Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.der Turnschüler, die, vielleicht an sich von zweifelhaftem der Turnſchüler, die, vielleicht an ſich von zweifelhaftem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0133" n="129"/> der Turnſchüler, die, vielleicht an ſich von zweifelhaftem<lb/> Werth, unter Umſtänden zur Belebung des Jnterefſes<lb/> für die Sache wohl geeignet iſt, in Jung und Alt der<lb/> anſehnlichen Zuſchauerzahl die lebhafteſte Theilnahme er-<lb/> weckt. Wenn auch das <hi rendition="#g">Wie</hi> und <hi rendition="#g">Wo</hi> der Einrichtung<lb/> der Turnplätze ſelbſt manche Schwierigkeit macht, wie<lb/> dies allerwärts mehr oder weniger der Fall iſt, ſo wür-<lb/> den doch, da in dieſer Hinſicht die hieſige Feſtungs-Be-<lb/> hörde mit der größten Bereitwilligkeit entgegenkommt und<lb/> Herr Euler ſelbſt ganz die erforderliche Erfahrung nud<lb/> Geſchicklichkeit zu beſitzen ſcheint, ſolche äußerliche Hin-<lb/> derniſſe ſich leicht überwinden laſſen, wenn der Eifer im<lb/> Allgemeinen reger und namentlich im größeren Publikum<lb/> die eigentliche Kenntniß der Sache, die vollſtändigere<lb/> Einſicht in den wahren Werth des Turnens verbreiteter<lb/> wäre. Man ſcheint nicht allgemein genug zu erwägen,<lb/> daß durch wohlgeleitete Turn-Uebungen, neben der Be-<lb/> förderung der Gefundheit, der Stärke, der Gewandtheit,<lb/> der Glieder und des Anſtandes, das ganze Leben der<lb/> Jugend eine Richtung zu gewinnen im Stande iſt,<lb/> welche ſie der überhand nehmenden weichlichen Genuß-<lb/> ſucht, dem Heere Geiſt und Herz abſtumpfender Zer-<lb/> ſtreuungen, denen ſie in Ermangelung einer gemeinſchaft-<lb/> lichen würdigeren Unterhaltung vereinzelt nach allen<lb/> Seiten hin nachjagt, allmälig wieder zu entziehen, und<lb/> mit der Pflege der Beſcheidenheit und Sitten-Einfalt für<lb/> einfache, angemeſſene, nicht in die ſpätere Lebensſphäre<lb/> übergreifende Vergnügungen in ihr den Sinn wieder zu<lb/> erſchließen vermöchte. Wahrlich, wird die Turnerei, jenes<lb/> heitere Zuſammentreten der Jugend unter freiem Him-<lb/> mel zu friſcher lebensvoller Thätigkeit, die gemeinſchaft-<lb/> liche Nöthigung zum Schweren, zur Abhärtung und<lb/> Entſagung, die fortgeſetzte Anſchauung der Reſultate von<lb/> Maß, Zucht und Ordnung, von Willensſtärke und Ver-<lb/> trauen, im rechten Lichte aufgefaßt, ſo hat man wohl<lb/> nicht zu befürchten, daß die erſte Stadt des Rheinlandes<lb/> hierin die vom Gouvernement ausgehenden Anregungen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [129/0133]
der Turnſchüler, die, vielleicht an ſich von zweifelhaftem
Werth, unter Umſtänden zur Belebung des Jnterefſes
für die Sache wohl geeignet iſt, in Jung und Alt der
anſehnlichen Zuſchauerzahl die lebhafteſte Theilnahme er-
weckt. Wenn auch das Wie und Wo der Einrichtung
der Turnplätze ſelbſt manche Schwierigkeit macht, wie
dies allerwärts mehr oder weniger der Fall iſt, ſo wür-
den doch, da in dieſer Hinſicht die hieſige Feſtungs-Be-
hörde mit der größten Bereitwilligkeit entgegenkommt und
Herr Euler ſelbſt ganz die erforderliche Erfahrung nud
Geſchicklichkeit zu beſitzen ſcheint, ſolche äußerliche Hin-
derniſſe ſich leicht überwinden laſſen, wenn der Eifer im
Allgemeinen reger und namentlich im größeren Publikum
die eigentliche Kenntniß der Sache, die vollſtändigere
Einſicht in den wahren Werth des Turnens verbreiteter
wäre. Man ſcheint nicht allgemein genug zu erwägen,
daß durch wohlgeleitete Turn-Uebungen, neben der Be-
förderung der Gefundheit, der Stärke, der Gewandtheit,
der Glieder und des Anſtandes, das ganze Leben der
Jugend eine Richtung zu gewinnen im Stande iſt,
welche ſie der überhand nehmenden weichlichen Genuß-
ſucht, dem Heere Geiſt und Herz abſtumpfender Zer-
ſtreuungen, denen ſie in Ermangelung einer gemeinſchaft-
lichen würdigeren Unterhaltung vereinzelt nach allen
Seiten hin nachjagt, allmälig wieder zu entziehen, und
mit der Pflege der Beſcheidenheit und Sitten-Einfalt für
einfache, angemeſſene, nicht in die ſpätere Lebensſphäre
übergreifende Vergnügungen in ihr den Sinn wieder zu
erſchließen vermöchte. Wahrlich, wird die Turnerei, jenes
heitere Zuſammentreten der Jugend unter freiem Him-
mel zu friſcher lebensvoller Thätigkeit, die gemeinſchaft-
liche Nöthigung zum Schweren, zur Abhärtung und
Entſagung, die fortgeſetzte Anſchauung der Reſultate von
Maß, Zucht und Ordnung, von Willensſtärke und Ver-
trauen, im rechten Lichte aufgefaßt, ſo hat man wohl
nicht zu befürchten, daß die erſte Stadt des Rheinlandes
hierin die vom Gouvernement ausgehenden Anregungen
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