Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

Bild:
<< vorherige Seite
Ihr entgegnete der edle Marko:
"Meine Schwester, edle Türkenjungfrau!
Nicht, so lang mein Haupt auf meinem Rumpfe,
Ueberlaß ich Dich dem schwarzen Mohren. --
Wolle keinen Andern von mir sagen; 245
Deinen hohen Eltern aber sage,
Daß sie mir etwas zur Mahlzeit senden,
Wo vor allem mir der Wein nicht mang'le,
Und es nach der neuen Herberg' schicken.
Wenn der Mohr kommt mit den Hochzeitgästen, 250
Sollen sie empfahn ihn und bewirthen,
Und auch Dich dem Mohren übergeben,
Daß im Hof' nicht etwa Streit beginne,
Und ich weiß, von wo ich Dich entführe,
Will es Gott nur und das Glück der Helden!" 255
Nach der Herberg' gieng zurück drauf Marko,
Und die Jungfrau nach dem Sultanshofe.
Eilig sagte sie den hohen Eltern,
Daß der Marko von Prilip gekommen.
Als dieß Sultanin und Sultan hörten, 260
Ließen sie ein herrlich Mahl bereiten,
Wohl versahen sie's mit rothem Weine,
Schickten dieß dem Marko in die Herberg'.
Zechend sitzt beim goldnen Weine Marko,
Als in Stambul jede Thür sich schließet. 265
Auch der Wirth kommt, alles zuzuschließen,
Und befragt vom Königsohne Marko:
Ihr entgegnete der edle Marko:
„Meine Schwester, edle Türkenjungfrau!
Nicht, so lang mein Haupt auf meinem Rumpfe,
Ueberlaß ich Dich dem schwarzen Mohren. —
Wolle keinen Andern von mir sagen; 245
Deinen hohen Eltern aber sage,
Daß sie mir etwas zur Mahlzeit senden,
Wo vor allem mir der Wein nicht mang'le,
Und es nach der neuen Herberg' schicken.
Wenn der Mohr kommt mit den Hochzeitgästen, 250
Sollen sie empfahn ihn und bewirthen,
Und auch Dich dem Mohren übergeben,
Daß im Hof' nicht etwa Streit beginne,
Und ich weiß, von wo ich Dich entführe,
Will es Gott nur und das Glück der Helden!“ 255
Nach der Herberg' gieng zurück drauf Marko,
Und die Jungfrau nach dem Sultanshofe.
Eilig sagte sie den hohen Eltern,
Daß der Marko von Prilip gekommen.
Als dieß Sultanin und Sultan hörten, 260
Ließen sie ein herrlich Mahl bereiten,
Wohl versahen sie's mit rothem Weine,
Schickten dieß dem Marko in die Herberg'.
Zechend sitzt beim goldnen Weine Marko,
Als in Stambul jede Thür sich schließet. 265
Auch der Wirth kommt, alles zuzuschließen,
Und befragt vom Königsohne Marko:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0299" n="233"/>
            <lg>
              <l>Ihr entgegnete der edle Marko:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Meine Schwester, edle Türkenjungfrau!</l><lb/>
              <l>Nicht, so lang mein Haupt auf meinem Rumpfe,</l><lb/>
              <l>Ueberlaß ich Dich dem schwarzen Mohren. &#x2014;</l><lb/>
              <l>Wolle keinen Andern von mir sagen; <note place="right">245</note></l><lb/>
              <l>Deinen hohen Eltern aber sage,</l><lb/>
              <l>Daß sie mir etwas zur Mahlzeit senden,</l><lb/>
              <l>Wo vor allem mir der Wein nicht mang'le,</l><lb/>
              <l>Und es nach der neuen Herberg' schicken.</l><lb/>
              <l>Wenn der Mohr kommt mit den Hochzeitgästen, <note place="right">250</note></l><lb/>
              <l>Sollen sie empfahn ihn und bewirthen,</l><lb/>
              <l>Und auch Dich dem Mohren übergeben,</l><lb/>
              <l>Daß im Hof' nicht etwa Streit beginne,</l><lb/>
              <l>Und ich weiß, von wo ich Dich entführe,</l><lb/>
              <l>Will es Gott nur und das Glück der Helden!&#x201C; <note place="right">255</note></l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Nach der Herberg' gieng zurück drauf Marko,</l><lb/>
              <l>Und die Jungfrau nach dem Sultanshofe.</l><lb/>
              <l>Eilig sagte sie den hohen Eltern,</l><lb/>
              <l>Daß der Marko von Prilip gekommen.</l><lb/>
              <l>Als dieß Sultanin und Sultan hörten, <note place="right">260</note></l><lb/>
              <l>Ließen sie ein herrlich Mahl bereiten,</l><lb/>
              <l>Wohl versahen sie's mit rothem Weine,</l><lb/>
              <l>Schickten dieß dem Marko in die Herberg'.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Zechend sitzt beim goldnen Weine Marko,</l><lb/>
              <l>Als in Stambul jede Thür sich schließet. <note place="right">265</note></l><lb/>
              <l>Auch der Wirth kommt, alles zuzuschließen,</l><lb/>
              <l>Und befragt vom Königsohne Marko:</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0299] Ihr entgegnete der edle Marko: „Meine Schwester, edle Türkenjungfrau! Nicht, so lang mein Haupt auf meinem Rumpfe, Ueberlaß ich Dich dem schwarzen Mohren. — Wolle keinen Andern von mir sagen; Deinen hohen Eltern aber sage, Daß sie mir etwas zur Mahlzeit senden, Wo vor allem mir der Wein nicht mang'le, Und es nach der neuen Herberg' schicken. Wenn der Mohr kommt mit den Hochzeitgästen, Sollen sie empfahn ihn und bewirthen, Und auch Dich dem Mohren übergeben, Daß im Hof' nicht etwa Streit beginne, Und ich weiß, von wo ich Dich entführe, Will es Gott nur und das Glück der Helden!“ Nach der Herberg' gieng zurück drauf Marko, Und die Jungfrau nach dem Sultanshofe. Eilig sagte sie den hohen Eltern, Daß der Marko von Prilip gekommen. Als dieß Sultanin und Sultan hörten, Ließen sie ein herrlich Mahl bereiten, Wohl versahen sie's mit rothem Weine, Schickten dieß dem Marko in die Herberg'. Zechend sitzt beim goldnen Weine Marko, Als in Stambul jede Thür sich schließet. Auch der Wirth kommt, alles zuzuschließen, Und befragt vom Königsohne Marko:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-30T17:55:01Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/299
Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/299>, abgerufen am 25.11.2024.