Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

Bild:
<< vorherige Seite
G'rade wie ein Falke unter Tauben!
Dies' erlegte der beschlag'ne Säbel,
Jene dort zerstampft' das Kampfroß Scharatz, 165
Andere begrub die stille Donau.
Durch's Gefilde floh der Knab' Welimir;
Doch verfolgt vom Königsohne Marko,
Bald erreicht ihn dieser auf dem Scharatz,
Rührt ein wenig an ihn mit der Keule, 170
Daß der Knab' fiel auf die grüne Wiese.
Drauf vom Rosse sprang herab der Marko,
Und Welimir Händ' und Füße bindend,
Hieng er ihn an seines Scharatz Sattel;
Dann kehrt er zurück zu seinem Schlauche, 175
Wirft den Knaben auf den grünen Anger,
Sitzt von Neuem nieder. Wein zu trinken.
Dieses alles sah Welimirs Gattin,
Und sie lief zu ihrem Schwäher wieder:
"Uebel ist es, jetzo Wein zu trinken, 180
Uebler noch soll Dir der Wein bekommen!
Alle Deine Reiter sind getödtet,
Den Welimir hat der Held gebunden,
Füß' und Hände grausam ihm gebunden,
Sitzt und zechet goldnen Wein von Neuem, 185
Während auf der Wiese liegt mein Gatte!" --
Und der Schnur entgegnet Feldherr Wutscha:
"Hege keine Furcht, Du liebe Tochter!
G'rade wie ein Falke unter Tauben!
Dies' erlegte der beschlag'ne Säbel,
Jene dort zerstampft' das Kampfroß Scharatz, 165
Andere begrub die stille Donau.
Durch's Gefilde floh der Knab' Welimir;
Doch verfolgt vom Königsohne Marko,
Bald erreicht ihn dieser auf dem Scharatz,
Rührt ein wenig an ihn mit der Keule, 170
Daß der Knab' fiel auf die grüne Wiese.
Drauf vom Rosse sprang herab der Marko,
Und Welimir Händ' und Füße bindend,
Hieng er ihn an seines Scharatz Sattel;
Dann kehrt er zurück zu seinem Schlauche, 175
Wirft den Knaben auf den grünen Anger,
Sitzt von Neuem nieder. Wein zu trinken.
Dieses alles sah Welimirs Gattin,
Und sie lief zu ihrem Schwäher wieder:
„Uebel ist es, jetzo Wein zu trinken, 180
Uebler noch soll Dir der Wein bekommen!
Alle Deine Reiter sind getödtet,
Den Welimir hat der Held gebunden,
Füß' und Hände grausam ihm gebunden,
Sitzt und zechet goldnen Wein von Neuem, 185
Während auf der Wiese liegt mein Gatte!“ —
Und der Schnur entgegnet Feldherr Wutscha:
„Hege keine Furcht, Du liebe Tochter!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0273" n="207"/>
            <lg>
              <l>G'rade wie ein Falke unter Tauben!</l><lb/>
              <l>Dies' erlegte der beschlag'ne Säbel,</l><lb/>
              <l>Jene dort zerstampft' das Kampfroß Scharatz, <note place="right">165</note></l><lb/>
              <l>Andere begrub die stille Donau.</l><lb/>
              <l>Durch's Gefilde floh der Knab' Welimir;</l><lb/>
              <l>Doch verfolgt vom Königsohne Marko,</l><lb/>
              <l>Bald erreicht ihn dieser auf dem Scharatz,</l><lb/>
              <l>Rührt ein wenig an ihn mit der Keule, <note place="right">170</note></l><lb/>
              <l>Daß der Knab' fiel auf die grüne Wiese.</l><lb/>
              <l>Drauf vom Rosse sprang herab der Marko,</l><lb/>
              <l>Und Welimir Händ' und Füße bindend,</l><lb/>
              <l>Hieng er ihn an seines Scharatz Sattel;</l><lb/>
              <l>Dann kehrt er zurück zu seinem Schlauche, <note place="right">175</note></l><lb/>
              <l>Wirft den Knaben auf den grünen Anger,</l><lb/>
              <l>Sitzt von Neuem nieder. Wein zu trinken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Dieses alles sah Welimirs Gattin,</l><lb/>
              <l>Und sie lief zu ihrem Schwäher wieder:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Uebel ist es, jetzo Wein zu trinken, <note place="right">180</note></l><lb/>
              <l>Uebler noch soll Dir der Wein bekommen!</l><lb/>
              <l>Alle Deine Reiter sind getödtet,</l><lb/>
              <l>Den Welimir hat der Held gebunden,</l><lb/>
              <l>Füß' und Hände grausam ihm gebunden,</l><lb/>
              <l>Sitzt und zechet goldnen Wein von Neuem, <note place="right">185</note></l><lb/>
              <l>Während auf der Wiese liegt mein Gatte!&#x201C; &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Und der Schnur entgegnet Feldherr Wutscha:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hege keine Furcht, Du liebe Tochter!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0273] G'rade wie ein Falke unter Tauben! Dies' erlegte der beschlag'ne Säbel, Jene dort zerstampft' das Kampfroß Scharatz, Andere begrub die stille Donau. Durch's Gefilde floh der Knab' Welimir; Doch verfolgt vom Königsohne Marko, Bald erreicht ihn dieser auf dem Scharatz, Rührt ein wenig an ihn mit der Keule, Daß der Knab' fiel auf die grüne Wiese. Drauf vom Rosse sprang herab der Marko, Und Welimir Händ' und Füße bindend, Hieng er ihn an seines Scharatz Sattel; Dann kehrt er zurück zu seinem Schlauche, Wirft den Knaben auf den grünen Anger, Sitzt von Neuem nieder. Wein zu trinken. Dieses alles sah Welimirs Gattin, Und sie lief zu ihrem Schwäher wieder: „Uebel ist es, jetzo Wein zu trinken, Uebler noch soll Dir der Wein bekommen! Alle Deine Reiter sind getödtet, Den Welimir hat der Held gebunden, Füß' und Hände grausam ihm gebunden, Sitzt und zechet goldnen Wein von Neuem, Während auf der Wiese liegt mein Gatte!“ — Und der Schnur entgegnet Feldherr Wutscha: „Hege keine Furcht, Du liebe Tochter!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-05-30T17:55:01Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/273
Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/273>, abgerufen am 25.11.2024.