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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744.

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kommene Güther sind bereits als Landesherrliche Domainen se-
questri
ret.

Nunmehro sagt man gantz gewiß, daß die Hessen-Casselische
Printzeßin Amalia, mit Genehmhaltung des Rußischen Hofs, an
den Schwedischen Thronfolger vermählt solte werden.

Jtalien.

Zu Turin ist ein grosser Kriegs-Rath gehalten worden, welchem
Jhro Königl. Majestät, der obriste Staats-Minister, Marquis
d'Ormea
, der Englische Admiral Matthews, und der Königl. Un-
garische General Vettes beygewohnt. Es soll zwar noch zur Zeit
ein Geheimniß seyn, was darinn beschlossen worden; weil aber seit
der Abreise des Admirals der König einen Courier nach Londen mit
wichtigen Briefen, worinn unter andern ein Operations-Plan begrif-
fen, abgeschicket; so vermuthet man nicht unbillig, daß letzterer der Ge-
genwurff gedachter Conferenz gewesen. Man will nach solchem die
Spanier nicht nur aus gantz Jtalien delogiren, sondern vor allen
Dingen einige Eroberungen gewisser Jtaliänischen Staaten ma-
chen, damit die Königin von Ungarn wegen des Wormser-Tractats
schadloß gehalten würde. Und da dörffte der Hertzog von Mode-
na wohl oben an stehen.

Was Sr. Sardinischen Majestät, laut dieses Tractats, cedirt
worden, bestehet in folgenden: Die Stadt und District Vigevano,
ein Theil von Pavesan, zwischen dem Po und Tesin liegend, vom
Oberlac bis an den Ort, wo sich der Po hinein giesset, ausgenom-
men die durch den Canal formirte Jnsul, welche Pavia gegen über
liegt, iedoch mit gleicher Communication aufm Fluß Tesin. Noch
weiter Oltrapo, Bobbio und sein Territorium, die Stadt Piacenza
mit begriffen, vom Ursprung des Flusses Nura, bis am Po, also daß
die Mittelscheid vom Po und Nura die Gräntzen beyder Staaten
ausmachen. Endlich der Theil der Grafschafft Anghiero, das Thal
Seccia, die grosse Alpen und das Walliser-Land, bis an die Vor-
gräntzen der Schweitzer Valmaggia und Locarno, so daß eine zu
dem Ende gezogene Linie die Gräntzen ausmacht, und heilig und
fest darob gehalten werden soll. Von allen diesen ist, auf Ordre
des Hofs zu Wien, ein Verzeichniß derer Einkünffte gemacht wor-

kommene Güther sind bereits als Landesherrliche Domainen ſe-
queſtri
ret.

Nunmehro sagt man gantz gewiß, daß die Hessen-Casselische
Printzeßin Amalia, mit Genehmhaltung des Rußischen Hofs, an
den Schwedischen Thronfolger vermählt solte werden.

Jtalien.

Zu Turin ist ein grosser Kriegs-Rath gehalten worden, welchem
Jhro Königl. Majestät, der obriste Staats-Minister, Marquis
d'Ormea
, der Englische Admiral Matthews, und der Königl. Un-
garische General Vettes beygewohnt. Es soll zwar noch zur Zeit
ein Geheimniß seyn, was darinn beschlossen worden; weil aber seit
der Abreise des Admirals der König einen Courier nach Londen mit
wichtigen Briefen, worinn unter andern ein Operations-Plan begrif-
fen, abgeschicket; so vermuthet man nicht unbillig, daß letzterer der Ge-
genwurff gedachter Conferenz gewesen. Man will nach solchem die
Spanier nicht nur aus gantz Jtalien delogiren, sondern vor allen
Dingen einige Eroberungen gewisser Jtaliänischen Staaten ma-
chen, damit die Königin von Ungarn wegen des Wormser-Tractats
schadloß gehalten würde. Und da dörffte der Hertzog von Mode-
na wohl oben an stehen.

Was Sr. Sardinischen Majestät, laut dieses Tractats, cedirt
worden, bestehet in folgenden: Die Stadt und Diſtrict Vigevano,
ein Theil von Paveſan, zwischen dem Po und Tesin liegend, vom
Oberlac bis an den Ort, wo sich der Po hinein giesset, ausgenom-
men die durch den Canal formirte Jnsul, welche Pavia gegen über
liegt, iedoch mit gleicher Communication aufm Fluß Tesin. Noch
weiter Oltrapo, Bobbio und sein Territorium, die Stadt Piacenza
mit begriffen, vom Ursprung des Flusses Nura, bis am Po, also daß
die Mittelscheid vom Po und Nura die Gräntzen beyder Staaten
ausmachen. Endlich der Theil der Grafschafft Anghiero, das Thal
Seccia, die grosse Alpen und das Walliser-Land, bis an die Vor-
gräntzen der Schweitzer Valmaggia und Locarno, so daß eine zu
dem Ende gezogene Linie die Gräntzen ausmacht, und heilig und
fest darob gehalten werden soll. Von allen diesen ist, auf Ordre
des Hofs zu Wien, ein Verzeichniß derer Einkünffte gemacht wor-

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[93/0005] kommene Güther sind bereits als Landesherrliche Domainen ſe- queſtri ret. Nunmehro sagt man gantz gewiß, daß die Hessen-Casselische Printzeßin Amalia, mit Genehmhaltung des Rußischen Hofs, an den Schwedischen Thronfolger vermählt solte werden. Jtalien. Zu Turin ist ein grosser Kriegs-Rath gehalten worden, welchem Jhro Königl. Majestät, der obriste Staats-Minister, Marquis d'Ormea, der Englische Admiral Matthews, und der Königl. Un- garische General Vettes beygewohnt. Es soll zwar noch zur Zeit ein Geheimniß seyn, was darinn beschlossen worden; weil aber seit der Abreise des Admirals der König einen Courier nach Londen mit wichtigen Briefen, worinn unter andern ein Operations-Plan begrif- fen, abgeschicket; so vermuthet man nicht unbillig, daß letzterer der Ge- genwurff gedachter Conferenz gewesen. Man will nach solchem die Spanier nicht nur aus gantz Jtalien delogiren, sondern vor allen Dingen einige Eroberungen gewisser Jtaliänischen Staaten ma- chen, damit die Königin von Ungarn wegen des Wormser-Tractats schadloß gehalten würde. Und da dörffte der Hertzog von Mode- na wohl oben an stehen. Was Sr. Sardinischen Majestät, laut dieses Tractats, cedirt worden, bestehet in folgenden: Die Stadt und Diſtrict Vigevano, ein Theil von Paveſan, zwischen dem Po und Tesin liegend, vom Oberlac bis an den Ort, wo sich der Po hinein giesset, ausgenom- men die durch den Canal formirte Jnsul, welche Pavia gegen über liegt, iedoch mit gleicher Communication aufm Fluß Tesin. Noch weiter Oltrapo, Bobbio und sein Territorium, die Stadt Piacenza mit begriffen, vom Ursprung des Flusses Nura, bis am Po, also daß die Mittelscheid vom Po und Nura die Gräntzen beyder Staaten ausmachen. Endlich der Theil der Grafschafft Anghiero, das Thal Seccia, die grosse Alpen und das Walliser-Land, bis an die Vor- gräntzen der Schweitzer Valmaggia und Locarno, so daß eine zu dem Ende gezogene Linie die Gräntzen ausmacht, und heilig und fest darob gehalten werden soll. Von allen diesen ist, auf Ordre des Hofs zu Wien, ein Verzeichniß derer Einkünffte gemacht wor-

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0212_1744/5>, abgerufen am 13.11.2024.