Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. IV, 2. Woche, Erfurt (Thüringen), 10. Januar 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

geschicht. Ja die Frantzosen wollen in kurtzen, es koste auch, was es
wolle, ein gewisses Dessein ausführen. Aber was solte es viel kosten?
Denen Herren Frantzosen nur ein Wort, um das geschehen wird
es auch noch Zeit haben.

Der Rußische Herr Gesandte, Baron Lanszinsky, frequentirt
ietzo stärcker als jemahls den Ungarischen Hof und das Ministerium:
welches uns ein sehr sicheres bonum innocentiae atque restauratae
amicitiae omen
zu seyn scheinet. Mithin dörffte der galante Herr
Tirawley mit seiner Ambassade nicht nöthig haben zu eilen, weil
man vorher sehen kan, daß seine etwanige Propositiones weit stär-
ckere contre balance wegen des Commercii haben werden, als die
Frantzösischen. So viel ist gewiß, daß gedachter Herr von Lanszinsky
vor seine Bemühung bey Herstellung der Rußischen guten Freund-
schafft ein Präsent von 40000. fl. bekommen.

Es scheint, als glaubten die Ungarischen Herren Officiers,
ihre Degen rosteten ein, ehe sie solche wieder gegen den Feind zögen,
denn letzthin haben sich der General-Feld-Wachmeister, Marchese
von Luchesis, mit dem Grafen von Paradies duellirt; sie begegne-
ten einander in Kutschen, hieben die Gläser in selbigen entzwey,
und giengen nachhero so hart wider einander, daß ersterer tödtlich
bleßirt, letzterer aber auch eine grosse Menge Wunden bekommen,
ja sie würden einander gar massacrirt haben, wenn der Marauis
nicht gefallen, und sonach die Leute darzwischen gekommen wären.
Die andere Parthey wird bald auch aufs Rauff- und Balge- Thea-
trum
treten; sie besteht aber im Obrist-Lieutenant von Trenck, und
dem Major beym Fortgatschischen Regiment, Grafen von Drasko-
witz, wo nicht die Königin ein prohibetur thun läßt.

Das vor die Bayerischen Kriegs-Gefangene in Wien ange-
kommene Verpflegungs-Geld hat nur in 6000. fl. bestanden.

Jn denen Niederlanden glaubt man, daß vor allen Dingen,
ohnerachtet der starcken Recommendationen vor Fürstl. Personen,
niemand anders zur Fürst-Bischofflichen Würde gelangen werde,
als der dasige Dom-Probst, Graf von Elderen. Er ist ein Vetter
des ehemahligen Bischoffs gleiches Nahmens, welcher das Hertz
gehabt, Ludwig XIV. in Franckreich förmlich den Krieg anzukün-
digen.

geschicht. Ja die Frantzosen wollen in kurtzen, es koste auch, was es
wolle, ein gewisses Dessein ausführen. Aber was solte es viel kosten?
Denen Herren Frantzosen nur ein Wort, um das geschehen wird
es auch noch Zeit haben.

Der Rußische Herr Gesandte, Baron Lanszinsky, frequentirt
ietzo stärcker als jemahls den Ungarischen Hof und das Ministerium:
welches uns ein sehr sicheres bonum innocentiæ atque reſtauratæ
amicitiæ omen
zu seyn scheinet. Mithin dörffte der galante Herr
Tirawley mit seiner Ambaſſade nicht nöthig haben zu eilen, weil
man vorher sehen kan, daß seine etwanige Propoſitiones weit stär-
ckere contre balance wegen des Commercii haben werden, als die
Frantzösischen. So viel ist gewiß, daß gedachter Herr von Lanszinsky
vor seine Bemühung bey Herstellung der Rußischen guten Freund-
schafft ein Präsent von 40000. fl. bekommen.

Es scheint, als glaubten die Ungarischen Herren Officiers,
ihre Degen rosteten ein, ehe sie solche wieder gegen den Feind zögen,
denn letzthin haben sich der General-Feld-Wachmeister, Marchese
von Luchesis, mit dem Grafen von Paradies duellirt; sie begegne-
ten einander in Kutschen, hieben die Gläser in selbigen entzwey,
und giengen nachhero so hart wider einander, daß ersterer tödtlich
bleßirt, letzterer aber auch eine grosse Menge Wunden bekommen,
ja sie würden einander gar massacrirt haben, wenn der Marauis
nicht gefallen, und sonach die Leute darzwischen gekommen wären.
Die andere Parthey wird bald auch aufs Rauff- und Balge- Thea-
trum
treten; sie besteht aber im Obrist-Lieutenant von Trenck, und
dem Major beym Fortgatschischen Regiment, Grafen von Drasko-
witz, wo nicht die Königin ein prohibetur thun läßt.

Das vor die Bayerischen Kriegs-Gefangene in Wien ange-
kommene Verpflegungs-Geld hat nur in 6000. fl. bestanden.

Jn denen Niederlanden glaubt man, daß vor allen Dingen,
ohnerachtet der starcken Recommendationen vor Fürstl. Personen,
niemand anders zur Fürst-Bischofflichen Würde gelangen werde,
als der dasige Dom-Probst, Graf von Elderen. Er ist ein Vetter
des ehemahligen Bischoffs gleiches Nahmens, welcher das Hertz
gehabt, Ludwig XIV. in Franckreich förmlich den Krieg anzukün-
digen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0005" n="29"/>
geschicht. Ja die Frantzosen wollen in kurtzen, es koste auch, was es<lb/>
wolle, ein gewisses Dessein ausführen. Aber was solte es viel kosten?<lb/>
Denen Herren Frantzosen nur ein Wort, um das geschehen wird<lb/>
es auch noch Zeit haben.</p><lb/>
          <p>Der Rußische Herr Gesandte, Baron Lanszinsky, frequentirt<lb/>
ietzo stärcker als jemahls den Ungarischen Hof und das Ministerium:<lb/>
welches uns ein sehr sicheres <hi rendition="#aq">bonum innocentiæ atque re&#x017F;tauratæ<lb/>
amicitiæ omen</hi> zu seyn scheinet. Mithin dörffte der <hi rendition="#aq">galante</hi> Herr<lb/>
Tirawley mit seiner <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;ade</hi> nicht nöthig haben zu eilen, weil<lb/>
man vorher sehen kan, daß seine etwanige <hi rendition="#aq">Propo&#x017F;itiones</hi> weit stär-<lb/>
ckere <hi rendition="#aq">contre balance</hi> wegen des <hi rendition="#aq">Commercii</hi> haben werden, als die<lb/>
Frantzösischen. So viel ist gewiß, daß gedachter Herr von Lanszinsky<lb/>
vor seine Bemühung bey Herstellung der Rußischen guten Freund-<lb/>
schafft ein Präsent von 40000. fl. bekommen.</p><lb/>
          <p>Es scheint, als glaubten die Ungarischen Herren Officiers,<lb/>
ihre Degen rosteten ein, ehe sie solche wieder gegen den Feind zögen,<lb/>
denn letzthin haben sich der General-Feld-Wachmeister, Marchese<lb/>
von Luchesis, mit dem Grafen von Paradies duellirt; sie begegne-<lb/>
ten einander in Kutschen, hieben die Gläser in selbigen entzwey,<lb/>
und giengen nachhero so hart wider einander, daß ersterer tödtlich<lb/>
bleßirt, letzterer aber auch eine grosse Menge Wunden bekommen,<lb/>
ja sie würden einander gar massacrirt haben, wenn der Marauis<lb/>
nicht gefallen, und sonach die Leute darzwischen gekommen wären.<lb/>
Die andere Parthey wird bald auch aufs Rauff- und Balge- <hi rendition="#aq">Thea-<lb/>
trum </hi> treten; sie besteht aber im Obrist-Lieutenant von Trenck, und<lb/>
dem Major beym Fortgatschischen Regiment, Grafen von Drasko-<lb/>
witz, wo nicht die Königin ein <hi rendition="#aq">prohibetur</hi> thun läßt.</p><lb/>
          <p>Das vor die Bayerischen Kriegs-Gefangene in Wien ange-<lb/>
kommene Verpflegungs-Geld hat nur in 6000. fl. bestanden.</p><lb/>
          <p>Jn denen Niederlanden glaubt man, daß vor allen Dingen,<lb/>
ohnerachtet der starcken Recommendationen vor Fürstl. Personen,<lb/>
niemand anders zur Fürst-Bischofflichen Würde gelangen werde,<lb/>
als der dasige Dom-Probst, Graf von Elderen. Er ist ein Vetter<lb/>
des ehemahligen Bischoffs gleiches Nahmens, welcher das Hertz<lb/>
gehabt, Ludwig <hi rendition="#aq">XIV</hi>. in Franckreich förmlich den Krieg anzukün-<lb/>
digen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0005] geschicht. Ja die Frantzosen wollen in kurtzen, es koste auch, was es wolle, ein gewisses Dessein ausführen. Aber was solte es viel kosten? Denen Herren Frantzosen nur ein Wort, um das geschehen wird es auch noch Zeit haben. Der Rußische Herr Gesandte, Baron Lanszinsky, frequentirt ietzo stärcker als jemahls den Ungarischen Hof und das Ministerium: welches uns ein sehr sicheres bonum innocentiæ atque reſtauratæ amicitiæ omen zu seyn scheinet. Mithin dörffte der galante Herr Tirawley mit seiner Ambaſſade nicht nöthig haben zu eilen, weil man vorher sehen kan, daß seine etwanige Propoſitiones weit stär- ckere contre balance wegen des Commercii haben werden, als die Frantzösischen. So viel ist gewiß, daß gedachter Herr von Lanszinsky vor seine Bemühung bey Herstellung der Rußischen guten Freund- schafft ein Präsent von 40000. fl. bekommen. Es scheint, als glaubten die Ungarischen Herren Officiers, ihre Degen rosteten ein, ehe sie solche wieder gegen den Feind zögen, denn letzthin haben sich der General-Feld-Wachmeister, Marchese von Luchesis, mit dem Grafen von Paradies duellirt; sie begegne- ten einander in Kutschen, hieben die Gläser in selbigen entzwey, und giengen nachhero so hart wider einander, daß ersterer tödtlich bleßirt, letzterer aber auch eine grosse Menge Wunden bekommen, ja sie würden einander gar massacrirt haben, wenn der Marauis nicht gefallen, und sonach die Leute darzwischen gekommen wären. Die andere Parthey wird bald auch aufs Rauff- und Balge- Thea- trum treten; sie besteht aber im Obrist-Lieutenant von Trenck, und dem Major beym Fortgatschischen Regiment, Grafen von Drasko- witz, wo nicht die Königin ein prohibetur thun läßt. Das vor die Bayerischen Kriegs-Gefangene in Wien ange- kommene Verpflegungs-Geld hat nur in 6000. fl. bestanden. Jn denen Niederlanden glaubt man, daß vor allen Dingen, ohnerachtet der starcken Recommendationen vor Fürstl. Personen, niemand anders zur Fürst-Bischofflichen Würde gelangen werde, als der dasige Dom-Probst, Graf von Elderen. Er ist ein Vetter des ehemahligen Bischoffs gleiches Nahmens, welcher das Hertz gehabt, Ludwig XIV. in Franckreich förmlich den Krieg anzukün- digen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0204_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0204_1744/5
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. IV, 2. Woche, Erfurt (Thüringen), 10. Januar 1744, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0204_1744/5>, abgerufen am 24.11.2024.