[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].gefangen werden/ würde es ihnen gar übel ergehen. Jedoch haben sie diese Freyheit/ daß sie nebst den Türckischen Trouppen ihr Heyl allein versuchen mögen/ ihnen werden auch die besten Pferd gegeben/ damit sie im Fall der Noth am stärckesten fliehen können. Sie haben auff ihren Rücken und fornen an den Sätteln über den Beinen grosse Flügel von Adlern und andern grossen Vögeln angehefftet/ womit sie ihres Gegners Pferd scheu machen/ wie dann auch nit leicht ein Pferd auff sie angehen wil/ sonderlich wann sie starck reiten/ und der Wind wähet/ als dann rauschen diese Flügel hefftig/ sie können auch mit ihren Anblick und Geräusch unter den Pferden einen solchen Rumor machen/ daß sich eine wohlgeschlossene Squadrone wider ihren Willen öffnen muß. Wann man aber Christlicher Seiten solche lose Werden lebendig gespiest. Buben gefangen bekombt / werden sie lebendig gespisset/ und das thun die Ungarn selber/ als die solches vor ein löb- und Christliches Werck halten; vors erste nehmen sie den Gefangenen/ werffen ihn auf den Bauch nider/ schneiden hinden in den Hosen / am Gesäß ein Loch/ setzen ihm hernach einen Pfal so dick als ein Bein/ der fornen zugespitzt/ an den Hindern/ binden ihm darauff an jedes Bein einen Strick/ einer tritt ihm auf den Rucken/ die andern ergreiffen die Stricke und ruffen: wer ein rechter Christ seyn wil/ der helffe anziehen; und also wird er an den Spieß gezogen/ dessen Spitze ihm bey den Schultern oder Kien: bißweilen auch durch den Hals zum Mund heraus gehet. So sie etwa nit recht ziehen/ also daß der Spieß bey den Rippen heraus fähret/ ziehen sie den Menschen wieder zurück/ und darauff von neuem wieder an. Hernach wird der Spieß in die Erd gegraben/ also daß der Mensch mit dem Haupt übersich und gegen der Sonnen Aufgang sihet: sie leben bißweilen 24. Stunden und drüber/ es sey dann/ daß ihm das Hertz getroffen worden/ oder da ihnen der Spieß durch den Hals fähret / alsdan nahet sich der Tod eher und offtmahl zur Stunde. Religion in Ungarn. Was die Religion oder Glaubens. Bekantnuß betrifft/ seynd in Ober-Ungarn mehr Protestanten/ und in den Nider-Ungarn mehr Römisch-Catholische/ es werden wohl auch in diesem Land nebst den Türcken/ Wiedertauffer/ Arrianer, Trinitarii, und andere Secten gefunden. So viel seye von Beschaffenheit deß Königreichs Ungarn gesagt. Nun wollen wir erzehlen/ was daselbst und in den Angräntzenden Landen schrifftwürdiges im Monath Januario deß 1686sten Jahrs passirt ist. Nachdem der Allmächtige GOtt im vergangenen 1685. Jahr die Käys. Waffen so beglückseliget/ daß sie nach Eroberung Neuheusel/ gantz Ober-Ungarn in dero Gewalt gebracht ausser der eintzigen Vestung Mongatsch/ als ist dem General Feldmarschall Caprara Käys. Ordre ertheilet worden/ mit dessen unterhabenden Corpo vor besagte Vestung zu rucken / gefangen werden/ würde es ihnen gar übel ergehen. Jedoch haben sie diese Freyheit/ daß sie nebst den Türckischen Trouppen ihr Heyl allein versuchen mögen/ ihnen werden auch die besten Pferd gegeben/ damit sie im Fall der Noth am stärckesten fliehen können. Sie haben auff ihren Rücken und fornen an den Sätteln über den Beinen grosse Flügel von Adlern und andern grossen Vögeln angehefftet/ womit sie ihres Gegners Pferd scheu machen/ wie dann auch nit leicht ein Pferd auff sie angehen wil/ sonderlich wann sie starck reiten/ und der Wind wähet/ als dann rauschen diese Flügel hefftig/ sie können auch mit ihren Anblick und Geräusch unter den Pferden einen solchen Rumor machen/ daß sich eine wohlgeschlossene Squadrone wider ihren Willen öffnen muß. Wann man aber Christlicher Seiten solche lose Werden lebendig gespiest. Buben gefangen bekombt / werden sie lebendig gespisset/ und das thun die Ungarn selber/ als die solches vor ein löb- und Christliches Werck halten; vors erste nehmen sie den Gefangenen/ werffen ihn auf den Bauch nider/ schneiden hinden in den Hosen / am Gesäß ein Loch/ setzen ihm hernach einen Pfal so dick als ein Bein/ der fornen zugespitzt/ an den Hindern/ binden ihm darauff an jedes Bein einen Strick/ einer tritt ihm auf den Rucken/ die andern ergreiffen die Stricke und ruffen: wer ein rechter Christ seyn wil/ der helffe anziehen; und also wird er an den Spieß gezogen/ dessen Spitze ihm bey den Schultern oder Kien: bißweilen auch durch den Hals zum Mund heraus gehet. So sie etwa nit recht ziehen/ also daß der Spieß bey den Rippen heraus fähret/ ziehen sie den Menschen wieder zurück/ und darauff von neuem wieder an. Hernach wird der Spieß in die Erd gegraben/ also daß der Mensch mit dem Haupt übersich und gegen der Sonnen Aufgang sihet: sie leben bißweilen 24. Stunden und drüber/ es sey dann/ daß ihm das Hertz getroffen worden/ oder da ihnen der Spieß durch den Hals fähret / alsdan nahet sich der Tod eher und offtmahl zur Stunde. Religion in Ungarn. Was die Religion oder Glaubens. Bekantnuß betrifft/ seynd in Ober-Ungarn mehr Protestanten/ und in den Nider-Ungarn mehr Römisch-Catholische/ es werden wohl auch in diesem Land nebst den Türcken/ Wiedertauffer/ Arrianer, Trinitarii, und andere Secten gefunden. So viel seye von Beschaffenheit deß Königreichs Ungarn gesagt. Nun wollen wir erzehlen/ was daselbst und in den Angräntzenden Landen schrifftwürdiges im Monath Januario deß 1686sten Jahrs passirt ist. Nachdem der Allmächtige GOtt im vergangenen 1685. Jahr die Käys. Waffen so beglückseliget/ daß sie nach Eroberung Neuheusel/ gantz Ober-Ungarn in dero Gewalt gebracht ausser der eintzigen Vestung Mongatsch/ als ist dem General Feldmarschall Caprara Käys. Ordre ertheilet worden/ mit dessen unterhabenden Corpo vor besagte Vestung zu rucken / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0041" n="29"/> gefangen werden/ würde es ihnen gar übel ergehen. Jedoch haben sie diese Freyheit/ daß sie nebst den Türckischen Trouppen ihr Heyl allein versuchen mögen/ ihnen werden auch die besten Pferd gegeben/ damit sie im Fall der Noth am stärckesten fliehen können. Sie haben auff ihren Rücken und fornen an den Sätteln über den Beinen grosse Flügel von Adlern und andern grossen Vögeln angehefftet/ womit sie ihres Gegners Pferd scheu machen/ wie dann auch nit leicht ein Pferd auff sie angehen wil/ sonderlich wann sie starck reiten/ und der Wind wähet/ als dann rauschen diese Flügel hefftig/ sie können auch mit ihren Anblick und Geräusch unter den Pferden einen solchen Rumor machen/ daß sich eine wohlgeschlossene Squadrone wider ihren Willen öffnen muß. Wann man aber Christlicher Seiten solche lose <note place="right">Werden lebendig gespiest.</note> Buben gefangen bekombt / werden sie lebendig gespisset/ und das thun die Ungarn selber/ als die solches vor ein löb- und Christliches Werck halten; vors erste nehmen sie den Gefangenen/ werffen ihn auf den Bauch nider/ schneiden hinden in den Hosen / am Gesäß ein Loch/ setzen ihm hernach einen Pfal so dick als ein Bein/ der fornen zugespitzt/ an den Hindern/ binden ihm darauff an jedes Bein einen Strick/ einer tritt ihm auf den Rucken/ die andern ergreiffen die Stricke und ruffen: wer ein rechter Christ seyn wil/ der helffe anziehen; und also wird er an den Spieß gezogen/ dessen Spitze ihm bey den Schultern oder Kien: bißweilen auch durch den Hals zum Mund heraus gehet. So sie etwa nit recht ziehen/ also daß der Spieß bey den Rippen heraus fähret/ ziehen sie den Menschen wieder zurück/ und darauff von neuem wieder an. Hernach wird der Spieß in die Erd gegraben/ also daß der Mensch mit dem Haupt übersich und gegen der Sonnen Aufgang sihet: sie leben bißweilen 24. Stunden und drüber/ es sey dann/ daß ihm das Hertz getroffen worden/ oder da ihnen der Spieß durch den Hals fähret / alsdan nahet sich der Tod eher und offtmahl zur Stunde.</p> <p><note place="right">Religion in Ungarn.</note> Was die Religion oder Glaubens. Bekantnuß betrifft/ seynd in Ober-Ungarn mehr Protestanten/ und in den Nider-Ungarn mehr Römisch-Catholische/ es werden wohl auch in diesem Land nebst den Türcken/ Wiedertauffer/ Arrianer, Trinitarii, und andere Secten gefunden. So viel seye von Beschaffenheit deß Königreichs Ungarn gesagt. Nun wollen wir erzehlen/ was daselbst und in den Angräntzenden Landen schrifftwürdiges im Monath Januario deß 1686sten Jahrs passirt ist.</p> <p>Nachdem der Allmächtige GOtt im vergangenen 1685. Jahr die Käys. Waffen so beglückseliget/ daß sie nach Eroberung Neuheusel/ gantz Ober-Ungarn in dero Gewalt gebracht ausser der eintzigen Vestung Mongatsch/ als ist dem General Feldmarschall Caprara Käys. Ordre ertheilet worden/ mit dessen unterhabenden Corpo vor besagte Vestung zu rucken / </p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0041]
gefangen werden/ würde es ihnen gar übel ergehen. Jedoch haben sie diese Freyheit/ daß sie nebst den Türckischen Trouppen ihr Heyl allein versuchen mögen/ ihnen werden auch die besten Pferd gegeben/ damit sie im Fall der Noth am stärckesten fliehen können. Sie haben auff ihren Rücken und fornen an den Sätteln über den Beinen grosse Flügel von Adlern und andern grossen Vögeln angehefftet/ womit sie ihres Gegners Pferd scheu machen/ wie dann auch nit leicht ein Pferd auff sie angehen wil/ sonderlich wann sie starck reiten/ und der Wind wähet/ als dann rauschen diese Flügel hefftig/ sie können auch mit ihren Anblick und Geräusch unter den Pferden einen solchen Rumor machen/ daß sich eine wohlgeschlossene Squadrone wider ihren Willen öffnen muß. Wann man aber Christlicher Seiten solche lose Buben gefangen bekombt / werden sie lebendig gespisset/ und das thun die Ungarn selber/ als die solches vor ein löb- und Christliches Werck halten; vors erste nehmen sie den Gefangenen/ werffen ihn auf den Bauch nider/ schneiden hinden in den Hosen / am Gesäß ein Loch/ setzen ihm hernach einen Pfal so dick als ein Bein/ der fornen zugespitzt/ an den Hindern/ binden ihm darauff an jedes Bein einen Strick/ einer tritt ihm auf den Rucken/ die andern ergreiffen die Stricke und ruffen: wer ein rechter Christ seyn wil/ der helffe anziehen; und also wird er an den Spieß gezogen/ dessen Spitze ihm bey den Schultern oder Kien: bißweilen auch durch den Hals zum Mund heraus gehet. So sie etwa nit recht ziehen/ also daß der Spieß bey den Rippen heraus fähret/ ziehen sie den Menschen wieder zurück/ und darauff von neuem wieder an. Hernach wird der Spieß in die Erd gegraben/ also daß der Mensch mit dem Haupt übersich und gegen der Sonnen Aufgang sihet: sie leben bißweilen 24. Stunden und drüber/ es sey dann/ daß ihm das Hertz getroffen worden/ oder da ihnen der Spieß durch den Hals fähret / alsdan nahet sich der Tod eher und offtmahl zur Stunde.
Werden lebendig gespiest. Was die Religion oder Glaubens. Bekantnuß betrifft/ seynd in Ober-Ungarn mehr Protestanten/ und in den Nider-Ungarn mehr Römisch-Catholische/ es werden wohl auch in diesem Land nebst den Türcken/ Wiedertauffer/ Arrianer, Trinitarii, und andere Secten gefunden. So viel seye von Beschaffenheit deß Königreichs Ungarn gesagt. Nun wollen wir erzehlen/ was daselbst und in den Angräntzenden Landen schrifftwürdiges im Monath Januario deß 1686sten Jahrs passirt ist.
Religion in Ungarn. Nachdem der Allmächtige GOtt im vergangenen 1685. Jahr die Käys. Waffen so beglückseliget/ daß sie nach Eroberung Neuheusel/ gantz Ober-Ungarn in dero Gewalt gebracht ausser der eintzigen Vestung Mongatsch/ als ist dem General Feldmarschall Caprara Käys. Ordre ertheilet worden/ mit dessen unterhabenden Corpo vor besagte Vestung zu rucken /
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/41>, abgerufen am 16.02.2025. |