Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Sieben Frauen freit' er nacheinander, Keine hat ihm je ein Kind erzeuget, 810 Darum nahm er sich die Bruderstochter, Ganz für sich nahm er des Dogen Tochter, Zog sie auf, statt eigner Söhn' und Töchter. Inniglich that leid es nun dem Greise, Ueber's blaue Meer hin sie zu senden. 815 Wunderbares trägt er unterm Arme, Wohl zusammgerollet und gewickelt; Aber als er naht den Hochzeitgästen, Ruft er laut den Bräutigam beim Namen, Hängt ein Oberkleid ihm um die Schultern, 820 Rundgefleckt und unermeßner Länge, Daß vom Haupte bis zum grünen Grase Es den Eidam und den Braunen deckte. O wie herrlich! (mög' es Jammer treffen!) 11) Traf der Anblick, wie ein Blitz, die Helden! 825 Es berichtet und erzählt die Sage, Innerlich, zum bloßen Futter, habe Dreißig Beutel Goldes er verwendet, Aeußerlich kann Keiner es berechnen. "Zum Geschenke nimm, mein lieber Eidam, 830 Dieses Oberkleid, zur Hochzeitgabe, Rundgefleckt, wie keines in der Welt mehr, Denn von unsern Königen hat's Keiner, Noch besitzt solch eins der türksche Sultan! Trag es, Eidam, daß damit Du prunkest!" -- 835 Sieben Frauen freit' er nacheinander, Keine hat ihm je ein Kind erzeuget, 810 Darum nahm er sich die Bruderstochter, Ganz für sich nahm er des Dogen Tochter, Zog sie auf, statt eigner Söhn' und Töchter. Inniglich that leid es nun dem Greise, Ueber's blaue Meer hin sie zu senden. 815 Wunderbares trägt er unterm Arme, Wohl zusammgerollet und gewickelt; Aber als er naht den Hochzeitgästen, Ruft er laut den Bräutigam beim Namen, Hängt ein Oberkleid ihm um die Schultern, 820 Rundgefleckt und unermeßner Länge, Daß vom Haupte bis zum grünen Grase Es den Eidam und den Braunen deckte. O wie herrlich! (mög' es Jammer treffen!) 11) Traf der Anblick, wie ein Blitz, die Helden! 825 Es berichtet und erzählt die Sage, Innerlich, zum bloßen Futter, habe Dreißig Beutel Goldes er verwendet, Aeußerlich kann Keiner es berechnen. „Zum Geschenke nimm, mein lieber Eidam, 830 Dieses Oberkleid, zur Hochzeitgabe, Rundgefleckt, wie keines in der Welt mehr, Denn von unsern Königen hat's Keiner, Noch besitzt solch eins der türksche Sultan! Trag es, Eidam, daß damit Du prunkest!“ — 835 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0167" n="101"/> <lg> <l>Sieben Frauen freit' er nacheinander,</l><lb/> <l>Keine hat ihm je ein Kind erzeuget, <note place="right">810</note></l><lb/> <l>Darum nahm er sich die Bruderstochter,</l><lb/> <l>Ganz für sich nahm er des Dogen Tochter,</l><lb/> <l>Zog sie auf, statt eigner Söhn' und Töchter.</l><lb/> <l>Inniglich that leid es nun dem Greise,</l><lb/> <l>Ueber's blaue Meer hin sie zu senden. <note place="right">815</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>Wunderbares trägt er unterm Arme,</l><lb/> <l>Wohl zusammgerollet und gewickelt;</l><lb/> <l>Aber als er naht den Hochzeitgästen,</l><lb/> <l>Ruft er laut den Bräutigam beim Namen,</l><lb/> <l>Hängt ein Oberkleid ihm um die Schultern, <note place="right">820</note></l><lb/> <l>Rundgefleckt und unermeßner Länge,</l><lb/> <l>Daß vom Haupte bis zum grünen Grase</l><lb/> <l>Es den Eidam und den Braunen deckte.</l><lb/> <l>O wie herrlich! (mög' es Jammer treffen!) <note xml:id="ed11" next="#edt11" place="end" n="11)"/></l><lb/> <l>Traf der Anblick, wie ein Blitz, die Helden! <note place="right">825</note></l><lb/> <l>Es berichtet und erzählt die Sage,</l><lb/> <l>Innerlich, zum bloßen Futter, habe</l><lb/> <l>Dreißig Beutel Goldes er verwendet,</l><lb/> <l>Aeußerlich kann Keiner es berechnen.</l><lb/> <l>„Zum Geschenke nimm, mein lieber Eidam, <note place="right">830</note></l><lb/> <l>Dieses Oberkleid, zur Hochzeitgabe,</l><lb/> <l>Rundgefleckt, wie keines in der Welt mehr,</l><lb/> <l>Denn von unsern Königen hat's Keiner,</l><lb/> <l>Noch besitzt solch eins der türksche Sultan!</l><lb/> <l>Trag es, Eidam, daß damit Du prunkest!“ — <note place="right">835</note></l> </lg><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0167]
Sieben Frauen freit' er nacheinander,
Keine hat ihm je ein Kind erzeuget,
Darum nahm er sich die Bruderstochter,
Ganz für sich nahm er des Dogen Tochter,
Zog sie auf, statt eigner Söhn' und Töchter.
Inniglich that leid es nun dem Greise,
Ueber's blaue Meer hin sie zu senden.
Wunderbares trägt er unterm Arme,
Wohl zusammgerollet und gewickelt;
Aber als er naht den Hochzeitgästen,
Ruft er laut den Bräutigam beim Namen,
Hängt ein Oberkleid ihm um die Schultern,
Rundgefleckt und unermeßner Länge,
Daß vom Haupte bis zum grünen Grase
Es den Eidam und den Braunen deckte.
O wie herrlich! (mög' es Jammer treffen!)
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Traf der Anblick, wie ein Blitz, die Helden!
Es berichtet und erzählt die Sage,
Innerlich, zum bloßen Futter, habe
Dreißig Beutel Goldes er verwendet,
Aeußerlich kann Keiner es berechnen.
„Zum Geschenke nimm, mein lieber Eidam,
Dieses Oberkleid, zur Hochzeitgabe,
Rundgefleckt, wie keines in der Welt mehr,
Denn von unsern Königen hat's Keiner,
Noch besitzt solch eins der türksche Sultan!
Trag es, Eidam, daß damit Du prunkest!“ —
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Zitationshilfe: | Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/167>, abgerufen am 16.02.2025. |