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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.

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nicht selten unsere Singstunden einen gebildeten Freund
des Gesanges als Zuhörer herbeilocken, so auch das
Turnen manchen Zuschauer, zumal wenn im Sommer
die rüstige Jugend auf dem neben den Gärtchen der
Lehrer befindlichen Spielplatze sich tummelt.

Nur 1 Jahr lang war es nöthig, jede der 3
Seminar-Abtheilungen besonders zu be-
schäftigen.
Später, seit die Zöglinge mit diesen
Uebungen vertraut geworden, und die nöthigen Vor-
turner gebildet waren, konnten wir ganz füglich Ab-
theilung 1 und 2, jede aus ca. 25 Leuten bestehend,
vereinigen, wodurch denn nicht nur um 2 Stunden Leh-
rerkraft erspart, sondern auch jenen Zöglingen selbst in der
größern Gesellschaft der Unterricht angenehmer wurde.
Daß die Neulinge wenigstens im ersten Halbjahre al-
lein beschäftigt werden, möchte wohl immer anzurathen
sein; sonst aber müssen bei dergleichen Anordnungen
natürlich eben so sehr die Anzahl der vorhandenen Ge-
räthe, -- denn nie darf eine Abtheilung müßig stehn,
-- als die Größe des Tummelplatzes berücksichtigt wer-
den.

Jm Allgemeinen herrscht bei diesen Uebungen
eine eigenthümliche Verbindung militairischer
Disciplin mit heiterer, freier Beweg-
lichkeit.
Am Anfange der Stunde treten die Tur-
ner nach Soldaten-Art rottenweise an, machen einige
militairische Bewegungen und marschiren dann unter
Commando ihrer Vorturner zu den angewiesenen Plät-
zen, um nach Ordnung und Regel genau das nachzu-
machen, was der Vorturner oder der Hauptlehrer, --
jetzt ein sehr gewandter Turner, -- ihnen zeigt.
Eine ähnliche Sammlung findet bei jedem Uebungs-
wechsel und am Schlusse der Stunde statt. Bei den
Uebungen selbst darf der jugendliche Muth und Froh-
sinn immerhin sich zwanglos äußern, ohne jedoch je
in lärmende Unordnung auszuarten, oder in träge
Theilnahmlosigkeit zu versinken.

nicht ſelten unſere Singſtunden einen gebildeten Freund
des Geſanges als Zuhörer herbeilocken, ſo auch das
Turnen manchen Zuſchauer, zumal wenn im Sommer
die rüſtige Jugend auf dem neben den Gärtchen der
Lehrer befindlichen Spielplatze ſich tummelt.

Nur 1 Jahr lang war es nöthig, jede der 3
Seminar-Abtheilungen beſonders zu be-
ſchäftigen.
Später, ſeit die Zöglinge mit dieſen
Uebungen vertraut geworden, und die nöthigen Vor-
turner gebildet waren, konnten wir ganz füglich Ab-
theilung 1 und 2, jede aus ca. 25 Leuten beſtehend,
vereinigen, wodurch denn nicht nur um 2 Stunden Leh-
rerkraft erſpart, ſondern auch jenen Zöglingen ſelbſt in der
größern Geſellſchaft der Unterricht angenehmer wurde.
Daß die Neulinge wenigſtens im erſten Halbjahre al-
lein beſchäftigt werden, möchte wohl immer anzurathen
ſein; ſonſt aber müſſen bei dergleichen Anordnungen
natürlich eben ſo ſehr die Anzahl der vorhandenen Ge-
räthe, — denn nie darf eine Abtheilung müßig ſtehn,
— als die Größe des Tummelplatzes berückſichtigt wer-
den.

Jm Allgemeinen herrſcht bei dieſen Uebungen
eine eigenthümliche Verbindung militairiſcher
Disciplin mit heiterer, freier Beweg-
lichkeit.
Am Anfange der Stunde treten die Tur-
ner nach Soldaten-Art rottenweiſe an, machen einige
militairiſche Bewegungen und marſchiren dann unter
Commando ihrer Vorturner zu den angewieſenen Plät-
zen, um nach Ordnung und Regel genau das nachzu-
machen, was der Vorturner oder der Hauptlehrer, —
jetzt ein ſehr gewandter Turner, — ihnen zeigt.
Eine ähnliche Sammlung findet bei jedem Uebungs-
wechſel und am Schluſſe der Stunde ſtatt. Bei den
Uebungen ſelbſt darf der jugendliche Muth und Froh-
ſinn immerhin ſich zwanglos äußern, ohne jedoch je
in lärmende Unordnung auszuarten, oder in träge
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[74/0078] nicht ſelten unſere Singſtunden einen gebildeten Freund des Geſanges als Zuhörer herbeilocken, ſo auch das Turnen manchen Zuſchauer, zumal wenn im Sommer die rüſtige Jugend auf dem neben den Gärtchen der Lehrer befindlichen Spielplatze ſich tummelt. Nur 1 Jahr lang war es nöthig, jede der 3 Seminar-Abtheilungen beſonders zu be- ſchäftigen. Später, ſeit die Zöglinge mit dieſen Uebungen vertraut geworden, und die nöthigen Vor- turner gebildet waren, konnten wir ganz füglich Ab- theilung 1 und 2, jede aus ca. 25 Leuten beſtehend, vereinigen, wodurch denn nicht nur um 2 Stunden Leh- rerkraft erſpart, ſondern auch jenen Zöglingen ſelbſt in der größern Geſellſchaft der Unterricht angenehmer wurde. Daß die Neulinge wenigſtens im erſten Halbjahre al- lein beſchäftigt werden, möchte wohl immer anzurathen ſein; ſonſt aber müſſen bei dergleichen Anordnungen natürlich eben ſo ſehr die Anzahl der vorhandenen Ge- räthe, — denn nie darf eine Abtheilung müßig ſtehn, — als die Größe des Tummelplatzes berückſichtigt wer- den. Jm Allgemeinen herrſcht bei dieſen Uebungen eine eigenthümliche Verbindung militairiſcher Disciplin mit heiterer, freier Beweg- lichkeit. Am Anfange der Stunde treten die Tur- ner nach Soldaten-Art rottenweiſe an, machen einige militairiſche Bewegungen und marſchiren dann unter Commando ihrer Vorturner zu den angewieſenen Plät- zen, um nach Ordnung und Regel genau das nachzu- machen, was der Vorturner oder der Hauptlehrer, — jetzt ein ſehr gewandter Turner, — ihnen zeigt. Eine ähnliche Sammlung findet bei jedem Uebungs- wechſel und am Schluſſe der Stunde ſtatt. Bei den Uebungen ſelbſt darf der jugendliche Muth und Froh- ſinn immerhin ſich zwanglos äußern, ohne jedoch je in lärmende Unordnung auszuarten, oder in träge Theilnahmloſigkeit zu verſinken.

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/78>, abgerufen am 30.11.2024.