöglich gewesen, das steinerne Bild wegzubringen, daher hat man sich begnügt die Buchstaben nur auszulöschen. Jhro Churfürstl. Durchl. zu Pfaltz haben den Vorsatz der Jü- lichischen und Bergischen Ständte gut geheissen, daß man eine Hu- saren-Compagnie aufrichten wolle, welche vor die Sicherheit der Land-Strassen sorgen solte. Uns dünckt, dieses sey auch sehr wohl gethan, indem man zweifeln könte, ob sich jemand besser zu einem Hege- und Grentz-Reuter schicken solte, als ein Husar. Nach und nach will sich das letztere neue vom Hrn. Obrist Mentzel näher geben. Denn aus Regenspurg ist unterm 3. Febr. berichtet: daß man lange Zeit nicht gewußt, wo sich der Obriste Mentzel aufhalte, es sey aber nun ein Gerücht entstanden, daß der- selbe incognito ohnweit München vorbey gereißt, und arretirt nach Wien gebracht worden, um Rechenschafft zu geben, wegen der vie- len Exceſſe, die seine unterhabende Völcker auf dem neutralen Ge- biethe einiger Reichs-Ständte begangen. Wer weiß obs wahr ist. Zudem wird er auch schon sich zu vertheydigen wissen. Die Rai- ſon de Guerre kan nicht allemahl nach denen Apicibus Juris und limitibus terræ genommen werden. Das Portrait, welches man in denen öffentlichen Zeitungen von dem neuerwählten Bischoff zu Lüttich macht, ist so schön und rühmlich, daß wir es ohnmöglich unsern Blättern entziehen kön- nen: Selbe dancken keinen der alten Bedienten ab, scheinen auch sonsten zu Veränderungen, wie bey neuen Bedienungen gemeiniglich

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XVI, 8. Woche, Erfurt (Thüringen), 21. Februar 1744, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0216_1744/4>, abgerufen am 21.11.2024.