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St. Galler Volksblatt. Nr. 27, Uznach, 03. 04. 1889.

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[Spaltenumbruch] tägige Quarantäne zu verhängen. Zuwiderhandelnde wer-
den 50 bis 500 Fr. gebüßt.

-- Ein konservatives Parteiprogramm soll im Ent-
wurfe vom Vorstand der konservativen Fraktion ausge-
arbeitet und anläßlich der nächsten Sommersession vorge-
legt werden.

-- Die konservative Fraktion der Bundesversamm-
lung hat der Regierung von Tessin für ihre muthige und
entschiede Vertheidigung der souveränen Rechte der Kan-
tone und für ihre patriotische Haltung ihre volle Aner-
kennung ausgesprochen.

-- Jubelfeiern. Auf geschehene Anfrage an die
Vertreter der Urschweiz, ob sie geneigt wären, 1891, ge-
legentlich der 700jährigen Jubelfeier der Stadt Bern,
auch an der 600jährigen Gedenkfeier des Bundesbriefes
von 1291 sich zu betheiligen, haben Uri, Schwyz und
Unterwalden bejahend geantwortet.




St. Gallisches.



-- Aus den Verhandlungen des Regie-
rungsrathes
(vom 27. März).

Nachdem die Schlußberichte über die Azmoos und bei
Bovel, Rationen etc. in der Gemeinde Ragaz durchgeführten
Güterzusammenlegungen dem Regierungsrathe vorgelegt
worden sind, wird das Baudepartement zur Aushändigung
der seinerzeit dekretirten Staatsbeiträge, sowie angemesse-
ner Beiträge aus dem Liebesgabenfond ermächtigt. Es
erhalten demnach: das Güterzusammenlegungsunternehmen
in Azmoos bei einem Kostenbetrage Fr. 10,250 einen
Staatsbeitrag von Fr. 3100 und Fr. 600 aus dem Lie-
besgabenfond; die Güterzusammenlegung in Ragaz bei
einem Kostenaufwand von Fr. 11,444 neben einem Bei-
trag der politischen Gemeinde Ragaz von Fr. 1500 einen
Staatsbeitrag von Fr. 2500. Ebenso wird das Baude-
partement, nachdem das erste Baujahr der Bodenverbesse-
rung im Seezgebiet mit einem Kostenaufwand von Fr.
24,490. zum Abschluß gelangt ist, zur Ausbezahlung
der ersten Rata des Staatsbeitrages im Betrage von Fr.
6300 ermächtigt.

Das vom Baudepartement vorgelegte und von den
betreffenden Grundbesitzern gebilligte Projekt betreffend die
Korrektion des Schwarzgrabens von Montlingen und
Kriesern in der Gemeinde Oberriet im Kostenvoranschlage
von zirka Fr. 11,500 wird vom Regierungsrath geneh-
migt und an die Kosten desselben die Verabfolgung eines
Beitrages von Fr. 2000 aus dem Liebesgabenfond zuge-
sichert.

Ebenso genehmigt der Regierungsrath Pläne und Ko-
stenvoranschlag des Gemeinderathes von Goldingen für
die von der Gemeindeversammlung beschlossene Erstellung
einer Gemeindestraße von Oberholz nach der zürcherischen
Straße Hübli-Felmis.

Dem eidgenössischen Landwirthschaftsdepartement wird
der endgiltig festgestellte Plan für Güterzusammenlegung
auf Baltschana in den Gemeinden Mels und Vilters mit
dem Gesuche um Leistung eines entsprechenden Bundes-
beitrages an die auf Fr. 19,760 veranschlagten Kosten
übermittelt.

Der Kommission der toggenburgischen Webschule in
Wattwil wird die Bewilligung zur Erstellung des pro-
jektirten Neubaues im Dorf Wattwil in einer Distanz
von 3 Meter von der Staatsstraße ertheilt.


[Spaltenumbruch]

Die Militärschützengesellschaft in Uznach erhält die Be-
willigung zur Abhaltung eines auf kommenden. Monat
Mai in Aussicht genommenen Freischießens im Betrage
von Fr. 2500.

Das vom Gemeinderath von Flawil unterm 20. Feb-
ruar erlassene neue Marktreglement wird genehmigt, ebenso
das revidirte Forstreglement der Ortsgemeinde Weißtannen
vom 20. Januar l. I.

Die vom herwärtigen Regierungsrath bereits geneh-
migten Wirthschaftspläne über die ganz oder theilweise
auf dem Gebiet des Kantons Appenzell A.-Rh. gelegenen
Waldungen sieben St. Gallischer Korporationen werden
dem Regierungsrath des Kantons Appenzell A.-Rh. nach
Maßgabe der im November vorigen Jahres abgeschlossenen
Uebereinkunft zur Mitgenehmigung unterbreitet.

Den den Pionnirkompagnien des Landsturms beige-
gebenen Technikern wird nach Maßgabe von Art. 25 der
Verordnung über Organisation des Landsturms der Grad
von Pionniroffizieren zuerkannt.

Die Beschlüsse der Ortsgemeinde Vilters betreffend
Erhebung eines Anlehens von Fr. 3000 zum Zweck der
Schuldendeckung, und der Kirchgemeinde Rüthi betreffend
außerordentliche Steuererhebung behufs Erstellung neuer
Altäre erhalten die regierungsräthliche Bestätigung.

Herr Dr. Sonderegger in St. Gallen übermittelt
von einem Ungenannten eine Vergabung von Fr. 50 zu
Gunsten des Freibettenbetriebsfondes.

-- St. Gallen.

Am 29. März fand die General-
versammlung des Stickereiverbandes unter dem Vorsitze
des Vizepräsidenten Löpfe-Sequin statt. In der Eröff-
nungsrede bemerkte derselbe, daß die Musterklassifikation
trotz anfänglicher Opposition sich ohne Störung durch-
führen ließ und für die gedrückten Elemente des Ver-
bandes von Nutzen war. Die Hauptaufgaben des lau-
fenden Jahres: Krisenkasse und engeres Verhältniß zum
Fabrikstickerverband werden Gegenstand einer außerordent-
lichen Delegirtenversammlung sein.

Der Präsident berührt den Arbeitsmangel zu Ende
des Jahres und beklagt, daß derselbe von einzelnen Fir-
men in tendenziöser Weise verschärft wurde. Der Ver-
band zählt 11,915 Mitglieder und 21,782 Maschinen in
147 Sektionen, außer Verband sind noch 115 Besitzer
mit 148 Maschinen. Die Arbeitsausgabe nach Sachsen
betrug 163,383 Sticketen.

In das Zentralkomite werden gewählt: 1. Museums-
direktor Wild in St. Gallen als Präsident, 2. Löpfe Th.,
St. Gallen, 3. Hoffmann-Zellweger, M., St. Gallen, 4.
Germann-Stähelin, St. Gallen, 5. Alder, Otto, St.
6. Ikle, Leopold, St. Gallen, 7. Hartmann, Direktor,
St. Gallen, 8. Eggenberger, Grabs, 9. Flater, Oswald,
Azmoos, 10. Preschlin, Oberuzwil, 11. Bösch, Major,
Kappel, 12. Näf, J., Friedensrichter, Amrisweil, 13.
Labhardt-Etter, Steckborn, 14. Schneider, Lieutenant in
Berg, 15. Anderes, Kantonsrath in Engishofen, 16. Edel-
mann-Gähler, Herisau, 17. Sonderegger, Landammann,
Appenzell, 18. Schaufelberger, Fischenthal, 19. Alge,
Lustenau, 20. Bobleter, Dornbirn, 21. Hermann, Hard.

-- Verbandsverkehr mit Sachsen.

Der An-
trag des Zentralkomites (Referent Eggenberger) auf Be-
lassung des Verkehrs mit Sachsen, resp. Festhalten an
den bezüglichen Beschlüssen von 1886 und seither, wird
ohne Diskussion angenommen. Bezüglich der Petition
einer Anzahl Rheinüberschwemmter beantragt das Zentral-
komite (Referent Direktor Hartmann), auf das eventl.
[Spaltenumbruch] Gesuch der Verlängerung der Arbeitszeit während einigen
Monaten nicht einzutreten, dagegen an den eingegebenen
Gesammtschaden von Fr. 107,700 einen Pauschalbeitrag
von Fr. 10,000 zu gewähren.

Die Anträge des Zentralkomites wurden nach längerer
Diskussivn angenommen.

-- St. Gallen.

Letzten Sonntag Nachmittag fand
in der "Walhalla" eine vom Gewerbeverein St. Gallen
veranstaltete Delegirtenversammlung zur Gründung
eines kantonalen Gewerbe-Verbandes
statt.
Sämmtliche eingeladenen Vereine waren durch Abgeordnete
vertreten, nämlich: Meisterverein Rorschach, die Gewerbe-
vereine Berneck, Rheineck, Altstätten, Uznach, Oberuzwil,
Wattwil, Lichtensteig, Toggenburgischer Gewerbeverein,
Meisterverein Ragaz, Handwerkerverein Flawil, Schreiner-
fachverein Flawil, Handwerkerverein St. Gallen und Ge-
werbeverein St. Gallen.

Zum Tagespräsidenten wurde Herr Architekt Keßler
gewählt.

In trefflichen Worten motivirt Herr Direktor Wild
die Gründung eines kantonalen Gewerbeverbandes: die
Anhandnahme des Lehrlingswesens, die Fortbildung der
gewerblichen Jugend, dann die Besprechung aller gewerbl.
Fragen, gemeinsame Berathung über Eingaben an Be-
hörden etc.

In der nun folgenden lebhaften Diskussion sprachen
sich Vertreter sämmtlicher Vereine für Gründung eines
kantonalen Gewerbeverbandes aus und wurde die Kom-
mission des Gewerbevereins St. Gallen beauftragt, einen
Statutenentwurf auszuarbeiten; derselbe soll dann den
heute vertretenen Vereinen übermacht, von diesen berathen
und einer spätern Delegirtenversammlung zur endgültigen
Feststellung vorgelegt werden. Zeit- und Ortsbestimmung
dieser Versammlung wird dem Gewerbeverein St. Gallen
überlassen.

Es wurde die Frage aufgeworfen, ob die Regierung
ersucht werden soll, an Handwerker oder Gewerbetreibende,
welche die Pariser Weltausstellung zu besuchen
gedenken, einen Beitrag zu verabfolgen. Nach längerer
Diskussion wurde ebenfalls beschlossen, die Kommission des
Gewerbevereins St. Gallen möge eine betr. Eingabe an
die Regierung richten.

Die Anfrage des kantonalen Polizeidepartements be-
züglich Errichtung von Naturalverpflegungs-
stationen und Arbeitsnachweisbureaux
rief
einer lebhaften Diskussion. Die Versammlung erklärte
sich dann schließlich mit Gründung von Naturalverpflegungs-
stationen verbunden mit Arbeitsnachweisbureaux einver-
standen, wünscht aber, daß das "Umschauen" der
reisenden Gesellen auch weiters gestattet sei.

Schließlich richtet Herr Direktor Wild ein warmes
Wort an die Landvereine und bittet, die Lehrlings-
prüfungen
recht lebhaft zu unterstützen. Da die Lehr-
lingsprüfungen nur dann ihren eigentlichen Zweck erfüllen,
wenn die Theilnahme an denselben eine allgemeine ist, so


[Spaltenumbruch]

Wir haben einen Altar.


Fastenmandat Sr. Gnaden des hochw. Herrn Augustinus,
Bischof von St. Gallen.
(Fortsetzung.)

2. Wir haben einen Altar, und der hohe Priester,
der auf demselben opfert, ruft allen die trostvollen Worte
zu: Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen
seid und ich will euch erquicken. Ich möchte diesem Worte
eine Anwendung geben auf die Theilnahme an der Werk-
tagsmesse. Es handelt sich da um kein Gebot, sondern
um etwas freiwilliges Gutes, dessen Benutzung von den
Umständen abhängt. Vielen ist der werktägliche Kirchen-
besuch durchaus verunmöglicht durch die Verhältnisse, in
denen sie leben; er darf Niemanden zugemuthet werden,
der deßwegen anderweitige Pflichten versäumen müßte.
Aber es gibt auch nicht wenige, welche die tägliche An-
hörung der heiligen Messe ohne irgend welchen Nachtheil
in ihre Tagesordnung einreihen könnten; gar viele an-
dere, namentlich unter dem Landvolke, könnten wenigstens
dann und wann, besonders zu gewissen Zeiten des Jahres
Theil nehmen, und an diese beiden Klassen wende ich mich
mit einigen Erinnerungen.

Ihr glaubet, daß Christus der Sohn Gottes, unser
Erlöser, der Urheber unseres Heiles ist, daß er als König
und Herr der Welt zur Rechten des Vaters sitzt. Ihr
glaubet, daß der gleiche Erlöser und Herr in der heiligen
Messe erscheint, um für Euch zu opfern und Euch zu segnen.
Habet Ihr nun gar keinen Grund, Euch an dieser heiligen
und heilsamen Feier zu betheiligen, als wenn Ihr, wie
am Sonntag, von der Kirche unter den schwersten Straf-
androhungen dazu genöthigt werdet? Fühlet Ihr gar
keinen Antrieb, auch aus freiem Willen Gott die höchste
Ehre zu erweisen, und eine halbe Stunde dem segens-
reichen Verkehr mit Euerem Erlöser zu weihen? Ist
Euere Liebe zu Gott hiefür zu schwach, so blicket auf
Euch selber und Euere Bedürfnisse. Fehlt Euerer Seele
gar nichts, um Euere Versuchungen zu überwinden, um
im Leiden Trost zu finden, um mit Muth und Kraft
[Spaltenumbruch] den Weg des Heiles zu wandeln und einst selig von hinnen
zu scheiden? Habt Ihr keine häuslichen Sorgen und An-
liegen, keine irdischen Bedrängnisse und Kümmernisse, in
denen Ihr des Trostes und der Hilfe bedürftig seid?
Ihr greifet nach jedem Strohhalm irdischer und mensch-
licher Ermunterung und Tröstung, warum vergesset Ihr
den wahren Helfer und Tröster, der die Allmacht und
Barmherzigkeit selber ist? Auf dem Altare habt Ihr
den gleichen Erlöser bei Euch, der einst auf Erden wan-
delnd aller Armen und Elenden sich erbarmte, und der
jetzt noch mit der gleichen erbarmungsvollen Liebe zu Euch
erfüllt ist. Zählet die Stunden, welche Ihr müßig zu-
bringet, mit leerem Geschwätz, oft mit schädlichen Unter-
haltungen, und weihet sie einem besseren und heilsameren
Zwecke. Ueberschauet Euere Sorgen und Anliegen des
Leibes und der Seele, erwecket Euern Glauben, und öffnet
hie und da in der Morgenfrühe Euere Ohren und Herzen
der liebevollen und tröstlichen Einladung Eueres Erlösers:
Kommet Alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid,
und ich will Euch erquicken!

3. Wir haben einen Altar, und von diesem aus wieder-
holt Christus seinen Ruf: Lasset die Kleinen zu mir
kommen, und wehret Ihnen nicht, denn ihrer ist das
Himmelreich. Wenn Ihr glaubet, daß Christus, der göttliche
Kinderfreund, auf dem Altare zugegen ist, so müßt Ihr
auch glauben, daß er Euere Kinder liebt, daß er sie gern
andächtig um sich versammelt sieht, daß er verlangt, sie
zu begnadigen und zu segnen, und wenn Ihr Euere Kinder
liebt, so muß Euch daran gelegen sein, daß sie recht oft
in seine Nähe treten, um Segen und Gnade aus seiner
Hand in Empfang zu nehmen. Darum sollt Ihr sie auch
an Werktagen so oft als möglich an der heiligen Messe
Theil nehmen lassen. Machet, daß Euere Kinder diesen
ihren göttlichen Freund auch lieben, auf ihn vertrauen,
gerne und andächtig mit ihm verkehren, so daß Christus
den Glauben, die Unschuld und Frömmigkeit in ihren
Herzen stärken und an ihnen seine Verheißung erfüllen
kann, die er mit den Worten ausspricht: Ich gebe Ihnen
das ewige Licht und sie werden in Ewigkeit nicht verloren
[Spaltenumbruch] gehen, und Niemand wird sie aus meiner Hand reißen.
Ihr brauchet nur ein wenig Eueren Glauben zu erwecken,
um einzusehen, wie nothwendig Eueren Kindern diese
Gnadenwirkungen sind, wie heilsam und tröstlich es ist,
wenn Euere Kinder den Segen des Heilandes in die
Schule und in das elterliche Haus zurückbringen, und
Ihr hoffen dürfet, daß durch ihn Euere Erziehung, Euere
Familie, Euer ganzes Hauswesen gesegnet werden.

Die Kinder sollen aber noch aus einem andern Grunde
der täglichen heiligen Messe beiwohnen. Sie müssen lernen,
in der rechten Weise am heiligen Opfer Theil zu nehmen.
Der Unterricht allein genügt nicht, es muß die praktische
Anleitung mit demselben verbunden werden. Es ist das
ein Punkt, der auch manche Erwachsene angeht, welche es
nicht verstehen, die Messe recht anzuhören. Sie sind nicht
genügend unterrichtet über das heilige Opfer, sie wissen
nicht, was am Anfange und bei den Haupttheilen für re-
ligiöse Akte zu erwecken sind, ihre Theilnahme ist eine
bloß äußerliche; wenn sie noch beten, so wird das Gebet
mit dem Opfer auf dem Altare nicht in die rechte Ver-
bindung gesetzt, und so werden die gnadenreichen Wir-
kungen des Opfers verkümmert. Da liegt eine Haupt-
ursache, warum manche die heilige Messe geringschätzen,
andere bei derselben nichts anzufangen wissen, sich sogar
langweilen, während sie die Fülle geistiger Tröstung und
Stärkung so nahe haben und so leicht erlangen könnten
und sollten. Unser Hoherpriester auf dem Altare hat
einst gesagt: Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen
ihn im Geiste und in der Wahrheit anbeten. Wenn dieses
Wort vom Gebete überhaupt gilt, so gilt es doppelt von
der Theilnahme an unserem hochheiligen Opfer. Es muß
die angelegentliche Sorge eines jeden katholischen Christen
sein, sich recht gut belehren und befähigen zu lassen für
die erhabenste Verrichtung, die es für ihn auf Erden gibt.
Ihr seid ein königliches Priesterthum; Christus steigt für
Euch auf den Altar hernieder, um mit Euch und für
Euch zu opfern; sein Opfer soll Euer Opfer sein, das
Ihr nach Euerer Schuldigkeit als Geschöpfe dem Schöpfer
darbringen sollt. Aber dafür ist die körperliche Gegen-
wart nicht genügend; das Opfer in der Hand des Prie-
sters muß auch das Opfer Euerer Herzen sein; ihr müßt
im Geiste mitopfern, indem Ihr die Gesinnungen erwecket
und mit dem Opfer auf dem Altare vereiniget, mit denen
Christus selber opfert. Christus, sagt der heilige Gregor,
wird dann vor Gott in Wahrheit unser Opfer sein, wenn
wir uns selber zum Opfer machen.

(Schluß folgt.)


[Spaltenumbruch] tägige Quarantäne zu verhängen. Zuwiderhandelnde wer-
den 50 bis 500 Fr. gebüßt.

Ein konſervatives Parteiprogramm ſoll im Ent-
wurfe vom Vorſtand der konſervativen Fraktion ausge-
arbeitet und anläßlich der nächſten Sommerſeſſion vorge-
legt werden.

— Die konſervative Fraktion der Bundesverſamm-
lung hat der Regierung von Teſſin für ihre muthige und
entſchiede Vertheidigung der ſouveränen Rechte der Kan-
tone und für ihre patriotiſche Haltung ihre volle Aner-
kennung ausgeſprochen.

Jubelfeiern. Auf geſchehene Anfrage an die
Vertreter der Urſchweiz, ob ſie geneigt wären, 1891, ge-
legentlich der 700jährigen Jubelfeier der Stadt Bern,
auch an der 600jährigen Gedenkfeier des Bundesbriefes
von 1291 ſich zu betheiligen, haben Uri, Schwyz und
Unterwalden bejahend geantwortet.




St. Galliſches.



Aus den Verhandlungen des Regie-
rungsrathes
(vom 27. März).

Nachdem die Schlußberichte über die Azmoos und bei
Bovel, Rationen ꝛc. in der Gemeinde Ragaz durchgeführten
Güterzuſammenlegungen dem Regierungsrathe vorgelegt
worden ſind, wird das Baudepartement zur Aushändigung
der ſeinerzeit dekretirten Staatsbeiträge, ſowie angemeſſe-
ner Beiträge aus dem Liebesgabenfond ermächtigt. Es
erhalten demnach: das Güterzuſammenlegungsunternehmen
in Azmoos bei einem Koſtenbetrage Fr. 10,250 einen
Staatsbeitrag von Fr. 3100 und Fr. 600 aus dem Lie-
besgabenfond; die Güterzuſammenlegung in Ragaz bei
einem Koſtenaufwand von Fr. 11,444 neben einem Bei-
trag der politiſchen Gemeinde Ragaz von Fr. 1500 einen
Staatsbeitrag von Fr. 2500. Ebenſo wird das Baude-
partement, nachdem das erſte Baujahr der Bodenverbeſſe-
rung im Seezgebiet mit einem Koſtenaufwand von Fr.
24,490. zum Abſchluß gelangt iſt, zur Ausbezahlung
der erſten Rata des Staatsbeitrages im Betrage von Fr.
6300 ermächtigt.

Das vom Baudepartement vorgelegte und von den
betreffenden Grundbeſitzern gebilligte Projekt betreffend die
Korrektion des Schwarzgrabens von Montlingen und
Krieſern in der Gemeinde Oberriet im Koſtenvoranſchlage
von zirka Fr. 11,500 wird vom Regierungsrath geneh-
migt und an die Koſten desſelben die Verabfolgung eines
Beitrages von Fr. 2000 aus dem Liebesgabenfond zuge-
ſichert.

Ebenſo genehmigt der Regierungsrath Pläne und Ko-
ſtenvoranſchlag des Gemeinderathes von Goldingen für
die von der Gemeindeverſammlung beſchloſſene Erſtellung
einer Gemeindeſtraße von Oberholz nach der zürcheriſchen
Straße Hübli-Felmis.

Dem eidgenöſſiſchen Landwirthſchaftsdepartement wird
der endgiltig feſtgeſtellte Plan für Güterzuſammenlegung
auf Baltſchana in den Gemeinden Mels und Vilters mit
dem Geſuche um Leiſtung eines entſprechenden Bundes-
beitrages an die auf Fr. 19,760 veranſchlagten Koſten
übermittelt.

Der Kommiſſion der toggenburgiſchen Webſchule in
Wattwil wird die Bewilligung zur Erſtellung des pro-
jektirten Neubaues im Dorf Wattwil in einer Diſtanz
von 3 Meter von der Staatsſtraße ertheilt.


[Spaltenumbruch]

Die Militärſchützengeſellſchaft in Uznach erhält die Be-
willigung zur Abhaltung eines auf kommenden. Monat
Mai in Ausſicht genommenen Freiſchießens im Betrage
von Fr. 2500.

Das vom Gemeinderath von Flawil unterm 20. Feb-
ruar erlaſſene neue Marktreglement wird genehmigt, ebenſo
das revidirte Forſtreglement der Ortsgemeinde Weißtannen
vom 20. Januar l. I.

Die vom herwärtigen Regierungsrath bereits geneh-
migten Wirthſchaftspläne über die ganz oder theilweiſe
auf dem Gebiet des Kantons Appenzell A.-Rh. gelegenen
Waldungen ſieben St. Galliſcher Korporationen werden
dem Regierungsrath des Kantons Appenzell A.-Rh. nach
Maßgabe der im November vorigen Jahres abgeſchloſſenen
Uebereinkunft zur Mitgenehmigung unterbreitet.

Den den Pionnirkompagnien des Landſturms beige-
gebenen Technikern wird nach Maßgabe von Art. 25 der
Verordnung über Organiſation des Landſturms der Grad
von Pionniroffizieren zuerkannt.

Die Beſchlüſſe der Ortsgemeinde Vilters betreffend
Erhebung eines Anlehens von Fr. 3000 zum Zweck der
Schuldendeckung, und der Kirchgemeinde Rüthi betreffend
außerordentliche Steuererhebung behufs Erſtellung neuer
Altäre erhalten die regierungsräthliche Beſtätigung.

Herr Dr. Sonderegger in St. Gallen übermittelt
von einem Ungenannten eine Vergabung von Fr. 50 zu
Gunſten des Freibettenbetriebsfondes.

St. Gallen.

Am 29. März fand die General-
verſammlung des Stickereiverbandes unter dem Vorſitze
des Vizepräſidenten Löpfe-Sequin ſtatt. In der Eröff-
nungsrede bemerkte derſelbe, daß die Muſterklaſſifikation
trotz anfänglicher Oppoſition ſich ohne Störung durch-
führen ließ und für die gedrückten Elemente des Ver-
bandes von Nutzen war. Die Hauptaufgaben des lau-
fenden Jahres: Kriſenkaſſe und engeres Verhältniß zum
Fabrikſtickerverband werden Gegenſtand einer außerordent-
lichen Delegirtenverſammlung ſein.

Der Präſident berührt den Arbeitsmangel zu Ende
des Jahres und beklagt, daß derſelbe von einzelnen Fir-
men in tendenziöſer Weiſe verſchärft wurde. Der Ver-
band zählt 11,915 Mitglieder und 21,782 Maſchinen in
147 Sektionen, außer Verband ſind noch 115 Beſitzer
mit 148 Maſchinen. Die Arbeitsausgabe nach Sachſen
betrug 163,383 Sticketen.

In das Zentralkomite werden gewählt: 1. Muſeums-
direktor Wild in St. Gallen als Präſident, 2. Löpfe Th.,
St. Gallen, 3. Hoffmann-Zellweger, M., St. Gallen, 4.
Germann-Stähelin, St. Gallen, 5. Alder, Otto, St.
6. Ikle, Leopold, St. Gallen, 7. Hartmann, Direktor,
St. Gallen, 8. Eggenberger, Grabs, 9. Flater, Oswald,
Azmoos, 10. Preſchlin, Oberuzwil, 11. Böſch, Major,
Kappel, 12. Näf, J., Friedensrichter, Amrisweil, 13.
Labhardt-Etter, Steckborn, 14. Schneider, Lieutenant in
Berg, 15. Anderes, Kantonsrath in Engishofen, 16. Edel-
mann-Gähler, Herisau, 17. Sonderegger, Landammann,
Appenzell, 18. Schaufelberger, Fiſchenthal, 19. Alge,
Luſtenau, 20. Bobleter, Dornbirn, 21. Hermann, Hard.

Verbandsverkehr mit Sachſen.

Der An-
trag des Zentralkomites (Referent Eggenberger) auf Be-
laſſung des Verkehrs mit Sachſen, reſp. Feſthalten an
den bezüglichen Beſchlüſſen von 1886 und ſeither, wird
ohne Diskuſſion angenommen. Bezüglich der Petition
einer Anzahl Rheinüberſchwemmter beantragt das Zentral-
komite (Referent Direktor Hartmann), auf das eventl.
[Spaltenumbruch] Geſuch der Verlängerung der Arbeitszeit während einigen
Monaten nicht einzutreten, dagegen an den eingegebenen
Geſammtſchaden von Fr. 107,700 einen Pauſchalbeitrag
von Fr. 10,000 zu gewähren.

Die Anträge des Zentralkomites wurden nach längerer
Diskuſſivn angenommen.

St. Gallen.

Letzten Sonntag Nachmittag fand
in der „Walhalla“ eine vom Gewerbeverein St. Gallen
veranſtaltete Delegirtenverſammlung zur Gründung
eines kantonalen Gewerbe-Verbandes
ſtatt.
Sämmtliche eingeladenen Vereine waren durch Abgeordnete
vertreten, nämlich: Meiſterverein Rorſchach, die Gewerbe-
vereine Berneck, Rheineck, Altſtätten, Uznach, Oberuzwil,
Wattwil, Lichtenſteig, Toggenburgiſcher Gewerbeverein,
Meiſterverein Ragaz, Handwerkerverein Flawil, Schreiner-
fachverein Flawil, Handwerkerverein St. Gallen und Ge-
werbeverein St. Gallen.

Zum Tagespräſidenten wurde Herr Architekt Keßler
gewählt.

In trefflichen Worten motivirt Herr Direktor Wild
die Gründung eines kantonalen Gewerbeverbandes: die
Anhandnahme des Lehrlingsweſens, die Fortbildung der
gewerblichen Jugend, dann die Beſprechung aller gewerbl.
Fragen, gemeinſame Berathung über Eingaben an Be-
hörden ꝛc.

In der nun folgenden lebhaften Diskuſſion ſprachen
ſich Vertreter ſämmtlicher Vereine für Gründung eines
kantonalen Gewerbeverbandes aus und wurde die Kom-
miſſion des Gewerbevereins St. Gallen beauftragt, einen
Statutenentwurf auszuarbeiten; derſelbe ſoll dann den
heute vertretenen Vereinen übermacht, von dieſen berathen
und einer ſpätern Delegirtenverſammlung zur endgültigen
Feſtſtellung vorgelegt werden. Zeit- und Ortsbeſtimmung
dieſer Verſammlung wird dem Gewerbeverein St. Gallen
überlaſſen.

Es wurde die Frage aufgeworfen, ob die Regierung
erſucht werden ſoll, an Handwerker oder Gewerbetreibende,
welche die Pariſer Weltausſtellung zu beſuchen
gedenken, einen Beitrag zu verabfolgen. Nach längerer
Diskuſſion wurde ebenfalls beſchloſſen, die Kommiſſion des
Gewerbevereins St. Gallen möge eine betr. Eingabe an
die Regierung richten.

Die Anfrage des kantonalen Polizeidepartements be-
züglich Errichtung von Naturalverpflegungs-
ſtationen und Arbeitsnachweisbureaux
rief
einer lebhaften Diskuſſion. Die Verſammlung erklärte
ſich dann ſchließlich mit Gründung von Naturalverpflegungs-
ſtationen verbunden mit Arbeitsnachweisbureaux einver-
ſtanden, wünſcht aber, daß das „Umſchauen“ der
reiſenden Geſellen auch weiters geſtattet ſei.

Schließlich richtet Herr Direktor Wild ein warmes
Wort an die Landvereine und bittet, die Lehrlings-
prüfungen
recht lebhaft zu unterſtützen. Da die Lehr-
lingsprüfungen nur dann ihren eigentlichen Zweck erfüllen,
wenn die Theilnahme an denſelben eine allgemeine iſt, ſo


[Spaltenumbruch]

Wir haben einen Altar.


Faſtenmandat Sr. Gnaden des hochw. Herrn Auguſtinus,
Biſchof von St. Gallen.
(Fortſetzung.)

2. Wir haben einen Altar, und der hohe Prieſter,
der auf demſelben opfert, ruft allen die troſtvollen Worte
zu: Kommet alle zu mir, die ihr mühſelig und beladen
ſeid und ich will euch erquicken. Ich möchte dieſem Worte
eine Anwendung geben auf die Theilnahme an der Werk-
tagsmeſſe. Es handelt ſich da um kein Gebot, ſondern
um etwas freiwilliges Gutes, deſſen Benutzung von den
Umſtänden abhängt. Vielen iſt der werktägliche Kirchen-
beſuch durchaus verunmöglicht durch die Verhältniſſe, in
denen ſie leben; er darf Niemanden zugemuthet werden,
der deßwegen anderweitige Pflichten verſäumen müßte.
Aber es gibt auch nicht wenige, welche die tägliche An-
hörung der heiligen Meſſe ohne irgend welchen Nachtheil
in ihre Tagesordnung einreihen könnten; gar viele an-
dere, namentlich unter dem Landvolke, könnten wenigſtens
dann und wann, beſonders zu gewiſſen Zeiten des Jahres
Theil nehmen, und an dieſe beiden Klaſſen wende ich mich
mit einigen Erinnerungen.

Ihr glaubet, daß Chriſtus der Sohn Gottes, unſer
Erlöſer, der Urheber unſeres Heiles iſt, daß er als König
und Herr der Welt zur Rechten des Vaters ſitzt. Ihr
glaubet, daß der gleiche Erlöſer und Herr in der heiligen
Meſſe erſcheint, um für Euch zu opfern und Euch zu ſegnen.
Habet Ihr nun gar keinen Grund, Euch an dieſer heiligen
und heilſamen Feier zu betheiligen, als wenn Ihr, wie
am Sonntag, von der Kirche unter den ſchwerſten Straf-
androhungen dazu genöthigt werdet? Fühlet Ihr gar
keinen Antrieb, auch aus freiem Willen Gott die höchſte
Ehre zu erweiſen, und eine halbe Stunde dem ſegens-
reichen Verkehr mit Euerem Erlöſer zu weihen? Iſt
Euere Liebe zu Gott hiefür zu ſchwach, ſo blicket auf
Euch ſelber und Euere Bedürfniſſe. Fehlt Euerer Seele
gar nichts, um Euere Verſuchungen zu überwinden, um
im Leiden Troſt zu finden, um mit Muth und Kraft
[Spaltenumbruch] den Weg des Heiles zu wandeln und einſt ſelig von hinnen
zu ſcheiden? Habt Ihr keine häuslichen Sorgen und An-
liegen, keine irdiſchen Bedrängniſſe und Kümmerniſſe, in
denen Ihr des Troſtes und der Hilfe bedürftig ſeid?
Ihr greifet nach jedem Strohhalm irdiſcher und menſch-
licher Ermunterung und Tröſtung, warum vergeſſet Ihr
den wahren Helfer und Tröſter, der die Allmacht und
Barmherzigkeit ſelber iſt? Auf dem Altare habt Ihr
den gleichen Erlöſer bei Euch, der einſt auf Erden wan-
delnd aller Armen und Elenden ſich erbarmte, und der
jetzt noch mit der gleichen erbarmungsvollen Liebe zu Euch
erfüllt iſt. Zählet die Stunden, welche Ihr müßig zu-
bringet, mit leerem Geſchwätz, oft mit ſchädlichen Unter-
haltungen, und weihet ſie einem beſſeren und heilſameren
Zwecke. Ueberſchauet Euere Sorgen und Anliegen des
Leibes und der Seele, erwecket Euern Glauben, und öffnet
hie und da in der Morgenfrühe Euere Ohren und Herzen
der liebevollen und tröſtlichen Einladung Eueres Erlöſers:
Kommet Alle zu mir, die ihr mühſelig und beladen ſeid,
und ich will Euch erquicken!

3. Wir haben einen Altar, und von dieſem aus wieder-
holt Chriſtus ſeinen Ruf: Laſſet die Kleinen zu mir
kommen, und wehret Ihnen nicht, denn ihrer iſt das
Himmelreich. Wenn Ihr glaubet, daß Chriſtus, der göttliche
Kinderfreund, auf dem Altare zugegen iſt, ſo müßt Ihr
auch glauben, daß er Euere Kinder liebt, daß er ſie gern
andächtig um ſich verſammelt ſieht, daß er verlangt, ſie
zu begnadigen und zu ſegnen, und wenn Ihr Euere Kinder
liebt, ſo muß Euch daran gelegen ſein, daß ſie recht oft
in ſeine Nähe treten, um Segen und Gnade aus ſeiner
Hand in Empfang zu nehmen. Darum ſollt Ihr ſie auch
an Werktagen ſo oft als möglich an der heiligen Meſſe
Theil nehmen laſſen. Machet, daß Euere Kinder dieſen
ihren göttlichen Freund auch lieben, auf ihn vertrauen,
gerne und andächtig mit ihm verkehren, ſo daß Chriſtus
den Glauben, die Unſchuld und Frömmigkeit in ihren
Herzen ſtärken und an ihnen ſeine Verheißung erfüllen
kann, die er mit den Worten ausſpricht: Ich gebe Ihnen
das ewige Licht und ſie werden in Ewigkeit nicht verloren
[Spaltenumbruch] gehen, und Niemand wird ſie aus meiner Hand reißen.
Ihr brauchet nur ein wenig Eueren Glauben zu erwecken,
um einzuſehen, wie nothwendig Eueren Kindern dieſe
Gnadenwirkungen ſind, wie heilſam und tröſtlich es iſt,
wenn Euere Kinder den Segen des Heilandes in die
Schule und in das elterliche Haus zurückbringen, und
Ihr hoffen dürfet, daß durch ihn Euere Erziehung, Euere
Familie, Euer ganzes Hausweſen geſegnet werden.

Die Kinder ſollen aber noch aus einem andern Grunde
der täglichen heiligen Meſſe beiwohnen. Sie müſſen lernen,
in der rechten Weiſe am heiligen Opfer Theil zu nehmen.
Der Unterricht allein genügt nicht, es muß die praktiſche
Anleitung mit demſelben verbunden werden. Es iſt das
ein Punkt, der auch manche Erwachſene angeht, welche es
nicht verſtehen, die Meſſe recht anzuhören. Sie ſind nicht
genügend unterrichtet über das heilige Opfer, ſie wiſſen
nicht, was am Anfange und bei den Haupttheilen für re-
ligiöſe Akte zu erwecken ſind, ihre Theilnahme iſt eine
bloß äußerliche; wenn ſie noch beten, ſo wird das Gebet
mit dem Opfer auf dem Altare nicht in die rechte Ver-
bindung geſetzt, und ſo werden die gnadenreichen Wir-
kungen des Opfers verkümmert. Da liegt eine Haupt-
urſache, warum manche die heilige Meſſe geringſchätzen,
andere bei derſelben nichts anzufangen wiſſen, ſich ſogar
langweilen, während ſie die Fülle geiſtiger Tröſtung und
Stärkung ſo nahe haben und ſo leicht erlangen könnten
und ſollten. Unſer Hoherprieſter auf dem Altare hat
einſt geſagt: Gott iſt ein Geiſt, und die ihn anbeten, müſſen
ihn im Geiſte und in der Wahrheit anbeten. Wenn dieſes
Wort vom Gebete überhaupt gilt, ſo gilt es doppelt von
der Theilnahme an unſerem hochheiligen Opfer. Es muß
die angelegentliche Sorge eines jeden katholiſchen Chriſten
ſein, ſich recht gut belehren und befähigen zu laſſen für
die erhabenſte Verrichtung, die es für ihn auf Erden gibt.
Ihr ſeid ein königliches Prieſterthum; Chriſtus ſteigt für
Euch auf den Altar hernieder, um mit Euch und für
Euch zu opfern; ſein Opfer ſoll Euer Opfer ſein, das
Ihr nach Euerer Schuldigkeit als Geſchöpfe dem Schöpfer
darbringen ſollt. Aber dafür iſt die körperliche Gegen-
wart nicht genügend; das Opfer in der Hand des Prie-
ſters muß auch das Opfer Euerer Herzen ſein; ihr müßt
im Geiſte mitopfern, indem Ihr die Geſinnungen erwecket
und mit dem Opfer auf dem Altare vereiniget, mit denen
Chriſtus ſelber opfert. Chriſtus, ſagt der heilige Gregor,
wird dann vor Gott in Wahrheit unſer Opfer ſein, wenn
wir uns ſelber zum Opfer machen.

(Schluß folgt.)


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[2/0002] tägige Quarantäne zu verhängen. Zuwiderhandelnde wer- den 50 bis 500 Fr. gebüßt. — Ein konſervatives Parteiprogramm ſoll im Ent- wurfe vom Vorſtand der konſervativen Fraktion ausge- arbeitet und anläßlich der nächſten Sommerſeſſion vorge- legt werden. — Die konſervative Fraktion der Bundesverſamm- lung hat der Regierung von Teſſin für ihre muthige und entſchiede Vertheidigung der ſouveränen Rechte der Kan- tone und für ihre patriotiſche Haltung ihre volle Aner- kennung ausgeſprochen. — Jubelfeiern. Auf geſchehene Anfrage an die Vertreter der Urſchweiz, ob ſie geneigt wären, 1891, ge- legentlich der 700jährigen Jubelfeier der Stadt Bern, auch an der 600jährigen Gedenkfeier des Bundesbriefes von 1291 ſich zu betheiligen, haben Uri, Schwyz und Unterwalden bejahend geantwortet. St. Galliſches. — Aus den Verhandlungen des Regie- rungsrathes (vom 27. März). Nachdem die Schlußberichte über die Azmoos und bei Bovel, Rationen ꝛc. in der Gemeinde Ragaz durchgeführten Güterzuſammenlegungen dem Regierungsrathe vorgelegt worden ſind, wird das Baudepartement zur Aushändigung der ſeinerzeit dekretirten Staatsbeiträge, ſowie angemeſſe- ner Beiträge aus dem Liebesgabenfond ermächtigt. Es erhalten demnach: das Güterzuſammenlegungsunternehmen in Azmoos bei einem Koſtenbetrage Fr. 10,250 einen Staatsbeitrag von Fr. 3100 und Fr. 600 aus dem Lie- besgabenfond; die Güterzuſammenlegung in Ragaz bei einem Koſtenaufwand von Fr. 11,444 neben einem Bei- trag der politiſchen Gemeinde Ragaz von Fr. 1500 einen Staatsbeitrag von Fr. 2500. Ebenſo wird das Baude- partement, nachdem das erſte Baujahr der Bodenverbeſſe- rung im Seezgebiet mit einem Koſtenaufwand von Fr. 24,490. zum Abſchluß gelangt iſt, zur Ausbezahlung der erſten Rata des Staatsbeitrages im Betrage von Fr. 6300 ermächtigt. Das vom Baudepartement vorgelegte und von den betreffenden Grundbeſitzern gebilligte Projekt betreffend die Korrektion des Schwarzgrabens von Montlingen und Krieſern in der Gemeinde Oberriet im Koſtenvoranſchlage von zirka Fr. 11,500 wird vom Regierungsrath geneh- migt und an die Koſten desſelben die Verabfolgung eines Beitrages von Fr. 2000 aus dem Liebesgabenfond zuge- ſichert. Ebenſo genehmigt der Regierungsrath Pläne und Ko- ſtenvoranſchlag des Gemeinderathes von Goldingen für die von der Gemeindeverſammlung beſchloſſene Erſtellung einer Gemeindeſtraße von Oberholz nach der zürcheriſchen Straße Hübli-Felmis. Dem eidgenöſſiſchen Landwirthſchaftsdepartement wird der endgiltig feſtgeſtellte Plan für Güterzuſammenlegung auf Baltſchana in den Gemeinden Mels und Vilters mit dem Geſuche um Leiſtung eines entſprechenden Bundes- beitrages an die auf Fr. 19,760 veranſchlagten Koſten übermittelt. Der Kommiſſion der toggenburgiſchen Webſchule in Wattwil wird die Bewilligung zur Erſtellung des pro- jektirten Neubaues im Dorf Wattwil in einer Diſtanz von 3 Meter von der Staatsſtraße ertheilt. Die Militärſchützengeſellſchaft in Uznach erhält die Be- willigung zur Abhaltung eines auf kommenden. Monat Mai in Ausſicht genommenen Freiſchießens im Betrage von Fr. 2500. Das vom Gemeinderath von Flawil unterm 20. Feb- ruar erlaſſene neue Marktreglement wird genehmigt, ebenſo das revidirte Forſtreglement der Ortsgemeinde Weißtannen vom 20. Januar l. I. Die vom herwärtigen Regierungsrath bereits geneh- migten Wirthſchaftspläne über die ganz oder theilweiſe auf dem Gebiet des Kantons Appenzell A.-Rh. gelegenen Waldungen ſieben St. Galliſcher Korporationen werden dem Regierungsrath des Kantons Appenzell A.-Rh. nach Maßgabe der im November vorigen Jahres abgeſchloſſenen Uebereinkunft zur Mitgenehmigung unterbreitet. Den den Pionnirkompagnien des Landſturms beige- gebenen Technikern wird nach Maßgabe von Art. 25 der Verordnung über Organiſation des Landſturms der Grad von Pionniroffizieren zuerkannt. Die Beſchlüſſe der Ortsgemeinde Vilters betreffend Erhebung eines Anlehens von Fr. 3000 zum Zweck der Schuldendeckung, und der Kirchgemeinde Rüthi betreffend außerordentliche Steuererhebung behufs Erſtellung neuer Altäre erhalten die regierungsräthliche Beſtätigung. Herr Dr. Sonderegger in St. Gallen übermittelt von einem Ungenannten eine Vergabung von Fr. 50 zu Gunſten des Freibettenbetriebsfondes. — St. Gallen. Am 29. März fand die General- verſammlung des Stickereiverbandes unter dem Vorſitze des Vizepräſidenten Löpfe-Sequin ſtatt. In der Eröff- nungsrede bemerkte derſelbe, daß die Muſterklaſſifikation trotz anfänglicher Oppoſition ſich ohne Störung durch- führen ließ und für die gedrückten Elemente des Ver- bandes von Nutzen war. Die Hauptaufgaben des lau- fenden Jahres: Kriſenkaſſe und engeres Verhältniß zum Fabrikſtickerverband werden Gegenſtand einer außerordent- lichen Delegirtenverſammlung ſein. Der Präſident berührt den Arbeitsmangel zu Ende des Jahres und beklagt, daß derſelbe von einzelnen Fir- men in tendenziöſer Weiſe verſchärft wurde. Der Ver- band zählt 11,915 Mitglieder und 21,782 Maſchinen in 147 Sektionen, außer Verband ſind noch 115 Beſitzer mit 148 Maſchinen. Die Arbeitsausgabe nach Sachſen betrug 163,383 Sticketen. In das Zentralkomite werden gewählt: 1. Muſeums- direktor Wild in St. Gallen als Präſident, 2. Löpfe Th., St. Gallen, 3. Hoffmann-Zellweger, M., St. Gallen, 4. Germann-Stähelin, St. Gallen, 5. Alder, Otto, St. 6. Ikle, Leopold, St. Gallen, 7. Hartmann, Direktor, St. Gallen, 8. Eggenberger, Grabs, 9. Flater, Oswald, Azmoos, 10. Preſchlin, Oberuzwil, 11. Böſch, Major, Kappel, 12. Näf, J., Friedensrichter, Amrisweil, 13. Labhardt-Etter, Steckborn, 14. Schneider, Lieutenant in Berg, 15. Anderes, Kantonsrath in Engishofen, 16. Edel- mann-Gähler, Herisau, 17. Sonderegger, Landammann, Appenzell, 18. Schaufelberger, Fiſchenthal, 19. Alge, Luſtenau, 20. Bobleter, Dornbirn, 21. Hermann, Hard. — Verbandsverkehr mit Sachſen. Der An- trag des Zentralkomites (Referent Eggenberger) auf Be- laſſung des Verkehrs mit Sachſen, reſp. Feſthalten an den bezüglichen Beſchlüſſen von 1886 und ſeither, wird ohne Diskuſſion angenommen. Bezüglich der Petition einer Anzahl Rheinüberſchwemmter beantragt das Zentral- komite (Referent Direktor Hartmann), auf das eventl. Geſuch der Verlängerung der Arbeitszeit während einigen Monaten nicht einzutreten, dagegen an den eingegebenen Geſammtſchaden von Fr. 107,700 einen Pauſchalbeitrag von Fr. 10,000 zu gewähren. Die Anträge des Zentralkomites wurden nach längerer Diskuſſivn angenommen. — St. Gallen. Letzten Sonntag Nachmittag fand in der „Walhalla“ eine vom Gewerbeverein St. Gallen veranſtaltete Delegirtenverſammlung zur Gründung eines kantonalen Gewerbe-Verbandes ſtatt. Sämmtliche eingeladenen Vereine waren durch Abgeordnete vertreten, nämlich: Meiſterverein Rorſchach, die Gewerbe- vereine Berneck, Rheineck, Altſtätten, Uznach, Oberuzwil, Wattwil, Lichtenſteig, Toggenburgiſcher Gewerbeverein, Meiſterverein Ragaz, Handwerkerverein Flawil, Schreiner- fachverein Flawil, Handwerkerverein St. Gallen und Ge- werbeverein St. Gallen. Zum Tagespräſidenten wurde Herr Architekt Keßler gewählt. In trefflichen Worten motivirt Herr Direktor Wild die Gründung eines kantonalen Gewerbeverbandes: die Anhandnahme des Lehrlingsweſens, die Fortbildung der gewerblichen Jugend, dann die Beſprechung aller gewerbl. Fragen, gemeinſame Berathung über Eingaben an Be- hörden ꝛc. In der nun folgenden lebhaften Diskuſſion ſprachen ſich Vertreter ſämmtlicher Vereine für Gründung eines kantonalen Gewerbeverbandes aus und wurde die Kom- miſſion des Gewerbevereins St. Gallen beauftragt, einen Statutenentwurf auszuarbeiten; derſelbe ſoll dann den heute vertretenen Vereinen übermacht, von dieſen berathen und einer ſpätern Delegirtenverſammlung zur endgültigen Feſtſtellung vorgelegt werden. Zeit- und Ortsbeſtimmung dieſer Verſammlung wird dem Gewerbeverein St. Gallen überlaſſen. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob die Regierung erſucht werden ſoll, an Handwerker oder Gewerbetreibende, welche die Pariſer Weltausſtellung zu beſuchen gedenken, einen Beitrag zu verabfolgen. Nach längerer Diskuſſion wurde ebenfalls beſchloſſen, die Kommiſſion des Gewerbevereins St. Gallen möge eine betr. Eingabe an die Regierung richten. Die Anfrage des kantonalen Polizeidepartements be- züglich Errichtung von Naturalverpflegungs- ſtationen und Arbeitsnachweisbureaux rief einer lebhaften Diskuſſion. Die Verſammlung erklärte ſich dann ſchließlich mit Gründung von Naturalverpflegungs- ſtationen verbunden mit Arbeitsnachweisbureaux einver- ſtanden, wünſcht aber, daß das „Umſchauen“ der reiſenden Geſellen auch weiters geſtattet ſei. Schließlich richtet Herr Direktor Wild ein warmes Wort an die Landvereine und bittet, die Lehrlings- prüfungen recht lebhaft zu unterſtützen. Da die Lehr- lingsprüfungen nur dann ihren eigentlichen Zweck erfüllen, wenn die Theilnahme an denſelben eine allgemeine iſt, ſo Wir haben einen Altar. Faſtenmandat Sr. Gnaden des hochw. Herrn Auguſtinus, Biſchof von St. Gallen. (Fortſetzung.) 2. Wir haben einen Altar, und der hohe Prieſter, der auf demſelben opfert, ruft allen die troſtvollen Worte zu: Kommet alle zu mir, die ihr mühſelig und beladen ſeid und ich will euch erquicken. Ich möchte dieſem Worte eine Anwendung geben auf die Theilnahme an der Werk- tagsmeſſe. Es handelt ſich da um kein Gebot, ſondern um etwas freiwilliges Gutes, deſſen Benutzung von den Umſtänden abhängt. Vielen iſt der werktägliche Kirchen- beſuch durchaus verunmöglicht durch die Verhältniſſe, in denen ſie leben; er darf Niemanden zugemuthet werden, der deßwegen anderweitige Pflichten verſäumen müßte. Aber es gibt auch nicht wenige, welche die tägliche An- hörung der heiligen Meſſe ohne irgend welchen Nachtheil in ihre Tagesordnung einreihen könnten; gar viele an- dere, namentlich unter dem Landvolke, könnten wenigſtens dann und wann, beſonders zu gewiſſen Zeiten des Jahres Theil nehmen, und an dieſe beiden Klaſſen wende ich mich mit einigen Erinnerungen. Ihr glaubet, daß Chriſtus der Sohn Gottes, unſer Erlöſer, der Urheber unſeres Heiles iſt, daß er als König und Herr der Welt zur Rechten des Vaters ſitzt. Ihr glaubet, daß der gleiche Erlöſer und Herr in der heiligen Meſſe erſcheint, um für Euch zu opfern und Euch zu ſegnen. Habet Ihr nun gar keinen Grund, Euch an dieſer heiligen und heilſamen Feier zu betheiligen, als wenn Ihr, wie am Sonntag, von der Kirche unter den ſchwerſten Straf- androhungen dazu genöthigt werdet? Fühlet Ihr gar keinen Antrieb, auch aus freiem Willen Gott die höchſte Ehre zu erweiſen, und eine halbe Stunde dem ſegens- reichen Verkehr mit Euerem Erlöſer zu weihen? Iſt Euere Liebe zu Gott hiefür zu ſchwach, ſo blicket auf Euch ſelber und Euere Bedürfniſſe. Fehlt Euerer Seele gar nichts, um Euere Verſuchungen zu überwinden, um im Leiden Troſt zu finden, um mit Muth und Kraft den Weg des Heiles zu wandeln und einſt ſelig von hinnen zu ſcheiden? Habt Ihr keine häuslichen Sorgen und An- liegen, keine irdiſchen Bedrängniſſe und Kümmerniſſe, in denen Ihr des Troſtes und der Hilfe bedürftig ſeid? Ihr greifet nach jedem Strohhalm irdiſcher und menſch- licher Ermunterung und Tröſtung, warum vergeſſet Ihr den wahren Helfer und Tröſter, der die Allmacht und Barmherzigkeit ſelber iſt? Auf dem Altare habt Ihr den gleichen Erlöſer bei Euch, der einſt auf Erden wan- delnd aller Armen und Elenden ſich erbarmte, und der jetzt noch mit der gleichen erbarmungsvollen Liebe zu Euch erfüllt iſt. Zählet die Stunden, welche Ihr müßig zu- bringet, mit leerem Geſchwätz, oft mit ſchädlichen Unter- haltungen, und weihet ſie einem beſſeren und heilſameren Zwecke. Ueberſchauet Euere Sorgen und Anliegen des Leibes und der Seele, erwecket Euern Glauben, und öffnet hie und da in der Morgenfrühe Euere Ohren und Herzen der liebevollen und tröſtlichen Einladung Eueres Erlöſers: Kommet Alle zu mir, die ihr mühſelig und beladen ſeid, und ich will Euch erquicken! 3. Wir haben einen Altar, und von dieſem aus wieder- holt Chriſtus ſeinen Ruf: Laſſet die Kleinen zu mir kommen, und wehret Ihnen nicht, denn ihrer iſt das Himmelreich. Wenn Ihr glaubet, daß Chriſtus, der göttliche Kinderfreund, auf dem Altare zugegen iſt, ſo müßt Ihr auch glauben, daß er Euere Kinder liebt, daß er ſie gern andächtig um ſich verſammelt ſieht, daß er verlangt, ſie zu begnadigen und zu ſegnen, und wenn Ihr Euere Kinder liebt, ſo muß Euch daran gelegen ſein, daß ſie recht oft in ſeine Nähe treten, um Segen und Gnade aus ſeiner Hand in Empfang zu nehmen. Darum ſollt Ihr ſie auch an Werktagen ſo oft als möglich an der heiligen Meſſe Theil nehmen laſſen. Machet, daß Euere Kinder dieſen ihren göttlichen Freund auch lieben, auf ihn vertrauen, gerne und andächtig mit ihm verkehren, ſo daß Chriſtus den Glauben, die Unſchuld und Frömmigkeit in ihren Herzen ſtärken und an ihnen ſeine Verheißung erfüllen kann, die er mit den Worten ausſpricht: Ich gebe Ihnen das ewige Licht und ſie werden in Ewigkeit nicht verloren gehen, und Niemand wird ſie aus meiner Hand reißen. Ihr brauchet nur ein wenig Eueren Glauben zu erwecken, um einzuſehen, wie nothwendig Eueren Kindern dieſe Gnadenwirkungen ſind, wie heilſam und tröſtlich es iſt, wenn Euere Kinder den Segen des Heilandes in die Schule und in das elterliche Haus zurückbringen, und Ihr hoffen dürfet, daß durch ihn Euere Erziehung, Euere Familie, Euer ganzes Hausweſen geſegnet werden. Die Kinder ſollen aber noch aus einem andern Grunde der täglichen heiligen Meſſe beiwohnen. Sie müſſen lernen, in der rechten Weiſe am heiligen Opfer Theil zu nehmen. Der Unterricht allein genügt nicht, es muß die praktiſche Anleitung mit demſelben verbunden werden. Es iſt das ein Punkt, der auch manche Erwachſene angeht, welche es nicht verſtehen, die Meſſe recht anzuhören. Sie ſind nicht genügend unterrichtet über das heilige Opfer, ſie wiſſen nicht, was am Anfange und bei den Haupttheilen für re- ligiöſe Akte zu erwecken ſind, ihre Theilnahme iſt eine bloß äußerliche; wenn ſie noch beten, ſo wird das Gebet mit dem Opfer auf dem Altare nicht in die rechte Ver- bindung geſetzt, und ſo werden die gnadenreichen Wir- kungen des Opfers verkümmert. Da liegt eine Haupt- urſache, warum manche die heilige Meſſe geringſchätzen, andere bei derſelben nichts anzufangen wiſſen, ſich ſogar langweilen, während ſie die Fülle geiſtiger Tröſtung und Stärkung ſo nahe haben und ſo leicht erlangen könnten und ſollten. Unſer Hoherprieſter auf dem Altare hat einſt geſagt: Gott iſt ein Geiſt, und die ihn anbeten, müſſen ihn im Geiſte und in der Wahrheit anbeten. Wenn dieſes Wort vom Gebete überhaupt gilt, ſo gilt es doppelt von der Theilnahme an unſerem hochheiligen Opfer. Es muß die angelegentliche Sorge eines jeden katholiſchen Chriſten ſein, ſich recht gut belehren und befähigen zu laſſen für die erhabenſte Verrichtung, die es für ihn auf Erden gibt. Ihr ſeid ein königliches Prieſterthum; Chriſtus ſteigt für Euch auf den Altar hernieder, um mit Euch und für Euch zu opfern; ſein Opfer ſoll Euer Opfer ſein, das Ihr nach Euerer Schuldigkeit als Geſchöpfe dem Schöpfer darbringen ſollt. Aber dafür iſt die körperliche Gegen- wart nicht genügend; das Opfer in der Hand des Prie- ſters muß auch das Opfer Euerer Herzen ſein; ihr müßt im Geiſte mitopfern, indem Ihr die Geſinnungen erwecket und mit dem Opfer auf dem Altare vereiniget, mit denen Chriſtus ſelber opfert. Chriſtus, ſagt der heilige Gregor, wird dann vor Gott in Wahrheit unſer Opfer ſein, wenn wir uns ſelber zum Opfer machen. (Schluß folgt.)

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 27, Uznach, 03. 04. 1889, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller27_1889/2>, abgerufen am 11.12.2024.