Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Denn blutdürstigen Geschlechts ist Jener; Der nun höfisch wird dem Sultan dienen, 1185 Daß er ihm ein nöthig Heer ausrüste, Unser Land verheerend unterjoche. Aber hört, Ihr Brüder! Stammverwandte! Nicht, so lang' Ihr mich noch wißt am Leben, Mich am Leben und im weißen Stambul, 1190 Sollt Gefahr Ihr fürchten, meine Kinder! Nicht wag' er ein Heer mir aufzuheben! Hat mit Euch er es: mit ihm hab' ich es!" -- Sprach das Wort, und wandte sich nach Stambul; Aber als er Stambuls Thoren nahte, 1195 Trafen Beide auf dem Weg zusammen, Und zugleich begrüßten sie den Sultan. Doch der Sultan kannt' und wußte alles, Nahm sie Beid' an, sie zu Türken machend, Beiden Helden Türkennamen gebend. 1200 Mahmudbeg, so nannt' er den Johannes, Skenderbeg, so ward Maxim geheißen, Sohn des Obrenbeg, und Sohn Iwanbegs. Voll neun Jahre dienten sie dem Sultan, Und erdienten jeder sich neun Güter; 1205 Tauschten dann mit allen neunen willig Paschathümer ein auf stete Zeiten. Weiße Roßfchweif' gab der Sultan ihnen, Machte beide Helden zu Wesiren, Wechsellos, auf immer und auf ewig.1210 Gab dem Mahmudbeg die ebne Landschaft 8*
Denn blutdürstigen Geschlechts ist Jener; Der nun höfisch wird dem Sultan dienen, 1185 Daß er ihm ein nöthig Heer ausrüste, Unser Land verheerend unterjoche. Aber hört, Ihr Brüder! Stammverwandte! Nicht, so lang' Ihr mich noch wißt am Leben, Mich am Leben und im weißen Stambul, 1190 Sollt Gefahr Ihr fürchten, meine Kinder! Nicht wag' er ein Heer mir aufzuheben! Hat mit Euch er es: mit ihm hab' ich es!“ — Sprach das Wort, und wandte sich nach Stambul; Aber als er Stambuls Thoren nahte, 1195 Trafen Beide auf dem Weg zusammen, Und zugleich begrüßten sie den Sultan. Doch der Sultan kannt' und wußte alles, Nahm sie Beid' an, sie zu Türken machend, Beiden Helden Türkennamen gebend. 1200 Mahmudbeg, so nannt' er den Johannes, Skenderbeg, so ward Maxim geheißen, Sohn des Obrenbeg, und Sohn Iwanbegs. Voll neun Jahre dienten sie dem Sultan, Und erdienten jeder sich neun Güter; 1205 Tauschten dann mit allen neunen willig Paschathümer ein auf stete Zeiten. Weiße Roßfchweif' gab der Sultan ihnen, Machte beide Helden zu Wesiren, Wechsellos, auf immer und auf ewig.1210 Gab dem Mahmudbeg die ebne Landschaft 8*
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Denn blutdürstigen Geschlechts ist Jener;
Der nun höfisch wird dem Sultan dienen,
Daß er ihm ein nöthig Heer ausrüste,
Unser Land verheerend unterjoche.
Aber hört, Ihr Brüder! Stammverwandte!
Nicht, so lang' Ihr mich noch wißt am Leben,
Mich am Leben und im weißen Stambul,
Sollt Gefahr Ihr fürchten, meine Kinder!
Nicht wag' er ein Heer mir aufzuheben!
Hat mit Euch er es: mit ihm hab' ich es!“ —
Sprach das Wort, und wandte sich nach Stambul;
Aber als er Stambuls Thoren nahte,
Trafen Beide auf dem Weg zusammen,
Und zugleich begrüßten sie den Sultan.
Doch der Sultan kannt' und wußte alles,
Nahm sie Beid' an, sie zu Türken machend,
Beiden Helden Türkennamen gebend.
Mahmudbeg, so nannt' er den Johannes,
Skenderbeg, so ward Maxim geheißen,
Sohn des Obrenbeg, und Sohn Iwanbegs.
Voll neun Jahre dienten sie dem Sultan,
Und erdienten jeder sich neun Güter;
Tauschten dann mit allen neunen willig
Paschathümer ein auf stete Zeiten.
Weiße Roßfchweif' gab der Sultan ihnen,
Machte beide Helden zu Wesiren,
Wechsellos, auf immer und auf ewig.
Gab dem Mahmudbeg die ebne Landschaft
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Zitationshilfe: | Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/181>, abgerufen am 16.02.2025. |