St. Galler Volksblatt. Nr. 96, Uznach, 02. 12. 1885.[Spaltenumbruch]
Hause geführt werden. Der Fuhrmann ging neben den Luzern. -- Luzern. Der bischöfliche Kommissär Dr. Winkler -- Ein "Herkules" verhaftet. Am Donnerstag Abend -- Eine Deputation der Belgrader Kaufmannschaft soll Schwyz. -- Einsiedeln. Das muß man den Bekannt ist die weltberühmte Firma der Gebr. Benziger Der ehemalige vieljährige Chef der artistischen und Der Klerus begrüßt mit dem hochwürdigsten Episkopate Glarus. -- Mühlehorn, den 30. Nov. Uebereinftimmenden -- Der Landrath lehnte den Antrag der Landes- -- Von Schwanden ging der "N. Gl. Ztg." vom -- Die letzte Woche war für die Firma A. Boßhard Baselstadt. -- Auf die Entdeckung der Urheber der in Basel Tessin. -- * Alte Leute. Im Verzaska Thale sind kürzlich Neuenburg. -- Die Sonne bringt es an den Tag. Vor Genf. -- * "Körperliche Züchtigungen in der Schule sind -- Ein durchreisender Amerikaner hatte dieser Tage Ausland. Deutsches Reich. -- Stuttgart. Den 20. ds. wurde hier am hellen -- In Aschaffenburg machte ein Schüler der zweiten -- Das Beispiel von zwei Frankfurter Primanern, -- In Frankfurt hatte ein Mann beim Aufspannen -- Seit den letzten Stadtverordnetenwahlen im Jahre -- In der Erzdiözese Posen sind gegenwärtig 200 England. -- * Die Protestanten und die Unabhängigkeit des Was in England wahr ist, ist es auch in den Ver- Wie man sieht, bleibt die römische Frage stets eine -- Bis Schluß des 29. Nov. waren gewählt 166 -- Man berichtet aus London: "Die 17jährige Nichte Spanien. -- Die Leiche Alfonsos wurde am 27. Nov. -- Madrid, 29. Nov. Der Trauerzug verließ den -- Madrid. Alle Großmächte und fast alle euro- -- Ein englischer Löwenzähmer Namens Williams, Rußland. -- Von den in der Warschauer Zitadelle inter- Asien. -- In dem Himalayastaat Nepal ist ein Aufstand -- Aus Kalkutta wird berichtet, daß der Wirbelwind Der Krieg im Balkan. -- Der "Köln. Ztg." wird unterm 27. Nov. aus dem [Spaltenumbruch]
Hauſe geführt werden. Der Fuhrmann ging neben den Luzern. — Luzern. Der biſchöfliche Kommiſſär Dr. Winkler — Ein „Herkules“ verhaftet. Am Donnerſtag Abend — Eine Deputation der Belgrader Kaufmannſchaft ſoll Schwyz. — Einſiedeln. Das muß man den Bekannt iſt die weltberühmte Firma der Gebr. Benziger Der ehemalige vieljährige Chef der artiſtiſchen und Der Klerus begrüßt mit dem hochwürdigſten Episkopate Glarus. — Mühlehorn, den 30. Nov. Uebereinftimmenden — Der Landrath lehnte den Antrag der Landes- — Von Schwanden ging der „N. Gl. Ztg.“ vom — Die letzte Woche war für die Firma A. Boßhard Baſelſtadt. — Auf die Entdeckung der Urheber der in Baſel Teſſin. — * Alte Leute. Im Verzaska Thale ſind kürzlich Neuenburg. — Die Sonne bringt es an den Tag. Vor Genf. — * „Körperliche Züchtigungen in der Schule ſind — Ein durchreiſender Amerikaner hatte dieſer Tage Ausland. Deutſches Reich. — Stuttgart. Den 20. ds. wurde hier am hellen — In Aſchaffenburg machte ein Schüler der zweiten — Das Beiſpiel von zwei Frankfurter Primanern, — In Frankfurt hatte ein Mann beim Aufſpannen — Seit den letzten Stadtverordnetenwahlen im Jahre — In der Erzdiözeſe Poſen ſind gegenwärtig 200 England. — * Die Proteſtanten und die Unabhängigkeit des Was in England wahr iſt, iſt es auch in den Ver- Wie man ſieht, bleibt die römiſche Frage ſtets eine — Bis Schluß des 29. Nov. waren gewählt 166 — Man berichtet aus London: „Die 17jährige Nichte Spanien. — Die Leiche Alfonſos wurde am 27. Nov. — Madrid, 29. Nov. Der Trauerzug verließ den — Madrid. Alle Großmächte und faſt alle euro- — Ein engliſcher Löwenzähmer Namens Williams, Rußland. — Von den in der Warſchauer Zitadelle inter- Aſien. — In dem Himalayaſtaat Nepal iſt ein Aufſtand — Aus Kalkutta wird berichtet, daß der Wirbelwind Der Krieg im Balkan. — Der „Köln. Ztg.“ wird unterm 27. Nov. aus dem <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> Hauſe geführt werden. Der Fuhrmann ging neben den<lb/> Pferden her und Dysli wollte während des Fahrens den<lb/> Wagen beſteigen. Der ſonſt ſo gewandte Jüngling that einen<lb/> Fehltritt, und bevor der Fuhrmann etwas merkte war dem<lb/> Gefallenen ein Rad über den Unterleib gegangen. Er ſtund<lb/> ſelbſt wieder auf und begab ſich nun auf den Wagen. Bei<lb/> den erſten Häuſern im Dorfe angekommen, ließ er ſich<lb/> vom Wagen nehmen, wurde in ein Haus gebracht, wo er<lb/> bald ſein junges Leben aushauchte. Durch ſeinen Tod hat<lb/> die betagte Mutter ihre einzige Stütze verloren.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Luzern.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Luzern</hi>.</head> <p>Der biſchöfliche Kommiſſär Dr. <hi rendition="#g">Winkler</hi><lb/> hat wegen hohen <hi rendition="#g">Alters</hi> und geſchwächter <hi rendition="#g">Geſundheit<lb/> demiſſionirt</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Ein „Herkules“ verhaftet. Am Donnerſtag Abend<lb/> verhaftete die Kantonspolizei einen Mathias Dietrich,<lb/> welcher auch in Luzern durch ſeine Kraftproduktionen Auf-<lb/> ſehen machte. Derſelbe hat einem Jeden, der ſeine<lb/> Produktionen nachmache, 100 Fr. als Prämie verſprochen.<lb/> Von St. Gallen aus wegen Unterſchlagung verfolgt, mag<lb/> man daſelbſt genau zuſehen, daß der Herkules nicht eines<lb/> Tages aus dem Käfig ſich freie Bahn ſchafft. (Vtrl.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Eine Deputation der Belgrader Kaufmannſchaft ſoll<lb/> um Fortſetzung des Krieges gebeten haben. Wenn man<lb/> gleichzeitig liest, daß in den Spitälern Belgrads 8000<lb/><hi rendition="#g">Selbſtverſtümmler</hi> liegen, kann man ſicherlich nicht<lb/> an eine gewaltige Kriegsluſt des Volkes glauben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schwyz.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Einſiedeln</hi>.</head><lb/> <byline>(Korreſp.)</byline> <p>Das muß man den<lb/> Einſiedlern laſſen, daß ſie ein thätiges, ſtrebſames und<lb/> intelligentes Völklein ſind, die in der alten und neuen<lb/> Welt eine hervorragende Stellung zu behaupten wiſſen.</p><lb/> <p>Bekannt iſt die weltberühmte Firma der Gebr. Benziger<lb/> in Einſiedeln, die auch in New-York, Cincinnati und<lb/> St. Louis blühende Filialen gegründet hat, und den<lb/> Schweizernamen auch im fernen Weſten mit Ruhm und<lb/> Ehre krönt.</p><lb/> <p>Der ehemalige vieljährige Chef der artiſtiſchen und<lb/> techniſchen Abtheilungen der Firma Gebr. Karl und Nikolaus<lb/> Benziger, Herr Kommandant und alt-Bezirksammann<lb/> Adelrich Benziger in Einſiedeln, hat nun mit ſeinen<lb/> Söhnen ein Kirchenornamentengeſchäft unter der Firma<lb/> „Adelrich Benziger u. Co. in Einſiedeln“ eröffnet. Dazu<lb/> hat er ſchon ſeit mehreren Jahren einen jungen, intelligenten<lb/> Mann in Lyon ausbilden laſſen, und ſeit einiger Zeit auch<lb/> einen ſeiner Söhne.</p><lb/> <p>Der Klerus begrüßt mit dem hochwürdigſten Episkopate<lb/> dieſe neue kirchliche Induſtrie mit Freuden, und zwar dies<lb/> um ſo mehr, als man bisher in dieſem Fache das Meiſte<lb/> aus dem Auslande beziehen mußte. Die vielen Geſchäfts-<lb/> verbindungen und eigenen Erfahrungen ſetzen den Herrn<lb/> Adelrich Benziger in den Stand, allen Erwartungen in<lb/> Rückſicht auf Kunſt, Styl, Solidität und mäßige Preiſe<lb/> zu entſprechen, und dies um ſo mehr, da mit dem<lb/> Paramentengeſchäfte nicht nur ein ſchönes Lager, ſondern<lb/> auch eigene Fabrikation verbunden ſein wird, um ſo möglichſt<lb/> billige Herſtellung der Artikel zu erzielen. Dieſe kirchliche<lb/> Kunſtanſtalt iſt daher gerade zur rechten Zeit in’s Leben<lb/> gerufen worden und es iſt ihr nur der beſte Erfolg zu<lb/> wünſchen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Glarus.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— <hi rendition="#g">Mühlehorn,</hi> den 30. Nov. Uebereinftimmenden<lb/> Berichten zufolge ſoll der Bahnverkehr zwiſchen Murg und<lb/> Unterterzen ernſtlich gefährdet ſein. Es habe ſich nämlich<lb/> zunächſt Murg ob der paralell der Eiſenbahn angelegten<lb/> Wallenſeeſtraße eine Felsmaſſe von zirka 700<hi rendition="#aq">m</hi> <hi rendition="#sup">3</hi> abgelöst,<lb/> welche bereits unvermeidlich auf letztere und die Bahn<lb/> herunterrutſchen müſſe und diesfalls einen mehrtägigen<lb/> Unterbruch zur Folge haben würde. HH. Ingenieur Bürgi<lb/> und Bahnmeiſter Welter waren am 27. Nov. auf Ort<lb/> und Stelle uud haben inzwiſchen die möglichſten Vorſichts-<lb/> maßregeln getroffen, um die Gefahr ſo weit als möglich<lb/> abzuwenden, was jedoch unter obwaltenden Umſtänden<lb/> ſchwer halten dürfte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Der Landrath lehnte den Antrag der Landes-<lb/> kommiſſion, es ſollen vom 1. Januar 1886 an von der<lb/> Kantonalbank alle Sparkaſſaguthaben von über 2000 Fr.<lb/> nur noch zu 3¾ Prozent, diejenigen unter 2000 Fr. zu<lb/> 4 Prozent verzinst werden, ab.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Von <hi rendition="#g">Schwanden</hi> ging der „N. Gl. Ztg.“ vom<lb/> 30. Nov. folgender Bericht zu: Linth und Sernft ſind<lb/> ſehr groß und hoch angeſchwollen. Die Linth hatte Nachts<lb/> 2 Uhr die gleiche Höhe erreicht wie im Jahre 1876. Seit<lb/> Morgens 8 Uhr iſt ſie wieder im Wachſen. Der Betrieb<lb/> in den Etabliſſements iſt eingeſtellt, weil an den Wuhrungen,<lb/> Waſſerfällen ꝛc. gewehrt werden muß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die letzte Woche war für die Firma A. <hi rendition="#g">Boßhard</hi><lb/> in <hi rendition="#g">Näfels</hi> eine Collaudationswoche. Es wurden nämlich<lb/> in den Kantonen St. Gallen und Zürich 9 von dieſer<lb/> Firma erſtellte Brücken der Probebelaſtung unterworfen und<lb/> haben ſämmtliche ein ſehr günſtiges Reſultat ergeben,<lb/> indem die vorübergehende Einſenkung durchſchnittlich kaum<lb/> der Drittel der erlaubten ergab und bleibende Einſenkung<lb/> nirgends zu konſtatiren war.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Baſelſtadt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Auf die Entdeckung der Urheber der in Baſel<lb/> aufgegebenen, an den dortigen Schuhhändler Saladin und<lb/> den Pfandleiher Sonderegger gerichteten Drohbriefe iſt eine<lb/> Belohnung von 300 Fr. ausgeſetzt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Teſſin.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— * Alte Leute.</head> <p>Im Verzaska Thale ſind kürzlich<lb/> die beiden älteſten Bewohner geſtorben: ein gewiſſer Gunſa<lb/> Giovanni, geboren 1794, und eine gewiſſe Porra Ezzechias,<lb/> geb. 1797; letztere hatte zwölf Kinder. Dieſe beiden greiſen<lb/><cb/> Leute erklärten oft, daß ſie an ſich ſelbſt nie erfahren,<lb/> was Krankheit ſei. Wenige Tage vor ſeinem Tode ver-<lb/> richtete der 91jährige Giovanni noch harte Feldarbeiten.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neuenburg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Die Sonne bringt es an den Tag</hi>.</head> <p>Vor<lb/> etwa fünf oder ſechs Jahren fand man in der Gegend von<lb/> Beroche (Kanton Neuenburg) an einem Baume einen Mann<lb/> erhängt. Man nahm Selbſtmord an, manche Leute aber<lb/> vermutheten ein Verbrechen. Dieſer Tage nun hat ſich ein<lb/> Individuum in betrunkenem Zuſtande ſelbſt verrathen; es<lb/> wurde verhaftel und geſtand, jenen Mann getödtet und<lb/> aufgeknüpft zu haben, um den Schein eines Selbſtmordes<lb/> zu erwecken.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Genf.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— * „Körperliche Züchtigungen in der Schule ſind<lb/> unterſagt“. Eine Mutter meinte, das Verbot gelte bloß<lb/> der Lehrerin zu Gunſten ftrafwürdiger Kinder. Als die<lb/> Lehrerin einer Kleinkinderſchule in Eaux-Vives einem un-<lb/> gezogenen Mädchen eine kleine greifbare Züchtigung zutheil<lb/> werden ließ, ſprang die Mutter des beſtraften Kindes in<lb/> heller Wuth der Schule zu und beohrfeigte im Schulzimmer<lb/> die vom Staate angeſtellte Jugendbezähmerin. Dieſe führte<lb/> allerdings Klage in der Meinung, daß das Prügelverbot<lb/> in der Schule auch zu Gunſten der Lehrerſchaft Geltung<lb/> habe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Ein durchreiſender Amerikaner hatte dieſer Tage<lb/> die großmüthige Idee, ſämmtlichen armen Kindern der<lb/> Stadt Genf und Umgebung <hi rendition="#g">gratis ein Mittagsmahl</hi><lb/> mit einem Glas Wein ſerviren zu laſſen. Es fanden ſich gegen<lb/> 500 dieſer Kleinen im Stand der Coulouvreniere ein<lb/> und freuten ſich des edlen Spenders.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ausland.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Stuttgart</hi>.</head> <p>Den 20. ds. wurde hier am hellen<lb/> Tage auf <hi rendition="#g">offener Straße</hi> eine <hi rendition="#g">Mordthat</hi> begangen.<lb/> Der mit einer Wittwe Weidmann, Mutter von 6 Kindern,<lb/> im Konkubinat lebende Kolporteur Haller, welcher ſelbſt<lb/> verheirathet, Vater von 4 Kindern, aber von ſeiner Ehe-<lb/> frau geſchieden iſt, hatte ſich mit ſeiner Geliebten entzweit.<lb/> In der Nähe der Militärſtraße begegnete er ihr Sonntag<lb/> Vormittag zwiſchen 11 und 12 Uhr. Hier kam es zwiſchen<lb/> den Beiden zu einem Wortwechſel. Haller zog plötzlich ſein<lb/> Meſſer und ſtieß dasſelbe der Weidmann in die Bruſt.<lb/> Die Verletzung hatte den augenblicklichen Tod der W. zur<lb/> Folge. Hierauf brachte ſich H. in ſelbſtmörderiſcher Weiſe<lb/> einige Stiche bei; er wurde ſchwer verletzt in das Katharinen-<lb/> hoſpital verbracht, wo er ſich heute noch am Leben befindet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In Aſchaffenburg machte ein Schüler der zweiten<lb/> Gymnaſialklaſſe wegen einer Schulſtrafe einen Selbſtmord-<lb/> verſuch mittelſt eines Revolvers. Der Schuß ging durch<lb/> die Lunge, war aber nicht tödtlich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Das Beiſpiel von zwei Frankfurter Primanern,<lb/> welche nach Serbien ziehen wollten, um gegen die Bulgaren<lb/> zu kämpfen, hat in Stuttgart einen Nachahmer gefunden.<lb/> Ein ſiebenzehnjähriger Schriftſetzerlehrling, Sohn eines<lb/> dortigen bekannten Schneidermeiſters, hatte ſich in aller<lb/> Stille ein Sümmchen von 173 Mark aus der Kommoden-<lb/> ſchublade ſeines Vaters „zuſammengeſpart“ und wollte<lb/> damit nach Bulgarien, um „dem Fürſten Alexander zu<lb/> Hülfe zu eilen“, wie er in einem Briefe an ſeine Eltern<lb/> mittheilte. Glücklicherweiſe gelang es dem Vater, ſeinen<lb/> heldenmüthigen Sohn noch am Stuttgarter Bahnhofe in<lb/> dem Augenblicke einzuholen, als er ein Billet nach Wien<lb/> zu löſen im Begriffe war. Der junge Held ſteht bereits<lb/> wieder am Setzkaſten und handhabt Winkelhaken und<lb/> Setzlinie, anſtatt das Schwert zu ſchwingen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In Frankfurt hatte ein Mann beim Aufſpannen<lb/> ſeines Regenſchirmes eine Dame derart unglücklich in den<lb/> Mund getroffen, daß ſie mehrere Zähne einbüßte. Darauf<lb/> erſchien der Gatte der Dame in der Wohnung des Herrn,<lb/> der das Unglück verſchuldet hatte, und verlangte eine Ent-<lb/> ſchädigung von nicht weniger als 30,000 Mark. Seine<lb/> Frau, ſagte er, ſei durch den Verlurſt der ſchönſten Zähne<lb/> in hohem Grade entſtellt. Da der Herr auf dieſes Ver-<lb/> langen nicht einging, will der Gatte der Beſchädigten die<lb/> geforderte Summe einklagen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Seit den letzten Stadtverordnetenwahlen im Jahre<lb/> 1883 iſt die Zahl der ſozialdemokratiſchen Stimmen in<lb/> Berlin auf das Doppelte geſtiegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In der Erzdiözeſe <hi rendition="#g">Poſen</hi> ſind gegenwärtig 200<lb/> Pfarreien verwaist. Von dieſen beſitzen nur 45 Hilfsgeiſtliche.<lb/> Es ſind ſomit 155 Gemeinden mit über 200,000 Seelen<lb/> ohne jeden Geiſtlichen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">England.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— * Die Proteſtanten und die Unabhängigkeit des<lb/> Papſtes. Ein engliſches proteſtantiſches Blatt („Fortnightli<lb/> Review“) hat kürzlich ein intereſſantes Geſtändniß über<lb/> die hochwichtige Frage der weltlichen Herrſchaft des Papſtes<lb/> gemacht. Der Verfaſſer anerkennt vollſtändig den unhalt-<lb/> baren Charakter der gegenwärtigen Lage. Unter Bezugnahme<lb/> auf die Rede, welche der Papſt im März l. J. hielt, und<lb/> in der er gegen das Verhalten der italieniſchen Behörden<lb/> gegen das Papſtthum proteſtirt, erklärt das Blatt: „Eine<lb/> ſo ruhige und in den Ausdrücken ſo gemeſſene Auseinander-<lb/> ſetzung, unterſtützt vom Hinweis auf die Augenſcheinlichkeit<lb/> der Thatſachen, hat auf der ganzen Welt einen tiefen Ein-<lb/> druck hervorgebracht.“ Der Verfaſſer erklärt übrigens, daß<lb/> heutzutage die großen proteſtantiſchen Mächte an der geiſt-<lb/> lichen Unabhängigkeit des Papſtes nicht weniger betheiligt<lb/> ſind, als die katholiſchen Mächte. England, Deutſchland<lb/> und die Vereinigten Staaten haben gar viele katholiſche<lb/> Einwohner, und aus dieſem Titel haben dieſe Länder das<lb/><cb/> Recht, ſich um die dem Papſte in Rom bereitete Lage zu<lb/> kümmern. Bezüglich England hebt das Blatt den Stimmungs-<lb/> wechſel hervor, der ſich in der engliſchen Meinung gegen-<lb/> über den Katholiken vollzogen. Es ſcheint der Wiederher-<lb/> ſtellung der offiziellen Beziehungen mit Rom günſtig<lb/> geſinnt. „Wie dem auch ſei, ſchließt das Blatt, die Staats-<lb/> männer und das Volk Großbritaniens können angeſichts<lb/> der Lage, in welcher ſich das Haupt der Kirche befindet,<lb/> nicht gleichgültig bleiben.“</p><lb/> <p>Was in England wahr iſt, iſt es auch in den Ver-<lb/> einigten Staaten. Die „Fortnightli Rewiew“ konſtatirt die<lb/> reißenden Fortſchritte des Katholizismus in dieſem Lande,<lb/> und erblickt den Grund hievon in der Thatſache, daß der<lb/> „Katholizismus in den Vereinigten Staaten wie in Eng-<lb/> land die Vertheidigung der bürgerlichen und religiöſen<lb/> Freiheit zu ſeiner eigenſten Sache gemacht hat.“</p><lb/> <p>Wie man ſieht, bleibt die römiſche Frage ſtets eine<lb/> offene. Es ſind nicht die Katholiken allein, welche ſie be-<lb/> handeln, ſondern ſie intereſſirt auch noch Alle, welche den<lb/> chriſtlichen Namen tragen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Bis Schluß des 29. Nov. waren <hi rendition="#g">gewählt</hi> 166<lb/> Liberale, 155 Konſervative und 25 Parnelliten. In London<lb/> und den Vorſtädten ſind definitiv gewählt 26 Liberale und<lb/> 36 Konſervative.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Man berichtet aus London: „Die 17jährige Nichte<lb/> des Marquis of Lorne, Schwiegerſohn der Königin von<lb/> England, Fräulein Ellen Coſtelloe, eines der ſchönſten<lb/> Mädchen Englands, Beſitzerin eines großen Vermögens,<lb/> iſt mit einem Kutſcher Namens Anderſon, der verheirathet<lb/> und Vater von ſechs Kindern iſt, entflohen. Zwei Detek-<lb/> tives fanden das Paar in einer armſeligen Wohnung in<lb/> Knighton, in welcher die Beiden in kümmerlichen Verhält-<lb/> niſſen lebten, und verhafteten ſie.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die <hi rendition="#g">Leiche Alfonſos</hi> wurde am 27. Nov.<lb/> Mittags nach dem königlichen Schloſſe in Madrid über-<lb/> geführt. Vom Bahnhofe zum Schloſſe folgten dem in einer<lb/> Glaskutſche aufgebahrten Leichnam 2000 Wagen. Im erſten<lb/> ſaß die Königin mit den Infantinen. Die Straßen füllten<lb/> etwa 200,000 Menſchen. Alle Balkone waren ſchwarz<lb/> drapirt, alle Läden geſchloſſen. Als die Leiche im Palaſt<lb/> angekommen war, wurden nach altem Brauche eine Anzahl<lb/> ſchwarzer Tauben freigelaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <date><hi rendition="#g">Madrid,</hi> 29. Nov.</date> </head> <p>Der Trauerzug verließ den<lb/> Palaſt um zehn Uhr. Er beſtand aus den Großwürden-<lb/> trägern und den Geiſtlichen des königlichen Hauſes.<lb/> Truppen bildeten Spalier bis zum Bahnhof, wo die Mit-<lb/> glieder der Regierung warteten. Der Zug wird Mittags<lb/> im Eskurial ankommen, wo nach Verleſung einer Meſſe<lb/> der Sarg in die Gruft hinabgeſenkt werden wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Madrid</hi>.</head> <p>Alle Großmächte und faſt alle euro-<lb/> päiſchen Regierungen, ſowie die Vereinigten Staaten von<lb/> Nordamerika, haben Spanien mitgetheilt, daß ſie die<lb/> Regentſchaft der Königin Maria Chriſtine anerkennen werden.<lb/> Bis jetzt blieb in Spanien die Ruhe ungeſtört. Aber die<lb/> Behörden haben vorſichtshalber den Belagerungszuſtand in<lb/> Barcelona, Cartagena und auf den kanariſchen Inſeln<lb/> angekündigt, ſowie Ausnahmemaßregeln in den Provinzen<lb/> des nördlichen und mittleren Spaniens, wo die Bevölkerung<lb/> karliſtiſch geſinnt iſt, angeordnet. Wie es heißt, hat die<lb/> franzöſiſche Regierung beſchloſſen, Don Karlos verhaften<lb/> zu laſſen, falls er Frankreich betreten ſollte, da gegen ihn<lb/> ein Ausweiſungsbefehl vorliegt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Ein engliſcher Löwenzähmer Namens Williams,<lb/> ſollte in Madrid am 19. November in dem Plaza del<lb/> Tuero ſeine Vorſtellungen beginnen. Während der Nacht<lb/> wurde Petroleum in die Käfige geſchüttet und entzündet.<lb/> Sämmtliche Löwen kamen in den Flammen um. Mehrere<lb/> Perſonen, welche der That verdächtig ſind, wurden verhaftet.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rußland.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Von den in der <hi rendition="#g">Warſchauer Zitadelle</hi> inter-<lb/> nirten Sozialiſten wurde nur ein Theil gerichtlich abgeurtheilt.<lb/> Die 24 Angeklagten dieſer Gruppe, darunter einige Mäd-<lb/> chen, wurden nach Sibirien verſchickt. In den Kerkern blieben<lb/> noch 27 ſchwerer kompromitirte Unterſuchungsſträflinge zu-<lb/> rück, über die ein Kriegsgericht entſcheiden ſoll.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aſien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In dem Himalayaſtaat Nepal iſt ein Aufſtand<lb/> ausgebrochen. Der Premier wurde getödtet, und der<lb/> Maharadſcha, Großkönig, zum Gefangenen gemacht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Aus Kalkutta wird berichtet, daß der Wirbelwind<lb/> in Oriſſa bedeutendere Verheerungen angerichtet hat, als<lb/> man anfänglich glaubte. Bis jetzt iſt keine genaue Schätzung<lb/> des Lebensverluſtes möglich geweſen, aber es ſcheint ſicher,<lb/> daß wenigſtens 5000 Perſonen ertrunken und mehr als<lb/> 150 Dörfer überſchwemmt worden ſind. Wahrſcheinlich<lb/> werden einigermaßen ausgedehnte Unterſtützungswerke nöthig<lb/> ſein.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Der Krieg im Balkan.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Der „Köln. Ztg.“ wird unterm 27. Nov. aus dem<lb/> bulgariſchen Lager vor Pirot telegraphirt: „Begünſtigt von<lb/> wunderbarem Wetter, überſchritt Fürſt Alexander an der<lb/> Spitze ſeiner Truppen heute Mittag 12 Uhr die Grenze<lb/> unter unbeſchreiblichem Jubel der Truppen. Nahe vor<lb/> Zaribrod verſuchten die Serben auf beiden Flanken einen<lb/> leichten Widerſtand, der mühelos gebrochen wurde. Als die<lb/> Truppen ſich in der Ebene vor Pirot ausbreiteten, traten<lb/> ihnen zwei ſerbiſche Reiterregimenter entgegen. Sofort<lb/> gingen im Galopp unter den Augen des Fürſten die<lb/> Feldartillerie und anderthalb Reiterregimenter vor. Es<lb/> war ein prachtvoller Anblick, als die begeiſterte bulgariſche<lb/> Reiterei neben dem Fußvolk vorbeijagte, um, geführt von<lb/> dem Oberſtlieutenant von Corvin, den Serben das Gefecht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Hauſe geführt werden. Der Fuhrmann ging neben den
Pferden her und Dysli wollte während des Fahrens den
Wagen beſteigen. Der ſonſt ſo gewandte Jüngling that einen
Fehltritt, und bevor der Fuhrmann etwas merkte war dem
Gefallenen ein Rad über den Unterleib gegangen. Er ſtund
ſelbſt wieder auf und begab ſich nun auf den Wagen. Bei
den erſten Häuſern im Dorfe angekommen, ließ er ſich
vom Wagen nehmen, wurde in ein Haus gebracht, wo er
bald ſein junges Leben aushauchte. Durch ſeinen Tod hat
die betagte Mutter ihre einzige Stütze verloren.
Luzern.
— Luzern. Der biſchöfliche Kommiſſär Dr. Winkler
hat wegen hohen Alters und geſchwächter Geſundheit
demiſſionirt.
— Ein „Herkules“ verhaftet. Am Donnerſtag Abend
verhaftete die Kantonspolizei einen Mathias Dietrich,
welcher auch in Luzern durch ſeine Kraftproduktionen Auf-
ſehen machte. Derſelbe hat einem Jeden, der ſeine
Produktionen nachmache, 100 Fr. als Prämie verſprochen.
Von St. Gallen aus wegen Unterſchlagung verfolgt, mag
man daſelbſt genau zuſehen, daß der Herkules nicht eines
Tages aus dem Käfig ſich freie Bahn ſchafft. (Vtrl.)
— Eine Deputation der Belgrader Kaufmannſchaft ſoll
um Fortſetzung des Krieges gebeten haben. Wenn man
gleichzeitig liest, daß in den Spitälern Belgrads 8000
Selbſtverſtümmler liegen, kann man ſicherlich nicht
an eine gewaltige Kriegsluſt des Volkes glauben.
Schwyz.
— Einſiedeln.
(Korreſp.) Das muß man den
Einſiedlern laſſen, daß ſie ein thätiges, ſtrebſames und
intelligentes Völklein ſind, die in der alten und neuen
Welt eine hervorragende Stellung zu behaupten wiſſen.
Bekannt iſt die weltberühmte Firma der Gebr. Benziger
in Einſiedeln, die auch in New-York, Cincinnati und
St. Louis blühende Filialen gegründet hat, und den
Schweizernamen auch im fernen Weſten mit Ruhm und
Ehre krönt.
Der ehemalige vieljährige Chef der artiſtiſchen und
techniſchen Abtheilungen der Firma Gebr. Karl und Nikolaus
Benziger, Herr Kommandant und alt-Bezirksammann
Adelrich Benziger in Einſiedeln, hat nun mit ſeinen
Söhnen ein Kirchenornamentengeſchäft unter der Firma
„Adelrich Benziger u. Co. in Einſiedeln“ eröffnet. Dazu
hat er ſchon ſeit mehreren Jahren einen jungen, intelligenten
Mann in Lyon ausbilden laſſen, und ſeit einiger Zeit auch
einen ſeiner Söhne.
Der Klerus begrüßt mit dem hochwürdigſten Episkopate
dieſe neue kirchliche Induſtrie mit Freuden, und zwar dies
um ſo mehr, als man bisher in dieſem Fache das Meiſte
aus dem Auslande beziehen mußte. Die vielen Geſchäfts-
verbindungen und eigenen Erfahrungen ſetzen den Herrn
Adelrich Benziger in den Stand, allen Erwartungen in
Rückſicht auf Kunſt, Styl, Solidität und mäßige Preiſe
zu entſprechen, und dies um ſo mehr, da mit dem
Paramentengeſchäfte nicht nur ein ſchönes Lager, ſondern
auch eigene Fabrikation verbunden ſein wird, um ſo möglichſt
billige Herſtellung der Artikel zu erzielen. Dieſe kirchliche
Kunſtanſtalt iſt daher gerade zur rechten Zeit in’s Leben
gerufen worden und es iſt ihr nur der beſte Erfolg zu
wünſchen.
Glarus.
— Mühlehorn, den 30. Nov. Uebereinftimmenden
Berichten zufolge ſoll der Bahnverkehr zwiſchen Murg und
Unterterzen ernſtlich gefährdet ſein. Es habe ſich nämlich
zunächſt Murg ob der paralell der Eiſenbahn angelegten
Wallenſeeſtraße eine Felsmaſſe von zirka 700m 3 abgelöst,
welche bereits unvermeidlich auf letztere und die Bahn
herunterrutſchen müſſe und diesfalls einen mehrtägigen
Unterbruch zur Folge haben würde. HH. Ingenieur Bürgi
und Bahnmeiſter Welter waren am 27. Nov. auf Ort
und Stelle uud haben inzwiſchen die möglichſten Vorſichts-
maßregeln getroffen, um die Gefahr ſo weit als möglich
abzuwenden, was jedoch unter obwaltenden Umſtänden
ſchwer halten dürfte.
— Der Landrath lehnte den Antrag der Landes-
kommiſſion, es ſollen vom 1. Januar 1886 an von der
Kantonalbank alle Sparkaſſaguthaben von über 2000 Fr.
nur noch zu 3¾ Prozent, diejenigen unter 2000 Fr. zu
4 Prozent verzinst werden, ab.
— Von Schwanden ging der „N. Gl. Ztg.“ vom
30. Nov. folgender Bericht zu: Linth und Sernft ſind
ſehr groß und hoch angeſchwollen. Die Linth hatte Nachts
2 Uhr die gleiche Höhe erreicht wie im Jahre 1876. Seit
Morgens 8 Uhr iſt ſie wieder im Wachſen. Der Betrieb
in den Etabliſſements iſt eingeſtellt, weil an den Wuhrungen,
Waſſerfällen ꝛc. gewehrt werden muß.
— Die letzte Woche war für die Firma A. Boßhard
in Näfels eine Collaudationswoche. Es wurden nämlich
in den Kantonen St. Gallen und Zürich 9 von dieſer
Firma erſtellte Brücken der Probebelaſtung unterworfen und
haben ſämmtliche ein ſehr günſtiges Reſultat ergeben,
indem die vorübergehende Einſenkung durchſchnittlich kaum
der Drittel der erlaubten ergab und bleibende Einſenkung
nirgends zu konſtatiren war.
Baſelſtadt.
— Auf die Entdeckung der Urheber der in Baſel
aufgegebenen, an den dortigen Schuhhändler Saladin und
den Pfandleiher Sonderegger gerichteten Drohbriefe iſt eine
Belohnung von 300 Fr. ausgeſetzt.
Teſſin.
— * Alte Leute. Im Verzaska Thale ſind kürzlich
die beiden älteſten Bewohner geſtorben: ein gewiſſer Gunſa
Giovanni, geboren 1794, und eine gewiſſe Porra Ezzechias,
geb. 1797; letztere hatte zwölf Kinder. Dieſe beiden greiſen
Leute erklärten oft, daß ſie an ſich ſelbſt nie erfahren,
was Krankheit ſei. Wenige Tage vor ſeinem Tode ver-
richtete der 91jährige Giovanni noch harte Feldarbeiten.
Neuenburg.
— Die Sonne bringt es an den Tag. Vor
etwa fünf oder ſechs Jahren fand man in der Gegend von
Beroche (Kanton Neuenburg) an einem Baume einen Mann
erhängt. Man nahm Selbſtmord an, manche Leute aber
vermutheten ein Verbrechen. Dieſer Tage nun hat ſich ein
Individuum in betrunkenem Zuſtande ſelbſt verrathen; es
wurde verhaftel und geſtand, jenen Mann getödtet und
aufgeknüpft zu haben, um den Schein eines Selbſtmordes
zu erwecken.
Genf.
— * „Körperliche Züchtigungen in der Schule ſind
unterſagt“. Eine Mutter meinte, das Verbot gelte bloß
der Lehrerin zu Gunſten ftrafwürdiger Kinder. Als die
Lehrerin einer Kleinkinderſchule in Eaux-Vives einem un-
gezogenen Mädchen eine kleine greifbare Züchtigung zutheil
werden ließ, ſprang die Mutter des beſtraften Kindes in
heller Wuth der Schule zu und beohrfeigte im Schulzimmer
die vom Staate angeſtellte Jugendbezähmerin. Dieſe führte
allerdings Klage in der Meinung, daß das Prügelverbot
in der Schule auch zu Gunſten der Lehrerſchaft Geltung
habe.
— Ein durchreiſender Amerikaner hatte dieſer Tage
die großmüthige Idee, ſämmtlichen armen Kindern der
Stadt Genf und Umgebung gratis ein Mittagsmahl
mit einem Glas Wein ſerviren zu laſſen. Es fanden ſich gegen
500 dieſer Kleinen im Stand der Coulouvreniere ein
und freuten ſich des edlen Spenders.
Ausland.
Deutſches Reich.
— Stuttgart. Den 20. ds. wurde hier am hellen
Tage auf offener Straße eine Mordthat begangen.
Der mit einer Wittwe Weidmann, Mutter von 6 Kindern,
im Konkubinat lebende Kolporteur Haller, welcher ſelbſt
verheirathet, Vater von 4 Kindern, aber von ſeiner Ehe-
frau geſchieden iſt, hatte ſich mit ſeiner Geliebten entzweit.
In der Nähe der Militärſtraße begegnete er ihr Sonntag
Vormittag zwiſchen 11 und 12 Uhr. Hier kam es zwiſchen
den Beiden zu einem Wortwechſel. Haller zog plötzlich ſein
Meſſer und ſtieß dasſelbe der Weidmann in die Bruſt.
Die Verletzung hatte den augenblicklichen Tod der W. zur
Folge. Hierauf brachte ſich H. in ſelbſtmörderiſcher Weiſe
einige Stiche bei; er wurde ſchwer verletzt in das Katharinen-
hoſpital verbracht, wo er ſich heute noch am Leben befindet.
— In Aſchaffenburg machte ein Schüler der zweiten
Gymnaſialklaſſe wegen einer Schulſtrafe einen Selbſtmord-
verſuch mittelſt eines Revolvers. Der Schuß ging durch
die Lunge, war aber nicht tödtlich.
— Das Beiſpiel von zwei Frankfurter Primanern,
welche nach Serbien ziehen wollten, um gegen die Bulgaren
zu kämpfen, hat in Stuttgart einen Nachahmer gefunden.
Ein ſiebenzehnjähriger Schriftſetzerlehrling, Sohn eines
dortigen bekannten Schneidermeiſters, hatte ſich in aller
Stille ein Sümmchen von 173 Mark aus der Kommoden-
ſchublade ſeines Vaters „zuſammengeſpart“ und wollte
damit nach Bulgarien, um „dem Fürſten Alexander zu
Hülfe zu eilen“, wie er in einem Briefe an ſeine Eltern
mittheilte. Glücklicherweiſe gelang es dem Vater, ſeinen
heldenmüthigen Sohn noch am Stuttgarter Bahnhofe in
dem Augenblicke einzuholen, als er ein Billet nach Wien
zu löſen im Begriffe war. Der junge Held ſteht bereits
wieder am Setzkaſten und handhabt Winkelhaken und
Setzlinie, anſtatt das Schwert zu ſchwingen.
— In Frankfurt hatte ein Mann beim Aufſpannen
ſeines Regenſchirmes eine Dame derart unglücklich in den
Mund getroffen, daß ſie mehrere Zähne einbüßte. Darauf
erſchien der Gatte der Dame in der Wohnung des Herrn,
der das Unglück verſchuldet hatte, und verlangte eine Ent-
ſchädigung von nicht weniger als 30,000 Mark. Seine
Frau, ſagte er, ſei durch den Verlurſt der ſchönſten Zähne
in hohem Grade entſtellt. Da der Herr auf dieſes Ver-
langen nicht einging, will der Gatte der Beſchädigten die
geforderte Summe einklagen.
— Seit den letzten Stadtverordnetenwahlen im Jahre
1883 iſt die Zahl der ſozialdemokratiſchen Stimmen in
Berlin auf das Doppelte geſtiegen.
— In der Erzdiözeſe Poſen ſind gegenwärtig 200
Pfarreien verwaist. Von dieſen beſitzen nur 45 Hilfsgeiſtliche.
Es ſind ſomit 155 Gemeinden mit über 200,000 Seelen
ohne jeden Geiſtlichen.
England.
— * Die Proteſtanten und die Unabhängigkeit des
Papſtes. Ein engliſches proteſtantiſches Blatt („Fortnightli
Review“) hat kürzlich ein intereſſantes Geſtändniß über
die hochwichtige Frage der weltlichen Herrſchaft des Papſtes
gemacht. Der Verfaſſer anerkennt vollſtändig den unhalt-
baren Charakter der gegenwärtigen Lage. Unter Bezugnahme
auf die Rede, welche der Papſt im März l. J. hielt, und
in der er gegen das Verhalten der italieniſchen Behörden
gegen das Papſtthum proteſtirt, erklärt das Blatt: „Eine
ſo ruhige und in den Ausdrücken ſo gemeſſene Auseinander-
ſetzung, unterſtützt vom Hinweis auf die Augenſcheinlichkeit
der Thatſachen, hat auf der ganzen Welt einen tiefen Ein-
druck hervorgebracht.“ Der Verfaſſer erklärt übrigens, daß
heutzutage die großen proteſtantiſchen Mächte an der geiſt-
lichen Unabhängigkeit des Papſtes nicht weniger betheiligt
ſind, als die katholiſchen Mächte. England, Deutſchland
und die Vereinigten Staaten haben gar viele katholiſche
Einwohner, und aus dieſem Titel haben dieſe Länder das
Recht, ſich um die dem Papſte in Rom bereitete Lage zu
kümmern. Bezüglich England hebt das Blatt den Stimmungs-
wechſel hervor, der ſich in der engliſchen Meinung gegen-
über den Katholiken vollzogen. Es ſcheint der Wiederher-
ſtellung der offiziellen Beziehungen mit Rom günſtig
geſinnt. „Wie dem auch ſei, ſchließt das Blatt, die Staats-
männer und das Volk Großbritaniens können angeſichts
der Lage, in welcher ſich das Haupt der Kirche befindet,
nicht gleichgültig bleiben.“
Was in England wahr iſt, iſt es auch in den Ver-
einigten Staaten. Die „Fortnightli Rewiew“ konſtatirt die
reißenden Fortſchritte des Katholizismus in dieſem Lande,
und erblickt den Grund hievon in der Thatſache, daß der
„Katholizismus in den Vereinigten Staaten wie in Eng-
land die Vertheidigung der bürgerlichen und religiöſen
Freiheit zu ſeiner eigenſten Sache gemacht hat.“
Wie man ſieht, bleibt die römiſche Frage ſtets eine
offene. Es ſind nicht die Katholiken allein, welche ſie be-
handeln, ſondern ſie intereſſirt auch noch Alle, welche den
chriſtlichen Namen tragen.
— Bis Schluß des 29. Nov. waren gewählt 166
Liberale, 155 Konſervative und 25 Parnelliten. In London
und den Vorſtädten ſind definitiv gewählt 26 Liberale und
36 Konſervative.
— Man berichtet aus London: „Die 17jährige Nichte
des Marquis of Lorne, Schwiegerſohn der Königin von
England, Fräulein Ellen Coſtelloe, eines der ſchönſten
Mädchen Englands, Beſitzerin eines großen Vermögens,
iſt mit einem Kutſcher Namens Anderſon, der verheirathet
und Vater von ſechs Kindern iſt, entflohen. Zwei Detek-
tives fanden das Paar in einer armſeligen Wohnung in
Knighton, in welcher die Beiden in kümmerlichen Verhält-
niſſen lebten, und verhafteten ſie.
Spanien.
— Die Leiche Alfonſos wurde am 27. Nov.
Mittags nach dem königlichen Schloſſe in Madrid über-
geführt. Vom Bahnhofe zum Schloſſe folgten dem in einer
Glaskutſche aufgebahrten Leichnam 2000 Wagen. Im erſten
ſaß die Königin mit den Infantinen. Die Straßen füllten
etwa 200,000 Menſchen. Alle Balkone waren ſchwarz
drapirt, alle Läden geſchloſſen. Als die Leiche im Palaſt
angekommen war, wurden nach altem Brauche eine Anzahl
ſchwarzer Tauben freigelaſſen.
— Madrid, 29. Nov. Der Trauerzug verließ den
Palaſt um zehn Uhr. Er beſtand aus den Großwürden-
trägern und den Geiſtlichen des königlichen Hauſes.
Truppen bildeten Spalier bis zum Bahnhof, wo die Mit-
glieder der Regierung warteten. Der Zug wird Mittags
im Eskurial ankommen, wo nach Verleſung einer Meſſe
der Sarg in die Gruft hinabgeſenkt werden wird.
— Madrid. Alle Großmächte und faſt alle euro-
päiſchen Regierungen, ſowie die Vereinigten Staaten von
Nordamerika, haben Spanien mitgetheilt, daß ſie die
Regentſchaft der Königin Maria Chriſtine anerkennen werden.
Bis jetzt blieb in Spanien die Ruhe ungeſtört. Aber die
Behörden haben vorſichtshalber den Belagerungszuſtand in
Barcelona, Cartagena und auf den kanariſchen Inſeln
angekündigt, ſowie Ausnahmemaßregeln in den Provinzen
des nördlichen und mittleren Spaniens, wo die Bevölkerung
karliſtiſch geſinnt iſt, angeordnet. Wie es heißt, hat die
franzöſiſche Regierung beſchloſſen, Don Karlos verhaften
zu laſſen, falls er Frankreich betreten ſollte, da gegen ihn
ein Ausweiſungsbefehl vorliegt.
— Ein engliſcher Löwenzähmer Namens Williams,
ſollte in Madrid am 19. November in dem Plaza del
Tuero ſeine Vorſtellungen beginnen. Während der Nacht
wurde Petroleum in die Käfige geſchüttet und entzündet.
Sämmtliche Löwen kamen in den Flammen um. Mehrere
Perſonen, welche der That verdächtig ſind, wurden verhaftet.
Rußland.
— Von den in der Warſchauer Zitadelle inter-
nirten Sozialiſten wurde nur ein Theil gerichtlich abgeurtheilt.
Die 24 Angeklagten dieſer Gruppe, darunter einige Mäd-
chen, wurden nach Sibirien verſchickt. In den Kerkern blieben
noch 27 ſchwerer kompromitirte Unterſuchungsſträflinge zu-
rück, über die ein Kriegsgericht entſcheiden ſoll.
Aſien.
— In dem Himalayaſtaat Nepal iſt ein Aufſtand
ausgebrochen. Der Premier wurde getödtet, und der
Maharadſcha, Großkönig, zum Gefangenen gemacht.
— Aus Kalkutta wird berichtet, daß der Wirbelwind
in Oriſſa bedeutendere Verheerungen angerichtet hat, als
man anfänglich glaubte. Bis jetzt iſt keine genaue Schätzung
des Lebensverluſtes möglich geweſen, aber es ſcheint ſicher,
daß wenigſtens 5000 Perſonen ertrunken und mehr als
150 Dörfer überſchwemmt worden ſind. Wahrſcheinlich
werden einigermaßen ausgedehnte Unterſtützungswerke nöthig
ſein.
Der Krieg im Balkan.
— Der „Köln. Ztg.“ wird unterm 27. Nov. aus dem
bulgariſchen Lager vor Pirot telegraphirt: „Begünſtigt von
wunderbarem Wetter, überſchritt Fürſt Alexander an der
Spitze ſeiner Truppen heute Mittag 12 Uhr die Grenze
unter unbeſchreiblichem Jubel der Truppen. Nahe vor
Zaribrod verſuchten die Serben auf beiden Flanken einen
leichten Widerſtand, der mühelos gebrochen wurde. Als die
Truppen ſich in der Ebene vor Pirot ausbreiteten, traten
ihnen zwei ſerbiſche Reiterregimenter entgegen. Sofort
gingen im Galopp unter den Augen des Fürſten die
Feldartillerie und anderthalb Reiterregimenter vor. Es
war ein prachtvoller Anblick, als die begeiſterte bulgariſche
Reiterei neben dem Fußvolk vorbeijagte, um, geführt von
dem Oberſtlieutenant von Corvin, den Serben das Gefecht
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