Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.nämlich, in welcher im Sommer auf einem räumigen Diesterweg folgte im Jahre 1818 einem ehren- nämlich, in welcher im Sommer auf einem räumigen Dieſterweg folgte im Jahre 1818 einem ehren- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0027" n="23"/> nämlich, in welcher im Sommer auf einem räumigen<lb/> Platze im Schulgarten in den Freiſtunden, unter Auſſicht<lb/> der Lehrer, Turnübungen ſtattfinden. Anſtalten dieſer<lb/> Art ſind jetzt nicht mehr dem Vaterlande allein, ſondern<lb/> der menſchlichen Natur ſo zum Bedürfniſſe geworden,<lb/> daß ſie alles Sträubens unerachtet über lang oder kurz<lb/><hi rendition="#g">„Allgemein“</hi> werden müſſen. Haben ſogar einzelne<lb/> Dörfer unſeres nördlichen Vaterlandes ihre eigenen Turn-<lb/> plätze zur Uebung ihrer jüngeren Einwohnerſchaft; ſo<lb/> kann und wird Frankfurt in dieſer wichtigen Erziehungs-<lb/> angelegenheit nicht länger zurückbleiben. Die Stimme<lb/> der Natur fordert eine ſolche Bürgerauſtalt laut; die<lb/> Mittel, ſie in den Gang zu bringen, find ſo einfach,<lb/> daß es weniger Mühe koſtet, die Jugend zu dieſen<lb/> Uebungen zu vermögen, als die Ente zum Schwimmen,<lb/> oder den Storch zum Fliegen zu bringen. Hauptſächlich<lb/> aber iſt eine Turnſchule der Ort, wo (wie der ehemalige<lb/> Oberlehrer der Muſterſchule, <hi rendition="#g">Gruner,</hi> in einer Ein-<lb/> ladungsſchrift [1806] ſo richtig ſagt) die <hi rendition="#g">Geſundheit</hi><lb/> und durch dieſe die Unſchuld der Kinder gar wunderbar<lb/> geſchützt, und ihre <hi rendition="#g">Geſammtkraft</hi> auf das herrlichſte<lb/> angeregt wird. Möge doch der Staat oder irgend ein<lb/> Bürgerfreund, der es gut mit den Nachkommen meint,<lb/> recht bald einen räumigen Turnplatz für Frankfurts Ge-<lb/> ſammtjugend ſtiften; dann werden wir künftig, ſtatt<lb/> mancher hohläugigen Hageprunke und Zierlinge, markige,<lb/> furchtloſe und gewandte Jünglinge ſchauen; dem Vater-<lb/> lande eine lebendige Schutzmauer gegen jeden Feind.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Dieſterweg</hi> folgte im Jahre 1818 einem ehren-<lb/> den Rufe nach Berlin; <hi rendition="#g">Hahn</hi> führte die Sache zwar<lb/> noch bis 1819 fort, von da an aber hörte, ſo wie am<lb/> Gymnaſium, ſo auch an der Muſterſchule das Turnen<lb/> wieder auf. Aus letzterer hatten 50—60 Knaben an<lb/> den Uebungen Theil genommen, wovon Jeder zur<lb/> Deckung der Koſten monatlich einen Gulden entrichtete.<lb/> Am 18. October, nach dem Geſang auf dem Römer-<lb/> berg, wurde im Garten der Muſterſchule jedesmal eine<lb/> öffentliche Turn-Prüfung gehalten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0027]
nämlich, in welcher im Sommer auf einem räumigen
Platze im Schulgarten in den Freiſtunden, unter Auſſicht
der Lehrer, Turnübungen ſtattfinden. Anſtalten dieſer
Art ſind jetzt nicht mehr dem Vaterlande allein, ſondern
der menſchlichen Natur ſo zum Bedürfniſſe geworden,
daß ſie alles Sträubens unerachtet über lang oder kurz
„Allgemein“ werden müſſen. Haben ſogar einzelne
Dörfer unſeres nördlichen Vaterlandes ihre eigenen Turn-
plätze zur Uebung ihrer jüngeren Einwohnerſchaft; ſo
kann und wird Frankfurt in dieſer wichtigen Erziehungs-
angelegenheit nicht länger zurückbleiben. Die Stimme
der Natur fordert eine ſolche Bürgerauſtalt laut; die
Mittel, ſie in den Gang zu bringen, find ſo einfach,
daß es weniger Mühe koſtet, die Jugend zu dieſen
Uebungen zu vermögen, als die Ente zum Schwimmen,
oder den Storch zum Fliegen zu bringen. Hauptſächlich
aber iſt eine Turnſchule der Ort, wo (wie der ehemalige
Oberlehrer der Muſterſchule, Gruner, in einer Ein-
ladungsſchrift [1806] ſo richtig ſagt) die Geſundheit
und durch dieſe die Unſchuld der Kinder gar wunderbar
geſchützt, und ihre Geſammtkraft auf das herrlichſte
angeregt wird. Möge doch der Staat oder irgend ein
Bürgerfreund, der es gut mit den Nachkommen meint,
recht bald einen räumigen Turnplatz für Frankfurts Ge-
ſammtjugend ſtiften; dann werden wir künftig, ſtatt
mancher hohläugigen Hageprunke und Zierlinge, markige,
furchtloſe und gewandte Jünglinge ſchauen; dem Vater-
lande eine lebendige Schutzmauer gegen jeden Feind.“
Dieſterweg folgte im Jahre 1818 einem ehren-
den Rufe nach Berlin; Hahn führte die Sache zwar
noch bis 1819 fort, von da an aber hörte, ſo wie am
Gymnaſium, ſo auch an der Muſterſchule das Turnen
wieder auf. Aus letzterer hatten 50—60 Knaben an
den Uebungen Theil genommen, wovon Jeder zur
Deckung der Koſten monatlich einen Gulden entrichtete.
Am 18. October, nach dem Geſang auf dem Römer-
berg, wurde im Garten der Muſterſchule jedesmal eine
öffentliche Turn-Prüfung gehalten.
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