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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Verein im Tode.


Herzlich liebten sich ein Knab' und Mädchen,
Wuschen sich an Einem Wasser Beide,
Trockneten sich ab an Einem Tuche.
Wohl ein Jahr war's, daß es Niemand wußte,
Aber allbekannt wurd' es im zweiten.
Und der Vater hört' es und die Mutter,
Wollte nicht die Mutter ihre Liebe,
Trennte die einander lieb' und theuern.
Durch den Stern ließ er darauf ihr sagen:
"Stirb, o Liebchen, spät am Samstag Abend!
Früh am Sonntag will ich, Jüngling, sterben."
Und geschah es also, wie sie sagten.
Spät am Samstag Abend starb das Liebchen,
Früh am Sonntag Morgen starb der Liebste.
Bei einander wurden sie begraben.
Durch die Erde schlang man in einander
Ihre Hände, grüne Aepfel drinnen.
Wenig Monden, und des Liebsten Grabe,
Sieh! entsproßte eine grüne Kiefer;
Und des Liebchens eine rothe Rose.
Um die Kiefer windet sich die Rose,
Wie die Seide um den Strauß sich windet.


Verein im Tode.


Herzlich liebten sich ein Knab' und Mädchen,
Wuschen sich an Einem Wasser Beide,
Trockneten sich ab an Einem Tuche.
Wohl ein Jahr war's, daß es Niemand wußte,
Aber allbekannt wurd' es im zweiten.
Und der Vater hört' es und die Mutter,
Wollte nicht die Mutter ihre Liebe,
Trennte die einander lieb' und theuern.
Durch den Stern ließ er darauf ihr sagen:
„Stirb, o Liebchen, spät am Samstag Abend!
Früh am Sonntag will ich, Jüngling, sterben.“
Und geschah es also, wie sie sagten.
Spät am Samstag Abend starb das Liebchen,
Früh am Sonntag Morgen starb der Liebste.
Bei einander wurden sie begraben.
Durch die Erde schlang man in einander
Ihre Hände, grüne Aepfel drinnen.
Wenig Monden, und des Liebsten Grabe,
Sieh! entsproßte eine grüne Kiefer;
Und des Liebchens eine rothe Rose.
Um die Kiefer windet sich die Rose,
Wie die Seide um den Strauß sich windet.


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[68/0134] Verein im Tode. Herzlich liebten sich ein Knab' und Mädchen, Wuschen sich an Einem Wasser Beide, Trockneten sich ab an Einem Tuche. Wohl ein Jahr war's, daß es Niemand wußte, Aber allbekannt wurd' es im zweiten. Und der Vater hört' es und die Mutter, Wollte nicht die Mutter ihre Liebe, Trennte die einander lieb' und theuern. Durch den Stern ließ er darauf ihr sagen: „Stirb, o Liebchen, spät am Samstag Abend! Früh am Sonntag will ich, Jüngling, sterben.“ Und geschah es also, wie sie sagten. Spät am Samstag Abend starb das Liebchen, Früh am Sonntag Morgen starb der Liebste. Bei einander wurden sie begraben. Durch die Erde schlang man in einander Ihre Hände, grüne Aepfel drinnen. Wenig Monden, und des Liebsten Grabe, Sieh! entsproßte eine grüne Kiefer; Und des Liebchens eine rothe Rose. Um die Kiefer windet sich die Rose, Wie die Seide um den Strauß sich windet.

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/134>, abgerufen am 27.11.2024.