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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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sie aber selbst nicht besitzen, wie sollten sie das andern
mittheilen können? Fragen wir ferner, in welcher
Mädchenschule werden vaterländische Feste gefeiert?

Die "Dame" kündigt schon durch diesen Namen
an, daß ihr Gesicht nach Frankreich gerichtet ist, daß
sie im Vaterlande nicht zu Hause, in der Heimath nicht
heimisch sein will, daß deutscher Sinn, deutsche Treue
ihr nicht gefällt, die Franzosen ihr vor Allem gefallen.
Die Römer erzählen, daß sie oft, wenn sie die deutschen
Männer in die Flucht geschlagen, noch mit den deutschen
Frauen einen harten Kampf zu kämpfen gehabt, ja daß
die schon wankende Schlacht durch dieselben wieder her-
gestellt worden sei. *) Die Franzosen wissen zu erzählen,
daß sie nach dem Siege von den deutschen "Damen"
mit freundlicher französischer Rede aufgenommen worden.
Die deutsche Geschichte erzählt: "daß die Sachsen und
Thüringer von den Slaven in die Flucht geschlagen,
bei ihrer Heimkehr von ihren Weibern wegen ihrer Feig-
heit mit Prügeln empfangen und mit Knütteln von den
Pferden geworfen wären." Dies geschah vor 1000
Jahren. Nach der Schlacht bei Jena, der Uebergabe
von Magdeburg, Küstrin u. s. w. geschah so etwas nicht!
Ja es mährtete eine Ratzeburger "Dame" nach dem
Freiheitskriege, was es denn für ein Unglück gewesen,
wenn man Schiller und Göthe nur mehr französisch
gelesen?

So sind wir am Ende unserer Betrachtung ange-
kommen, und haben für nothwendig gefunden, in politi-
scher, sittlicher und arzeneilicher Beziehung: daß unsere
Soldaten tüchtig turnen und die Offiziere ihr Vorbild
sein müssen; daß die Turnübungen in alle Elementar-

*) Memoriae proditur, quasdam acies inelinatas iam et labantes a
feminis restitutas, constantia precum obiectu pectorum etc. Tacit.
Germ. VIII. -- Florus I. III. 3. de uxoribus Cimbrorum: nec minor
cum uxoribus eorum pugna, quam ipsis fuit: quum obiectis undique
plaustris, atque carpentis, altae desuper quasi et turribus lanceis
pugnarent etc.

ſie aber ſelbſt nicht beſitzen, wie ſollten ſie das andern
mittheilen können? Fragen wir ferner, in welcher
Mädchenſchule werden vaterländiſche Feſte gefeiert?

Die „Dame“ kündigt ſchon durch dieſen Namen
an, daß ihr Geſicht nach Frankreich gerichtet iſt, daß
ſie im Vaterlande nicht zu Hauſe, in der Heimath nicht
heimiſch ſein will, daß deutſcher Sinn, deutſche Treue
ihr nicht gefällt, die Franzoſen ihr vor Allem gefallen.
Die Römer erzählen, daß ſie oft, wenn ſie die deutſchen
Männer in die Flucht geſchlagen, noch mit den deutſchen
Frauen einen harten Kampf zu kämpfen gehabt, ja daß
die ſchon wankende Schlacht durch dieſelben wieder her-
geſtellt worden ſei. *) Die Franzoſen wiſſen zu erzählen,
daß ſie nach dem Siege von den deutſchen „Damen“
mit freundlicher franzöſiſcher Rede aufgenommen worden.
Die deutſche Geſchichte erzählt: „daß die Sachſen und
Thüringer von den Slaven in die Flucht geſchlagen,
bei ihrer Heimkehr von ihren Weibern wegen ihrer Feig-
heit mit Prügeln empfangen und mit Knütteln von den
Pferden geworfen wären.“ Dies geſchah vor 1000
Jahren. Nach der Schlacht bei Jena, der Uebergabe
von Magdeburg, Küſtrin u. ſ. w. geſchah ſo etwas nicht!
Ja es mährtete eine Ratzeburger „Dame“ nach dem
Freiheitskriege, was es denn für ein Unglück geweſen,
wenn man Schiller und Göthe nur mehr franzöſiſch
geleſen?

So ſind wir am Ende unſerer Betrachtung ange-
kommen, und haben für nothwendig gefunden, in politi-
ſcher, ſittlicher und arzeneilicher Beziehung: daß unſere
Soldaten tüchtig turnen und die Offiziere ihr Vorbild
ſein müſſen; daß die Turnübungen in alle Elementar-

*) Memoriae proditur, quasdam acies inelinatas iam et labantes a
feminis restitutas, constantia precum obiectu pectorum etc. Tacit.
Germ. VIII. — Florus I. III. 3. de uxoribus Cimbrorum: nec minor
cum uxoribus eorum pugna, quam ipsis fuit: quum obiectis undique
plaustris, atque carpentis, altae desuper quasi et turribus lanceis
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[60/0064] ſie aber ſelbſt nicht beſitzen, wie ſollten ſie das andern mittheilen können? Fragen wir ferner, in welcher Mädchenſchule werden vaterländiſche Feſte gefeiert? Die „Dame“ kündigt ſchon durch dieſen Namen an, daß ihr Geſicht nach Frankreich gerichtet iſt, daß ſie im Vaterlande nicht zu Hauſe, in der Heimath nicht heimiſch ſein will, daß deutſcher Sinn, deutſche Treue ihr nicht gefällt, die Franzoſen ihr vor Allem gefallen. Die Römer erzählen, daß ſie oft, wenn ſie die deutſchen Männer in die Flucht geſchlagen, noch mit den deutſchen Frauen einen harten Kampf zu kämpfen gehabt, ja daß die ſchon wankende Schlacht durch dieſelben wieder her- geſtellt worden ſei. *) Die Franzoſen wiſſen zu erzählen, daß ſie nach dem Siege von den deutſchen „Damen“ mit freundlicher franzöſiſcher Rede aufgenommen worden. Die deutſche Geſchichte erzählt: „daß die Sachſen und Thüringer von den Slaven in die Flucht geſchlagen, bei ihrer Heimkehr von ihren Weibern wegen ihrer Feig- heit mit Prügeln empfangen und mit Knütteln von den Pferden geworfen wären.“ Dies geſchah vor 1000 Jahren. Nach der Schlacht bei Jena, der Uebergabe von Magdeburg, Küſtrin u. ſ. w. geſchah ſo etwas nicht! Ja es mährtete eine Ratzeburger „Dame“ nach dem Freiheitskriege, was es denn für ein Unglück geweſen, wenn man Schiller und Göthe nur mehr franzöſiſch geleſen? So ſind wir am Ende unſerer Betrachtung ange- kommen, und haben für nothwendig gefunden, in politi- ſcher, ſittlicher und arzeneilicher Beziehung: daß unſere Soldaten tüchtig turnen und die Offiziere ihr Vorbild ſein müſſen; daß die Turnübungen in alle Elementar- *) Memoriae proditur, quasdam acies inelinatas iam et labantes a feminis restitutas, constantia precum obiectu pectorum etc. Tacit. Germ. VIII. — Florus I. III. 3. de uxoribus Cimbrorum: nec minor cum uxoribus eorum pugna, quam ipsis fuit: quum obiectis undique plaustris, atque carpentis, altae desuper quasi et turribus lanceis pugnarent etc.

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/64>, abgerufen am 22.11.2024.