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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Eilig gieng dahin der Knab' Johannes.
Als er kam in's Angesicht des Hauses,
Schon von fern erblickt' ihn seine Schwester;
Als er nahte, lief sie ihm entgegen,
Ihn umhalsend, ihm die Wange küssend, 55
Schluchste herzlich sie vor Leid und Kummer.
Und sie weint' und sagte zu dem Bruder:
"Hattet Ihr, Johannes! nicht als Jungfrau
Mir, Ihr Brüder! Euer Wort gegeben,
Daß Ihr häufig mich besuchen wolltet? 60
Zu mir kommen jeden Mond im Jahre?
Zu mir kommen jede Woch' im Monde?
Aber heute sind's drei Jahrestage,
Und noch seyd Ihr nicht zu mir gekommen!"
Und von Neuem drauf begann die Schwester: 65
"Sag', wovon bist Du so grau geworden,
Grad' als wär'st im Grabe Du gewesen?" --
Ihr entgegnete der Knab' Johannes:
"Schweige, Schwester, wenn Du Gott erkennest,
Denn gar großes Leid hat mich befallen; 70
Hab' ich die acht Brüder doch vermählet,
Aufgewartet den acht Schwägerinnen;
Aber, als sie all vermählet waren,
Da erbauten wir neun weiße Häuser.
Sieh, davon bin ich so schwarz geworden!" 75
Und es giengen hin drei weiße Tage,
Da zur Reise schickte sich Jelitza,
Eilig gieng dahin der Knab' Johannes.
Als er kam in's Angesicht des Hauses,
Schon von fern erblickt' ihn seine Schwester;
Als er nahte, lief sie ihm entgegen,
Ihn umhalsend, ihm die Wange küssend, 55
Schluchste herzlich sie vor Leid und Kummer.
Und sie weint' und sagte zu dem Bruder:
„Hattet Ihr, Johannes! nicht als Jungfrau
Mir, Ihr Brüder! Euer Wort gegeben,
Daß Ihr häufig mich besuchen wolltet? 60
Zu mir kommen jeden Mond im Jahre?
Zu mir kommen jede Woch' im Monde?
Aber heute sind's drei Jahrestage,
Und noch seyd Ihr nicht zu mir gekommen!“
Und von Neuem drauf begann die Schwester: 65
„Sag', wovon bist Du so grau geworden,
Grad' als wär'st im Grabe Du gewesen?“ —
Ihr entgegnete der Knab' Johannes:
„Schweige, Schwester, wenn Du Gott erkennest,
Denn gar großes Leid hat mich befallen; 70
Hab' ich die acht Brüder doch vermählet,
Aufgewartet den acht Schwägerinnen;
Aber, als sie all vermählet waren,
Da erbauten wir neun weiße Häuser.
Sieh, davon bin ich so schwarz geworden!“ 75
Und es giengen hin drei weiße Tage,
Da zur Reise schickte sich Jelitza,
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[162/0228] Eilig gieng dahin der Knab' Johannes. Als er kam in's Angesicht des Hauses, Schon von fern erblickt' ihn seine Schwester; Als er nahte, lief sie ihm entgegen, Ihn umhalsend, ihm die Wange küssend, Schluchste herzlich sie vor Leid und Kummer. Und sie weint' und sagte zu dem Bruder: „Hattet Ihr, Johannes! nicht als Jungfrau Mir, Ihr Brüder! Euer Wort gegeben, Daß Ihr häufig mich besuchen wolltet? Zu mir kommen jeden Mond im Jahre? Zu mir kommen jede Woch' im Monde? Aber heute sind's drei Jahrestage, Und noch seyd Ihr nicht zu mir gekommen!“ Und von Neuem drauf begann die Schwester: „Sag', wovon bist Du so grau geworden, Grad' als wär'st im Grabe Du gewesen?“ — Ihr entgegnete der Knab' Johannes: „Schweige, Schwester, wenn Du Gott erkennest, Denn gar großes Leid hat mich befallen; Hab' ich die acht Brüder doch vermählet, Aufgewartet den acht Schwägerinnen; Aber, als sie all vermählet waren, Da erbauten wir neun weiße Häuser. Sieh, davon bin ich so schwarz geworden!“ Und es giengen hin drei weiße Tage, Da zur Reise schickte sich Jelitza,

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/228>, abgerufen am 21.11.2024.