Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite


sey nicht vorhanden, und bestehe bloß in der Ein-
bildung der Geistlichen und Weltweisen.
Treulieb. Sie werden sich ia selber das Da-
seyn nicht absprechen können; und alle Dinge, die
sie um sich sehen, und die so wenig als der
Mensch selbst, durch sich entstehen und bestehen
können: müssen ihnen einen hinlänglichen Be-
weiß, des allgemeinen Ursprunges und Fortdau-
rung, durch dies unendliche Wesen, d. i. GOt-
tes, abgeben. Dieser erste Beweiß ist so deutlich
und triftig, daß ihn niemand in Zweifel kann
ziehen, der seiner Sinnen Meister ist, und eine
vernünftige Ueberlegung damit zu verbinden, Lust
und Fähigkeit besitzet. Dahero denn auch die
göttliche Offenbarung, die Möglichkeit der Er-
kentniß GOttes allen Menschen beilegen kann.
Espritfort. Ja, aber ich sage nur. - - Wie?
daß ich da sey, das weiß ich gar zu wohl, die
Herren sehen mich ia, und ich rede ia vernünftig.

(lachet)
Treulieb. Wir hören und sehen es freilich.
v. Kohlstengel. Allerdings, daß ein GOtt
sey, habe ich in meiner Jugend gelernet, und
weiß es auch noch gar zu wohl. Monsieur, wie
kann er so reden? aber nun wollen wir einmal
trinken. Herr Amtmann, wie stehet es sonst ums
Landwesen, was machen ihre Pferde, haben sie
einen guten Karl dabei?
Haferstroh. Jch ge[b]rauche sie sehr wohl, und
bin neulich damit zur Ab[le]gung der Rechnung ge-
fahren, alle Stunde eine Meile. Jch habe meine
Freude


ſey nicht vorhanden, und beſtehe bloß in der Ein-
bildung der Geiſtlichen und Weltweiſen.
Treulieb. Sie werden ſich ia ſelber das Da-
ſeyn nicht abſprechen koͤnnen; und alle Dinge, die
ſie um ſich ſehen, und die ſo wenig als der
Menſch ſelbſt, durch ſich entſtehen und beſtehen
koͤnnen: muͤſſen ihnen einen hinlaͤnglichen Be-
weiß, des allgemeinen Urſprunges und Fortdau-
rung, durch dies unendliche Weſen, d. i. GOt-
tes, abgeben. Dieſer erſte Beweiß iſt ſo deutlich
und triftig, daß ihn niemand in Zweifel kann
ziehen, der ſeiner Sinnen Meiſter iſt, und eine
vernuͤnftige Ueberlegung damit zu verbinden, Luſt
und Faͤhigkeit beſitzet. Dahero denn auch die
goͤttliche Offenbarung, die Moͤglichkeit der Er-
kentniß GOttes allen Menſchen beilegen kann.
Eſpritfort. Ja, aber ich ſage nur. ‒ ‒ Wie?
daß ich da ſey, das weiß ich gar zu wohl, die
Herren ſehen mich ia, und ich rede ia vernuͤnftig.

(lachet)
Treulieb. Wir hoͤren und ſehen es freilich.
v. Kohlſtengel. Allerdings, daß ein GOtt
ſey, habe ich in meiner Jugend gelernet, und
weiß es auch noch gar zu wohl. Monſieur, wie
kann er ſo reden? aber nun wollen wir einmal
trinken. Herr Amtmann, wie ſtehet es ſonſt ums
Landweſen, was machen ihre Pferde, haben ſie
einen guten Karl dabei?
Haferſtroh. Jch ge[b]rauche ſie ſehr wohl, und
bin neulich damit zur Ab[le]gung der Rechnung ge-
fahren, alle Stunde eine Meile. Jch habe meine
Freude
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ESP">
            <p><pb facs="#f0048" n="44"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;ey nicht vorhanden, und be&#x017F;tehe bloß in der Ein-<lb/>
bildung der Gei&#x017F;tlichen und Weltwei&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TRE">
            <speaker>Treulieb.</speaker>
            <p>Sie werden &#x017F;ich ia &#x017F;elber das Da-<lb/>
&#x017F;eyn nicht ab&#x017F;prechen ko&#x0364;nnen; und alle Dinge, die<lb/>
&#x017F;ie um &#x017F;ich &#x017F;ehen, und die &#x017F;o wenig als der<lb/>
Men&#x017F;ch &#x017F;elb&#x017F;t, durch &#x017F;ich ent&#x017F;tehen und be&#x017F;tehen<lb/>
ko&#x0364;nnen: mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihnen einen hinla&#x0364;nglichen Be-<lb/>
weiß, des allgemeinen Ur&#x017F;prunges und Fortdau-<lb/>
rung, durch dies unendliche We&#x017F;en, d. i. GOt-<lb/>
tes, abgeben. Die&#x017F;er er&#x017F;te Beweiß i&#x017F;t &#x017F;o deutlich<lb/>
und triftig, daß ihn niemand in Zweifel kann<lb/>
ziehen, der &#x017F;einer Sinnen Mei&#x017F;ter i&#x017F;t, und eine<lb/>
vernu&#x0364;nftige Ueberlegung damit zu verbinden, Lu&#x017F;t<lb/>
und Fa&#x0364;higkeit be&#x017F;itzet. Dahero denn auch die<lb/>
go&#x0364;ttliche Offenbarung, die Mo&#x0364;glichkeit der Er-<lb/>
kentniß GOttes allen Men&#x017F;chen beilegen kann.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ESP">
            <speaker>E&#x017F;pritfort.</speaker>
            <p>Ja, aber ich &#x017F;age nur. &#x2012; &#x2012; Wie?<lb/>
daß ich da &#x017F;ey, das weiß ich gar zu wohl, die<lb/>
Herren &#x017F;ehen mich ia, und ich rede ia vernu&#x0364;nftig.</p><lb/>
            <stage>(<hi rendition="#fr">lachet</hi>)</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TRE">
            <speaker>Treulieb.</speaker>
            <p>Wir ho&#x0364;ren und &#x017F;ehen es freilich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#KOH">
            <speaker>v. Kohl&#x017F;tengel.</speaker>
            <p>Allerdings, daß ein GOtt<lb/>
&#x017F;ey, habe ich in meiner Jugend gelernet, und<lb/>
weiß es auch noch gar zu wohl. Mon&#x017F;ieur, wie<lb/>
kann er &#x017F;o reden? aber nun wollen wir einmal<lb/>
trinken. Herr Amtmann, wie &#x017F;tehet es &#x017F;on&#x017F;t ums<lb/>
Landwe&#x017F;en, was machen ihre Pferde, haben &#x017F;ie<lb/>
einen guten Karl dabei?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAF">
            <speaker>Hafer&#x017F;troh.</speaker>
            <p>Jch ge<supplied>b</supplied>rauche &#x017F;ie &#x017F;ehr wohl, und<lb/>
bin neulich damit zur Ab<supplied>le</supplied>gung der Rechnung ge-<lb/>
fahren, alle Stunde eine Meile. Jch habe meine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Freude</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0048] ſey nicht vorhanden, und beſtehe bloß in der Ein- bildung der Geiſtlichen und Weltweiſen. Treulieb. Sie werden ſich ia ſelber das Da- ſeyn nicht abſprechen koͤnnen; und alle Dinge, die ſie um ſich ſehen, und die ſo wenig als der Menſch ſelbſt, durch ſich entſtehen und beſtehen koͤnnen: muͤſſen ihnen einen hinlaͤnglichen Be- weiß, des allgemeinen Urſprunges und Fortdau- rung, durch dies unendliche Weſen, d. i. GOt- tes, abgeben. Dieſer erſte Beweiß iſt ſo deutlich und triftig, daß ihn niemand in Zweifel kann ziehen, der ſeiner Sinnen Meiſter iſt, und eine vernuͤnftige Ueberlegung damit zu verbinden, Luſt und Faͤhigkeit beſitzet. Dahero denn auch die goͤttliche Offenbarung, die Moͤglichkeit der Er- kentniß GOttes allen Menſchen beilegen kann. Eſpritfort. Ja, aber ich ſage nur. ‒ ‒ Wie? daß ich da ſey, das weiß ich gar zu wohl, die Herren ſehen mich ia, und ich rede ia vernuͤnftig. (lachet) Treulieb. Wir hoͤren und ſehen es freilich. v. Kohlſtengel. Allerdings, daß ein GOtt ſey, habe ich in meiner Jugend gelernet, und weiß es auch noch gar zu wohl. Monſieur, wie kann er ſo reden? aber nun wollen wir einmal trinken. Herr Amtmann, wie ſtehet es ſonſt ums Landweſen, was machen ihre Pferde, haben ſie einen guten Karl dabei? Haferſtroh. Jch gebrauche ſie ſehr wohl, und bin neulich damit zur Ablegung der Rechnung ge- fahren, alle Stunde eine Meile. Jch habe meine Freude

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/48
Zitationshilfe: [N. N.]: Verbesserungen und Zusätze des Lustspieles Die Geistlichen auf dem Lande in zweien Handlungen. Frankfurt (Main) u. a., 1744, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_verbesserungen_1744/48>, abgerufen am 23.11.2024.