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Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843.

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mit Sophistereien verheddert hat, damit man -- so
scheint es -- die Turnerei wieder "in Gnaden" fahren
lasse. Dieses Etwas ist: die einseitige Ausbildung so
vieler Turner. Dies geschieht nun freilich nicht da, wo
ein vernünftiger Turnlehrer die Uebungen leitet, oder
doch nur mit seltenen Ausnahmen. Aber wohl da,
wo junge Leute, Lehrer und Schüler zugleich, körper-
licher Uebung halber sich zusammen thun, oder wie
andere, die in ihrer Behausung gewisse Schaustücke,
z. B. das Ziehklimmen an einem Arme etc. einüben, oder
auch da, wo Lehrer an Schulen sich des Gewinnstes
halber der Leitung der Turnsache annehmen, und
von der Turnsache selber und ihrem Geiste wenig oder
nichts verstehen, -- da tritt diese widerwärtige Er-
scheinung einseitiger ja der einseitigsten Ausbildung nur
zu oft hervor. Gerade hier werden die Vorreden und
Einleitungen so gerne und so oft der vergnüglichen
Jugend zu Liebe überschlagen, man blättert hier und
da im Buche, und thut dann groß mit gewissen Flos-
keln und Redensarten, die man beim Durchblättern
gefunden und behalten, man prunkt mit Schaustücken.
Solchen Leuten kommt es in der Regel nur auf das
Was? nicht auf das Wie? an. Und auf diese Weise
kann die im Leben gewonnene schlechte Haltung aller-
dings durch diese einseitige Ausbildung des Körpers
noch mehr befestigt werden. Dadurch soll nun keines-
weges geleugnet werden, daß man sich bei dieser ein-
seitigen Ausbildung nichts Ungehöriges sollte ange-
wöhnen können. Nur in der Ausdehnung und auf
die Weise, wie der Angreifer behauptet, muß ich es
bestimmt verneinen.

So glaube ich dem Verfasser den faulen Fleck
an der gegenwärtigen Gestaltung des Turnwesens offen
und klar dargelegt zu haben, und jeder wahre Freund
körperlicher Ausbildung, jeder vernünftige Turnlehrer
wird es ihm Dank wissen, wenn er diese einseitige
turnerische Ausbildung, diese Abrichterei und Spielerei

mit Sophiſtereien verheddert hat, damit man — ſo
ſcheint es — die Turnerei wieder „in Gnaden“ fahren
laſſe. Dieſes Etwas iſt: die einſeitige Ausbildung ſo
vieler Turner. Dies geſchieht nun freilich nicht da, wo
ein vernünftiger Turnlehrer die Uebungen leitet, oder
doch nur mit ſeltenen Ausnahmen. Aber wohl da,
wo junge Leute, Lehrer und Schüler zugleich, körper-
licher Uebung halber ſich zuſammen thun, oder wie
andere, die in ihrer Behauſung gewiſſe Schauſtücke,
z. B. das Ziehklimmen an einem Arme ꝛc. einüben, oder
auch da, wo Lehrer an Schulen ſich des Gewinnſtes
halber der Leitung der Turnſache annehmen, und
von der Turnſache ſelber und ihrem Geiſte wenig oder
nichts verſtehen, — da tritt dieſe widerwärtige Er-
ſcheinung einſeitiger ja der einſeitigſten Ausbildung nur
zu oft hervor. Gerade hier werden die Vorreden und
Einleitungen ſo gerne und ſo oft der vergnüglichen
Jugend zu Liebe überſchlagen, man blättert hier und
da im Buche, und thut dann groß mit gewiſſen Flos-
keln und Redensarten, die man beim Durchblättern
gefunden und behalten, man prunkt mit Schauſtücken.
Solchen Leuten kommt es in der Regel nur auf das
Was? nicht auf das Wie? an. Und auf dieſe Weiſe
kann die im Leben gewonnene ſchlechte Haltung aller-
dings durch dieſe einſeitige Ausbildung des Körpers
noch mehr befeſtigt werden. Dadurch ſoll nun keines-
weges geleugnet werden, daß man ſich bei dieſer ein-
ſeitigen Ausbildung nichts Ungehöriges ſollte ange-
wöhnen können. Nur in der Ausdehnung und auf
die Weiſe, wie der Angreifer behauptet, muß ich es
beſtimmt verneinen.

So glaube ich dem Verfaſſer den faulen Fleck
an der gegenwärtigen Geſtaltung des Turnweſens offen
und klar dargelegt zu haben, und jeder wahre Freund
körperlicher Ausbildung, jeder vernünftige Turnlehrer
wird es ihm Dank wiſſen, wenn er dieſe einſeitige
turneriſche Ausbildung, dieſe Abrichterei und Spielerei

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[138/0142] mit Sophiſtereien verheddert hat, damit man — ſo ſcheint es — die Turnerei wieder „in Gnaden“ fahren laſſe. Dieſes Etwas iſt: die einſeitige Ausbildung ſo vieler Turner. Dies geſchieht nun freilich nicht da, wo ein vernünftiger Turnlehrer die Uebungen leitet, oder doch nur mit ſeltenen Ausnahmen. Aber wohl da, wo junge Leute, Lehrer und Schüler zugleich, körper- licher Uebung halber ſich zuſammen thun, oder wie andere, die in ihrer Behauſung gewiſſe Schauſtücke, z. B. das Ziehklimmen an einem Arme ꝛc. einüben, oder auch da, wo Lehrer an Schulen ſich des Gewinnſtes halber der Leitung der Turnſache annehmen, und von der Turnſache ſelber und ihrem Geiſte wenig oder nichts verſtehen, — da tritt dieſe widerwärtige Er- ſcheinung einſeitiger ja der einſeitigſten Ausbildung nur zu oft hervor. Gerade hier werden die Vorreden und Einleitungen ſo gerne und ſo oft der vergnüglichen Jugend zu Liebe überſchlagen, man blättert hier und da im Buche, und thut dann groß mit gewiſſen Flos- keln und Redensarten, die man beim Durchblättern gefunden und behalten, man prunkt mit Schauſtücken. Solchen Leuten kommt es in der Regel nur auf das Was? nicht auf das Wie? an. Und auf dieſe Weiſe kann die im Leben gewonnene ſchlechte Haltung aller- dings durch dieſe einſeitige Ausbildung des Körpers noch mehr befeſtigt werden. Dadurch ſoll nun keines- weges geleugnet werden, daß man ſich bei dieſer ein- ſeitigen Ausbildung nichts Ungehöriges ſollte ange- wöhnen können. Nur in der Ausdehnung und auf die Weiſe, wie der Angreifer behauptet, muß ich es beſtimmt verneinen. So glaube ich dem Verfaſſer den faulen Fleck an der gegenwärtigen Geſtaltung des Turnweſens offen und klar dargelegt zu haben, und jeder wahre Freund körperlicher Ausbildung, jeder vernünftige Turnlehrer wird es ihm Dank wiſſen, wenn er dieſe einſeitige turneriſche Ausbildung, dieſe Abrichterei und Spielerei

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Zitationshilfe: Euler, Karl (Hrsg.): Jahrbücher der deutschen Turnkunst. Bd. 1. Danzig, 1843, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_turnkunst01_1843/142>, abgerufen am 24.11.2024.