[N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686].worffen worden bey Bellgrad/ welches sich durch den Schleim und Koth/ den die Sau und die Donau mit sich herab führen/ hat festgesetzet/ allwo man vor 40. Jahren keine Gestalt einiges Eylands gefunden hat/ allein es stehet der Zeit nun dicht mit Bäumen besetzet; wie vortheilhafftig oder nachtheilig dieses an Bellgrado mag seyn/ werden die künfftige Zeiten außweisen. Die berühmste Seen in Ungarn seynd Balaton, oder die Platt-See/ welcher zwischen Vesprin und den Drab-Fluß ligt/ und sich sehr weit und breit in die Ferne außstrecket/ und stehen auch unterschiedliche starcke Schantzen und Vestungen darauff; die Neufidler See ist ein sehr lustbahre See/ 7. Teutsche Meilwegs lang und 3. breit. Die Berg haben viel Edelgestein auch Silber [unleserliches Material]d Gold. Es haben auch die Bergwerck im Reich einen grossen Uberfluß an schönen rothen und weissen Marmor/ so findet man daselbsten Christall/ Rubinen/ Jaspis / Diamanten/ Türckis/ sonderlich Opalen/ benebens Zinober/ Spießglaß/ und nicht wenig gute Kräuter zur Artzney/ von den vielen berühmten warmen Bädern / gesund-sauer- und andern hochseltzamen Brunnen wil dieses Orts nichts gedencken / das Edle Metall aber [so das Ungerland am considerabelsten machet] kan ohnberührt nicht lassen/ dann nebst dem Kupffer/ Eisen und Silber [dessen man da mehr als in einigem andern Land in Europa findet] ist auch Gold anzutreffen / so dem Arabischen an der Güte mit nichtem weichet. Es trägt sich wol auch zu / daß hier das Gold selbsten aus der Erden steiget/ und die Menschen suchet; welches man Aurum vegetabile nennet; dannenhero erzehlet D. Martin Heinrich von Franckenstein ein berühmter Medicus in Eperies an einem gewissen Orth. Wachsendes Gold. Es habe ein Edelman in Ungarn / Walpataky genannt/ einen Weingärtner gehabt/ welcher einsmahls im Garten nach gethaner Arbeit sich niedergesetzt und geruhet. Darauff erblicket er etwas gelbes/ so aus der Erden herfür ragete/ als er nun hinzu gangen/ solches zu besehen/ mercket er/ daß es tieff in der Erden eingewurtzelt/ schlägt demnach mit einem Karst daran/ aber es bleibet ohnbewäglich/ doch bricht er endlich mit grosser Mühe einen zimblichen Zahn davon/ welchen er einem Goldschmiede zeiget/ und von demselben die erfreuliche Zeitung erhält/ daß es das reineste und feineste Gold seye: Dannenhero mercket er den Orth mit Fleiß/ und hohlet zu verschiedenen mahlen einen Zahn von diesem Gold-Stock/ dann an statt deß abgerissenen kam allemahl in wenig Tagen wieder ein neuer Zahn herfür. Diese Beute hohlet er so offt und lange/ biß er dieses Edlen Weinbergs halben mit seinem Edelman/ ja gar mit der hohen Landes-Obrigkeit in einen Streit gerieth. Ein anderer worffen worden bey Bellgrad/ welches sich durch den Schleim und Koth/ den die Sau und die Donau mit sich herab führen/ hat festgesetzet/ allwo man vor 40. Jahren keine Gestalt einiges Eylands gefunden hat/ allein es stehet der Zeit nun dicht mit Bäumen besetzet; wie vortheilhafftig oder nachtheilig dieses an Bellgrado mag seyn/ werden die künfftige Zeiten außweisen. Die berühmste Seen in Ungarn seynd Balaton, oder die Platt-See/ welcher zwischen Vesprin und den Drab-Fluß ligt/ und sich sehr weit und breit in die Ferne außstrecket/ und stehen auch unterschiedliche starcke Schantzen und Vestungen darauff; die Neufidler See ist ein sehr lustbahre See/ 7. Teutsche Meilwegs lang und 3. breit. Die Berg haben viel Edelgestein auch Silber [unleserliches Material]d Gold. Es haben auch die Bergwerck im Reich einen grossen Uberfluß an schönen rothen und weissen Marmor/ so findet man daselbsten Christall/ Rubinen/ Jaspis / Diamanten/ Türckis/ sonderlich Opalen/ benebens Zinober/ Spießglaß/ und nicht wenig gute Kräuter zur Artzney/ von den vielen berühmten warmen Bädern / gesund-sauer- und andern hochseltzamen Brunnen wil dieses Orts nichts gedencken / das Edle Metall aber [so das Ungerland am considerabelsten machet] kan ohnberührt nicht lassen/ dann nebst dem Kupffer/ Eisen und Silber [dessen man da mehr als in einigem andern Land in Europa findet] ist auch Gold anzutreffen / so dem Arabischen an der Güte mit nichtem weichet. Es trägt sich wol auch zu / daß hier das Gold selbsten aus der Erden steiget/ und die Menschen suchet; welches man Aurum vegetabile nennet; dannenhero erzehlet D. Martin Heinrich von Franckenstein ein berühmter Medicus in Eperies an einem gewissen Orth. Wachsendes Gold. Es habe ein Edelman in Ungarn / Walpataky genannt/ einen Weingärtner gehabt/ welcher einsmahls im Garten nach gethaner Arbeit sich niedergesetzt und geruhet. Darauff erblicket er etwas gelbes/ so aus der Erden herfür ragete/ als er nun hinzu gangen/ solches zu besehen/ mercket er/ daß es tieff in der Erden eingewurtzelt/ schlägt demnach mit einem Karst daran/ aber es bleibet ohnbewäglich/ doch bricht er endlich mit grosser Mühe einen zimblichen Zahn davon/ welchen er einem Goldschmiede zeiget/ und von demselben die erfreuliche Zeitung erhält/ daß es das reineste und feineste Gold seye: Dannenhero mercket er den Orth mit Fleiß/ und hohlet zu verschiedenen mahlen einen Zahn von diesem Gold-Stock/ dann an statt deß abgerissenen kam allemahl in wenig Tagen wieder ein neuer Zahn herfür. Diese Beute hohlet er so offt und lange/ biß er dieses Edlen Weinbergs halben mit seinem Edelman/ ja gar mit der hohen Landes-Obrigkeit in einen Streit gerieth. 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Teutsche Meilwegs lang und 3. breit.</p> <p><note place="left">Die Berg haben viel Edelgestein auch Silber <gap reason="illegible"/>d Gold.</note> Es haben auch die Bergwerck im Reich einen grossen Uberfluß an schönen rothen und weissen Marmor/ so findet man daselbsten Christall/ Rubinen/ Jaspis / Diamanten/ Türckis/ sonderlich Opalen/ benebens Zinober/ Spießglaß/ und nicht wenig gute Kräuter zur Artzney/ von den vielen berühmten warmen Bädern / gesund-sauer- und andern hochseltzamen Brunnen wil dieses Orts nichts gedencken / das Edle Metall aber [so das Ungerland am considerabelsten machet] kan ohnberührt nicht lassen/ dann nebst dem Kupffer/ Eisen und Silber [dessen man da mehr als in einigem andern Land in Europa findet] ist auch Gold anzutreffen / so dem Arabischen an der Güte mit nichtem weichet. Es trägt sich wol auch zu / daß hier das Gold selbsten aus der Erden steiget/ und die Menschen suchet; welches man Aurum vegetabile nennet; dannenhero erzehlet D. Martin Heinrich von Franckenstein ein berühmter Medicus in Eperies an einem gewissen Orth. <note place="left">Wachsendes Gold.</note> Es habe ein Edelman in Ungarn / Walpataky genannt/ einen Weingärtner gehabt/ welcher einsmahls im Garten nach gethaner Arbeit sich niedergesetzt und geruhet. Darauff erblicket er etwas gelbes/ so aus der Erden herfür ragete/ als er nun hinzu gangen/ solches zu besehen/ mercket er/ daß es tieff in der Erden eingewurtzelt/ schlägt demnach mit einem Karst daran/ aber es bleibet ohnbewäglich/ doch bricht er endlich mit grosser Mühe einen zimblichen Zahn davon/ welchen er einem Goldschmiede zeiget/ und von demselben die erfreuliche Zeitung erhält/ daß es das reineste und feineste Gold seye: Dannenhero mercket er den Orth mit Fleiß/ und hohlet zu verschiedenen mahlen einen Zahn von diesem Gold-Stock/ dann an statt deß abgerissenen kam allemahl in wenig Tagen wieder ein neuer Zahn herfür. Diese Beute hohlet er so offt und lange/ biß er dieses Edlen Weinbergs halben mit seinem Edelman/ ja gar mit der hohen Landes-Obrigkeit in einen Streit gerieth. Ein anderer </p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0032]
worffen worden bey Bellgrad/ welches sich durch den Schleim und Koth/ den die Sau und die Donau mit sich herab führen/ hat festgesetzet/ allwo man vor 40. Jahren keine Gestalt einiges Eylands gefunden hat/ allein es stehet der Zeit nun dicht mit Bäumen besetzet; wie vortheilhafftig oder nachtheilig dieses an Bellgrado mag seyn/ werden die künfftige Zeiten außweisen. Die berühmste Seen in Ungarn seynd Balaton, oder die Platt-See/ welcher zwischen Vesprin und den Drab-Fluß ligt/ und sich sehr weit und breit in die Ferne außstrecket/ und stehen auch unterschiedliche starcke Schantzen und Vestungen darauff; die Neufidler See ist ein sehr lustbahre See/ 7. Teutsche Meilwegs lang und 3. breit.
Es haben auch die Bergwerck im Reich einen grossen Uberfluß an schönen rothen und weissen Marmor/ so findet man daselbsten Christall/ Rubinen/ Jaspis / Diamanten/ Türckis/ sonderlich Opalen/ benebens Zinober/ Spießglaß/ und nicht wenig gute Kräuter zur Artzney/ von den vielen berühmten warmen Bädern / gesund-sauer- und andern hochseltzamen Brunnen wil dieses Orts nichts gedencken / das Edle Metall aber [so das Ungerland am considerabelsten machet] kan ohnberührt nicht lassen/ dann nebst dem Kupffer/ Eisen und Silber [dessen man da mehr als in einigem andern Land in Europa findet] ist auch Gold anzutreffen / so dem Arabischen an der Güte mit nichtem weichet. Es trägt sich wol auch zu / daß hier das Gold selbsten aus der Erden steiget/ und die Menschen suchet; welches man Aurum vegetabile nennet; dannenhero erzehlet D. Martin Heinrich von Franckenstein ein berühmter Medicus in Eperies an einem gewissen Orth. Es habe ein Edelman in Ungarn / Walpataky genannt/ einen Weingärtner gehabt/ welcher einsmahls im Garten nach gethaner Arbeit sich niedergesetzt und geruhet. Darauff erblicket er etwas gelbes/ so aus der Erden herfür ragete/ als er nun hinzu gangen/ solches zu besehen/ mercket er/ daß es tieff in der Erden eingewurtzelt/ schlägt demnach mit einem Karst daran/ aber es bleibet ohnbewäglich/ doch bricht er endlich mit grosser Mühe einen zimblichen Zahn davon/ welchen er einem Goldschmiede zeiget/ und von demselben die erfreuliche Zeitung erhält/ daß es das reineste und feineste Gold seye: Dannenhero mercket er den Orth mit Fleiß/ und hohlet zu verschiedenen mahlen einen Zahn von diesem Gold-Stock/ dann an statt deß abgerissenen kam allemahl in wenig Tagen wieder ein neuer Zahn herfür. Diese Beute hohlet er so offt und lange/ biß er dieses Edlen Weinbergs halben mit seinem Edelman/ ja gar mit der hohen Landes-Obrigkeit in einen Streit gerieth. Ein anderer
Die Berg haben viel Edelgestein auch Silber _ d Gold.
Wachsendes Gold.
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Theatrum Novum Politico-Historicum. Würzburg, [1686], S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_theatrum_1686/32>, abgerufen am 16.02.2025. |