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St. Galler Volksblatt. Nr. 3, Uznach, 09. 01. 1889.

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[Spaltenumbruch]

Es herrscht gar kein Uebelwollen gegen jene Gegend
und nicht gegen Oberkirch. Eine Trennung der Anstalt
ist unstatthaft, denn sie würde nur jahrelange Verschiebung
bringen, die unsere Armen und Unglücklichen büßen müßten.
Diese Trennungsgelüste sind ein Experiment, um Hinter-
gedanken zu verdecken.

Der Große Rath, 176 Mann, kann auch nicht als
Experte im Lande herum wandern. Eine derartige
Bummelreise würde ihn lächerlich machen. Ferner muß,
was strazzirt ist, nicht bloß der Private, sondern auch der
Staat zahlen.

Herr Broder würde das Recht auf Unterschreiben des
Initiativgesuches sogar strafrechtlich vertreten, wenn es
auch nicht in der Verfassung stünde.

Es herrschte bei der Abstimmung vom 23. Nov. große
Aufregung. Das ist sicher.

Der Regierungsrath hat gar nicht so viel gethan, wie
gesagt wird. Er hat einige Botschäftlein vorgelegt, zu
denen er eigentlich nicht einmal stund. Und die Kom-
mission mußte in Sachen berathen, bevor der Regierungs-
rath etwas beschlossen hatte. Regierung und Kommission
waren unter sich niemals einig und die Abstimmung selbst
war mehr als kurios, eben weil keine einheitlichen Gut-
achten vorlagen.

Der Große Rath steht nicht in gleicher Lage, wie ein
Privatmann. Von ihm verlangt man eine Quantität
Selbstverleugnung, er soll gut machen, was er in schwa-
cher Stunde gefehlt hat. Mag es auch schwer gehen, das
Wohl des Landes fordert es. Beruhigt war letztes Mal
Niemand; man war so gespannt wie nur in einem kon-
fessionellen Rekurs. Der Redner will auch nicht eine
Besichtigung in corpore, dagegen sollten vorarbeitende
Organe noch Wege finden, die Frage zur Zufriedenheit
zu lösen.

Fürsprech Schubiger behauptet, der Große Rath sei
am 23. November nicht in der Verfassung gewesen, dem
ganzen Lande zu imponiren. Er weist auf die Mei-
nungsverschiedenheiten hin, welche im Schooße der Re-
gierung und der Kommission in der Platzfrage herrschten,
auf die Widersprüche in den Expertisen, auf alle die
Unklarheiten etc. Auf dieser sehr unzuverläßigen Grund-
lage fußte der Beschluß des Großen Rathes. Die Kritik
dieses Beschlusses liegt in seiner Geschichte. Redner weist
nach, daß spätere Untersuchungen noch nachdrücklicher die
Thatsache herausstellten, daß der Beschluß in der Asyl-
platzfrage auf durchaus anfechtbaren Grundlagen beruhe.
Ein Zurückkommen auf diesen Beschluß sei also geradezu
im Interesse der Sache. Man sage zwar, ein solcher
Schritt sei "noch nie" dagewesen. Aber gerade jene Leute,
welche so sprechen, schwärmen sonst immer für Dinge, die
"noch nie" dagewesen sind. Was die Lokalbesichtigung
anbetrifft, so ist dieselbe nichts Unerhörtes, solche Be-
sichtigungen sind schon von der badischen Kammer vorge-



[Spaltenumbruch] nommen worden und vom deutschen Reichstag. Also prüfe
man die dubiose Angelegenheit noch einmal reiflich in
Bezug auf die Platzfrage und auch auf eine Zweitheiligkeit
der Anstalt. Daß der Große Rath heute zusammentreten
muß, ist Schuld der Regierung. Die Initianten ver-
langten Behandlung der Frage an der im November be-
schlossenen außerordentlichen Februarsitzung. Der Große
Rath vergibt sich in seiner Würde nichts, wenn er eine
durchaus unreife Sache zur größeren Klarstellung nochmals
in Wiedererwägung zieht. Und wenn man von den Kon-
sequenzen eines solchen Schrittes spricht, so kann Redner
dieselben nur glückliche nennen, da derselbe für die Zu-
kunft einen Fingerzeig gibt zu einer gründlichern und
allseitigern Behandlung wichtiger Fragen. Der Kantons-
rath kann um so eher auf das Begehren der Initianten
eingehen, als die Frage im Mai doch erledigt werden
könnte und fast keine Zeit verloren ginge.

Dr. Arthur Hoffmann ist der Ansicht, daß sich
die Initianten für Zurückkommen in zwei Lager theilen.
Die eine Fraktion will eine Aenderung des Platzes, die
andere möchte eine nochmalige Erdauerung der Frage
überhaupt. Redner glaubt, daß nur der letztere Stand-
punkt ernstliche Würdigung verdiene. Es sei zuzugeben,
daß weder die Regierung noch die Kommission die Asyl-
frage derart vorbereitet hatten, daß man einer völlig ab-
gekärten Sache gegenüberstehe. Man habe aber im No-
vember die Platzfrage erledigen können, unbeschadet der
weitern nothwendigen Abklärung der Angelegenheit. Ein
Zurückkommen auf jenen Beschluß im Sinne der Wieder-
erwägung der Asylfrage als solche würde eine Verschieb-
ung auf Jahre hinaus bedeuten; da sollte aber der Große
Rath nicht mitmachen, trotz einiger noch vorhandener Un-
ebenheiten. Wenn es brenne, lasse der Spritzenkomman-
dant nicht erst die Spritze glänzend putzen, sondern er
brauche sie und wenn der Hungernde vor der Thüre stehe,
so gebe man ihm eher ein Stücklein Fleisch, welches noch
nicht ganz weich sei, als daß man ihn leer abziehen lasse.
In ähnlicher Lage befinde man sich jetzt. Die Sache sei
dringend.

Gemeindammann Schubiger in Uznach replizirt
auf das Votum von Dr. Jung, indem er nochmals warm
für die Errichtung von zwei Anstalten an Stelle der ge-
planten großen Humanitätsfabrik eintritt und die Gründe
für eine solche Trennung vom medizinischen Standpunkte
darlegt. Er wendet sich dann gegen die Behauptung,
daß das Studium der Zweitheilung der Anstalt gleich-
bedeutend sei mit einer Verschiebung der Frage auf un-
bestimmte Zeit. Bis zum Mai sei Zeit genug, um die
Sache nach dieser Seite zu prüfen und im Herbst könne
man dann doch bauen.

Dr. Jung erklärt, daß die Frage der Zweitheilung
schon von Anfang an geprüft wurde. Wahr sei freilich,
daß dieselbe nicht bis in alle Details erörtert wurde.




[Spaltenumbruch]
Ein Beitrag zur Gasterländischen Geschichte.
III.

Schännis ist die größte Gemeinde und der Haupt-
ort des Bezirkes Gaster, allerdings nicht deßwegen, weil
da zufällig auch die Rindviehschau abgehalten wird. Auch
in Bezug auf die Anzahl der Geschlechter steht es obenan,
indem es deren 47 verschiedene, also mehr als die Hälfte
des Bezirkes; beherbergt. Ganz gemüthlich scheint es hier
nicht zuzugehen; da haust noch Bär und Fuchs, von den
Leuten sind viele Grob und Hässig, und Juden gibt es
eine Masse; dagegen soll die Musik nicht vernachlässigt
sein; wenigstens lassen die vielen Giger und Pfiffner so
etwas vermuthen. Von Trompeten aber schweigt die Ge-
schichte. Von Abstammung und Einbürgerung zu er-
zählen, wäre eine etwas heikle Sache und wollen wir hie-
von lieber absehen, da es ja nicht unbekannt ist, wie die
Schänniser in diesem Kapitel auch schon gehandelt haben.
Wir lassen daher ohne Weiteres die Zusammenstellung
folgen, wonach sich Jeder selbst nach seinem Gutdünken
Glossen machen möge.

[Tabelle]
IV.

Für Benken hatte die Volkszählung unter Anderem
zur Folge, daß es betreffend Einwohnerzahl in den dritten
Rang vorrückte, da es Amden um etliches überflügelt hat.


[Spaltenumbruch]

In alphabetischer Ordnung marschirt Benken bekanntlich
schon in zweiter Linie; um hierin noch Fortschritte zu
machen und an die Spitze zu gelangen, bedarf es nur
einer passenden Auslegung des Alphabetes, was nicht
schwer sein dürfte, da die Benkener geriebene Interpreten
sind. Zu den Geschlechtern übergehend, möchten wir nur
des einen, Thum, Erwähnung thun. Es führt diese Fa-
milie ein ächt ritterliches Wappenschild, zwei Thürme und
dazwischen einen Ritterhandschuh. Dies scheint doch viel
eher darauf zu deuten, daß ihre Vorfahren "zum Thurn
oder Thurm" genannt worden sein dürften. Hievon
Thum abzuleiten, dünkt uns zwar nicht dumme, aber auch
nicht nöthig. Würden sie aber Thoma schreiben, so wären
sie das mächtigste Geschlecht des ganzen Bezirkes. Die
Benkner vertheilen sich wie folgt:

[Tabelle]
V.

Kaltbrunn. In diesem Sprachgebiete des O ist
das Eine auffallend und bemerkenswerth, daß von den
31 Familiennamen nur drei mit o, dagegen neun mit
a oder ä, welches dann auch wirklich so lautet, vorkommen.
Erkläre mir, Graf Orindur, diesen Zwiespalt der Natur.
Es zählen

[Tabelle]
[Spaltenumbruch]

Das geschah aber aus dem ganz einfachen Grunde, weil
man schon bei einem oberflächlichen Ueberschlage sah, daß
zwei Anstalten die finanziellen Forderungen sehr stei-
gern würden, daß sie gar nicht zu erfüllen wären. Da-
mit sei diese Frage beseitiget. Man möge das Begehren
der Initianten noch so unschuldig darstellen, die eine
Thatsache sei nicht aus der Welt zu schaffen, daß falls
ihm entsprochen würde, einer parlamentarischen Unord-
nung Thür und Thor geöffnet wäre. Was hätten z. B.
einzelne Redner gesagt, wenn die konservativen Mitglieder
des Großen Rathes ein ähnliches Initiativbegehren gestellt
hätten in der Realschulflügel-Angelegenheit? Würden
derartige Begehren üblich, kommen wir erst an kein Ende,
wenn der Große Rath durch die Volkszählung auf 192
Mitglieder anwächst, wovor uns zwar Gott behüten wolle.

Broder erklärt, daß er nach wie vor über die An-
gelegenheit nicht beruhigt sei und daß man auch im Volke
das Gefühl habe, einer unreifen und ungenügend vorbe-
retteten Sache gegenüberzustehen. Daß es so gekommen,
daran sei freilich der Große Rath auch schuld, welcher
über dem Zanke und dem Markte um den Asylplatz
die gründliche Erdaurung der Asylfrage selbst vergaß.

Ständerath Good spricht ebenfalls eifrig für Zurück-
kommen.

Damit hatte die Diskussion ihr Ende gefunden und
es wurde zur Abstimmung geschritten.

Eicher und Good beantragen Namensaufruf.

Dekan Ruggle wünscht geheime Abstimmung, wenn
eine solche zulässig sei und warnt die Antragsteller vor
den Kränzen, welche sie mit dem Namensaufruf zu er-
halten hoffen, statt solcher aus Lorbeeren könnten sie leicht
zu Kränzen aus Stechpalmen gelangen.

Präsident Gaudy erklärt, daß geheime Abstimmung
unzulässig.

Broder-Eicher ziehen den Antrag auf Namens-
aufruf zurück; Wirth-Sand hält ihn dagegen aufrecht.

Es wird Namensaufruf beschlossen.

Mit Ja, das heißt für Zurückkommen stimmten:

Abderhalden Wattwil, Anderegg Atzmoos, Bärlocher, Kantons-
gerichtspräsident, Bollhalter St. Johann, Broder Sargans, Bru-
mann Jona, Eberle Wallenstadt, Eggenberger Grabs, Eicher
Gommiswald, Fäh Kaltbrunn, Galluser Berneck, Gerig Wattwil,
Gmür Amden, Gnehm Rapperswyl, Gnipper Ebnat, Good Stän-
derath, Good Nationalrath, Good Ragaz, Gräßli Grabs, Grob
Degersheim, Grob Hemberg, Gubser Quarten, Guntli Altstätten,
Hässig Maseltrangen, Hagmann Sevelen, Hidber Mels, Hilty
Grabs, Hinder Rieden, Hofstetter St. Gallen-Kappel, Suter Wal-
lenstadt, Keel Goldach, Kühne Benken, Kuhn Degersheim. Kuhn
Wildhaus, Kuhn Neßlau, Kurat Flums, Kuster Schmerikon, Leh-
mann Andwil, Looser Kappel, Lüchinger Oberriet, Mannhardt
Flums, Morger Eschenbach, Müller Ernetschwil, Müller Krinau,
Näf Mogelsberg, Nigg Pfäfers, Raschle Wattwyl, Reich Neßlau,
Rohrer Buchs, Scherrer Gams, Schoeb Gams, Schubiger Für-
sprech, Schubiger Gemeindammann, Suter Neu St. Johann,
Vesty Vilters, Wäger Goldingen, Wäspi Peterzell, Wädensweiler
Berg, Wildhaber Flums, Winiger Jona, Zoller Quarten, Zimmer-
mann Weesen, Zogg Buchs, Zürcher Eschenbach.

Mit Nein, gegen Zurückkommen stimmten:

Ambühl St. Gallen, Ammann Kirchberg, Bärlocher Rheineck,
Berlinger Ganterswyl, Bernet Bronschhofen, Bersinger Strauben-
zell, Bösch Kappel, Bohl Stein, Buchegger Langgasse, Büchel
Rüthi, Bürgi Mosnang, Bürcki St. Gallen, Buff Bruggen, Burck-
hardt Tablat, Custer Altstätten, Dux Oberriet, Eberle Häggen-
schwil, Egg St. Margrethen, Egger, Eggersriet, Federer Berneck,
Fehr St. Gallen, Forster Oberhelfenswil, Frey Widnau, Früh
Mogelsberg, Gähwiler Untereggen, Gasser Diepoldsau, Germann
Muolen, Glinz Rorschach, Göldi Sennwald, Graf Rebstein, Grob
Flawil, Grütter St. Gallen, Hafner Kronbühl, Hanselmann Früm-
sen, Hartmann Brunnadern, Högger Goßau, Dr. Hoffmann Arth.
St. Gallen, Hoffmann Ständerath St. Gallen, Hoffmann Tablat,
Dr. Holenstein St. Gallen. Hungerbühler Bruggen, Jakob St.
Gallen, Inhelder Ebnat, Dr. Jung Wyl, Jung Niederhelfenswil,




Warum die Kaltbrunner Davi und Reget schreiben,
während sie in Amden David und in Schänis Riget
haben, werden diejenigen, die es angeht, wohl selbst am
Besten wissen. Die Freude an etwas "apartigem" ist
auch eine Freude.

VI.

Rieden. Denen kann man mit dem besten Willen
keines anhängen, da ein halbes hundert "Hindermänner"
jeden Versuch vereiteln, ihnen beizukommen. Die in
Rieden wohnhaften Genossenbürger vertheilen sich auf 10
Geschlechier, nämlich:

[Tabelle]

Schließlich führen wir noch einige der größten Ge-
schlechter im Bezirk überhaupt auf. Dabei sind dann
alle Bezirksburger desselben Namens, die sich im Gaster
befinden, gezählt, während bei der gemeindeweisen Dar-
stellung z. B. in Kaltbrunn, keine Rosenast verzeichnet,
da sie nicht Bürger dieser Gemeinde sind. In der ganzen
Bezirksübersicht, welche wir jedoch der Weitläufigkeit wegen
nicht bringen wollen, figurirt dieser Name mit 4 Personen.

Die 20 bedeutendsten Geschlechtsnamen im Bezirk
Gaster:

[Tabelle]
[Spaltenumbruch]

Es herrſcht gar kein Uebelwollen gegen jene Gegend
und nicht gegen Oberkirch. Eine Trennung der Anſtalt
iſt unſtatthaft, denn ſie würde nur jahrelange Verſchiebung
bringen, die unſere Armen und Unglücklichen büßen müßten.
Dieſe Trennungsgelüſte ſind ein Experiment, um Hinter-
gedanken zu verdecken.

Der Große Rath, 176 Mann, kann auch nicht als
Experte im Lande herum wandern. Eine derartige
Bummelreiſe würde ihn lächerlich machen. Ferner muß,
was ſtrazzirt iſt, nicht bloß der Private, ſondern auch der
Staat zahlen.

Herr Broder würde das Recht auf Unterſchreiben des
Initiativgeſuches ſogar ſtrafrechtlich vertreten, wenn es
auch nicht in der Verfaſſung ſtünde.

Es herrſchte bei der Abſtimmung vom 23. Nov. große
Aufregung. Das iſt ſicher.

Der Regierungsrath hat gar nicht ſo viel gethan, wie
geſagt wird. Er hat einige Botſchäftlein vorgelegt, zu
denen er eigentlich nicht einmal ſtund. Und die Kom-
miſſion mußte in Sachen berathen, bevor der Regierungs-
rath etwas beſchloſſen hatte. Regierung und Kommiſſion
waren unter ſich niemals einig und die Abſtimmung ſelbſt
war mehr als kurios, eben weil keine einheitlichen Gut-
achten vorlagen.

Der Große Rath ſteht nicht in gleicher Lage, wie ein
Privatmann. Von ihm verlangt man eine Quantität
Selbſtverleugnung, er ſoll gut machen, was er in ſchwa-
cher Stunde gefehlt hat. Mag es auch ſchwer gehen, das
Wohl des Landes fordert es. Beruhigt war letztes Mal
Niemand; man war ſo geſpannt wie nur in einem kon-
feſſionellen Rekurs. Der Redner will auch nicht eine
Beſichtigung in corpore, dagegen ſollten vorarbeitende
Organe noch Wege finden, die Frage zur Zufriedenheit
zu löſen.

Fürſprech Schubiger behauptet, der Große Rath ſei
am 23. November nicht in der Verfaſſung geweſen, dem
ganzen Lande zu imponiren. Er weist auf die Mei-
nungsverſchiedenheiten hin, welche im Schooße der Re-
gierung und der Kommiſſion in der Platzfrage herrſchten,
auf die Widerſprüche in den Expertiſen, auf alle die
Unklarheiten ꝛc. Auf dieſer ſehr unzuverläßigen Grund-
lage fußte der Beſchluß des Großen Rathes. Die Kritik
dieſes Beſchluſſes liegt in ſeiner Geſchichte. Redner weist
nach, daß ſpätere Unterſuchungen noch nachdrücklicher die
Thatſache herausſtellten, daß der Beſchluß in der Aſyl-
platzfrage auf durchaus anfechtbaren Grundlagen beruhe.
Ein Zurückkommen auf dieſen Beſchluß ſei alſo geradezu
im Intereſſe der Sache. Man ſage zwar, ein ſolcher
Schritt ſei „noch nie“ dageweſen. Aber gerade jene Leute,
welche ſo ſprechen, ſchwärmen ſonſt immer für Dinge, die
„noch nie“ dageweſen ſind. Was die Lokalbeſichtigung
anbetrifft, ſo iſt dieſelbe nichts Unerhörtes, ſolche Be-
ſichtigungen ſind ſchon von der badiſchen Kammer vorge-



[Spaltenumbruch] nommen worden und vom deutſchen Reichstag. Alſo prüfe
man die dubioſe Angelegenheit noch einmal reiflich in
Bezug auf die Platzfrage und auch auf eine Zweitheiligkeit
der Anſtalt. Daß der Große Rath heute zuſammentreten
muß, iſt Schuld der Regierung. Die Initianten ver-
langten Behandlung der Frage an der im November be-
ſchloſſenen außerordentlichen Februarſitzung. Der Große
Rath vergibt ſich in ſeiner Würde nichts, wenn er eine
durchaus unreife Sache zur größeren Klarſtellung nochmals
in Wiedererwägung zieht. Und wenn man von den Kon-
ſequenzen eines ſolchen Schrittes ſpricht, ſo kann Redner
dieſelben nur glückliche nennen, da derſelbe für die Zu-
kunft einen Fingerzeig gibt zu einer gründlichern und
allſeitigern Behandlung wichtiger Fragen. Der Kantons-
rath kann um ſo eher auf das Begehren der Initianten
eingehen, als die Frage im Mai doch erledigt werden
könnte und faſt keine Zeit verloren ginge.

Dr. Arthur Hoffmann iſt der Anſicht, daß ſich
die Initianten für Zurückkommen in zwei Lager theilen.
Die eine Fraktion will eine Aenderung des Platzes, die
andere möchte eine nochmalige Erdauerung der Frage
überhaupt. Redner glaubt, daß nur der letztere Stand-
punkt ernſtliche Würdigung verdiene. Es ſei zuzugeben,
daß weder die Regierung noch die Kommiſſion die Aſyl-
frage derart vorbereitet hatten, daß man einer völlig ab-
gekärten Sache gegenüberſtehe. Man habe aber im No-
vember die Platzfrage erledigen können, unbeſchadet der
weitern nothwendigen Abklärung der Angelegenheit. Ein
Zurückkommen auf jenen Beſchluß im Sinne der Wieder-
erwägung der Aſylfrage als ſolche würde eine Verſchieb-
ung auf Jahre hinaus bedeuten; da ſollte aber der Große
Rath nicht mitmachen, trotz einiger noch vorhandener Un-
ebenheiten. Wenn es brenne, laſſe der Spritzenkomman-
dant nicht erſt die Spritze glänzend putzen, ſondern er
brauche ſie und wenn der Hungernde vor der Thüre ſtehe,
ſo gebe man ihm eher ein Stücklein Fleiſch, welches noch
nicht ganz weich ſei, als daß man ihn leer abziehen laſſe.
In ähnlicher Lage befinde man ſich jetzt. Die Sache ſei
dringend.

Gemeindammann Schubiger in Uznach replizirt
auf das Votum von Dr. Jung, indem er nochmals warm
für die Errichtung von zwei Anſtalten an Stelle der ge-
planten großen Humanitätsfabrik eintritt und die Gründe
für eine ſolche Trennung vom mediziniſchen Standpunkte
darlegt. Er wendet ſich dann gegen die Behauptung,
daß das Studium der Zweitheilung der Anſtalt gleich-
bedeutend ſei mit einer Verſchiebung der Frage auf un-
beſtimmte Zeit. Bis zum Mai ſei Zeit genug, um dıe
Sache nach dieſer Seite zu prüfen und im Herbſt könne
man dann doch bauen.

Dr. Jung erklärt, daß die Frage der Zweitheilung
ſchon von Anfang an geprüft wurde. Wahr ſei freilich,
daß dieſelbe nicht bis in alle Details erörtert wurde.




[Spaltenumbruch]
Ein Beitrag zur Gaſterländiſchen Geſchichte.
III.

Schännis iſt die größte Gemeinde und der Haupt-
ort des Bezirkes Gaſter, allerdings nicht deßwegen, weil
da zufällig auch die Rindviehſchau abgehalten wird. Auch
in Bezug auf die Anzahl der Geſchlechter ſteht es obenan,
indem es deren 47 verſchiedene, alſo mehr als die Hälfte
des Bezirkes; beherbergt. Ganz gemüthlich ſcheint es hier
nicht zuzugehen; da haust noch Bär und Fuchs, von den
Leuten ſind viele Grob und Häſſig, und Juden gibt es
eine Maſſe; dagegen ſoll die Muſik nicht vernachläſſigt
ſein; wenigſtens laſſen die vielen Giger und Pfiffner ſo
etwas vermuthen. Von Trompeten aber ſchweigt die Ge-
ſchichte. Von Abſtammung und Einbürgerung zu er-
zählen, wäre eine etwas heikle Sache und wollen wir hie-
von lieber abſehen, da es ja nicht unbekannt iſt, wie die
Schänniſer in dieſem Kapitel auch ſchon gehandelt haben.
Wir laſſen daher ohne Weiteres die Zuſammenſtellung
folgen, wonach ſich Jeder ſelbſt nach ſeinem Gutdünken
Gloſſen machen möge.

[Tabelle]
IV.

Für Benken hatte die Volkszählung unter Anderem
zur Folge, daß es betreffend Einwohnerzahl in den dritten
Rang vorrückte, da es Amden um etliches überflügelt hat.


[Spaltenumbruch]

In alphabetiſcher Ordnung marſchirt Benken bekanntlich
ſchon in zweiter Linie; um hierin noch Fortſchritte zu
machen und an die Spitze zu gelangen, bedarf es nur
einer paſſenden Auslegung des Alphabetes, was nicht
ſchwer ſein dürfte, da die Benkener geriebene Interpreten
ſind. Zu den Geſchlechtern übergehend, möchten wir nur
des einen, Thum, Erwähnung thun. Es führt dieſe Fa-
milie ein ächt ritterliches Wappenſchild, zwei Thürme und
dazwiſchen einen Ritterhandſchuh. Dies ſcheint doch viel
eher darauf zu deuten, daß ihre Vorfahren „zum Thurn
oder Thurm“ genannt worden ſein dürften. Hievon
Thum abzuleiten, dünkt uns zwar nicht dumme, aber auch
nicht nöthig. Würden ſie aber Thoma ſchreiben, ſo wären
ſie das mächtigſte Geſchlecht des ganzen Bezirkes. Die
Benkner vertheilen ſich wie folgt:

[Tabelle]
V.

Kaltbrunn. In dieſem Sprachgebiete des O iſt
das Eine auffallend und bemerkenswerth, daß von den
31 Familiennamen nur drei mit o, dagegen neun mit
a oder ä, welches dann auch wirklich ſo lautet, vorkommen.
Erkläre mir, Graf Orindur, dieſen Zwieſpalt der Natur.
Es zählen

[Tabelle]
[Spaltenumbruch]

Das geſchah aber aus dem ganz einfachen Grunde, weil
man ſchon bei einem oberflächlichen Ueberſchlage ſah, daß
zwei Anſtalten die finanziellen Forderungen ſehr ſtei-
gern würden, daß ſie gar nicht zu erfüllen wären. Da-
mit ſei dieſe Frage beſeitiget. Man möge das Begehren
der Initianten noch ſo unſchuldig darſtellen, die eine
Thatſache ſei nicht aus der Welt zu ſchaffen, daß falls
ihm entſprochen würde, einer parlamentariſchen Unord-
nung Thür und Thor geöffnet wäre. Was hätten z. B.
einzelne Redner geſagt, wenn die konſervativen Mitglieder
des Großen Rathes ein ähnliches Initiativbegehren geſtellt
hätten in der Realſchulflügel-Angelegenheit? Würden
derartige Begehren üblich, kommen wir erſt an kein Ende,
wenn der Große Rath durch die Volkszählung auf 192
Mitglieder anwächst, wovor uns zwar Gott behüten wolle.

Broder erklärt, daß er nach wie vor über die An-
gelegenheit nicht beruhigt ſei und daß man auch im Volke
das Gefühl habe, einer unreifen und ungenügend vorbe-
retteten Sache gegenüberzuſtehen. Daß es ſo gekommen,
daran ſei freilich der Große Rath auch ſchuld, welcher
über dem Zanke und dem Markte um den Aſylplatz
die gründliche Erdaurung der Aſylfrage ſelbſt vergaß.

Ständerath Good ſpricht ebenfalls eifrig für Zurück-
kommen.

Damit hatte die Diskuſſion ihr Ende gefunden und
es wurde zur Abſtimmung geſchritten.

Eicher und Good beantragen Namensaufruf.

Dekan Ruggle wünſcht geheime Abſtimmung, wenn
eine ſolche zuläſſig ſei und warnt die Antragſteller vor
den Kränzen, welche ſie mit dem Namensaufruf zu er-
halten hoffen, ſtatt ſolcher aus Lorbeeren könnten ſie leicht
zu Kränzen aus Stechpalmen gelangen.

Präſident Gaudy erklärt, daß geheime Abſtimmung
unzuläſſig.

Broder-Eicher ziehen den Antrag auf Namens-
aufruf zurück; Wirth-Sand hält ihn dagegen aufrecht.

Es wird Namensaufruf beſchloſſen.

Mit Ja, das heißt für Zurückkommen ſtimmten:

Abderhalden Wattwil, Anderegg Atzmoos, Bärlocher, Kantons-
gerichtspräſident, Bollhalter St. Johann, Broder Sargans, Bru-
mann Jona, Eberle Wallenſtadt, Eggenberger Grabs, Eicher
Gommiswald, Fäh Kaltbrunn, Galluſer Berneck, Gerig Wattwil,
Gmür Amden, Gnehm Rapperswyl, Gnipper Ebnat, Good Stän-
derath, Good Nationalrath, Good Ragaz, Gräßli Grabs, Grob
Degersheim, Grob Hemberg, Gubſer Quarten, Guntli Altſtätten,
Häſſig Maſeltrangen, Hagmann Sevelen, Hidber Mels, Hilty
Grabs, Hinder Rieden, Hofſtetter St. Gallen-Kappel, Suter Wal-
lenſtadt, Keel Goldach, Kühne Benken, Kuhn Degersheim. Kuhn
Wildhaus, Kuhn Neßlau, Kurat Flums, Kuſter Schmerikon, Leh-
mann Andwil, Looſer Kappel, Lüchinger Oberriet, Mannhardt
Flums, Morger Eſchenbach, Müller Ernetſchwil, Müller Krinau,
Näf Mogelsberg, Nigg Pfäfers, Raſchle Wattwyl, Reich Neßlau,
Rohrer Buchs, Scherrer Gams, Schoeb Gams, Schubiger Für-
ſprech, Schubiger Gemeindammann, Suter Neu St. Johann,
Veſty Vilters, Wäger Goldingen, Wäſpi Peterzell, Wädensweiler
Berg, Wildhaber Flums, Winiger Jona, Zoller Quarten, Zimmer-
mann Weeſen, Zogg Buchs, Zürcher Eſchenbach.

Mit Nein, gegen Zurückkommen ſtimmten:

Ambühl St. Gallen, Ammann Kirchberg, Bärlocher Rheineck,
Berlinger Ganterswyl, Bernet Bronſchhofen, Berſinger Strauben-
zell, Böſch Kappel, Bohl Stein, Buchegger Langgaſſe, Büchel
Rüthi, Bürgi Mosnang, Bürcki St. Gallen, Buff Bruggen, Burck-
hardt Tablat, Cuſter Altſtätten, Dux Oberriet, Eberle Häggen-
ſchwil, Egg St. Margrethen, Egger, Eggersriet, Federer Berneck,
Fehr St. Gallen, Forſter Oberhelfenswil, Frey Widnau, Früh
Mogelsberg, Gähwiler Untereggen, Gaſſer Diepoldsau, Germann
Muolen, Glinz Rorſchach, Göldi Sennwald, Graf Rebſtein, Grob
Flawil, Grütter St. Gallen, Hafner Kronbühl, Hanſelmann Früm-
ſen, Hartmann Brunnadern, Högger Goßau, Dr. Hoffmann Arth.
St. Gallen, Hoffmann Ständerath St. Gallen, Hoffmann Tablat,
Dr. Holenſtein St. Gallen. Hungerbühler Bruggen, Jakob St.
Gallen, Inhelder Ebnat, Dr. Jung Wyl, Jung Niederhelfenswil,




Warum die Kaltbrunner Davi und Reget ſchreiben,
während ſie in Amden David und in Schänis Riget
haben, werden diejenigen, die es angeht, wohl ſelbſt am
Beſten wiſſen. Die Freude an etwas „apartigem“ iſt
auch eine Freude.

VI.

Rieden. Denen kann man mit dem beſten Willen
keines anhängen, da ein halbes hundert „Hindermänner“
jeden Verſuch vereiteln, ihnen beizukommen. Die in
Rieden wohnhaften Genoſſenbürger vertheilen ſich auf 10
Geſchlechier, nämlich:

[Tabelle]

Schließlich führen wir noch einige der größten Ge-
ſchlechter im Bezirk überhaupt auf. Dabei ſind dann
alle Bezirksburger deſſelben Namens, die ſich im Gaſter
befinden, gezählt, während bei der gemeindeweiſen Dar-
ſtellung z. B. in Kaltbrunn, keine Roſenaſt verzeichnet,
da ſie nicht Bürger dieſer Gemeinde ſind. In der ganzen
Bezirksüberſicht, welche wir jedoch der Weitläufigkeit wegen
nicht bringen wollen, figurirt dieſer Name mit 4 Perſonen.

Die 20 bedeutendſten Geſchlechtsnamen im Bezirk
Gaſter:

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[2/0002] Es herrſcht gar kein Uebelwollen gegen jene Gegend und nicht gegen Oberkirch. Eine Trennung der Anſtalt iſt unſtatthaft, denn ſie würde nur jahrelange Verſchiebung bringen, die unſere Armen und Unglücklichen büßen müßten. Dieſe Trennungsgelüſte ſind ein Experiment, um Hinter- gedanken zu verdecken. Der Große Rath, 176 Mann, kann auch nicht als Experte im Lande herum wandern. Eine derartige Bummelreiſe würde ihn lächerlich machen. Ferner muß, was ſtrazzirt iſt, nicht bloß der Private, ſondern auch der Staat zahlen. Herr Broder würde das Recht auf Unterſchreiben des Initiativgeſuches ſogar ſtrafrechtlich vertreten, wenn es auch nicht in der Verfaſſung ſtünde. Es herrſchte bei der Abſtimmung vom 23. Nov. große Aufregung. Das iſt ſicher. Der Regierungsrath hat gar nicht ſo viel gethan, wie geſagt wird. Er hat einige Botſchäftlein vorgelegt, zu denen er eigentlich nicht einmal ſtund. Und die Kom- miſſion mußte in Sachen berathen, bevor der Regierungs- rath etwas beſchloſſen hatte. Regierung und Kommiſſion waren unter ſich niemals einig und die Abſtimmung ſelbſt war mehr als kurios, eben weil keine einheitlichen Gut- achten vorlagen. Der Große Rath ſteht nicht in gleicher Lage, wie ein Privatmann. Von ihm verlangt man eine Quantität Selbſtverleugnung, er ſoll gut machen, was er in ſchwa- cher Stunde gefehlt hat. Mag es auch ſchwer gehen, das Wohl des Landes fordert es. Beruhigt war letztes Mal Niemand; man war ſo geſpannt wie nur in einem kon- feſſionellen Rekurs. Der Redner will auch nicht eine Beſichtigung in corpore, dagegen ſollten vorarbeitende Organe noch Wege finden, die Frage zur Zufriedenheit zu löſen. Fürſprech Schubiger behauptet, der Große Rath ſei am 23. November nicht in der Verfaſſung geweſen, dem ganzen Lande zu imponiren. Er weist auf die Mei- nungsverſchiedenheiten hin, welche im Schooße der Re- gierung und der Kommiſſion in der Platzfrage herrſchten, auf die Widerſprüche in den Expertiſen, auf alle die Unklarheiten ꝛc. Auf dieſer ſehr unzuverläßigen Grund- lage fußte der Beſchluß des Großen Rathes. Die Kritik dieſes Beſchluſſes liegt in ſeiner Geſchichte. Redner weist nach, daß ſpätere Unterſuchungen noch nachdrücklicher die Thatſache herausſtellten, daß der Beſchluß in der Aſyl- platzfrage auf durchaus anfechtbaren Grundlagen beruhe. Ein Zurückkommen auf dieſen Beſchluß ſei alſo geradezu im Intereſſe der Sache. Man ſage zwar, ein ſolcher Schritt ſei „noch nie“ dageweſen. Aber gerade jene Leute, welche ſo ſprechen, ſchwärmen ſonſt immer für Dinge, die „noch nie“ dageweſen ſind. Was die Lokalbeſichtigung anbetrifft, ſo iſt dieſelbe nichts Unerhörtes, ſolche Be- ſichtigungen ſind ſchon von der badiſchen Kammer vorge- nommen worden und vom deutſchen Reichstag. Alſo prüfe man die dubioſe Angelegenheit noch einmal reiflich in Bezug auf die Platzfrage und auch auf eine Zweitheiligkeit der Anſtalt. Daß der Große Rath heute zuſammentreten muß, iſt Schuld der Regierung. Die Initianten ver- langten Behandlung der Frage an der im November be- ſchloſſenen außerordentlichen Februarſitzung. Der Große Rath vergibt ſich in ſeiner Würde nichts, wenn er eine durchaus unreife Sache zur größeren Klarſtellung nochmals in Wiedererwägung zieht. Und wenn man von den Kon- ſequenzen eines ſolchen Schrittes ſpricht, ſo kann Redner dieſelben nur glückliche nennen, da derſelbe für die Zu- kunft einen Fingerzeig gibt zu einer gründlichern und allſeitigern Behandlung wichtiger Fragen. Der Kantons- rath kann um ſo eher auf das Begehren der Initianten eingehen, als die Frage im Mai doch erledigt werden könnte und faſt keine Zeit verloren ginge. Dr. Arthur Hoffmann iſt der Anſicht, daß ſich die Initianten für Zurückkommen in zwei Lager theilen. Die eine Fraktion will eine Aenderung des Platzes, die andere möchte eine nochmalige Erdauerung der Frage überhaupt. Redner glaubt, daß nur der letztere Stand- punkt ernſtliche Würdigung verdiene. Es ſei zuzugeben, daß weder die Regierung noch die Kommiſſion die Aſyl- frage derart vorbereitet hatten, daß man einer völlig ab- gekärten Sache gegenüberſtehe. Man habe aber im No- vember die Platzfrage erledigen können, unbeſchadet der weitern nothwendigen Abklärung der Angelegenheit. Ein Zurückkommen auf jenen Beſchluß im Sinne der Wieder- erwägung der Aſylfrage als ſolche würde eine Verſchieb- ung auf Jahre hinaus bedeuten; da ſollte aber der Große Rath nicht mitmachen, trotz einiger noch vorhandener Un- ebenheiten. Wenn es brenne, laſſe der Spritzenkomman- dant nicht erſt die Spritze glänzend putzen, ſondern er brauche ſie und wenn der Hungernde vor der Thüre ſtehe, ſo gebe man ihm eher ein Stücklein Fleiſch, welches noch nicht ganz weich ſei, als daß man ihn leer abziehen laſſe. In ähnlicher Lage befinde man ſich jetzt. Die Sache ſei dringend. Gemeindammann Schubiger in Uznach replizirt auf das Votum von Dr. Jung, indem er nochmals warm für die Errichtung von zwei Anſtalten an Stelle der ge- planten großen Humanitätsfabrik eintritt und die Gründe für eine ſolche Trennung vom mediziniſchen Standpunkte darlegt. Er wendet ſich dann gegen die Behauptung, daß das Studium der Zweitheilung der Anſtalt gleich- bedeutend ſei mit einer Verſchiebung der Frage auf un- beſtimmte Zeit. Bis zum Mai ſei Zeit genug, um dıe Sache nach dieſer Seite zu prüfen und im Herbſt könne man dann doch bauen. Dr. Jung erklärt, daß die Frage der Zweitheilung ſchon von Anfang an geprüft wurde. Wahr ſei freilich, daß dieſelbe nicht bis in alle Details erörtert wurde. Ein Beitrag zur Gaſterländiſchen Geſchichte. III. Schännis iſt die größte Gemeinde und der Haupt- ort des Bezirkes Gaſter, allerdings nicht deßwegen, weil da zufällig auch die Rindviehſchau abgehalten wird. Auch in Bezug auf die Anzahl der Geſchlechter ſteht es obenan, indem es deren 47 verſchiedene, alſo mehr als die Hälfte des Bezirkes; beherbergt. Ganz gemüthlich ſcheint es hier nicht zuzugehen; da haust noch Bär und Fuchs, von den Leuten ſind viele Grob und Häſſig, und Juden gibt es eine Maſſe; dagegen ſoll die Muſik nicht vernachläſſigt ſein; wenigſtens laſſen die vielen Giger und Pfiffner ſo etwas vermuthen. Von Trompeten aber ſchweigt die Ge- ſchichte. Von Abſtammung und Einbürgerung zu er- zählen, wäre eine etwas heikle Sache und wollen wir hie- von lieber abſehen, da es ja nicht unbekannt iſt, wie die Schänniſer in dieſem Kapitel auch ſchon gehandelt haben. Wir laſſen daher ohne Weiteres die Zuſammenſtellung folgen, wonach ſich Jeder ſelbſt nach ſeinem Gutdünken Gloſſen machen möge. IV. Für Benken hatte die Volkszählung unter Anderem zur Folge, daß es betreffend Einwohnerzahl in den dritten Rang vorrückte, da es Amden um etliches überflügelt hat. In alphabetiſcher Ordnung marſchirt Benken bekanntlich ſchon in zweiter Linie; um hierin noch Fortſchritte zu machen und an die Spitze zu gelangen, bedarf es nur einer paſſenden Auslegung des Alphabetes, was nicht ſchwer ſein dürfte, da die Benkener geriebene Interpreten ſind. Zu den Geſchlechtern übergehend, möchten wir nur des einen, Thum, Erwähnung thun. Es führt dieſe Fa- milie ein ächt ritterliches Wappenſchild, zwei Thürme und dazwiſchen einen Ritterhandſchuh. Dies ſcheint doch viel eher darauf zu deuten, daß ihre Vorfahren „zum Thurn oder Thurm“ genannt worden ſein dürften. Hievon Thum abzuleiten, dünkt uns zwar nicht dumme, aber auch nicht nöthig. Würden ſie aber Thoma ſchreiben, ſo wären ſie das mächtigſte Geſchlecht des ganzen Bezirkes. Die Benkner vertheilen ſich wie folgt: V. Kaltbrunn. In dieſem Sprachgebiete des O iſt das Eine auffallend und bemerkenswerth, daß von den 31 Familiennamen nur drei mit o, dagegen neun mit a oder ä, welches dann auch wirklich ſo lautet, vorkommen. Erkläre mir, Graf Orindur, dieſen Zwieſpalt der Natur. Es zählen Das geſchah aber aus dem ganz einfachen Grunde, weil man ſchon bei einem oberflächlichen Ueberſchlage ſah, daß zwei Anſtalten die finanziellen Forderungen ſehr ſtei- gern würden, daß ſie gar nicht zu erfüllen wären. Da- mit ſei dieſe Frage beſeitiget. Man möge das Begehren der Initianten noch ſo unſchuldig darſtellen, die eine Thatſache ſei nicht aus der Welt zu ſchaffen, daß falls ihm entſprochen würde, einer parlamentariſchen Unord- nung Thür und Thor geöffnet wäre. Was hätten z. B. einzelne Redner geſagt, wenn die konſervativen Mitglieder des Großen Rathes ein ähnliches Initiativbegehren geſtellt hätten in der Realſchulflügel-Angelegenheit? Würden derartige Begehren üblich, kommen wir erſt an kein Ende, wenn der Große Rath durch die Volkszählung auf 192 Mitglieder anwächst, wovor uns zwar Gott behüten wolle. Broder erklärt, daß er nach wie vor über die An- gelegenheit nicht beruhigt ſei und daß man auch im Volke das Gefühl habe, einer unreifen und ungenügend vorbe- retteten Sache gegenüberzuſtehen. Daß es ſo gekommen, daran ſei freilich der Große Rath auch ſchuld, welcher über dem Zanke und dem Markte um den Aſylplatz die gründliche Erdaurung der Aſylfrage ſelbſt vergaß. Ständerath Good ſpricht ebenfalls eifrig für Zurück- kommen. Damit hatte die Diskuſſion ihr Ende gefunden und es wurde zur Abſtimmung geſchritten. Eicher und Good beantragen Namensaufruf. Dekan Ruggle wünſcht geheime Abſtimmung, wenn eine ſolche zuläſſig ſei und warnt die Antragſteller vor den Kränzen, welche ſie mit dem Namensaufruf zu er- halten hoffen, ſtatt ſolcher aus Lorbeeren könnten ſie leicht zu Kränzen aus Stechpalmen gelangen. Präſident Gaudy erklärt, daß geheime Abſtimmung unzuläſſig. Broder-Eicher ziehen den Antrag auf Namens- aufruf zurück; Wirth-Sand hält ihn dagegen aufrecht. Es wird Namensaufruf beſchloſſen. Mit Ja, das heißt für Zurückkommen ſtimmten: Abderhalden Wattwil, Anderegg Atzmoos, Bärlocher, Kantons- gerichtspräſident, Bollhalter St. Johann, Broder Sargans, Bru- mann Jona, Eberle Wallenſtadt, Eggenberger Grabs, Eicher Gommiswald, Fäh Kaltbrunn, Galluſer Berneck, Gerig Wattwil, Gmür Amden, Gnehm Rapperswyl, Gnipper Ebnat, Good Stän- derath, Good Nationalrath, Good Ragaz, Gräßli Grabs, Grob Degersheim, Grob Hemberg, Gubſer Quarten, Guntli Altſtätten, Häſſig Maſeltrangen, Hagmann Sevelen, Hidber Mels, Hilty Grabs, Hinder Rieden, Hofſtetter St. Gallen-Kappel, Suter Wal- lenſtadt, Keel Goldach, Kühne Benken, Kuhn Degersheim. Kuhn Wildhaus, Kuhn Neßlau, Kurat Flums, Kuſter Schmerikon, Leh- mann Andwil, Looſer Kappel, Lüchinger Oberriet, Mannhardt Flums, Morger Eſchenbach, Müller Ernetſchwil, Müller Krinau, Näf Mogelsberg, Nigg Pfäfers, Raſchle Wattwyl, Reich Neßlau, Rohrer Buchs, Scherrer Gams, Schoeb Gams, Schubiger Für- ſprech, Schubiger Gemeindammann, Suter Neu St. Johann, Veſty Vilters, Wäger Goldingen, Wäſpi Peterzell, Wädensweiler Berg, Wildhaber Flums, Winiger Jona, Zoller Quarten, Zimmer- mann Weeſen, Zogg Buchs, Zürcher Eſchenbach. Mit Nein, gegen Zurückkommen ſtimmten: Ambühl St. Gallen, Ammann Kirchberg, Bärlocher Rheineck, Berlinger Ganterswyl, Bernet Bronſchhofen, Berſinger Strauben- zell, Böſch Kappel, Bohl Stein, Buchegger Langgaſſe, Büchel Rüthi, Bürgi Mosnang, Bürcki St. Gallen, Buff Bruggen, Burck- hardt Tablat, Cuſter Altſtätten, Dux Oberriet, Eberle Häggen- ſchwil, Egg St. Margrethen, Egger, Eggersriet, Federer Berneck, Fehr St. Gallen, Forſter Oberhelfenswil, Frey Widnau, Früh Mogelsberg, Gähwiler Untereggen, Gaſſer Diepoldsau, Germann Muolen, Glinz Rorſchach, Göldi Sennwald, Graf Rebſtein, Grob Flawil, Grütter St. Gallen, Hafner Kronbühl, Hanſelmann Früm- ſen, Hartmann Brunnadern, Högger Goßau, Dr. Hoffmann Arth. St. Gallen, Hoffmann Ständerath St. Gallen, Hoffmann Tablat, Dr. Holenſtein St. Gallen. Hungerbühler Bruggen, Jakob St. Gallen, Inhelder Ebnat, Dr. Jung Wyl, Jung Niederhelfenswil, Warum die Kaltbrunner Davi und Reget ſchreiben, während ſie in Amden David und in Schänis Riget haben, werden diejenigen, die es angeht, wohl ſelbſt am Beſten wiſſen. Die Freude an etwas „apartigem“ iſt auch eine Freude. VI. Rieden. Denen kann man mit dem beſten Willen keines anhängen, da ein halbes hundert „Hindermänner“ jeden Verſuch vereiteln, ihnen beizukommen. Die in Rieden wohnhaften Genoſſenbürger vertheilen ſich auf 10 Geſchlechier, nämlich: Schließlich führen wir noch einige der größten Ge- ſchlechter im Bezirk überhaupt auf. Dabei ſind dann alle Bezirksburger deſſelben Namens, die ſich im Gaſter befinden, gezählt, während bei der gemeindeweiſen Dar- ſtellung z. B. in Kaltbrunn, keine Roſenaſt verzeichnet, da ſie nicht Bürger dieſer Gemeinde ſind. In der ganzen Bezirksüberſicht, welche wir jedoch der Weitläufigkeit wegen nicht bringen wollen, figurirt dieſer Name mit 4 Perſonen. Die 20 bedeutendſten Geſchlechtsnamen im Bezirk Gaſter:

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 3, Uznach, 09. 01. 1889, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller3_1889/2>, abgerufen am 21.11.2024.