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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844.

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Leibes-Uebungen zur Ausbildung des Körpers und
Geistes, zur Befestigung der Gesundheit und zur Beseitigung
gewisser Krankheits-Anlagen und Kränklichkeiten einig, und
die neueste Zeit beginnt mit immer wärmerem Eifer auf
die Wiedereinführung derselben in den Erziehungs- und
Unterrichts-Plan der Jugend zu bestehen. Jn allen
deutschen Landen regt sich eine günstige Meinung für
die Wiederaufnahme des Turnens, als derjenigen Leibes-
Uebungen, die nach gewissem Maß und Gesetz geleitet
und betrieben für die Jugend am ersprießlichsten sind.

Ob aber auch der weiblichen Jugend solche Uebun-
gen Noth thun, ist manchen Eltern zweifelhaft, und dem
Arzte wird nicht selten die Frage gestellt, ob Mädchen
turnen dürfen, oder sollen?

Jn den meisten Fällen scheint mir diese Frage da-
hin zu beantworten zu sein, daß, wenn für die männ-
liche Jugend Turnen als pädagogisches, diätetisches,
präservatives, und therapeutisches Mittel, als förderlich
und heilsam allgemein anerkannt ist, gerade der weibli-
cheu Jugend dergleichen Uebungen noch unentbehrlicher
sind, als der männlichen. Jn folgenden mehr aphoristi-
schen als erschöpfend entwickelten Sätzen will ich diese
Behauptung zu begründen versuchen.

Die mancherlei schädlichen Potenzen, die auf den
Menschen im civilisirten Europa aus den mittleren Stäu-
den, und besonders in den Städten einwirken, seine Ge-
sundheit untergraben, ihn schwach und kränklich machen,
sind etwa folgende: Genuß von warmen gewürzhaften
Speisen und Getränken, unzweckmäßige Kleidung, die
mehr der herrschenden Mode, als den Regeln der Ge-
sundheit angepaßt ist; Aufenthalt in volkreichen Städten,
dumpfen Straßen und engen Wohnungen, Mangel an
frischer Luft, an reinem Wasser und Sonnenlicht; über-
mäßige Anstrengung des Geistes in früher und späterer
Jugend zur Befriedigung der Ansprüche der Zeit in Hin-
sicht des Wissens und Könnens; angeerbte Schwächen
und Dyscrasien; endemische, epidemische und Entwickelungs-

Leibes-Uebungen zur Ausbildung des Körpers und
Geiſtes, zur Befeſtigung der Geſundheit und zur Beſeitigung
gewiſſer Krankheits-Anlagen und Kränklichkeiten einig, und
die neueſte Zeit beginnt mit immer wärmerem Eifer auf
die Wiedereinführung derſelben in den Erziehungs- und
Unterrichts-Plan der Jugend zu beſtehen. Jn allen
deutſchen Landen regt ſich eine günſtige Meinung für
die Wiederaufnahme des Turnens, als derjenigen Leibes-
Uebungen, die nach gewiſſem Maß und Geſetz geleitet
und betrieben für die Jugend am erſprießlichſten ſind.

Ob aber auch der weiblichen Jugend ſolche Uebun-
gen Noth thun, iſt manchen Eltern zweifelhaft, und dem
Arzte wird nicht ſelten die Frage geſtellt, ob Mädchen
turnen dürfen, oder ſollen?

Jn den meiſten Fällen ſcheint mir dieſe Frage da-
hin zu beantworten zu ſein, daß, wenn für die männ-
liche Jugend Turnen als pädagogiſches, diätetiſches,
präſervatives, und therapeutiſches Mittel, als förderlich
und heilſam allgemein anerkannt iſt, gerade der weibli-
cheu Jugend dergleichen Uebungen noch unentbehrlicher
ſind, als der männlichen. Jn folgenden mehr aphoriſti-
ſchen als erſchöpfend entwickelten Sätzen will ich dieſe
Behauptung zu begründen verſuchen.

Die mancherlei ſchädlichen Potenzen, die auf den
Menſchen im civiliſirten Europa aus den mittleren Stäu-
den, und beſonders in den Städten einwirken, ſeine Ge-
ſundheit untergraben, ihn ſchwach und kränklich machen,
ſind etwa folgende: Genuß von warmen gewürzhaften
Speiſen und Getränken, unzweckmäßige Kleidung, die
mehr der herrſchenden Mode, als den Regeln der Ge-
ſundheit angepaßt iſt; Aufenthalt in volkreichen Städten,
dumpfen Straßen und engen Wohnungen, Mangel an
friſcher Luft, an reinem Waſſer und Sonnenlicht; über-
mäßige Anſtrengung des Geiſtes in früher und ſpäterer
Jugend zur Befriedigung der Anſprüche der Zeit in Hin-
ſicht des Wiſſens und Könnens; angeerbte Schwächen
und Dyscraſien; endemiſche, epidemiſche und Entwickelungs-

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[99/0103] Leibes-Uebungen zur Ausbildung des Körpers und Geiſtes, zur Befeſtigung der Geſundheit und zur Beſeitigung gewiſſer Krankheits-Anlagen und Kränklichkeiten einig, und die neueſte Zeit beginnt mit immer wärmerem Eifer auf die Wiedereinführung derſelben in den Erziehungs- und Unterrichts-Plan der Jugend zu beſtehen. Jn allen deutſchen Landen regt ſich eine günſtige Meinung für die Wiederaufnahme des Turnens, als derjenigen Leibes- Uebungen, die nach gewiſſem Maß und Geſetz geleitet und betrieben für die Jugend am erſprießlichſten ſind. Ob aber auch der weiblichen Jugend ſolche Uebun- gen Noth thun, iſt manchen Eltern zweifelhaft, und dem Arzte wird nicht ſelten die Frage geſtellt, ob Mädchen turnen dürfen, oder ſollen? Jn den meiſten Fällen ſcheint mir dieſe Frage da- hin zu beantworten zu ſein, daß, wenn für die männ- liche Jugend Turnen als pädagogiſches, diätetiſches, präſervatives, und therapeutiſches Mittel, als förderlich und heilſam allgemein anerkannt iſt, gerade der weibli- cheu Jugend dergleichen Uebungen noch unentbehrlicher ſind, als der männlichen. Jn folgenden mehr aphoriſti- ſchen als erſchöpfend entwickelten Sätzen will ich dieſe Behauptung zu begründen verſuchen. Die mancherlei ſchädlichen Potenzen, die auf den Menſchen im civiliſirten Europa aus den mittleren Stäu- den, und beſonders in den Städten einwirken, ſeine Ge- ſundheit untergraben, ihn ſchwach und kränklich machen, ſind etwa folgende: Genuß von warmen gewürzhaften Speiſen und Getränken, unzweckmäßige Kleidung, die mehr der herrſchenden Mode, als den Regeln der Ge- ſundheit angepaßt iſt; Aufenthalt in volkreichen Städten, dumpfen Straßen und engen Wohnungen, Mangel an friſcher Luft, an reinem Waſſer und Sonnenlicht; über- mäßige Anſtrengung des Geiſtes in früher und ſpäterer Jugend zur Befriedigung der Anſprüche der Zeit in Hin- ſicht des Wiſſens und Könnens; angeerbte Schwächen und Dyscraſien; endemiſche, epidemiſche und Entwickelungs-

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 2. Solingen, 1844, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst02_1844/103>, abgerufen am 25.11.2024.