Mühvoll, in der rechten Hand die Spindel, Nährt in böser Zeit und Hungersjahren Eine Mutter einst zwei liebe Knaben. Schöne Namen thät sie ihnen geben, Nannte Den Predrag', Nenad den Andern. *)5 Als Predrag' das Roß besteigen konnte, Roß besteigen und die Lanze führen, Floh das Haus er seiner greisen Mutter, Gieng ins Waldgebirge zu den Räubern.
Nur der Jüng're blieb, Nenad, der Mutter, 10 Der nicht vom entflohnen Bruder wußte; Blieb, bis er das Roß besteigen konnte, Roß besteigen und die Lanze führen; Siehe! da entfloh auch er der Mutter, In das Waldgebirge zu den Räubern. 15
Und er blieb drei Jahre bei den Räubern. Weise ward der Jüngling und verständig, Und im Kampfe war das Glück ihm günstig. Drauf zum Hauptmann machten ihn die Andern; Und als Hauptmann herrschte er drei Jahre. 20 Da ergreift ihn Sehnsucht nach der Mutter,
*)Predrag -- sehr theuer, praedilectus. Nenad, unverhofft.
Die Brüder.
Mühvoll, in der rechten Hand die Spindel, Nährt in böser Zeit und Hungersjahren Eine Mutter einst zwei liebe Knaben. Schöne Namen thät sie ihnen geben, Nannte Den Predrag', Nenad den Andern. *)5 Als Predrag' das Roß besteigen konnte, Roß besteigen und die Lanze führen, Floh das Haus er seiner greisen Mutter, Gieng ins Waldgebirge zu den Räubern.
Nur der Jüng're blieb, Nenad, der Mutter, 10 Der nicht vom entflohnen Bruder wußte; Blieb, bis er das Roß besteigen konnte, Roß besteigen und die Lanze führen; Siehe! da entfloh auch er der Mutter, In das Waldgebirge zu den Räubern. 15
Und er blieb drei Jahre bei den Räubern. Weise ward der Jüngling und verständig, Und im Kampfe war das Glück ihm günstig. Drauf zum Hauptmann machten ihn die Andern; Und als Hauptmann herrschte er drei Jahre. 20 Da ergreift ihn Sehnsucht nach der Mutter,
*)Predrag — sehr theuer, praedilectus. Nenad, unverhofft.
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Die Brüder.
Mühvoll, in der rechten Hand die Spindel,
Nährt in böser Zeit und Hungersjahren
Eine Mutter einst zwei liebe Knaben.
Schöne Namen thät sie ihnen geben,
Nannte Den Predrag', Nenad den Andern. *)
Als Predrag' das Roß besteigen konnte,
Roß besteigen und die Lanze führen,
Floh das Haus er seiner greisen Mutter,
Gieng ins Waldgebirge zu den Räubern.
Nur der Jüng're blieb, Nenad, der Mutter,
Der nicht vom entflohnen Bruder wußte;
Blieb, bis er das Roß besteigen konnte,
Roß besteigen und die Lanze führen;
Siehe! da entfloh auch er der Mutter,
In das Waldgebirge zu den Räubern.
Und er blieb drei Jahre bei den Räubern.
Weise ward der Jüngling und verständig,
Und im Kampfe war das Glück ihm günstig.
Drauf zum Hauptmann machten ihn die Andern;
Und als Hauptmann herrschte er drei Jahre.
Da ergreift ihn Sehnsucht nach der Mutter,
*) Predrag — sehr theuer, praedilectus. Nenad, unverhofft.
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/193>, abgerufen am 16.02.2025.
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