Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.daß immer noch die verkehrtesten Mittel angewandt wer- 6. Jm Herbst 1837 kam ich nach Danzig, nach- 7. Diesem ähnlich ist folgender Fall: Jm Herbst daß immer noch die verkehrteſten Mittel angewandt wer- 6. Jm Herbſt 1837 kam ich nach Danzig, nach- 7. Dieſem ähnlich iſt folgender Fall: Jm Herbſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0078" n="74"/> daß immer noch die verkehrteſten Mittel angewandt wer-<lb/> den. Da das Kind wenig genoß, bekam es die ſtärkend-<lb/> ſten und nahrhafteſten Speiſen und Getränke, z. B.<lb/> Wein, Chokolade u. ſ. w. Daß dadurch nur Oel in’s<lb/> Feuer gegoſſen wurde, iſt offenbar. Wohl ſollte ſie,<lb/> wieder hergeſtellt, das Turnen von Neuem beginnen, die-<lb/> ſer Tag war aber bis zu meiner Abreiſe nicht erſchienen.</p><lb/> <p>6. Jm Herbſt 1837 kam ich nach Danzig, nach-<lb/> dem meine Anſtellung an den drei ſtädtiſchen Schulen<lb/> bei der Stadtverordneten-Verſammlung mit der Mehrheit<lb/> von <hi rendition="#g">einer</hi> Stimme durchgeſetzt war. Die Danziger<lb/> überzeugten ſich bald, daß die Turnübungen nicht ſo<lb/> halsbrechend ſeien, als ſie ſich vorgeſtellt, und es ging<lb/> anfangs, wie alles Neue, ganz gut. Jm Sommer 1838<lb/> kam ein Premier-Lieutenant von 39 Jahren, der über<lb/> ſeine Bruſt klagte. Er erzählte, daß er — wie es<lb/> unter den jungen Lieutenanten nur zu oft vorkommt —<lb/> ſich früher geſchnürt habe. Als ob ein Wespenleib ſchön<lb/> ſei! Jn Folge deſſen leide er nun ſeit einiger Zeit an<lb/> der Bruſt. Der Regimentsarzt <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Sinogowitz, jetzt in<lb/> Berlin, habe ihm nun das Turnen angerathen. Unter<lb/> dieſen Umſtänden hielt ich es für nothwendig, daß er<lb/> wöchentlich wenigſtens 4 Mal turnen müſſe. Dies that<lb/> er ein volles Jahr mit Ernſt und Eifer, und ich habe<lb/> ihn nie mehr ſeitdem über ſeine Bruſt klagen hören,<lb/> wohl aber, daß er ſich vollkommen wohl befinde, und<lb/> darum fleißig auf die Jagd gehe.</p><lb/> <p>7. Dieſem ähnlich iſt folgender Fall: Jm Herbſt<lb/> 1840 überſiedelte ich mich nach Königsberg, nachdem<lb/> das Turneriſche Leben in Danzig durch die vollkommene<lb/> Theilnahmloſigkeit der drei Direktoren und der übrigen<lb/> Lehrer, ſowie der Gleichgültigkeit der Aerzte eingegangen<lb/> war. Hier erhielt ich gleich im Anfange einen Studen-<lb/> ten, der das Fechten erlernen wollte, dem ich anrieth,<lb/> ſeiner Bruſt wegen zu turnen. Es gibt der Leute noch<lb/> ſo ſehr viele, die nicht zu begreifen vermögen, wie das<lb/> Turnen auf die Bruſt einen wohlthätigen Einfluß üben<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0078]
daß immer noch die verkehrteſten Mittel angewandt wer-
den. Da das Kind wenig genoß, bekam es die ſtärkend-
ſten und nahrhafteſten Speiſen und Getränke, z. B.
Wein, Chokolade u. ſ. w. Daß dadurch nur Oel in’s
Feuer gegoſſen wurde, iſt offenbar. Wohl ſollte ſie,
wieder hergeſtellt, das Turnen von Neuem beginnen, die-
ſer Tag war aber bis zu meiner Abreiſe nicht erſchienen.
6. Jm Herbſt 1837 kam ich nach Danzig, nach-
dem meine Anſtellung an den drei ſtädtiſchen Schulen
bei der Stadtverordneten-Verſammlung mit der Mehrheit
von einer Stimme durchgeſetzt war. Die Danziger
überzeugten ſich bald, daß die Turnübungen nicht ſo
halsbrechend ſeien, als ſie ſich vorgeſtellt, und es ging
anfangs, wie alles Neue, ganz gut. Jm Sommer 1838
kam ein Premier-Lieutenant von 39 Jahren, der über
ſeine Bruſt klagte. Er erzählte, daß er — wie es
unter den jungen Lieutenanten nur zu oft vorkommt —
ſich früher geſchnürt habe. Als ob ein Wespenleib ſchön
ſei! Jn Folge deſſen leide er nun ſeit einiger Zeit an
der Bruſt. Der Regimentsarzt Dr. Sinogowitz, jetzt in
Berlin, habe ihm nun das Turnen angerathen. Unter
dieſen Umſtänden hielt ich es für nothwendig, daß er
wöchentlich wenigſtens 4 Mal turnen müſſe. Dies that
er ein volles Jahr mit Ernſt und Eifer, und ich habe
ihn nie mehr ſeitdem über ſeine Bruſt klagen hören,
wohl aber, daß er ſich vollkommen wohl befinde, und
darum fleißig auf die Jagd gehe.
7. Dieſem ähnlich iſt folgender Fall: Jm Herbſt
1840 überſiedelte ich mich nach Königsberg, nachdem
das Turneriſche Leben in Danzig durch die vollkommene
Theilnahmloſigkeit der drei Direktoren und der übrigen
Lehrer, ſowie der Gleichgültigkeit der Aerzte eingegangen
war. Hier erhielt ich gleich im Anfange einen Studen-
ten, der das Fechten erlernen wollte, dem ich anrieth,
ſeiner Bruſt wegen zu turnen. Es gibt der Leute noch
ſo ſehr viele, die nicht zu begreifen vermögen, wie das
Turnen auf die Bruſt einen wohlthätigen Einfluß üben
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