Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Und die Kampfeslanze drauf ergreifend, Steigt er in das Erdgeschoß zum Scharatz; 80 Sattelt ihn und macht ihn reisefertig, Gürtet ihn mit sieben Sattelgurten, Zäumet ihn mit golddurchflochtnem Zaume, Hängt den Schlauch, den er mit Wein gefüllet, An den linken Sattelknopf dem Rosse; 85 Aber an den rechten seinen Kolben, Daß er hierhin nicht, noch dorthin neige; Wirft zuletzt sich auf des Rosses Rücken, Und es fort vom weißen Prilip lenkend, Reitet grad' er nach dem festen Belgrad. 90 Als er nahe war an Belgrads Thoren, Sprach er ein, an Wein sich zu erlaben; Dann bestieg er wieder seinen Scharatz, Und zur Ueberfahrt der Donau reitend, Ruft er zweimal dorten nach dem Fährmann. 95 Doch nicht länger will er seiner harren, Treibt den Scharatz mitten durch die Donau, Reitet g'radezu auf Peterwardein, Nach dem grünen Feld bei Peterwardein. Dorten hält er an sein Kampfroß Scharatz, 100 Stößt die Lanz' in ungefurchtes Land ein, Und den Scharatz an die Lanze bindend, Nimmt den Schlauch er von des Rosses Rücken, Wirft herab ihn auf den grünen Anger; Aber selber setzt er sich zum Trinken. 105 Doch er trinkt den Wein nicht, wie man Wein trinkt, Und die Kampfeslanze drauf ergreifend, Steigt er in das Erdgeschoß zum Scharatz; 80 Sattelt ihn und macht ihn reisefertig, Gürtet ihn mit sieben Sattelgurten, Zäumet ihn mit golddurchflochtnem Zaume, Hängt den Schlauch, den er mit Wein gefüllet, An den linken Sattelknopf dem Rosse; 85 Aber an den rechten seinen Kolben, Daß er hierhin nicht, noch dorthin neige; Wirft zuletzt sich auf des Rosses Rücken, Und es fort vom weißen Prilip lenkend, Reitet grad' er nach dem festen Belgrad. 90 Als er nahe war an Belgrads Thoren, Sprach er ein, an Wein sich zu erlaben; Dann bestieg er wieder seinen Scharatz, Und zur Ueberfahrt der Donau reitend, Ruft er zweimal dorten nach dem Fährmann. 95 Doch nicht länger will er seiner harren, Treibt den Scharatz mitten durch die Donau, Reitet g'radezu auf Peterwardein, Nach dem grünen Feld bei Peterwardein. Dorten hält er an sein Kampfroß Scharatz, 100 Stößt die Lanz' in ungefurchtes Land ein, Und den Scharatz an die Lanze bindend, Nimmt den Schlauch er von des Rosses Rücken, Wirft herab ihn auf den grünen Anger; Aber selber setzt er sich zum Trinken. 105 Doch er trinkt den Wein nicht, wie man Wein trinkt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0270" n="204"/> <lg> <l>Und die Kampfeslanze drauf ergreifend,</l><lb/> <l>Steigt er in das Erdgeschoß zum Scharatz; <note place="right">80</note></l><lb/> <l>Sattelt ihn und macht ihn reisefertig,</l><lb/> <l>Gürtet ihn mit sieben Sattelgurten,</l><lb/> <l>Zäumet ihn mit golddurchflochtnem Zaume,</l><lb/> <l>Hängt den Schlauch, den er mit Wein gefüllet,</l><lb/> <l>An den linken Sattelknopf dem Rosse; <note place="right">85</note></l><lb/> <l>Aber an den rechten seinen Kolben,</l><lb/> <l>Daß er hierhin nicht, noch dorthin neige;</l><lb/> <l>Wirft zuletzt sich auf des Rosses Rücken,</l><lb/> <l>Und es fort vom weißen Prilip lenkend,</l><lb/> <l>Reitet grad' er nach dem festen Belgrad. <note place="right">90</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>Als er nahe war an Belgrads Thoren,</l><lb/> <l>Sprach er ein, an Wein sich zu erlaben;</l><lb/> <l>Dann bestieg er wieder seinen Scharatz,</l><lb/> <l>Und zur Ueberfahrt der Donau reitend,</l><lb/> <l>Ruft er zweimal dorten nach dem Fährmann. <note place="right">95</note></l><lb/> <l>Doch nicht länger will er seiner harren,</l><lb/> <l>Treibt den Scharatz mitten durch die Donau,</l><lb/> <l>Reitet g'radezu auf Peterwardein,</l><lb/> <l>Nach dem grünen Feld bei Peterwardein.</l><lb/> <l>Dorten hält er an sein Kampfroß Scharatz, <note place="right">100</note></l><lb/> <l>Stößt die Lanz' in ungefurchtes Land ein,</l><lb/> <l>Und den Scharatz an die Lanze bindend,</l><lb/> <l>Nimmt den Schlauch er von des Rosses Rücken,</l><lb/> <l>Wirft herab ihn auf den grünen Anger;</l><lb/> <l>Aber selber setzt er sich zum Trinken. <note place="right">105</note></l><lb/> <l>Doch er trinkt den Wein nicht, wie man Wein trinkt,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0270]
Und die Kampfeslanze drauf ergreifend,
Steigt er in das Erdgeschoß zum Scharatz;
Sattelt ihn und macht ihn reisefertig,
Gürtet ihn mit sieben Sattelgurten,
Zäumet ihn mit golddurchflochtnem Zaume,
Hängt den Schlauch, den er mit Wein gefüllet,
An den linken Sattelknopf dem Rosse;
Aber an den rechten seinen Kolben,
Daß er hierhin nicht, noch dorthin neige;
Wirft zuletzt sich auf des Rosses Rücken,
Und es fort vom weißen Prilip lenkend,
Reitet grad' er nach dem festen Belgrad.
Als er nahe war an Belgrads Thoren,
Sprach er ein, an Wein sich zu erlaben;
Dann bestieg er wieder seinen Scharatz,
Und zur Ueberfahrt der Donau reitend,
Ruft er zweimal dorten nach dem Fährmann.
Doch nicht länger will er seiner harren,
Treibt den Scharatz mitten durch die Donau,
Reitet g'radezu auf Peterwardein,
Nach dem grünen Feld bei Peterwardein.
Dorten hält er an sein Kampfroß Scharatz,
Stößt die Lanz' in ungefurchtes Land ein,
Und den Scharatz an die Lanze bindend,
Nimmt den Schlauch er von des Rosses Rücken,
Wirft herab ihn auf den grünen Anger;
Aber selber setzt er sich zum Trinken.
Doch er trinkt den Wein nicht, wie man Wein trinkt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/270 |
Zitationshilfe: | Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/270>, abgerufen am 16.02.2025. |