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St. Galler Volksblatt. Nr. 24, Uznach, 24. 03. 1886.

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[Spaltenumbruch] herausgekommen? Ein Mädchen, das die Rolle einer
"Frau Doktor" dabei spielen mußte, hatte sich's, nachher
aus der Schule entlassen, in seinem ob dem Theater hoch-
müthig gewordenen Köpfli festgesetzt, eine wirkliche "Frau
Doktor" zu werden. Die Mamsel ist wirklich dann die
Frau eines groben. "Viehdoktors" geworden, der ihr fast
alle Tage den Theaterzettel blau auf den Rücken ge-
schrieben hat.

Doch zu einem andern Kapitel. Du klagst auch, daß
bei Euch die Schulkinder fast keine Zeit mehr zum Be-
suche des Religionsunterrichtes haben. Wir haben es in
diesem Stuck bei uns im Jura auch nicht besser, ja wo
möglich noch schlimmer. Schon von Staatswegen darf
bei uns kein Geistlicher wegen Religionsunterricht die
Schulzeit stören und muß von der Schulkommission be-
sondere Erlaubniß haben, in der Schule wöchentlich den
Kindern eine Stunde Unterricht ertheilen zu dürfen. Ohne
diese ausdrückliche Erlaubniß kann es dem Pfarrer ge-
rathen, daß ihn so ein rauher Schnauzli von Landjäger
aus der Schule vom Unterricht weg abfaßt und er, der
Pfarrer, wegen dem entsetzlichen Verbrechen von der Re-
gierung strenge an Geld gestraft wird oder in's Zucht-
haus kommt. Das ist die unglaubliche, aber thatsächliche
Religionsfreiheit, die wir Katholiken heute noch im Kt.
Bern geuießen. Ist das nicht unerhört?

Wenn bei Euch die Gemeinderäthe nicht gewissenhaft
Polizeistunde handhaben, so ist das eben auch ein trauriger
Beweis ihrer Pflichtvergessenheit. Es scheint, daß auch
die Gemeinderäthe bei Euch das Ding nicht gelesen oder
zu Herzen genommen haben, wo Euer hochwst. Bischof in
der genannten Schrift sagt, daß die Beamteten gewissen-
hafte Polizeistunde halten sollen und es sei gewiß, daß
auch Beamtete wegen Unterlassungssünden, wegen Nicht-
erfüllung ihrer Beamtenpflichten, in der Hölle brennen.

Uebrigens möchte ich wegen den Gemeinderäthen ge-
rade nicht viel Papier und Worte verschwenden. Die
scheinen überall so ziemlich die gleichen Apostel zu sein.
Sie thun auch schön und versprechen Alles, bis sie das
"Aemtli" haben und nachher schauen sie ihrem "Titeli"
zulieb aller Lumperei und den liederlichen Wirthen durch
die Finger. Wir haben da so einen jungen Gemeinderath,
der hat gesagt, er wolle schon strenge Ordnung halten
und als er an einem Sonntag Abend hat sollen die
Polizeirunde machen, ist er schon um 7 Uhr unter die
"Bettdecke geschloffen" mit der famosen Ausrede: "Es passe
besser, daß die alten Gemeinderäthe über die Polizeistunde
wachen". -- Item! --

Du hast mir auch geschrieben von einem schönen, für
mich passenden "Klostergütli", das bei Euch feil wäre.
Wie ich aus den Zeitungen gelesen, bin ich aber schon zu
spät, da man bereits einen andern, tüchtigen Pächter für
das "Gütli" gefunden hat. Man hat mir vielleicht nicht
recht getraut, daß ich das "Klostergütli" gehörig bebaut
und verwaltet hätte. Mag schon sein, der Pfiffigste bin
ich allweg nicht, aber gern arbeiten thu' ich und gewissen-
haft meine Sache machen auch mit Gottes Gnad. Wie
ich hör', soll in Deiner Nähe schon wieder ein ordentliches
"Gütli" zum Verpachten ledig sein. Aber ich bin halt
da auf dem Spiegelberg eben etwas zu weit hinten und
so ergeht es mir wie dem 34jährigen Gichtbrüchigen am
Schwemmteiche im Evangelium. Bevor mich so weit her
Einer in den Schwemmteich bringt, steigt vor mir schon
wieder ein Anderer hinunter. Zwar kann ich mich gut
trösten, daß sicher auch bei Euch nicht Alles "Gold" ist,
sondern auch ein Fegfeuer wie überall. So Gott will
und es allen Leuten recht ist, werde ich mit Zeit und
Gelegenheit schon noch etwa ein ordentliches Heimetli bei
Euch kaufen können. Unterdessen in Gottesnamen Geduld
auf dem Spiegelberg! Die ist allerdings sehr nothwendig,
denn seit einem Jahre habe ich nebst dem hiesigen Hof
noch ein zweites Gut im Pacht, im "Schneckenloch"
drunten, mehr als eine halbe Stunde von hier entfernt.
Muß also am Morgen früh, wo Du noch im warmen
Belt liegen kannst, mit der Laterne in der Hand und
der Milchtanse auf dem Rücken über den weiten Felsenweg
hinunter zum Füttern. Aber jeden Schritt und Tritt in
der guten Meinung: Alles zur Ehre Gottes! So geht's
ja schon.

Was ich aber aus Deinem Briefe so merken konnte,
wolltest Du mich nur in's St. Gallische hinausziehen,
damit ich Euerer gegenwärtig allerdings etwas bedenklich
hinkenden konservativen Partei wieder auf die Beine helfe.
Wenn ich komme, so ist es meine erste Sorge und Pflicht,
die Pachtgüter zuerst gehörig zu bearbeiten und zu ver-
walten. Natürlich müßte ich mich schon auch in Eure
"Feuerwehrmannschaft" einreihen lassen und so würde ich
nach möglichsten Kräften dann an der Spritze auch mit-
pumpen helfen. Von Euren braven, lieberalen Kantons-
räthen, die mit ihrer sonntäglichen Kirchenspringerei das
Volk immer am Narrenseil herumführen, prächt mir nur
nüd meh. Das macht mich zu wild. Wenn ich Meister
wär, so müßtest Du mir Kantonsrath werden. Du
würdest den bebrillten Schnäuzen im Kantonsrathssaale
schon noch authentisch die Wahrheit sagen, daß die höhere
Thierquälerei und Roßschinderei mit dem Postwagen über
den Ricken aufhörte. Ist Alles noch möglich!

Es will Dir auch nicht recht einleuchten, daß unsere
Bundesräthe eine Prämie ausgesetzt haben unter dem Titel
für "Zuchtfamilien". Den Bundesräthen stecke ich in
allweg auch keinen Maien und bin nicht gut auf sie zu
sprechen, schon von wegen, daß keiner ein Weihwasser-
krügli in seinem Zimmer hat und das Morgengebet nicht
in ihren Tagesgeschäften verzeichnet ist. Aber, wo die
"7 Weisen Recht" haben, da muß man ihnen halt doch auch
[Spaltenumbruch] Recht lassen. Prämie für Zuchtfamilien, das ist, mein
ich, ganz recht. Denn wir haben ja schon in der Primar-
schule gelernt, daß die Thiere in verschiedene "Familien"
eingetheilt werden, so z. B. in die "Familie" der Säuge-
thiere, z. B. die falsche Katze. Auch verdienen viele
Thiere im Stalle, gehörnte und ungehörnte, eher den
Namen "Familie" als die Menschen, weil es im Stalle
oft friedlicher und einträchtiger und vernünftiger zugeht,
als bei den Leuten und bessere Zucht und Ordnung herrscht,
als in mancher unchristlichen Familie.

Schließlich bittest Du mich noch um ein gutes Mittel
gegen die Schlaflosigkeit, welche Dir Deine zwei Zeitungen
verursachen, da sie hie und da einander "rupfen." Lieber
Sepp Antoni! Wegen solchem Zeitungsgeplänkel laß' Dich
in Deinem süßen Schlafe nicht stören. Das hat nicht viel
zu bedeuten. Die Redaktoren sind halt auch Menschenkinder,
wie andere Leute und bekommen hie und da mit einander
einen Federkrieg, ohne daß sie es selbst wollen und im
Stillen am Ende fast jeder in seinem Innern bekennt:
"Mea culpa". Setzt etwa ein so viel beschäftigter Zeitungs-
schreiber seinem Kollegen einen Floh hinter's Ohr, so
kratzt eben der Eine mit der Feder, bis das Thierchen
wieder an den Andern juckt. Uebrigens kommen solche
Scharrmützel nicht nur bei konservativen Zeitungen vor,
auch die Radikalinski liegen in ihren Blättern einander
oft scharf in den Haaren. Natürlich wäre es schon besser,
wenn die konservative Presse im Interesse der guten Sache
immer in Frieden und Einigkeit zusammenarbeiten würde,
und alle persönlichen Nörgeleien aus christlicher Nächsten-
liebe unterließe.

Doch wie lange wird mein dummer Brief! Und die
Frau klopft mir in der Stube unten mit dem Besenstiel
an die Dielendecke zum Mittagessen, da die hungrigen
Schulkinder schon lange um die Mehlsuppe und die
dampfenden Erdäpfelknollen herumstehen.

Also, wie gesagt, wenn Du für mich mit Gelegenheit
ein anderes Heimetli wüßtest, so thu' mich nur herzhaft
darauf empfehlen. Bin ich auch nicht der "Ausgestochenste",
so bin ich doch "will's gölich" nicht boshaft, kann schaffen
und thue auch immer auf den Tag pünktlich zinsen.

Wünsche Dir anmit noch recht verdienstliche Fasten
und gutes Jubiläum.

Mit tausend Grüßen
Dein aufrichtiger Freund Ulrich auf dem Spiegelberg.

Nachschrift. Wo steckt auch der "Ma im Mo?"
Ist er in der runden "Schibe" oben erfroren oder wegen
Rheumatismus im Bade in Ragaz oder luget er mit
dem Perspektiv dem verdufteten Walliser nach in Buenos
Ayres? Es ist nicht schön von ihm, daß er dem "Volks-
blättler" untreu geworden ist. Wenn Du ihn gelegentlich
triffst, laß' ich ihm gute Besserung wünschen.




Eidgenössisches.



-- Freies katholisches Lehrerseminar in Zug.

Die
Schlußprüfungen finden den 5. und 6. April statt
und zwar in folgender Ordnung:

Montag den 5. April: 8--845 Religionslehre, 845--
950 Geschichte, 950--1130 Psychologie, Pädagogik, Methodik,
Geschichte derselben, 1--230 Deutsch, 230--330 Naturfächer,
330--4 Französisch, 530 Turnen.

Dienstag den 6. April: 8--915 Mathematik, 915-- 10
Geographie, 10--1020 Geschäftsaufsätze und Verfassungs-
kunde, 1020--11 Landwirthschaft.

Nachmittags 1 Uhr ist die Schlußproduktion.

Die hochw. Geistlichen, die Herren Lehrer, und Gönner
der Anstalt, alle Freunde der Erziehung sind zu zahl-
reichem Besuche der Prüfungen höflichst eingeladen.

Die neuen Anmeldungen haben bis zum 25. April
an die Seminardirektion zu geschehen. Wer in das Seminar
eintreten will, hat eine selbstverfäßte Anmeldung mit
Lebenslauf, ein verschlossenes, pfarramtliches Sittenzeugniß
das Schulzeugniß und ein verschlossenes Charakterzeugniß
von Seite der Lehrerschaft der zuletzt besuchten Schule der
Anmeldung beizulegen.

Die Aufnahmsprüfungen finden Dienstag den 4. Mai
von Morgens 8 Uhr an statt.

-- Schweiz. Bäckerverband.

Das Zentralkomite hat
den Sektionen in einer gedruckten Broschüre die Vorlagen
zum Verbandstage vom 4. Mai zugesandt, enthaltend u. A.
eine kurze Geschichte über den Entwicklungsgang des Vereins
und die Thätigkeit des Zentralkomites, einen Bericht und
Antrag betreffend Lehrlings- und Gesellenwesens und be-
treffend obligatorische Einführung des Fachorgans. In
Zürich hat sich am 7. März ein kantonaler Bäckerverband
konstituirt. In Schaffhausen und Wald sind Bäcker-
vereine gegründet worden.




St. Gallisches.



-- Regierungsraths-Verhandlungen.

Hr. Dr. Reichenbach in St. Gallen übermittelt eine
ihm aus einem Trauerhause zugekommene Vergabung von
Fr. 100 zu Gunsten eines Asyls für Unheilbare und
Altersschwache.

Zum Assistenzarzte an der Heil- und Pflegeanstalt
St. Pirminsberg wird gewählt: Herr Joseph Jörger
von Vals, Kts. Graubünden, gewesener Assistenzarzt an
der psychiatrischen Klinik des Irrenhauses in Basel.

Den Gemeinderäthen von Rorschach und Goldach wird
für Erstellung bezw. Fortsetzung eines Trottoirs am See
längs der Hornerstraße ein Staatsbeitrag von Fr. 2000
auf Rechnung des Kredits für Verbesserung der Staats-
straßen in Aussicht gestellt.


[Spaltenumbruch]

-- Der Gewerbeverein St. Gallen hat dieses Jahr
die Lehrlingsprüfungen auf den ganzen Kanton
ausgedehnt. Von den 37 Anmeldungen komnen 16 auf
die Stadt, 21 auf den Kanton; es sind 16 Berufsarten
vertreten. Es stehen von Behörden und Korporationen ca.
1300 Fr. in Aussicht; die Kosten sind in Folge der Fach-
experten in den im ganzen Kanton zerstreuten Werkstätten
sehr erheblich. Der Lehrling muß eine Fortbildungsschule
besucht haben und zwei Tage in der Werkstätte eines
Fachexperten arbeiten, um seine Handfertigkeit zu bekunden.
Das Fahrgeld wird vergütet. Der Verein trägt auch an
die Herstellungskosten schwieriger Probestücke bei.

-- Der Gemeinderath der Stadt St. Gallen hat
28 Gewerbs- und Gewohnheitsspieler (Berlanger) mit
erheblichen Geldstrafen belegt; davon 8 in die Buße von
je 100 Fr., die übrigen mit einer solchen von je Fr.
30--50. Es befinden sich lt. "N. St. G. Ztg." unter
den Gebüßten Leute, deren Familien von der öffentlichen
Wohlthätigkeit leben.

-- In Ebnat ist letzten Samstag Morgen nach
2 Uhr der Gasthof zur "Sonne" abgebrannt. Der Eigen-
thümer, Hr. Rothfuchs, erleidet bedeutenden Schaden, da
von dem Mobiliar fast nichts gerettet werden konnte.

-- Am 19. März, Nachmittags 2 Uhr, gerieth das Haus
des Hrn. Hilber, Wagner, im "Stadtbühl" bei Goßau,
versichert zu 5400 Fr., in Brand. Trotzdem das Wasser
ca. 400 Meter weit spedirt werde mußte, konnten die
nebenstehenden Häuser gerettet werden. Der größte Theil
Mobilien und Holzvorrath konnte durch die Nachbarn ge-
rettet werden. Hingegen war das Haus, resp. dessen Ueber-
reste Abends 5 Uhr schon aufgeräumt.

-- In Berg ist letzten Freitag Morgen Herr Alt-
Forstinspektor Keel, Vater des Herrn Landammann
Keel, im hohen Alter von 85 Jahren gestorben.

-- * Oberland.

Der Winter hat bis in die
jüngsten Tage mit russischer Herzenskälte den März in
Beschlag genommen; kaum kannte man diesen häufig so
milden Lenzesverkünder mehr. Unter dem eisigen Hauche
des Nordost erstarb den stets willkommenen, bunt ge-
fiederten Frühlingssängern der Finkenschlag in der Kehle.
Immerhin war das Naturspiel in unserem flachen Lande
bis Mitte des Monats ein interessantes: staubige Straßen
wie im Hochsommer neben dem dichten Eispanzer auf
Bächen und Tümpeln, der selbst von der täglich lächelnden
Sonne nicht erweicht wurde. Noch jetzt ist der Abzug des
Winters letzter Truppen so langsam und zähe, als der-
jenige der borussischen Besatzungsarmee aus dem be-
zwungenen Frankreich im Jahre 1871. Die Franzosen
hatten dann freilich noch 5 Milliarden Nachfröste zu
prästiren, was uns freilich nach den "Heuwettertagen"
dieses Winters noch völlig dem internationalen Armeen-
bund in die Netze treiben würde. Zu einer derartigen
Transformirung der Republik wäre der Zeitpunkt vom
Schicksal übel gewählt und besonders im Interesse der
Staatssteuer-Revisions-Maschinen bitter zu beklagen --
die jetzt eben in den Gemeinden in vollem Gange sind.

A propos, die Steuerrevision! Sonst sagt das
lateinische Sprüchwort über dem Genfer Kantonswappen:
post tenebras lux, nach Finsterniß -- Licht. Im Kt.
St. Gallen dürfte es gegenwärtig am besten heißen: post
gaudia crux
d. h. auf die Fastnachtsfreuden -- das
Kreuz der Steuerrevision. In der That, kaum hatte der
letzte Geiger sich schlaftrunken ab dem Podium des Tanz-
saales zurückgezogen, marschirten in den Anschlagekasten
und Blättern die Steuerrevisions-Auskündungen auf und
mahnten an den Pflichttheil des Vaterlandes. Ausnahms-
weise gibt es Gemeinderäthe, die sich mit dieser Zwischen-
revision -- Vorläuferin der allgemeinen -- durch
besondere Aufmerksamkeiten für die getreuen, lieben Mit-
bürger die Gunst des Zaren erwerben zu wollen scheinen.

Wie das Gerücht vermeldet, hat meine jüngste Be-
merkung über das Theaterspiel in der Fastenzeit einige
Geigen verstimmt. Kann nichts dafür! Jeder konsequent
denkende Katholik wird mit mir zum Schlusse gelangen,
daß demonstrative Zuwiderhandlungen gegen disziplinäre
Vorschriften der Kirche schon an sich einen bedenklichen
Mangel an religiösem Gehorsam bekunden, und in den
Folgen für die Einzelnen geradezu verhängnißvoll werden
können. Es gilt da was F. V. Weber sagt:

"Erst kommt die Lauheit, dann der Zweifel,
Dann Widerspruch, dann Haß und Spott:
Das halbe Denken führt zum Teufel,
Das ganze Denken führt zu Gott."

Unlängst wurde der "Ostschweiz" der Bär aufgebunden
-- er kam aus dem Oberland -- das diesjährige kan-
tonale Zäzilienvereinsfest werde in Mels gehalten
werden. Ich kann Sie versichern, daß diesfalls nicht nur
nichts vorbereitet ist, sondern zur Stunde noch gar kein
leitendes Komite besteht, geschweige denn von irgend Jemand
eine definitive Zusage gegeben worden ist. So lange das
Komite des Bezirkszäzilienvereins Sargans bloß noch aus
dem Aktuar besteht, ist unter obwaltenden Verhält-
nissen
an die Uebernahme des Vereinsfestes gar nicht
zu denken. Ein s. Z. mit etwelcher Voreiligkeit durchge-
drückter Beschluß fällt nicht in Betracht.

In Wangs, dessen Pfarrherr von seiner Romfahrt
gesund und wohlbehalten zurückgekehrt ist, wurde letzte
Woche eine dreitägige Volksmission gehalten; -- gewiß
für die Fasten- und Jubiläumszeit ein recht "opportunes"
Werk der geistigen Barmherzigkeit. Bloß das Läuten zur
ungewohnten Zeit (Nachts) hätte man können bleiben
lahn; in den Nachbargemeinden ließen sich anfänglich
Manche in Schrecken setzen und Viele zerbrachen sich die
Köpfe darüber (was für Oberländer Schädel schon viel

[Spaltenumbruch] herausgekommen? Ein Mädchen, das die Rolle einer
„Frau Doktor“ dabei ſpielen mußte, hatte ſich’s, nachher
aus der Schule entlaſſen, in ſeinem ob dem Theater hoch-
müthig gewordenen Köpfli feſtgeſetzt, eine wirkliche „Frau
Doktor“ zu werden. Die Mamſel iſt wirklich dann die
Frau eines groben. „Viehdoktors“ geworden, der ihr faſt
alle Tage den Theaterzettel blau auf den Rücken ge-
ſchrieben hat.

Doch zu einem andern Kapitel. Du klagſt auch, daß
bei Euch die Schulkinder faſt keine Zeit mehr zum Be-
ſuche des Religionsunterrichtes haben. Wir haben es in
dieſem Stuck bei uns im Jura auch nicht beſſer, ja wo
möglich noch ſchlimmer. Schon von Staatswegen darf
bei uns kein Geiſtlicher wegen Religionsunterricht die
Schulzeit ſtören und muß von der Schulkommiſſion be-
ſondere Erlaubniß haben, in der Schule wöchentlich den
Kindern eine Stunde Unterricht ertheilen zu dürfen. Ohne
dieſe ausdrückliche Erlaubniß kann es dem Pfarrer ge-
rathen, daß ihn ſo ein rauher Schnauzli von Landjäger
aus der Schule vom Unterricht weg abfaßt und er, der
Pfarrer, wegen dem entſetzlichen Verbrechen von der Re-
gierung ſtrenge an Geld geſtraft wird oder in’s Zucht-
haus kommt. Das iſt die unglaubliche, aber thatſächliche
Religionsfreiheit, die wir Katholiken heute noch im Kt.
Bern geuießen. Iſt das nicht unerhört?

Wenn bei Euch die Gemeinderäthe nicht gewiſſenhaft
Polizeiſtunde handhaben, ſo iſt das eben auch ein trauriger
Beweis ihrer Pflichtvergeſſenheit. Es ſcheint, daß auch
die Gemeinderäthe bei Euch das Ding nicht geleſen oder
zu Herzen genommen haben, wo Euer hochwſt. Biſchof in
der genannten Schrift ſagt, daß die Beamteten gewiſſen-
hafte Polizeiſtunde halten ſollen und es ſei gewiß, daß
auch Beamtete wegen Unterlaſſungsſünden, wegen Nicht-
erfüllung ihrer Beamtenpflichten, in der Hölle brennen.

Uebrigens möchte ich wegen den Gemeinderäthen ge-
rade nicht viel Papier und Worte verſchwenden. Die
ſcheinen überall ſo ziemlich die gleichen Apoſtel zu ſein.
Sie thun auch ſchön und verſprechen Alles, bis ſie das
„Aemtli“ haben und nachher ſchauen ſie ihrem „Titeli“
zulieb aller Lumperei und den liederlichen Wirthen durch
die Finger. Wir haben da ſo einen jungen Gemeinderath,
der hat geſagt, er wolle ſchon ſtrenge Ordnung halten
und als er an einem Sonntag Abend hat ſollen die
Polizeirunde machen, iſt er ſchon um 7 Uhr unter die
„Bettdecke geſchloffen“ mit der famoſen Ausrede: „Es paſſe
beſſer, daß die alten Gemeinderäthe über die Polizeiſtunde
wachen“. — Item! —

Du haſt mir auch geſchrieben von einem ſchönen, für
mich paſſenden „Kloſtergütli“, das bei Euch feil wäre.
Wie ich aus den Zeitungen geleſen, bin ich aber ſchon zu
ſpät, da man bereits einen andern, tüchtigen Pächter für
das „Gütli“ gefunden hat. Man hat mir vielleicht nicht
recht getraut, daß ich das „Kloſtergütli“ gehörig bebaut
und verwaltet hätte. Mag ſchon ſein, der Pfiffigſte bin
ich allweg nicht, aber gern arbeiten thu’ ich und gewiſſen-
haft meine Sache machen auch mit Gottes Gnad. Wie
ich hör’, ſoll in Deiner Nähe ſchon wieder ein ordentliches
„Gütli“ zum Verpachten ledig ſein. Aber ich bin halt
da auf dem Spiegelberg eben etwas zu weit hinten und
ſo ergeht es mir wie dem 34jährigen Gichtbrüchigen am
Schwemmteiche im Evangelium. Bevor mich ſo weit her
Einer in den Schwemmteich bringt, ſteigt vor mir ſchon
wieder ein Anderer hinunter. Zwar kann ich mich gut
tröſten, daß ſicher auch bei Euch nicht Alles „Gold“ iſt,
ſondern auch ein Fegfeuer wie überall. So Gott will
und es allen Leuten recht iſt, werde ich mit Zeit und
Gelegenheit ſchon noch etwa ein ordentliches Heimetli bei
Euch kaufen können. Unterdeſſen in Gottesnamen Geduld
auf dem Spiegelberg! Die iſt allerdings ſehr nothwendig,
denn ſeit einem Jahre habe ich nebſt dem hieſigen Hof
noch ein zweites Gut im Pacht, im „Schneckenloch“
drunten, mehr als eine halbe Stunde von hier entfernt.
Muß alſo am Morgen früh, wo Du noch im warmen
Belt liegen kannſt, mit der Laterne in der Hand und
der Milchtanſe auf dem Rücken über den weiten Felſenweg
hinunter zum Füttern. Aber jeden Schritt und Tritt in
der guten Meinung: Alles zur Ehre Gottes! So geht’s
ja ſchon.

Was ich aber aus Deinem Briefe ſo merken konnte,
wollteſt Du mich nur in’s St. Galliſche hinausziehen,
damit ich Euerer gegenwärtig allerdings etwas bedenklich
hinkenden konſervativen Partei wieder auf die Beine helfe.
Wenn ich komme, ſo iſt es meine erſte Sorge und Pflicht,
die Pachtgüter zuerſt gehörig zu bearbeiten und zu ver-
walten. Natürlich müßte ich mich ſchon auch in Eure
„Feuerwehrmannſchaft“ einreihen laſſen und ſo würde ich
nach möglichſten Kräften dann an der Spritze auch mit-
pumpen helfen. Von Euren braven, lieberalen Kantons-
räthen, die mit ihrer ſonntäglichen Kirchenſpringerei das
Volk immer am Narrenſeil herumführen, prächt mir nur
nüd meh. Das macht mich zu wild. Wenn ich Meiſter
wär, ſo müßteſt Du mir Kantonsrath werden. Du
würdeſt den bebrillten Schnäuzen im Kantonsrathsſaale
ſchon noch authentiſch die Wahrheit ſagen, daß die höhere
Thierquälerei und Roßſchinderei mit dem Poſtwagen über
den Ricken aufhörte. Iſt Alles noch möglich!

Es will Dir auch nicht recht einleuchten, daß unſere
Bundesräthe eine Prämie ausgeſetzt haben unter dem Titel
für „Zuchtfamilien“. Den Bundesräthen ſtecke ich in
allweg auch keinen Maien und bin nicht gut auf ſie zu
ſprechen, ſchon von wegen, daß keiner ein Weihwaſſer-
krügli in ſeinem Zimmer hat und das Morgengebet nicht
in ihren Tagesgeſchäften verzeichnet iſt. Aber, wo die
„7 Weiſen Recht“ haben, da muß man ihnen halt doch auch
[Spaltenumbruch] Recht laſſen. Prämie für Zuchtfamilien, das iſt, mein
ich, ganz recht. Denn wir haben ja ſchon in der Primar-
ſchule gelernt, daß die Thiere in verſchiedene „Familien“
eingetheilt werden, ſo z. B. in die „Familie“ der Säuge-
thiere, z. B. die falſche Katze. Auch verdienen viele
Thiere im Stalle, gehörnte und ungehörnte, eher den
Namen „Familie“ als die Menſchen, weil es im Stalle
oft friedlicher und einträchtiger und vernünftiger zugeht,
als bei den Leuten und beſſere Zucht und Ordnung herrſcht,
als in mancher unchriſtlichen Familie.

Schließlich bitteſt Du mich noch um ein gutes Mittel
gegen die Schlafloſigkeit, welche Dir Deine zwei Zeitungen
verurſachen, da ſie hie und da einander „rupfen.“ Lieber
Sepp Antoni! Wegen ſolchem Zeitungsgeplänkel laß’ Dich
in Deinem ſüßen Schlafe nicht ſtören. Das hat nicht viel
zu bedeuten. Die Redaktoren ſind halt auch Menſchenkinder,
wie andere Leute und bekommen hie und da mit einander
einen Federkrieg, ohne daß ſie es ſelbſt wollen und im
Stillen am Ende faſt jeder in ſeinem Innern bekennt:
«Mea culpa». Setzt etwa ein ſo viel beſchäftigter Zeitungs-
ſchreiber ſeinem Kollegen einen Floh hinter’s Ohr, ſo
kratzt eben der Eine mit der Feder, bis das Thierchen
wieder an den Andern juckt. Uebrigens kommen ſolche
Scharrmützel nicht nur bei konſervativen Zeitungen vor,
auch die Radikalinski liegen in ihren Blättern einander
oft ſcharf in den Haaren. Natürlich wäre es ſchon beſſer,
wenn die konſervative Preſſe im Intereſſe der guten Sache
immer in Frieden und Einigkeit zuſammenarbeiten würde,
und alle perſönlichen Nörgeleien aus chriſtlicher Nächſten-
liebe unterließe.

Doch wie lange wird mein dummer Brief! Und die
Frau klopft mir in der Stube unten mit dem Beſenſtiel
an die Dielendecke zum Mittageſſen, da die hungrigen
Schulkinder ſchon lange um die Mehlſuppe und die
dampfenden Erdäpfelknollen herumſtehen.

Alſo, wie geſagt, wenn Du für mich mit Gelegenheit
ein anderes Heimetli wüßteſt, ſo thu’ mich nur herzhaft
darauf empfehlen. Bin ich auch nicht der „Ausgeſtochenſte“,
ſo bin ich doch „will’s gölich“ nicht boshaft, kann ſchaffen
und thue auch immer auf den Tag pünktlich zinſen.

Wünſche Dir anmit noch recht verdienſtliche Faſten
und gutes Jubiläum.

Mit tauſend Grüßen
Dein aufrichtiger Freund Ulrich auf dem Spiegelberg.

Nachſchrift. Wo ſteckt auch der „Ma im Mo?“
Iſt er in der runden „Schibe“ oben erfroren oder wegen
Rheumatismus im Bade in Ragaz oder luget er mit
dem Perſpektiv dem verdufteten Walliſer nach in Buenos
Ayres? Es iſt nicht ſchön von ihm, daß er dem „Volks-
blättler“ untreu geworden iſt. Wenn Du ihn gelegentlich
triffſt, laß’ ich ihm gute Beſſerung wünſchen.




Eidgenöſſiſches.



Freies katholiſches Lehrerſeminar in Zug.

Die
Schlußprüfungen finden den 5. und 6. April ſtatt
und zwar in folgender Ordnung:

Montag den 5. April: 8—845 Religionslehre, 845
950 Geſchichte, 950—1130 Pſychologie, Pädagogik, Methodik,
Geſchichte derſelben, 1—230 Deutſch, 230—330 Naturfächer,
330—4 Franzöſiſch, 530 Turnen.

Dienſtag den 6. April: 8—915 Mathematik, 915— 10
Geographie, 10—1020 Geſchäftsaufſätze und Verfaſſungs-
kunde, 1020—11 Landwirthſchaft.

Nachmittags 1 Uhr iſt die Schlußproduktion.

Die hochw. Geiſtlichen, die Herren Lehrer, und Gönner
der Anſtalt, alle Freunde der Erziehung ſind zu zahl-
reichem Beſuche der Prüfungen höflichſt eingeladen.

Die neuen Anmeldungen haben bis zum 25. April
an die Seminardirektion zu geſchehen. Wer in das Seminar
eintreten will, hat eine ſelbſtverfäßte Anmeldung mit
Lebenslauf, ein verſchloſſenes, pfarramtliches Sittenzeugniß
das Schulzeugniß und ein verſchloſſenes Charakterzeugniß
von Seite der Lehrerſchaft der zuletzt beſuchten Schule der
Anmeldung beizulegen.

Die Aufnahmsprüfungen finden Dienſtag den 4. Mai
von Morgens 8 Uhr an ſtatt.

Schweiz. Bäckerverband.

Das Zentralkomite hat
den Sektionen in einer gedruckten Broſchüre die Vorlagen
zum Verbandstage vom 4. Mai zugeſandt, enthaltend u. A.
eine kurze Geſchichte über den Entwicklungsgang des Vereins
und die Thätigkeit des Zentralkomites, einen Bericht und
Antrag betreffend Lehrlings- und Geſellenweſens und be-
treffend obligatoriſche Einführung des Fachorgans. In
Zürich hat ſich am 7. März ein kantonaler Bäckerverband
konſtituirt. In Schaffhauſen und Wald ſind Bäcker-
vereine gegründet worden.




St. Galliſches.



Regierungsraths-Verhandlungen.

Hr. Dr. Reichenbach in St. Gallen übermittelt eine
ihm aus einem Trauerhauſe zugekommene Vergabung von
Fr. 100 zu Gunſten eines Aſyls für Unheilbare und
Altersſchwache.

Zum Aſſiſtenzarzte an der Heil- und Pflegeanſtalt
St. Pirminsberg wird gewählt: Herr Joſeph Jörger
von Vals, Kts. Graubünden, geweſener Aſſiſtenzarzt an
der pſychiatriſchen Klinik des Irrenhauſes in Baſel.

Den Gemeinderäthen von Rorſchach und Goldach wird
für Erſtellung bezw. Fortſetzung eines Trottoirs am See
längs der Hornerſtraße ein Staatsbeitrag von Fr. 2000
auf Rechnung des Kredits für Verbeſſerung der Staats-
ſtraßen in Ausſicht geſtellt.


[Spaltenumbruch]

— Der Gewerbeverein St. Gallen hat dieſes Jahr
die Lehrlingsprüfungen auf den ganzen Kanton
ausgedehnt. Von den 37 Anmeldungen komnen 16 auf
die Stadt, 21 auf den Kanton; es ſind 16 Berufsarten
vertreten. Es ſtehen von Behörden und Korporationen ca.
1300 Fr. in Ausſicht; die Koſten ſind in Folge der Fach-
experten in den im ganzen Kanton zerſtreuten Werkſtätten
ſehr erheblich. Der Lehrling muß eine Fortbildungsſchule
beſucht haben und zwei Tage in der Werkſtätte eines
Fachexperten arbeiten, um ſeine Handfertigkeit zu bekunden.
Das Fahrgeld wird vergütet. Der Verein trägt auch an
die Herſtellungskoſten ſchwieriger Probeſtücke bei.

— Der Gemeinderath der Stadt St. Gallen hat
28 Gewerbs- und Gewohnheitsſpieler (Berlanger) mit
erheblichen Geldſtrafen belegt; davon 8 in die Buße von
je 100 Fr., die übrigen mit einer ſolchen von je Fr.
30—50. Es befinden ſich lt. „N. St. G. Ztg.“ unter
den Gebüßten Leute, deren Familien von der öffentlichen
Wohlthätigkeit leben.

— In Ebnat iſt letzten Samſtag Morgen nach
2 Uhr der Gaſthof zur „Sonne“ abgebrannt. Der Eigen-
thümer, Hr. Rothfuchs, erleidet bedeutenden Schaden, da
von dem Mobiliar faſt nichts gerettet werden konnte.

— Am 19. März, Nachmittags 2 Uhr, gerieth das Haus
des Hrn. Hilber, Wagner, im „Stadtbühl“ bei Goßau,
verſichert zu 5400 Fr., in Brand. Trotzdem das Waſſer
ca. 400 Meter weit ſpedirt werde mußte, konnten die
nebenſtehenden Häuſer gerettet werden. Der größte Theil
Mobilien und Holzvorrath konnte durch die Nachbarn ge-
rettet werden. Hingegen war das Haus, reſp. deſſen Ueber-
reſte Abends 5 Uhr ſchon aufgeräumt.

— In Berg iſt letzten Freitag Morgen Herr Alt-
Forſtinſpektor Keel, Vater des Herrn Landammann
Keel, im hohen Alter von 85 Jahren geſtorben.

— * Oberland.

Der Winter hat bis in die
jüngſten Tage mit ruſſiſcher Herzenskälte den März in
Beſchlag genommen; kaum kannte man dieſen häufig ſo
milden Lenzesverkünder mehr. Unter dem eiſigen Hauche
des Nordoſt erſtarb den ſtets willkommenen, bunt ge-
fiederten Frühlingsſängern der Finkenſchlag in der Kehle.
Immerhin war das Naturſpiel in unſerem flachen Lande
bis Mitte des Monats ein intereſſantes: ſtaubige Straßen
wie im Hochſommer neben dem dichten Eispanzer auf
Bächen und Tümpeln, der ſelbſt von der täglich lächelnden
Sonne nicht erweicht wurde. Noch jetzt iſt der Abzug des
Winters letzter Truppen ſo langſam und zähe, als der-
jenige der boruſſiſchen Beſatzungsarmee aus dem be-
zwungenen Frankreich im Jahre 1871. Die Franzoſen
hatten dann freilich noch 5 Milliarden Nachfröſte zu
präſtiren, was uns freilich nach den „Heuwettertagen“
dieſes Winters noch völlig dem internationalen Armeen-
bund in die Netze treiben würde. Zu einer derartigen
Transformirung der Republik wäre der Zeitpunkt vom
Schickſal übel gewählt und beſonders im Intereſſe der
Staatsſteuer-Reviſions-Maſchinen bitter zu beklagen —
die jetzt eben in den Gemeinden in vollem Gange ſind.

A propos, die Steuerreviſion! Sonſt ſagt das
lateiniſche Sprüchwort über dem Genfer Kantonswappen:
post tenebras lux, nach Finſterniß — Licht. Im Kt.
St. Gallen dürfte es gegenwärtig am beſten heißen: post
gaudıa crux
d. h. auf die Faſtnachtsfreuden — das
Kreuz der Steuerreviſion. In der That, kaum hatte der
letzte Geiger ſich ſchlaftrunken ab dem Podium des Tanz-
ſaales zurückgezogen, marſchirten in den Anſchlagekaſten
und Blättern die Steuerreviſions-Auskündungen auf und
mahnten an den Pflichttheil des Vaterlandes. Ausnahms-
weiſe gibt es Gemeinderäthe, die ſich mit dieſer Zwiſchen-
reviſion — Vorläuferin der allgemeinen — durch
beſondere Aufmerkſamkeiten für die getreuen, lieben Mit-
bürger die Gunſt des Zaren erwerben zu wollen ſcheinen.

Wie das Gerücht vermeldet, hat meine jüngſte Be-
merkung über das Theaterſpiel in der Faſtenzeit einige
Geigen verſtimmt. Kann nichts dafür! Jeder konſequent
denkende Katholik wird mit mir zum Schluſſe gelangen,
daß demonſtrative Zuwiderhandlungen gegen disziplinäre
Vorſchriften der Kirche ſchon an ſich einen bedenklichen
Mangel an religiöſem Gehorſam bekunden, und in den
Folgen für die Einzelnen geradezu verhängnißvoll werden
können. Es gilt da was F. V. Weber ſagt:

„Erſt kommt die Lauheit, dann der Zweifel,
Dann Widerſpruch, dann Haß und Spott:
Das halbe Denken führt zum Teufel,
Das ganze Denken führt zu Gott.“

Unlängſt wurde der „Oſtſchweiz“ der Bär aufgebunden
— er kam aus dem Oberland — das diesjährige kan-
tonale Zäzilienvereinsfeſt werde in Mels gehalten
werden. Ich kann Sie verſichern, daß diesfalls nicht nur
nichts vorbereitet iſt, ſondern zur Stunde noch gar kein
leitendes Komite beſteht, geſchweige denn von irgend Jemand
eine definitive Zuſage gegeben worden iſt. So lange das
Komite des Bezirkszäzilienvereins Sargans bloß noch aus
dem Aktuar beſteht, iſt unter obwaltenden Verhält-
niſſen
an die Uebernahme des Vereinsfeſtes gar nicht
zu denken. Ein ſ. Z. mit etwelcher Voreiligkeit durchge-
drückter Beſchluß fällt nicht in Betracht.

In Wangs, deſſen Pfarrherr von ſeiner Romfahrt
geſund und wohlbehalten zurückgekehrt iſt, wurde letzte
Woche eine dreitägige Volksmiſſion gehalten; — gewiß
für die Faſten- und Jubiläumszeit ein recht „opportunes“
Werk der geiſtigen Barmherzigkeit. Bloß das Läuten zur
ungewohnten Zeit (Nachts) hätte man können bleiben
lahn; in den Nachbargemeinden ließen ſich anfänglich
Manche in Schrecken ſetzen und Viele zerbrachen ſich die
Köpfe darüber (was für Oberländer Schädel ſchon viel

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[2/0002] herausgekommen? Ein Mädchen, das die Rolle einer „Frau Doktor“ dabei ſpielen mußte, hatte ſich’s, nachher aus der Schule entlaſſen, in ſeinem ob dem Theater hoch- müthig gewordenen Köpfli feſtgeſetzt, eine wirkliche „Frau Doktor“ zu werden. Die Mamſel iſt wirklich dann die Frau eines groben. „Viehdoktors“ geworden, der ihr faſt alle Tage den Theaterzettel blau auf den Rücken ge- ſchrieben hat. Doch zu einem andern Kapitel. Du klagſt auch, daß bei Euch die Schulkinder faſt keine Zeit mehr zum Be- ſuche des Religionsunterrichtes haben. Wir haben es in dieſem Stuck bei uns im Jura auch nicht beſſer, ja wo möglich noch ſchlimmer. Schon von Staatswegen darf bei uns kein Geiſtlicher wegen Religionsunterricht die Schulzeit ſtören und muß von der Schulkommiſſion be- ſondere Erlaubniß haben, in der Schule wöchentlich den Kindern eine Stunde Unterricht ertheilen zu dürfen. Ohne dieſe ausdrückliche Erlaubniß kann es dem Pfarrer ge- rathen, daß ihn ſo ein rauher Schnauzli von Landjäger aus der Schule vom Unterricht weg abfaßt und er, der Pfarrer, wegen dem entſetzlichen Verbrechen von der Re- gierung ſtrenge an Geld geſtraft wird oder in’s Zucht- haus kommt. Das iſt die unglaubliche, aber thatſächliche Religionsfreiheit, die wir Katholiken heute noch im Kt. Bern geuießen. Iſt das nicht unerhört? Wenn bei Euch die Gemeinderäthe nicht gewiſſenhaft Polizeiſtunde handhaben, ſo iſt das eben auch ein trauriger Beweis ihrer Pflichtvergeſſenheit. Es ſcheint, daß auch die Gemeinderäthe bei Euch das Ding nicht geleſen oder zu Herzen genommen haben, wo Euer hochwſt. Biſchof in der genannten Schrift ſagt, daß die Beamteten gewiſſen- hafte Polizeiſtunde halten ſollen und es ſei gewiß, daß auch Beamtete wegen Unterlaſſungsſünden, wegen Nicht- erfüllung ihrer Beamtenpflichten, in der Hölle brennen. Uebrigens möchte ich wegen den Gemeinderäthen ge- rade nicht viel Papier und Worte verſchwenden. Die ſcheinen überall ſo ziemlich die gleichen Apoſtel zu ſein. Sie thun auch ſchön und verſprechen Alles, bis ſie das „Aemtli“ haben und nachher ſchauen ſie ihrem „Titeli“ zulieb aller Lumperei und den liederlichen Wirthen durch die Finger. Wir haben da ſo einen jungen Gemeinderath, der hat geſagt, er wolle ſchon ſtrenge Ordnung halten und als er an einem Sonntag Abend hat ſollen die Polizeirunde machen, iſt er ſchon um 7 Uhr unter die „Bettdecke geſchloffen“ mit der famoſen Ausrede: „Es paſſe beſſer, daß die alten Gemeinderäthe über die Polizeiſtunde wachen“. — Item! — Du haſt mir auch geſchrieben von einem ſchönen, für mich paſſenden „Kloſtergütli“, das bei Euch feil wäre. Wie ich aus den Zeitungen geleſen, bin ich aber ſchon zu ſpät, da man bereits einen andern, tüchtigen Pächter für das „Gütli“ gefunden hat. Man hat mir vielleicht nicht recht getraut, daß ich das „Kloſtergütli“ gehörig bebaut und verwaltet hätte. Mag ſchon ſein, der Pfiffigſte bin ich allweg nicht, aber gern arbeiten thu’ ich und gewiſſen- haft meine Sache machen auch mit Gottes Gnad. Wie ich hör’, ſoll in Deiner Nähe ſchon wieder ein ordentliches „Gütli“ zum Verpachten ledig ſein. Aber ich bin halt da auf dem Spiegelberg eben etwas zu weit hinten und ſo ergeht es mir wie dem 34jährigen Gichtbrüchigen am Schwemmteiche im Evangelium. Bevor mich ſo weit her Einer in den Schwemmteich bringt, ſteigt vor mir ſchon wieder ein Anderer hinunter. Zwar kann ich mich gut tröſten, daß ſicher auch bei Euch nicht Alles „Gold“ iſt, ſondern auch ein Fegfeuer wie überall. So Gott will und es allen Leuten recht iſt, werde ich mit Zeit und Gelegenheit ſchon noch etwa ein ordentliches Heimetli bei Euch kaufen können. Unterdeſſen in Gottesnamen Geduld auf dem Spiegelberg! Die iſt allerdings ſehr nothwendig, denn ſeit einem Jahre habe ich nebſt dem hieſigen Hof noch ein zweites Gut im Pacht, im „Schneckenloch“ drunten, mehr als eine halbe Stunde von hier entfernt. Muß alſo am Morgen früh, wo Du noch im warmen Belt liegen kannſt, mit der Laterne in der Hand und der Milchtanſe auf dem Rücken über den weiten Felſenweg hinunter zum Füttern. Aber jeden Schritt und Tritt in der guten Meinung: Alles zur Ehre Gottes! So geht’s ja ſchon. Was ich aber aus Deinem Briefe ſo merken konnte, wollteſt Du mich nur in’s St. Galliſche hinausziehen, damit ich Euerer gegenwärtig allerdings etwas bedenklich hinkenden konſervativen Partei wieder auf die Beine helfe. Wenn ich komme, ſo iſt es meine erſte Sorge und Pflicht, die Pachtgüter zuerſt gehörig zu bearbeiten und zu ver- walten. Natürlich müßte ich mich ſchon auch in Eure „Feuerwehrmannſchaft“ einreihen laſſen und ſo würde ich nach möglichſten Kräften dann an der Spritze auch mit- pumpen helfen. Von Euren braven, lieberalen Kantons- räthen, die mit ihrer ſonntäglichen Kirchenſpringerei das Volk immer am Narrenſeil herumführen, prächt mir nur nüd meh. Das macht mich zu wild. Wenn ich Meiſter wär, ſo müßteſt Du mir Kantonsrath werden. Du würdeſt den bebrillten Schnäuzen im Kantonsrathsſaale ſchon noch authentiſch die Wahrheit ſagen, daß die höhere Thierquälerei und Roßſchinderei mit dem Poſtwagen über den Ricken aufhörte. Iſt Alles noch möglich! Es will Dir auch nicht recht einleuchten, daß unſere Bundesräthe eine Prämie ausgeſetzt haben unter dem Titel für „Zuchtfamilien“. Den Bundesräthen ſtecke ich in allweg auch keinen Maien und bin nicht gut auf ſie zu ſprechen, ſchon von wegen, daß keiner ein Weihwaſſer- krügli in ſeinem Zimmer hat und das Morgengebet nicht in ihren Tagesgeſchäften verzeichnet iſt. Aber, wo die „7 Weiſen Recht“ haben, da muß man ihnen halt doch auch Recht laſſen. Prämie für Zuchtfamilien, das iſt, mein ich, ganz recht. Denn wir haben ja ſchon in der Primar- ſchule gelernt, daß die Thiere in verſchiedene „Familien“ eingetheilt werden, ſo z. B. in die „Familie“ der Säuge- thiere, z. B. die falſche Katze. Auch verdienen viele Thiere im Stalle, gehörnte und ungehörnte, eher den Namen „Familie“ als die Menſchen, weil es im Stalle oft friedlicher und einträchtiger und vernünftiger zugeht, als bei den Leuten und beſſere Zucht und Ordnung herrſcht, als in mancher unchriſtlichen Familie. Schließlich bitteſt Du mich noch um ein gutes Mittel gegen die Schlafloſigkeit, welche Dir Deine zwei Zeitungen verurſachen, da ſie hie und da einander „rupfen.“ Lieber Sepp Antoni! Wegen ſolchem Zeitungsgeplänkel laß’ Dich in Deinem ſüßen Schlafe nicht ſtören. Das hat nicht viel zu bedeuten. Die Redaktoren ſind halt auch Menſchenkinder, wie andere Leute und bekommen hie und da mit einander einen Federkrieg, ohne daß ſie es ſelbſt wollen und im Stillen am Ende faſt jeder in ſeinem Innern bekennt: «Mea culpa». Setzt etwa ein ſo viel beſchäftigter Zeitungs- ſchreiber ſeinem Kollegen einen Floh hinter’s Ohr, ſo kratzt eben der Eine mit der Feder, bis das Thierchen wieder an den Andern juckt. Uebrigens kommen ſolche Scharrmützel nicht nur bei konſervativen Zeitungen vor, auch die Radikalinski liegen in ihren Blättern einander oft ſcharf in den Haaren. Natürlich wäre es ſchon beſſer, wenn die konſervative Preſſe im Intereſſe der guten Sache immer in Frieden und Einigkeit zuſammenarbeiten würde, und alle perſönlichen Nörgeleien aus chriſtlicher Nächſten- liebe unterließe. Doch wie lange wird mein dummer Brief! Und die Frau klopft mir in der Stube unten mit dem Beſenſtiel an die Dielendecke zum Mittageſſen, da die hungrigen Schulkinder ſchon lange um die Mehlſuppe und die dampfenden Erdäpfelknollen herumſtehen. Alſo, wie geſagt, wenn Du für mich mit Gelegenheit ein anderes Heimetli wüßteſt, ſo thu’ mich nur herzhaft darauf empfehlen. Bin ich auch nicht der „Ausgeſtochenſte“, ſo bin ich doch „will’s gölich“ nicht boshaft, kann ſchaffen und thue auch immer auf den Tag pünktlich zinſen. Wünſche Dir anmit noch recht verdienſtliche Faſten und gutes Jubiläum. Mit tauſend Grüßen Dein aufrichtiger Freund Ulrich auf dem Spiegelberg. Nachſchrift. Wo ſteckt auch der „Ma im Mo?“ Iſt er in der runden „Schibe“ oben erfroren oder wegen Rheumatismus im Bade in Ragaz oder luget er mit dem Perſpektiv dem verdufteten Walliſer nach in Buenos Ayres? Es iſt nicht ſchön von ihm, daß er dem „Volks- blättler“ untreu geworden iſt. Wenn Du ihn gelegentlich triffſt, laß’ ich ihm gute Beſſerung wünſchen. Der Obige. Eidgenöſſiſches. — Freies katholiſches Lehrerſeminar in Zug. Die Schlußprüfungen finden den 5. und 6. April ſtatt und zwar in folgender Ordnung: Montag den 5. April: 8—845 Religionslehre, 845— 950 Geſchichte, 950—1130 Pſychologie, Pädagogik, Methodik, Geſchichte derſelben, 1—230 Deutſch, 230—330 Naturfächer, 330—4 Franzöſiſch, 530 Turnen. Dienſtag den 6. April: 8—915 Mathematik, 915— 10 Geographie, 10—1020 Geſchäftsaufſätze und Verfaſſungs- kunde, 1020—11 Landwirthſchaft. Nachmittags 1 Uhr iſt die Schlußproduktion. Die hochw. Geiſtlichen, die Herren Lehrer, und Gönner der Anſtalt, alle Freunde der Erziehung ſind zu zahl- reichem Beſuche der Prüfungen höflichſt eingeladen. Die neuen Anmeldungen haben bis zum 25. April an die Seminardirektion zu geſchehen. Wer in das Seminar eintreten will, hat eine ſelbſtverfäßte Anmeldung mit Lebenslauf, ein verſchloſſenes, pfarramtliches Sittenzeugniß das Schulzeugniß und ein verſchloſſenes Charakterzeugniß von Seite der Lehrerſchaft der zuletzt beſuchten Schule der Anmeldung beizulegen. Die Aufnahmsprüfungen finden Dienſtag den 4. Mai von Morgens 8 Uhr an ſtatt. — Schweiz. Bäckerverband. Das Zentralkomite hat den Sektionen in einer gedruckten Broſchüre die Vorlagen zum Verbandstage vom 4. Mai zugeſandt, enthaltend u. A. eine kurze Geſchichte über den Entwicklungsgang des Vereins und die Thätigkeit des Zentralkomites, einen Bericht und Antrag betreffend Lehrlings- und Geſellenweſens und be- treffend obligatoriſche Einführung des Fachorgans. In Zürich hat ſich am 7. März ein kantonaler Bäckerverband konſtituirt. In Schaffhauſen und Wald ſind Bäcker- vereine gegründet worden. St. Galliſches. — Regierungsraths-Verhandlungen. Hr. Dr. Reichenbach in St. Gallen übermittelt eine ihm aus einem Trauerhauſe zugekommene Vergabung von Fr. 100 zu Gunſten eines Aſyls für Unheilbare und Altersſchwache. Zum Aſſiſtenzarzte an der Heil- und Pflegeanſtalt St. Pirminsberg wird gewählt: Herr Joſeph Jörger von Vals, Kts. Graubünden, geweſener Aſſiſtenzarzt an der pſychiatriſchen Klinik des Irrenhauſes in Baſel. Den Gemeinderäthen von Rorſchach und Goldach wird für Erſtellung bezw. Fortſetzung eines Trottoirs am See längs der Hornerſtraße ein Staatsbeitrag von Fr. 2000 auf Rechnung des Kredits für Verbeſſerung der Staats- ſtraßen in Ausſicht geſtellt. — Der Gewerbeverein St. Gallen hat dieſes Jahr die Lehrlingsprüfungen auf den ganzen Kanton ausgedehnt. Von den 37 Anmeldungen komnen 16 auf die Stadt, 21 auf den Kanton; es ſind 16 Berufsarten vertreten. Es ſtehen von Behörden und Korporationen ca. 1300 Fr. in Ausſicht; die Koſten ſind in Folge der Fach- experten in den im ganzen Kanton zerſtreuten Werkſtätten ſehr erheblich. Der Lehrling muß eine Fortbildungsſchule beſucht haben und zwei Tage in der Werkſtätte eines Fachexperten arbeiten, um ſeine Handfertigkeit zu bekunden. Das Fahrgeld wird vergütet. Der Verein trägt auch an die Herſtellungskoſten ſchwieriger Probeſtücke bei. — Der Gemeinderath der Stadt St. Gallen hat 28 Gewerbs- und Gewohnheitsſpieler (Berlanger) mit erheblichen Geldſtrafen belegt; davon 8 in die Buße von je 100 Fr., die übrigen mit einer ſolchen von je Fr. 30—50. Es befinden ſich lt. „N. St. G. Ztg.“ unter den Gebüßten Leute, deren Familien von der öffentlichen Wohlthätigkeit leben. — In Ebnat iſt letzten Samſtag Morgen nach 2 Uhr der Gaſthof zur „Sonne“ abgebrannt. Der Eigen- thümer, Hr. Rothfuchs, erleidet bedeutenden Schaden, da von dem Mobiliar faſt nichts gerettet werden konnte. — Am 19. März, Nachmittags 2 Uhr, gerieth das Haus des Hrn. Hilber, Wagner, im „Stadtbühl“ bei Goßau, verſichert zu 5400 Fr., in Brand. Trotzdem das Waſſer ca. 400 Meter weit ſpedirt werde mußte, konnten die nebenſtehenden Häuſer gerettet werden. Der größte Theil Mobilien und Holzvorrath konnte durch die Nachbarn ge- rettet werden. Hingegen war das Haus, reſp. deſſen Ueber- reſte Abends 5 Uhr ſchon aufgeräumt. — In Berg iſt letzten Freitag Morgen Herr Alt- Forſtinſpektor Keel, Vater des Herrn Landammann Keel, im hohen Alter von 85 Jahren geſtorben. — * Oberland. Der Winter hat bis in die jüngſten Tage mit ruſſiſcher Herzenskälte den März in Beſchlag genommen; kaum kannte man dieſen häufig ſo milden Lenzesverkünder mehr. Unter dem eiſigen Hauche des Nordoſt erſtarb den ſtets willkommenen, bunt ge- fiederten Frühlingsſängern der Finkenſchlag in der Kehle. Immerhin war das Naturſpiel in unſerem flachen Lande bis Mitte des Monats ein intereſſantes: ſtaubige Straßen wie im Hochſommer neben dem dichten Eispanzer auf Bächen und Tümpeln, der ſelbſt von der täglich lächelnden Sonne nicht erweicht wurde. Noch jetzt iſt der Abzug des Winters letzter Truppen ſo langſam und zähe, als der- jenige der boruſſiſchen Beſatzungsarmee aus dem be- zwungenen Frankreich im Jahre 1871. Die Franzoſen hatten dann freilich noch 5 Milliarden Nachfröſte zu präſtiren, was uns freilich nach den „Heuwettertagen“ dieſes Winters noch völlig dem internationalen Armeen- bund in die Netze treiben würde. Zu einer derartigen Transformirung der Republik wäre der Zeitpunkt vom Schickſal übel gewählt und beſonders im Intereſſe der Staatsſteuer-Reviſions-Maſchinen bitter zu beklagen — die jetzt eben in den Gemeinden in vollem Gange ſind. A propos, die Steuerreviſion! Sonſt ſagt das lateiniſche Sprüchwort über dem Genfer Kantonswappen: post tenebras lux, nach Finſterniß — Licht. Im Kt. St. Gallen dürfte es gegenwärtig am beſten heißen: post gaudıa crux d. h. auf die Faſtnachtsfreuden — das Kreuz der Steuerreviſion. In der That, kaum hatte der letzte Geiger ſich ſchlaftrunken ab dem Podium des Tanz- ſaales zurückgezogen, marſchirten in den Anſchlagekaſten und Blättern die Steuerreviſions-Auskündungen auf und mahnten an den Pflichttheil des Vaterlandes. Ausnahms- weiſe gibt es Gemeinderäthe, die ſich mit dieſer Zwiſchen- reviſion — Vorläuferin der allgemeinen — durch beſondere Aufmerkſamkeiten für die getreuen, lieben Mit- bürger die Gunſt des Zaren erwerben zu wollen ſcheinen. Wie das Gerücht vermeldet, hat meine jüngſte Be- merkung über das Theaterſpiel in der Faſtenzeit einige Geigen verſtimmt. Kann nichts dafür! Jeder konſequent denkende Katholik wird mit mir zum Schluſſe gelangen, daß demonſtrative Zuwiderhandlungen gegen disziplinäre Vorſchriften der Kirche ſchon an ſich einen bedenklichen Mangel an religiöſem Gehorſam bekunden, und in den Folgen für die Einzelnen geradezu verhängnißvoll werden können. Es gilt da was F. V. Weber ſagt: „Erſt kommt die Lauheit, dann der Zweifel, Dann Widerſpruch, dann Haß und Spott: Das halbe Denken führt zum Teufel, Das ganze Denken führt zu Gott.“ Unlängſt wurde der „Oſtſchweiz“ der Bär aufgebunden — er kam aus dem Oberland — das diesjährige kan- tonale Zäzilienvereinsfeſt werde in Mels gehalten werden. Ich kann Sie verſichern, daß diesfalls nicht nur nichts vorbereitet iſt, ſondern zur Stunde noch gar kein leitendes Komite beſteht, geſchweige denn von irgend Jemand eine definitive Zuſage gegeben worden iſt. So lange das Komite des Bezirkszäzilienvereins Sargans bloß noch aus dem Aktuar beſteht, iſt unter obwaltenden Verhält- niſſen an die Uebernahme des Vereinsfeſtes gar nicht zu denken. Ein ſ. Z. mit etwelcher Voreiligkeit durchge- drückter Beſchluß fällt nicht in Betracht. In Wangs, deſſen Pfarrherr von ſeiner Romfahrt geſund und wohlbehalten zurückgekehrt iſt, wurde letzte Woche eine dreitägige Volksmiſſion gehalten; — gewiß für die Faſten- und Jubiläumszeit ein recht „opportunes“ Werk der geiſtigen Barmherzigkeit. Bloß das Läuten zur ungewohnten Zeit (Nachts) hätte man können bleiben lahn; in den Nachbargemeinden ließen ſich anfänglich Manche in Schrecken ſetzen und Viele zerbrachen ſich die Köpfe darüber (was für Oberländer Schädel ſchon viel

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Zitationshilfe: St. Galler Volksblatt. Nr. 24, Uznach, 24. 03. 1886, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_stgaller24_1886/2>, abgerufen am 21.11.2024.