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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Edle Krankenspeisen zu bereiten:
Rosenkuchen in echtgoldnen Schaalen, 25
Gelbe Serd' *) in silbernen Gefäßen,
Frühlingskirschen, eingekocht in Honig,
Pfirsichen, vom Thaue feucht abgebrochen,
Meeresfeigen und Mostarsche Trauben.
Hüllte drauf sich in die besten Kleider, 30
Und begab sich nach des Zaren Hofe.
Ohn' Erlaubniß trat sie in das Haus ein,
Ohne Selam **) trat sie in den Erker,
Wo des Zaren Sohn, Prinz Mujo, krank lag.
Und sie setzte sich zu Mujos Häupten, 35
Nahm heraus ein Golddurchwirktes Tüchlein,
Trocknete den Schweiß von Mujos Stirne;
Aber zu der Zarin Mutter sprach sie:
"Solche Krankheit, wie sie dieser Held hat,
Möge meinen eignen Bruder treffen, 40
Und mich selbst, die Gattin Mahmud-Paschas!
Krankheit nicht ergriff ihn, sondern Liebe!" --
Als des Zaren Sohn dieß Wort vernommen,
Leichten Fußes sprang er auf vom Lager,
Hinter ihr verschloß er seinen Erker, 45
Küßte drinnen sie drei weiße Tage.
*) Eine kalte Mehlspeise, mit Honig zubereitet.
**) Selam. Salve! der türkische Gruß.
Edle Krankenspeisen zu bereiten:
Rosenkuchen in echtgoldnen Schaalen, 25
Gelbe Serd' *) in silbernen Gefäßen,
Frühlingskirschen, eingekocht in Honig,
Pfirsichen, vom Thaue feucht abgebrochen,
Meeresfeigen und Mostarsche Trauben.
Hüllte drauf sich in die besten Kleider, 30
Und begab sich nach des Zaren Hofe.
Ohn' Erlaubniß trat sie in das Haus ein,
Ohne Selam **) trat sie in den Erker,
Wo des Zaren Sohn, Prinz Mujo, krank lag.
Und sie setzte sich zu Mujos Häupten, 35
Nahm heraus ein Golddurchwirktes Tüchlein,
Trocknete den Schweiß von Mujos Stirne;
Aber zu der Zarin Mutter sprach sie:
„Solche Krankheit, wie sie dieser Held hat,
Möge meinen eignen Bruder treffen, 40
Und mich selbst, die Gattin Mahmud-Paschas!
Krankheit nicht ergriff ihn, sondern Liebe!“ —
Als des Zaren Sohn dieß Wort vernommen,
Leichten Fußes sprang er auf vom Lager,
Hinter ihr verschloß er seinen Erker, 45
Küßte drinnen sie drei weiße Tage.
*) Eine kalte Mehlspeise, mit Honig zubereitet.
**) Selam. Salve! der türkische Gruß.
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[171/0237] Edle Krankenspeisen zu bereiten: Rosenkuchen in echtgoldnen Schaalen, Gelbe Serd' *) in silbernen Gefäßen, Frühlingskirschen, eingekocht in Honig, Pfirsichen, vom Thaue feucht abgebrochen, Meeresfeigen und Mostarsche Trauben. Hüllte drauf sich in die besten Kleider, Und begab sich nach des Zaren Hofe. Ohn' Erlaubniß trat sie in das Haus ein, Ohne Selam **) trat sie in den Erker, Wo des Zaren Sohn, Prinz Mujo, krank lag. Und sie setzte sich zu Mujos Häupten, Nahm heraus ein Golddurchwirktes Tüchlein, Trocknete den Schweiß von Mujos Stirne; Aber zu der Zarin Mutter sprach sie: „Solche Krankheit, wie sie dieser Held hat, Möge meinen eignen Bruder treffen, Und mich selbst, die Gattin Mahmud-Paschas! Krankheit nicht ergriff ihn, sondern Liebe!“ — Als des Zaren Sohn dieß Wort vernommen, Leichten Fußes sprang er auf vom Lager, Hinter ihr verschloß er seinen Erker, Küßte drinnen sie drei weiße Tage. *) Eine kalte Mehlspeise, mit Honig zubereitet. **) Selam. Salve! der türkische Gruß.

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/237>, abgerufen am 24.11.2024.