[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].es werde denen lieben Feld-Früchten höchst-schädlich seyn/ dafern es lang continuiren solte. So klaget auch der Landmann über viel Feldmäuse/ welche Grosse Klagen wegen der Feldmäuß. in grosser Menge sich einfinden/ und grossen Schaden verursachen/ dergleichen Klagen kommen auch nun von nahe und ferne gelegenen Orten ein. Jhr. Churfürstl. Durchl. Reyse nacher Cleve wild sehr beschleunigt / indem alle Fuhrleuthe/ sie mögen kommen/ von wannen sie wollen/ auffgehalten Zu der Chur-Brandend. Reiß werden alle Anstalten Gemacht. werden/ und müssen biß an Magdeburg vorspannen. Den 30. gieng Jhr. Churfürstl. Durchl. von Potzdam ab/ und blieben die erste Nacht zu Ziegeser; sonsten aber werden sie nur wegen grosser Hitze deß Nachts reysen. Der Marggraff wird nach Cassel gehen/ und wie man sagt/ der Chur-Printz auf Zerbst / alle geheime Räthe bey 600. Pferden/ und sonst viel Vornehme gehen mit nach Cleve/ von den Trabanten aber nur 50. und 6. Trompeter/ wie gern Jh. Chur-Printzl. Durchl. auch mit gewolt/ so hat dero Durchleuchtigster Herr Vatter doch solches nicht zugeben wollen. Man hat von solcher Reyse viele Praesumtiones, und vermeinen Estaats-Erfahrne/ daß solche weite/ und von einem alten Herrn beschwärliche Reyse eine Politische Reyse sey/ umb im Fall etwas wichtiges in der Nachbarschafft vorgehen solte/ nicht weit entfernet zu seyn. Schwäbische Crayß-Geschichten. Aus dem Schwäbischen Cräyß hat man von der Reichs-Stadt Augspurg vom 21. dieses folgendes: Vor etwan 5. Wochen geschahe allhier ein erschrecklicher Casus, indem der Obrist Wachtmeister von Oeckel/ so von Zu Augspurg erschiest ein Cammerdiener seinen Herrn einen Obrist-Wachtmeister in dessen Chaise tod. München gebürtig und allhier vor die Republic Venedig geworben / neben dero Frau Gemahlin in seiner eigenen Chaise mit einem Pferd von seinem hinter ihm herreitenden Cammerdiener mit einer Pistohl mit 2. Kugeln geladen jämmertich erschossen worden/ daß er eine halbe Stund barauff verschieden; Er war ein Herr von 27. Jahren/ so wegen seiner Jugend und schönen qualificirten Persohn wohl zu betrauren; der Thäter/ nachdem er zwar abgestiegen/ und zur Chaise gelauffen/ hat seinen in letzten Zügen ligenden Herrn geküst/ und gesprochen/ ach! ist mein Herr geschossen/ worauff die vor Schrecken halb todte Frau Gemahlin gesagt/ ach ihr Bößwicht/ was habt ihr gethan! worauff der Kerl gleich fort/ und weiln die andern Diener umb Barbirer und Hülff geruffen / ist er entkommen/ daß niemand weiß/ Ein falscher Müntzer eingezogen. wo er geblieben. Auch sitzet allhier ein Müller gefangen / so eine Stund von hier gewohnt/ und sich auff falsche Müntz geleget / Bayerische Ducaten/ und Goldgülden/ wie auch Augspurgische Gülden und 5. Groschenstück gemüntzet/ und hat solches zimmlich lang getrieben/ wird aber gewiß bald seinen verdienten Lohn bekommen. In München ist auch ein Lieuten. sambt seiner Frauen verbrannt worden/ weilen sie viel Christenkinder mitgenommen/ sol- es werde denen lieben Feld-Früchten höchst-schädlich seyn/ dafern es lang continuiren solte. So klaget auch der Landmann über viel Feldmäuse/ welche Grosse Klagen wegen der Feldmäuß. in grosser Menge sich einfinden/ und grossen Schaden verursachen/ dergleichen Klagen kommen auch nun von nahe und ferne gelegenen Orten ein. Jhr. Churfürstl. Durchl. Reyse nacher Cleve wild sehr beschleunigt / indem alle Fuhrleuthe/ sie mögen kommen/ von wannen sie wollen/ auffgehalten Zu der Chur-Brandend. Reiß werden alle Anstalten Gemacht. werden/ und müssen biß an Magdeburg vorspannen. Den 30. gieng Jhr. Churfürstl. Durchl. von Potzdam ab/ und blieben die erste Nacht zu Ziegeser; sonsten aber werden sie nur wegen grosser Hitze deß Nachts reysen. Der Marggraff wird nach Cassel gehen/ und wie man sagt/ der Chur-Printz auf Zerbst / alle geheime Räthe bey 600. Pferden/ und sonst viel Vornehme gehen mit nach Cleve/ von den Trabanten aber nur 50. und 6. Trompeter/ wie gern Jh. Chur-Printzl. Durchl. auch mit gewolt/ so hat dero Durchleuchtigster Herr Vatter doch solches nicht zugeben wollen. Man hat von solcher Reyse viele Praesumtiones, und vermeinen Estaats-Erfahrne/ daß solche weite/ und von einem alten Herrn beschwärliche Reyse eine Politische Reyse sey/ umb im Fall etwas wichtiges in der Nachbarschafft vorgehen solte/ nicht weit entfernet zu seyn. Schwäbische Crayß-Geschichten. Aus dem Schwäbischen Cräyß hat man von der Reichs-Stadt Augspurg vom 21. dieses folgendes: Vor etwan 5. Wochen geschahe allhier ein erschrecklicher Casus, indem der Obrist Wachtmeister von Oeckel/ so von Zu Augspurg erschiest ein Cammerdiener seinen Herrn einen Obrist-Wachtmeister in dessen Chaise tod. München gebürtig und allhier vor die Republic Venedig geworben / neben dero Frau Gemahlin in seiner eigenen Chaise mit einem Pferd von seinem hinter ihm herreitenden Cammerdiener mit einer Pistohl mit 2. Kugeln geladen jämmertich erschossen worden/ daß er eine halbe Stund barauff verschieden; Er war ein Herr von 27. Jahren/ so wegen seiner Jugend und schönen qualificirten Persohn wohl zu betrauren; der Thäter/ nachdem er zwar abgestiegen/ und zur Chaise gelauffen/ hat seinen in letzten Zügen ligenden Herrn geküst/ und gesprochen/ ach! ist mein Herr geschossen/ worauff die vor Schrecken halb todte Frau Gemahlin gesagt/ ach ihr Bößwicht/ was habt ihr gethan! worauff der Kerl gleich fort/ und weiln die andern Diener umb Barbirer und Hülff geruffen / ist er entkommen/ daß niemand weiß/ Ein falscher Müntzer eingezogen. wo er geblieben. Auch sitzet allhier ein Müller gefangen / so eine Stund von hier gewohnt/ und sich auff falsche Müntz geleget / Bayerische Ducaten/ und Goldgülden/ wie auch Augspurgische Gülden und 5. Groschenstück gemüntzet/ und hat solches zim̃lich lang getrieben/ wird aber gewiß bald seinen verdienten Lohn bekommen. In München ist auch ein Lieuten. sambt seiner Frauen verbrannt worden/ weilen sie viel Christenkinder mitgenommen/ sol- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0367" n="355"/> es werde denen lieben Feld-Früchten höchst-schädlich seyn/ dafern es lang continuiren solte. So klaget auch der Landmann über viel Feldmäuse/ welche <note place="right">Grosse Klagen wegen der Feldmäuß.</note> in grosser Menge sich einfinden/ und grossen Schaden verursachen/ dergleichen Klagen kommen auch nun von nahe und ferne gelegenen Orten ein. Jhr. Churfürstl. Durchl. Reyse nacher Cleve wild sehr beschleunigt / indem alle Fuhrleuthe/ sie mögen kommen/ von wannen sie wollen/ auffgehalten <note place="right">Zu der Chur-Brandend. Reiß werden alle Anstalten Gemacht.</note> werden/ und müssen biß an Magdeburg vorspannen. Den 30. gieng Jhr. Churfürstl. Durchl. von Potzdam ab/ und blieben die erste Nacht zu Ziegeser; sonsten aber werden sie nur wegen grosser Hitze deß Nachts reysen. Der Marggraff wird nach Cassel gehen/ und wie man sagt/ der Chur-Printz auf Zerbst / alle geheime Räthe bey 600. Pferden/ und sonst viel Vornehme gehen mit nach Cleve/ von den Trabanten aber nur 50. und 6. Trompeter/ wie gern Jh. Chur-Printzl. Durchl. auch mit gewolt/ so hat dero Durchleuchtigster Herr Vatter doch solches nicht zugeben wollen. Man hat von solcher Reyse viele Praesumtiones, und vermeinen Estaats-Erfahrne/ daß solche weite/ und von einem alten Herrn beschwärliche Reyse eine Politische Reyse sey/ umb im Fall etwas wichtiges in der Nachbarschafft vorgehen solte/ nicht weit entfernet zu seyn.</p> <p><note place="right">Schwäbische Crayß-Geschichten.</note> Aus dem Schwäbischen Cräyß hat man von der Reichs-Stadt Augspurg vom 21. dieses folgendes: Vor etwan 5. 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Jahren/ so wegen seiner Jugend und schönen qualificirten Persohn wohl zu betrauren; der Thäter/ nachdem er zwar abgestiegen/ und zur Chaise gelauffen/ hat seinen in letzten Zügen ligenden Herrn geküst/ und gesprochen/ ach! ist mein Herr geschossen/ worauff die vor Schrecken halb todte Frau Gemahlin gesagt/ ach ihr Bößwicht/ was habt ihr gethan! worauff der Kerl gleich fort/ und weiln die andern Diener umb Barbirer und Hülff geruffen / ist er entkommen/ daß niemand weiß/ <note place="right">Ein falscher Müntzer eingezogen.</note> wo er geblieben. Auch sitzet allhier ein Müller gefangen / so eine Stund von hier gewohnt/ und sich auff falsche Müntz geleget / Bayerische Ducaten/ und Goldgülden/ wie auch Augspurgische Gülden und 5. Groschenstück gemüntzet/ und hat solches zim̃lich lang getrieben/ wird aber gewiß bald seinen verdienten Lohn bekommen. In München ist auch ein Lieuten. sambt seiner Frauen verbrannt worden/ weilen sie viel Christenkinder mitgenommen/ sol- </p> </div> </body> </text> </TEI> [355/0367]
es werde denen lieben Feld-Früchten höchst-schädlich seyn/ dafern es lang continuiren solte. So klaget auch der Landmann über viel Feldmäuse/ welche in grosser Menge sich einfinden/ und grossen Schaden verursachen/ dergleichen Klagen kommen auch nun von nahe und ferne gelegenen Orten ein. Jhr. Churfürstl. Durchl. Reyse nacher Cleve wild sehr beschleunigt / indem alle Fuhrleuthe/ sie mögen kommen/ von wannen sie wollen/ auffgehalten werden/ und müssen biß an Magdeburg vorspannen. Den 30. gieng Jhr. Churfürstl. Durchl. von Potzdam ab/ und blieben die erste Nacht zu Ziegeser; sonsten aber werden sie nur wegen grosser Hitze deß Nachts reysen. Der Marggraff wird nach Cassel gehen/ und wie man sagt/ der Chur-Printz auf Zerbst / alle geheime Räthe bey 600. Pferden/ und sonst viel Vornehme gehen mit nach Cleve/ von den Trabanten aber nur 50. und 6. Trompeter/ wie gern Jh. Chur-Printzl. Durchl. auch mit gewolt/ so hat dero Durchleuchtigster Herr Vatter doch solches nicht zugeben wollen. Man hat von solcher Reyse viele Praesumtiones, und vermeinen Estaats-Erfahrne/ daß solche weite/ und von einem alten Herrn beschwärliche Reyse eine Politische Reyse sey/ umb im Fall etwas wichtiges in der Nachbarschafft vorgehen solte/ nicht weit entfernet zu seyn.
Grosse Klagen wegen der Feldmäuß.
Zu der Chur-Brandend. Reiß werden alle Anstalten Gemacht. Aus dem Schwäbischen Cräyß hat man von der Reichs-Stadt Augspurg vom 21. dieses folgendes: Vor etwan 5. Wochen geschahe allhier ein erschrecklicher Casus, indem der Obrist Wachtmeister von Oeckel/ so von München gebürtig und allhier vor die Republic Venedig geworben / neben dero Frau Gemahlin in seiner eigenen Chaise mit einem Pferd von seinem hinter ihm herreitenden Cammerdiener mit einer Pistohl mit 2. Kugeln geladen jämmertich erschossen worden/ daß er eine halbe Stund barauff verschieden; Er war ein Herr von 27. Jahren/ so wegen seiner Jugend und schönen qualificirten Persohn wohl zu betrauren; der Thäter/ nachdem er zwar abgestiegen/ und zur Chaise gelauffen/ hat seinen in letzten Zügen ligenden Herrn geküst/ und gesprochen/ ach! ist mein Herr geschossen/ worauff die vor Schrecken halb todte Frau Gemahlin gesagt/ ach ihr Bößwicht/ was habt ihr gethan! worauff der Kerl gleich fort/ und weiln die andern Diener umb Barbirer und Hülff geruffen / ist er entkommen/ daß niemand weiß/ wo er geblieben. Auch sitzet allhier ein Müller gefangen / so eine Stund von hier gewohnt/ und sich auff falsche Müntz geleget / Bayerische Ducaten/ und Goldgülden/ wie auch Augspurgische Gülden und 5. Groschenstück gemüntzet/ und hat solches zim̃lich lang getrieben/ wird aber gewiß bald seinen verdienten Lohn bekommen. In München ist auch ein Lieuten. sambt seiner Frauen verbrannt worden/ weilen sie viel Christenkinder mitgenommen/ sol-
Schwäbische Crayß-Geschichten.
Zu Augspurg erschiest ein Cammerdiener seinen Herrn einen Obrist-Wachtmeister in dessen Chaise tod.
Ein falscher Müntzer eingezogen.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/367>, abgerufen am 16.02.2025. |