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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.

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ter fast ganz verzichten müssen, *) ist ein Uebelstand,
der indeß durch vorzügliche Berücksichtigung derselben
zur Sommerzeit leicht ausgeglichen wird. Auch der
Mangel an Schwingpferden ist bei der Beschränktheit
des Raumes leicht zu ertragen, indem die meisten dar-
an vorkommenden Uebungen sich auch recht gut am
Schwebebaume anstellen lassen. Sehr schmerzlich ver-
missen wir dagegen den keilförmig gestalteten, trocke-
nen Graben für den Weitesprung, so wie größere
Räume für den Gehrwurf und den Dauerlauf, indem
ein jeweiliges Hinausgehen auf die benachbarten Wie-
sen und Wege, um dort zu springen und zu laufen,
durchaus keinen zureichenden Ersatz gewährt.

Die Arten der bei uns gebräuchlichen
Turnübungen
sind bis auf die Lauf- und Hantel-
übungen, für welche letztere wir einfaches Scheitholz
benutzen, schon durch die Angabe unserer Geräthe be-
zeichnet; es sind dieselben, deren Einführung auch der
Volksschule möglich und dringend zu empfehlen ist. **)
Daß die Seminaristen damit in methodischer Folge,
von den leichteren zu den schwereren allmälig fortschrei-
tend, bekannt gemacht werden und sie in angemessenem
Wechsel üben, ohne es in einer bis zur Erschöpfung
der Kräfte zu treiben, versteht sich, wie bei jedem ver-
nünftigen Unterrichte, so auch hier, von selbst.

Bei unserem Turnen bleibt, wie bei allen an-
dern anstaltlichen Lehrgegenständen, jede fremdartige
Beimischung
z. B. von Gesang und Rede, inglei-
chen jede absichtliche Schaustellung fern. So wie aber

*) Recke und Barren haben wir also sowohl auf dem
Spielplatze, als im Turnschauer; im letztern aber
noch den Kletterapparat und die waagerechte Leiter,
auf ersterem den Schwebebaum und Springel. Jm
Sommer wird gewöhnlich in beiden, nahe an einander
liegenden Räumen geturnt.
**) Vergleiche Sluymer Lehrplan für Volksschulen Kbg.
1842, bei Gräfe & Unzer, in welchem §. 23. pag.
92--96. das Wesentlichste über das Turnen der Volks-
schulen beigebracht sein dürfte.
Jahrb. d. Turnkunst. I. 4

ter faſt ganz verzichten müſſen, *) iſt ein Uebelſtand,
der indeß durch vorzügliche Berückſichtigung derſelben
zur Sommerzeit leicht ausgeglichen wird. Auch der
Mangel an Schwingpferden iſt bei der Beſchränktheit
des Raumes leicht zu ertragen, indem die meiſten dar-
an vorkommenden Uebungen ſich auch recht gut am
Schwebebaume anſtellen laſſen. Sehr ſchmerzlich ver-
miſſen wir dagegen den keilförmig geſtalteten, trocke-
nen Graben für den Weiteſprung, ſo wie größere
Räume für den Gehrwurf und den Dauerlauf, indem
ein jeweiliges Hinausgehen auf die benachbarten Wie-
ſen und Wege, um dort zu ſpringen und zu laufen,
durchaus keinen zureichenden Erſatz gewährt.

Die Arten der bei uns gebräuchlichen
Turnübungen
ſind bis auf die Lauf- und Hantel-
übungen, für welche letztere wir einfaches Scheitholz
benutzen, ſchon durch die Angabe unſerer Geräthe be-
zeichnet; es ſind dieſelben, deren Einführung auch der
Volksſchule möglich und dringend zu empfehlen iſt. **)
Daß die Seminariſten damit in methodiſcher Folge,
von den leichteren zu den ſchwereren allmälig fortſchrei-
tend, bekannt gemacht werden und ſie in angemeſſenem
Wechſel üben, ohne es in einer bis zur Erſchöpfung
der Kräfte zu treiben, verſteht ſich, wie bei jedem ver-
nünftigen Unterrichte, ſo auch hier, von ſelbſt.

Bei unſerem Turnen bleibt, wie bei allen an-
dern anſtaltlichen Lehrgegenſtänden, jede fremdartige
Beimiſchung
z. B. von Geſang und Rede, inglei-
chen jede abſichtliche Schauſtellung fern. So wie aber

*) Recke und Barren haben wir alſo ſowohl auf dem
Spielplatze, als im Turnſchauer; im letztern aber
noch den Kletterapparat und die waagerechte Leiter,
auf erſterem den Schwebebaum und Springel. Jm
Sommer wird gewoͤhnlich in beiden, nahe an einander
liegenden Raͤumen geturnt.
**) Vergleiche Sluymer Lehrplan fuͤr Volksſchulen Kbg.
1842, bei Graͤfe & Unzer, in welchem §. 23. pag.
92—96. das Weſentlichſte uͤber das Turnen der Volks-
ſchulen beigebracht ſein duͤrfte.
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[73/0077] ter faſt ganz verzichten müſſen, *) iſt ein Uebelſtand, der indeß durch vorzügliche Berückſichtigung derſelben zur Sommerzeit leicht ausgeglichen wird. Auch der Mangel an Schwingpferden iſt bei der Beſchränktheit des Raumes leicht zu ertragen, indem die meiſten dar- an vorkommenden Uebungen ſich auch recht gut am Schwebebaume anſtellen laſſen. Sehr ſchmerzlich ver- miſſen wir dagegen den keilförmig geſtalteten, trocke- nen Graben für den Weiteſprung, ſo wie größere Räume für den Gehrwurf und den Dauerlauf, indem ein jeweiliges Hinausgehen auf die benachbarten Wie- ſen und Wege, um dort zu ſpringen und zu laufen, durchaus keinen zureichenden Erſatz gewährt. Die Arten der bei uns gebräuchlichen Turnübungen ſind bis auf die Lauf- und Hantel- übungen, für welche letztere wir einfaches Scheitholz benutzen, ſchon durch die Angabe unſerer Geräthe be- zeichnet; es ſind dieſelben, deren Einführung auch der Volksſchule möglich und dringend zu empfehlen iſt. **) Daß die Seminariſten damit in methodiſcher Folge, von den leichteren zu den ſchwereren allmälig fortſchrei- tend, bekannt gemacht werden und ſie in angemeſſenem Wechſel üben, ohne es in einer bis zur Erſchöpfung der Kräfte zu treiben, verſteht ſich, wie bei jedem ver- nünftigen Unterrichte, ſo auch hier, von ſelbſt. Bei unſerem Turnen bleibt, wie bei allen an- dern anſtaltlichen Lehrgegenſtänden, jede fremdartige Beimiſchung z. B. von Geſang und Rede, inglei- chen jede abſichtliche Schauſtellung fern. So wie aber *) Recke und Barren haben wir alſo ſowohl auf dem Spielplatze, als im Turnſchauer; im letztern aber noch den Kletterapparat und die waagerechte Leiter, auf erſterem den Schwebebaum und Springel. Jm Sommer wird gewoͤhnlich in beiden, nahe an einander liegenden Raͤumen geturnt. **) Vergleiche Sluymer Lehrplan fuͤr Volksſchulen Kbg. 1842, bei Graͤfe & Unzer, in welchem §. 23. pag. 92—96. das Weſentlichſte uͤber das Turnen der Volks- ſchulen beigebracht ſein duͤrfte. Jahrb. d. Turnkunſt. I. 4

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/77>, abgerufen am 30.11.2024.