Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Liebesgespräch. Uebers Feld hin trug der Wind die Rose, Trug sie nach dem Zelte hin des Ranko. Ranko war darinnen und Militza, Ranko schreibend, und Militza stickend. Vollgeschrieben waren alle Blätter, Alle das gebrannte Gold vernähet; Da sprach Ranko also zu Militza: "Sage, liebe Seele, mir, Militza, Sage mir, ist lieb Dir meine Seele, Oder dünket hart Dich meine Rechte?" Aber ihm entgegnete Militza: "Glaub' es, Du, mein Herz und meine Seele, Theurer ist mir, Ranko, Deine Seele, Als die Brüder, wären's alle Viere, Weicher, Liebster, dünkt mich Deine Rechte, Als vier Kissen, wären's auch die weichsten!" Liebesgespräch. Uebers Feld hin trug der Wind die Rose, Trug sie nach dem Zelte hin des Ranko. Ranko war darinnen und Militza, Ranko schreibend, und Militza stickend. Vollgeschrieben waren alle Blätter, Alle das gebrannte Gold vernähet; Da sprach Ranko also zu Militza: „Sage, liebe Seele, mir, Militza, Sage mir, ist lieb Dir meine Seele, Oder dünket hart Dich meine Rechte?“ Aber ihm entgegnete Militza: „Glaub' es, Du, mein Herz und meine Seele, Theurer ist mir, Ranko, Deine Seele, Als die Brüder, wären's alle Viere, Weicher, Liebster, dünkt mich Deine Rechte, Als vier Kissen, wären's auch die weichsten!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0112" n="46"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Liebesgespräch</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l><hi rendition="#in">U</hi>ebers Feld hin trug der Wind die Rose,</l><lb/> <l>Trug sie nach dem Zelte hin des Ranko.</l><lb/> <l>Ranko war darinnen und Militza,</l><lb/> <l>Ranko schreibend, und Militza stickend.</l><lb/> <l>Vollgeschrieben waren alle Blätter,</l><lb/> <l>Alle das gebrannte Gold vernähet;</l><lb/> <l>Da sprach Ranko also zu Militza:</l><lb/> <l>„Sage, liebe Seele, mir, Militza,</l><lb/> <l>Sage mir, ist lieb Dir meine Seele,</l><lb/> <l>Oder dünket hart Dich meine Rechte?“</l><lb/> <l>Aber ihm entgegnete Militza:</l><lb/> <l>„Glaub' es, Du, mein Herz und meine Seele,</l><lb/> <l>Theurer ist mir, Ranko, Deine Seele,</l><lb/> <l>Als die Brüder, wären's alle Viere,</l><lb/> <l>Weicher, Liebster, dünkt mich Deine Rechte,</l><lb/> <l>Als vier Kissen, wären's auch die weichsten!“</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [46/0112]
Liebesgespräch.
Uebers Feld hin trug der Wind die Rose,
Trug sie nach dem Zelte hin des Ranko.
Ranko war darinnen und Militza,
Ranko schreibend, und Militza stickend.
Vollgeschrieben waren alle Blätter,
Alle das gebrannte Gold vernähet;
Da sprach Ranko also zu Militza:
„Sage, liebe Seele, mir, Militza,
Sage mir, ist lieb Dir meine Seele,
Oder dünket hart Dich meine Rechte?“
Aber ihm entgegnete Militza:
„Glaub' es, Du, mein Herz und meine Seele,
Theurer ist mir, Ranko, Deine Seele,
Als die Brüder, wären's alle Viere,
Weicher, Liebster, dünkt mich Deine Rechte,
Als vier Kissen, wären's auch die weichsten!“
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