Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Der Zweikampf. Zechend sitzen dreißig Kriegshauptleute In der weißen Feste Sebeniko, Unter ihnen sitzt der Wuk Jerinitsch. Aber als sie jetzo voll des Weines, Da begann der Jüngling so zu reden: 5 "Hört einmal! ihr lieben wackren Bruder! Meine Brüder, dreißig Kriegshauptleute! Habt Ihr's wohl noch gut im Angedenken, Und erkannt und wohl gesehn mit Augen, Als die Türkenschaaren eingebrochen10 Von Udbinja, von der Türkengränze, Wer am meisten her der Türken führte, Wer am meisten Sclaven von der Küste, Fort am meisten Heldenhäupter schleppte? Sprecht, wer war der Türken Haupt und Führer?" --15 Ihm entgegneten die Kriegshauptleute: "Wuk Jerinitsch, junger Edelfalke! Wohl gesehen haben wir und wissen, Und uns ist es fest im Angedenken, Als die Türkenschaaren bei uns waren,20 Wer am vordersten war vor den Schaaren, Wer zu meist von ihnen uns beschwerte: Der Zweikampf. Zechend sitzen dreißig Kriegshauptleute In der weißen Feste Sebeniko, Unter ihnen sitzt der Wuk Jerinitsch. Aber als sie jetzo voll des Weines, Da begann der Jüngling so zu reden: 5 „Hört einmal! ihr lieben wackren Bruder! Meine Brüder, dreißig Kriegshauptleute! Habt Ihr's wohl noch gut im Angedenken, Und erkannt und wohl gesehn mit Augen, Als die Türkenschaaren eingebrochen10 Von Udbinja, von der Türkengränze, Wer am meisten her der Türken führte, Wer am meisten Sclaven von der Küste, Fort am meisten Heldenhäupter schleppte? Sprecht, wer war der Türken Haupt und Führer?“ —15 Ihm entgegneten die Kriegshauptleute: „Wuk Jerinitsch, junger Edelfalke! Wohl gesehen haben wir und wissen, Und uns ist es fest im Angedenken, Als die Türkenschaaren bei uns waren,20 Wer am vordersten war vor den Schaaren, Wer zu meist von ihnen uns beschwerte: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0217" n="151"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Zweikampf</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l><hi rendition="#in">Z</hi>echend sitzen dreißig Kriegshauptleute</l><lb/> <l>In der weißen Feste Sebeniko,</l><lb/> <l>Unter ihnen sitzt der Wuk Jerinitsch.</l><lb/> <l>Aber als sie jetzo voll des Weines,</l><lb/> <l>Da begann der Jüngling so zu reden: <note place="right">5</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>„Hört einmal! ihr lieben wackren Bruder!</l><lb/> <l>Meine Brüder, dreißig Kriegshauptleute!</l><lb/> <l>Habt Ihr's wohl noch gut im Angedenken,</l><lb/> <l>Und erkannt und wohl gesehn mit Augen,</l><lb/> <l>Als die Türkenschaaren eingebrochen<note place="right">10</note></l><lb/> <l>Von Udbinja, von der Türkengränze,</l><lb/> <l>Wer am meisten her der Türken führte,</l><lb/> <l>Wer am meisten Sclaven von der Küste,</l><lb/> <l>Fort am meisten Heldenhäupter schleppte?</l><lb/> <l>Sprecht, wer war der Türken Haupt und Führer?“ —<note place="right">15</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>Ihm entgegneten die Kriegshauptleute:</l><lb/> <l>„Wuk Jerinitsch, junger Edelfalke!</l><lb/> <l>Wohl gesehen haben wir und wissen,</l><lb/> <l>Und uns ist es fest im Angedenken,</l><lb/> <l>Als die Türkenschaaren bei uns waren,<note place="right">20</note></l><lb/> <l>Wer am vordersten war vor den Schaaren,</l><lb/> <l>Wer zu meist von ihnen uns beschwerte:</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0217]
Der Zweikampf.
Zechend sitzen dreißig Kriegshauptleute
In der weißen Feste Sebeniko,
Unter ihnen sitzt der Wuk Jerinitsch.
Aber als sie jetzo voll des Weines,
Da begann der Jüngling so zu reden:
„Hört einmal! ihr lieben wackren Bruder!
Meine Brüder, dreißig Kriegshauptleute!
Habt Ihr's wohl noch gut im Angedenken,
Und erkannt und wohl gesehn mit Augen,
Als die Türkenschaaren eingebrochen
Von Udbinja, von der Türkengränze,
Wer am meisten her der Türken führte,
Wer am meisten Sclaven von der Küste,
Fort am meisten Heldenhäupter schleppte?
Sprecht, wer war der Türken Haupt und Führer?“ —
Ihm entgegneten die Kriegshauptleute:
„Wuk Jerinitsch, junger Edelfalke!
Wohl gesehen haben wir und wissen,
Und uns ist es fest im Angedenken,
Als die Türkenschaaren bei uns waren,
Wer am vordersten war vor den Schaaren,
Wer zu meist von ihnen uns beschwerte:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-05-30T17:55:01Z)
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |