Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Lud darauf sechs Saumeslasten Goldes; Und die weiße Welt durchzog der Diener, Zween gleichbenannte Wesen suchend, 45 Zwei Geschwister, Stojan und Stojana. Suchte wohl drei Jahre laug der Diener, Nirgends fand er die gleichnam'gen Wesen, Nirgends fand er Stojan und Stojana. Drauf kehrt' er zu seinem Herm zurücke, 50 Uebergab dem König Roß' und Wagen, Gab ihm auch die sechs Saumlasten Goldes: "Hier, mein König, hast Du Roß' und Wagen, Hier hast Du zurück die Lasten Goldes! Nirgends find' ich die gleichnam'gen Wesen, 55 Nirgends find' ich Stojan und Stojana." Als dieß König Wukaschin vernommen. Da berief er wieder Rad, den Bauherrn, Aber Rad rief die dreihundert Meister. Und sie bau'n Scadar an der Bojana; 60 Was sie bauen, reißet um die Wila, Giebt nicht zu, daß sie den Grund erheben, Drauf die weiße Feste zu erbauen. Und sie ruft aus ihrem Waldgebirge: "Höre, König Wukaschin! vernimm mich! 65 Was doch quälst Du Dich, Dein Geld vergeudend! Nicht den Grund vermagst Du zu erheben: Wie willst Du die Feste selber bauen! Doch vernimm! ein Jeder von Euch Brüdern Hat ein treues Ehgemahl zu Hause; 70 Lud darauf sechs Saumeslasten Goldes; Und die weiße Welt durchzog der Diener, Zween gleichbenannte Wesen suchend, 45 Zwei Geschwister, Stojan und Stojana. Suchte wohl drei Jahre laug der Diener, Nirgends fand er die gleichnam'gen Wesen, Nirgends fand er Stojan und Stojana. Drauf kehrt' er zu seinem Herm zurücke, 50 Uebergab dem König Roß' und Wagen, Gab ihm auch die sechs Saumlasten Goldes: „Hier, mein König, hast Du Roß' und Wagen, Hier hast Du zurück die Lasten Goldes! Nirgends find' ich die gleichnam'gen Wesen, 55 Nirgends find' ich Stojan und Stojana.“ Als dieß König Wukaschin vernommen. Da berief er wieder Rad, den Bauherrn, Aber Rad rief die dreihundert Meister. Und sie bau'n Scadar an der Bojana; 60 Was sie bauen, reißet um die Wila, Giebt nicht zu, daß sie den Grund erheben, Drauf die weiße Feste zu erbauen. Und sie ruft aus ihrem Waldgebirge: „Höre, König Wukaschin! vernimm mich! 65 Was doch quälst Du Dich, Dein Geld vergeudend! Nicht den Grund vermagst Du zu erheben: Wie willst Du die Feste selber bauen! Doch vernimm! ein Jeder von Euch Brüdern Hat ein treues Ehgemahl zu Hause; 70 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0185" n="119"/> <lg> <l>Lud darauf sechs Saumeslasten Goldes;</l><lb/> <l>Und die weiße Welt durchzog der Diener,</l><lb/> <l>Zween gleichbenannte Wesen suchend, <note place="right">45</note></l><lb/> <l>Zwei Geschwister, Stojan und Stojana.</l><lb/> <l>Suchte wohl drei Jahre laug der Diener,</l><lb/> <l>Nirgends fand er die gleichnam'gen Wesen,</l><lb/> <l>Nirgends fand er Stojan und Stojana.</l><lb/> <l>Drauf kehrt' er zu seinem Herm zurücke, <note place="right">50</note></l><lb/> <l>Uebergab dem König Roß' und Wagen,</l><lb/> <l>Gab ihm auch die sechs Saumlasten Goldes:</l><lb/> <l>„Hier, mein König, hast Du Roß' und Wagen,</l><lb/> <l>Hier hast Du zurück die Lasten Goldes!</l><lb/> <l>Nirgends find' ich die gleichnam'gen Wesen, <note place="right">55</note></l><lb/> <l>Nirgends find' ich Stojan und Stojana.“</l> </lg><lb/> <lg> <l>Als dieß König Wukaschin vernommen.</l><lb/> <l>Da berief er wieder Rad, den Bauherrn,</l><lb/> <l>Aber Rad rief die dreihundert Meister.</l><lb/> <l>Und sie bau'n Scadar an der Bojana; <note place="right">60</note></l><lb/> <l>Was sie bauen, reißet um die Wila,</l><lb/> <l>Giebt nicht zu, daß sie den Grund erheben,</l><lb/> <l>Drauf die weiße Feste zu erbauen.</l><lb/> <l>Und sie ruft aus ihrem Waldgebirge:</l><lb/> <l>„Höre, König Wukaschin! vernimm mich! <note place="right">65</note></l><lb/> <l>Was doch quälst Du Dich, Dein Geld vergeudend!</l><lb/> <l>Nicht den Grund vermagst Du zu erheben:</l><lb/> <l>Wie willst Du die Feste selber bauen!</l><lb/> <l>Doch vernimm! ein Jeder von Euch Brüdern</l><lb/> <l>Hat ein treues Ehgemahl zu Hause; <note place="right">70</note></l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0185]
Lud darauf sechs Saumeslasten Goldes;
Und die weiße Welt durchzog der Diener,
Zween gleichbenannte Wesen suchend,
Zwei Geschwister, Stojan und Stojana.
Suchte wohl drei Jahre laug der Diener,
Nirgends fand er die gleichnam'gen Wesen,
Nirgends fand er Stojan und Stojana.
Drauf kehrt' er zu seinem Herm zurücke,
Uebergab dem König Roß' und Wagen,
Gab ihm auch die sechs Saumlasten Goldes:
„Hier, mein König, hast Du Roß' und Wagen,
Hier hast Du zurück die Lasten Goldes!
Nirgends find' ich die gleichnam'gen Wesen,
Nirgends find' ich Stojan und Stojana.“
Als dieß König Wukaschin vernommen.
Da berief er wieder Rad, den Bauherrn,
Aber Rad rief die dreihundert Meister.
Und sie bau'n Scadar an der Bojana;
Was sie bauen, reißet um die Wila,
Giebt nicht zu, daß sie den Grund erheben,
Drauf die weiße Feste zu erbauen.
Und sie ruft aus ihrem Waldgebirge:
„Höre, König Wukaschin! vernimm mich!
Was doch quälst Du Dich, Dein Geld vergeudend!
Nicht den Grund vermagst Du zu erheben:
Wie willst Du die Feste selber bauen!
Doch vernimm! ein Jeder von Euch Brüdern
Hat ein treues Ehgemahl zu Hause;
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Zitationshilfe: | Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/185>, abgerufen am 16.02.2025. |