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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Der Hirsch und die Wila.


Hirschlein weidete im Waldesgrase
Einen Tag nur, weh ward ihm am andern,
Und am dritten stöhnt es Klag' und Seufzer.
Fragt' es da des Waldgebirges Wila:
"Hirschlein, sprach sie, Wild des grünen Bergwalds!
Was für großes Leid hat Dich befallen?
Weidest ja allhier im Waldesgrase
Einen Tag nur, weh wird Dir am andern,
Und am dritten stöhnst Du Klag' und Seufzer?" --
Drauf der Hirsch entgegnete der Wila:
"Liebe Schwester, Wila dieses Bergwalds!
Wohl hat mich gar großes Leid befallen.
Hatt' ich eine gar geliebte Hindin,
In den Wald gieng neulich sie nach Wasser,
Gieng dahin, allein fie kam nicht wieder!
Hat sie irrend wohl den Weg verloren?
Hat der Jägersmann sie eingefangen?
Oder hat sie gänzlich mich verlassen,
Liebt ein andres Hirschlein, treuvergessen?
Ach! wenn irrend sie den Weg verloren:
Gebe Gott, daß sie ihn balde finde!
Ach! hat sie der Jägersmann gefangen:
Der Hirsch und die Wila.


Hirschlein weidete im Waldesgrase
Einen Tag nur, weh ward ihm am andern,
Und am dritten stöhnt es Klag' und Seufzer.
Fragt' es da des Waldgebirges Wila:
„Hirschlein, sprach sie, Wild des grünen Bergwalds!
Was für großes Leid hat Dich befallen?
Weidest ja allhier im Waldesgrase
Einen Tag nur, weh wird Dir am andern,
Und am dritten stöhnst Du Klag' und Seufzer?“ —
Drauf der Hirsch entgegnete der Wila:
„Liebe Schwester, Wila dieses Bergwalds!
Wohl hat mich gar großes Leid befallen.
Hatt' ich eine gar geliebte Hindin,
In den Wald gieng neulich sie nach Wasser,
Gieng dahin, allein fie kam nicht wieder!
Hat sie irrend wohl den Weg verloren?
Hat der Jägersmann sie eingefangen?
Oder hat sie gänzlich mich verlassen,
Liebt ein andres Hirschlein, treuvergessen?
Ach! wenn irrend sie den Weg verloren:
Gebe Gott, daß sie ihn balde finde!
Ach! hat sie der Jägersmann gefangen:
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[12/0078] Der Hirsch und die Wila. Hirschlein weidete im Waldesgrase Einen Tag nur, weh ward ihm am andern, Und am dritten stöhnt es Klag' und Seufzer. Fragt' es da des Waldgebirges Wila: „Hirschlein, sprach sie, Wild des grünen Bergwalds! Was für großes Leid hat Dich befallen? Weidest ja allhier im Waldesgrase Einen Tag nur, weh wird Dir am andern, Und am dritten stöhnst Du Klag' und Seufzer?“ — Drauf der Hirsch entgegnete der Wila: „Liebe Schwester, Wila dieses Bergwalds! Wohl hat mich gar großes Leid befallen. Hatt' ich eine gar geliebte Hindin, In den Wald gieng neulich sie nach Wasser, Gieng dahin, allein fie kam nicht wieder! Hat sie irrend wohl den Weg verloren? Hat der Jägersmann sie eingefangen? Oder hat sie gänzlich mich verlassen, Liebt ein andres Hirschlein, treuvergessen? Ach! wenn irrend sie den Weg verloren: Gebe Gott, daß sie ihn balde finde! Ach! hat sie der Jägersmann gefangen:

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/78>, abgerufen am 24.11.2024.