Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.und Gesinnung herangebildet werden, und ist berufen So hat uns Jahn in der Turnkunst etwas mehr und Geſinnung herangebildet werden, und iſt berufen So hat uns Jahn in der Turnkunſt etwas mehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="54"/> und Geſinnung herangebildet werden, und iſt berufen<lb/> und verpflichtet, ſie in Noth und Tod zu vertheidigen.<lb/> Welcher Grundſatz bis jetzt leider nur von Preußen,<lb/> wo Jahn lehrte, lebte und litt, anerkannt iſt, da jeder<lb/> hier Wehrmann ſein muß. Und ſo iſt damit die leib-<lb/> liche und geiſtige Ausbildung einem Jedem im Volke<lb/> gegeben. Jeder iſt <hi rendition="#g">berechtigt</hi> und <hi rendition="#g">verpflichtet</hi> hierzu:<lb/> „denn es ſollen ja unſere Jungen Land und Leute ver-<lb/> theidigen und Kriegsleute ſein; dieſelben ſind als Pfeile,<lb/> die da treffen; der Herr ſchießt ſie ab und gibt ſie!<lb/> Luther.</p><lb/> <p>So hat uns Jahn in der Turnkunſt etwas mehr<lb/> als Gymnaſtik, als Leibesübung gebracht, er hat eine<lb/> Jdee damit verbunden, ihr das Volksgepräge aufgedrückt,<lb/> eine Wegzehrung mitgegeben, die ihr das Leben und die<lb/> Urkraft erhielt in der Zeit einer einundzwanzigjährigen<lb/> leiblichen wie geiſtigen Fehme. Dieſe Fehmrichterei war<lb/> das letzte Aufflackern einer feigen Zeit, wo man den<lb/> Menſchen zum Geſpenſt, zum Schemen entkleiden wollte.<lb/> Aber jene Jdee, der Turnkunſt unverſiegbarer Hort,<lb/> ſchlug, gerade durch dieſe Stürme genährt, ſo tiefe Wur-<lb/> zeln, daß jetzt von allen Seiten, ſelbſt von den Thronen,<lb/> die Forderung ergeht, „zu turnen.“ Und es ſcheint hier<lb/> wiederum Preußen, das Vaterland der Turnkunſt und<lb/> des Altmeiſters der Turnkunſt, den Preis zu erringen.<lb/> Wie es zuerſt durch ſeinen König die Nothwendigkeit<lb/> erkannt hat, daß jeder Preuße auch Wehrmann ſei, ſo<lb/> hat auch am 6. Juni 1842 der König die Leibesübun-<lb/> gen als nothwendigen Beſtandtheil der männlichen Bildung<lb/> anerkannt. Es iſt daher bis jetzt befohlen worden, daß<lb/> in allen Gymnaſien, höhern Bürgerſchulen und Schul-<lb/> lehrer-Seminarien, und dann in allen Kriegsſchulen ge-<lb/> turnt werden ſolle. Jn den Seminarien werden die<lb/> Lehrer des Volks, die Elementarlehrer gebildet. So iſt<lb/> alſo hiermit ſchon die Einleitung gemacht und gegeben,<lb/> daß das Turnweſen auch in die Elementarſchulen in<lb/> Stadt und Land eingeführt werde. Jſt in Preußen auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0058]
und Geſinnung herangebildet werden, und iſt berufen
und verpflichtet, ſie in Noth und Tod zu vertheidigen.
Welcher Grundſatz bis jetzt leider nur von Preußen,
wo Jahn lehrte, lebte und litt, anerkannt iſt, da jeder
hier Wehrmann ſein muß. Und ſo iſt damit die leib-
liche und geiſtige Ausbildung einem Jedem im Volke
gegeben. Jeder iſt berechtigt und verpflichtet hierzu:
„denn es ſollen ja unſere Jungen Land und Leute ver-
theidigen und Kriegsleute ſein; dieſelben ſind als Pfeile,
die da treffen; der Herr ſchießt ſie ab und gibt ſie!
Luther.
So hat uns Jahn in der Turnkunſt etwas mehr
als Gymnaſtik, als Leibesübung gebracht, er hat eine
Jdee damit verbunden, ihr das Volksgepräge aufgedrückt,
eine Wegzehrung mitgegeben, die ihr das Leben und die
Urkraft erhielt in der Zeit einer einundzwanzigjährigen
leiblichen wie geiſtigen Fehme. Dieſe Fehmrichterei war
das letzte Aufflackern einer feigen Zeit, wo man den
Menſchen zum Geſpenſt, zum Schemen entkleiden wollte.
Aber jene Jdee, der Turnkunſt unverſiegbarer Hort,
ſchlug, gerade durch dieſe Stürme genährt, ſo tiefe Wur-
zeln, daß jetzt von allen Seiten, ſelbſt von den Thronen,
die Forderung ergeht, „zu turnen.“ Und es ſcheint hier
wiederum Preußen, das Vaterland der Turnkunſt und
des Altmeiſters der Turnkunſt, den Preis zu erringen.
Wie es zuerſt durch ſeinen König die Nothwendigkeit
erkannt hat, daß jeder Preuße auch Wehrmann ſei, ſo
hat auch am 6. Juni 1842 der König die Leibesübun-
gen als nothwendigen Beſtandtheil der männlichen Bildung
anerkannt. Es iſt daher bis jetzt befohlen worden, daß
in allen Gymnaſien, höhern Bürgerſchulen und Schul-
lehrer-Seminarien, und dann in allen Kriegsſchulen ge-
turnt werden ſolle. Jn den Seminarien werden die
Lehrer des Volks, die Elementarlehrer gebildet. So iſt
alſo hiermit ſchon die Einleitung gemacht und gegeben,
daß das Turnweſen auch in die Elementarſchulen in
Stadt und Land eingeführt werde. Jſt in Preußen auch
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