St. Galler Volksblatt. Nr. 24, Uznach, 24. 03. 1886.[Spaltenumbruch]
herausgekommen? Ein Mädchen, das die Rolle einer Doch zu einem andern Kapitel. Du klagst auch, daß Wenn bei Euch die Gemeinderäthe nicht gewissenhaft Uebrigens möchte ich wegen den Gemeinderäthen ge- Du hast mir auch geschrieben von einem schönen, für Was ich aber aus Deinem Briefe so merken konnte, Es will Dir auch nicht recht einleuchten, daß unsere Schließlich bittest Du mich noch um ein gutes Mittel Doch wie lange wird mein dummer Brief! Und die Also, wie gesagt, wenn Du für mich mit Gelegenheit Wünsche Dir anmit noch recht verdienstliche Fasten Mit tausend Grüßen Nachschrift. Wo steckt auch der "Ma im Mo?" Eidgenössisches. -- Freies katholisches Lehrerseminar in Zug. Die Montag den 5. April: 8--845 Religionslehre, 845-- Dienstag den 6. April: 8--915 Mathematik, 915-- 10 Nachmittags 1 Uhr ist die Schlußproduktion. Die hochw. Geistlichen, die Herren Lehrer, und Gönner Die neuen Anmeldungen haben bis zum 25. April Die Aufnahmsprüfungen finden Dienstag den 4. Mai -- Schweiz. Bäckerverband. Das Zentralkomite hat St. Gallisches. -- Regierungsraths-Verhandlungen. Hr. Dr. Reichenbach in St. Gallen übermittelt eine Zum Assistenzarzte an der Heil- und Pflegeanstalt Den Gemeinderäthen von Rorschach und Goldach wird [Spaltenumbruch] -- Der Gewerbeverein St. Gallen hat dieses Jahr -- Der Gemeinderath der Stadt St. Gallen hat -- In Ebnat ist letzten Samstag Morgen nach -- Am 19. März, Nachmittags 2 Uhr, gerieth das Haus -- In Berg ist letzten Freitag Morgen Herr Alt- -- * Oberland. Der Winter hat bis in die A propos, die Steuerrevision! Sonst sagt das Wie das Gerücht vermeldet, hat meine jüngste Be- "Erst kommt die Lauheit, dann der Zweifel, Dann Widerspruch, dann Haß und Spott: Das halbe Denken führt zum Teufel, Das ganze Denken führt zu Gott." Unlängst wurde der "Ostschweiz" der Bär aufgebunden In Wangs, dessen Pfarrherr von seiner Romfahrt [Spaltenumbruch]
herausgekommen? Ein Mädchen, das die Rolle einer Doch zu einem andern Kapitel. Du klagſt auch, daß Wenn bei Euch die Gemeinderäthe nicht gewiſſenhaft Uebrigens möchte ich wegen den Gemeinderäthen ge- Du haſt mir auch geſchrieben von einem ſchönen, für Was ich aber aus Deinem Briefe ſo merken konnte, Es will Dir auch nicht recht einleuchten, daß unſere Schließlich bitteſt Du mich noch um ein gutes Mittel Doch wie lange wird mein dummer Brief! Und die Alſo, wie geſagt, wenn Du für mich mit Gelegenheit Wünſche Dir anmit noch recht verdienſtliche Faſten Mit tauſend Grüßen Nachſchrift. Wo ſteckt auch der „Ma im Mo?“ Eidgenöſſiſches. — Freies katholiſches Lehrerſeminar in Zug. Die Montag den 5. April: 8—845 Religionslehre, 845— Dienſtag den 6. April: 8—915 Mathematik, 915— 10 Nachmittags 1 Uhr iſt die Schlußproduktion. Die hochw. Geiſtlichen, die Herren Lehrer, und Gönner Die neuen Anmeldungen haben bis zum 25. April Die Aufnahmsprüfungen finden Dienſtag den 4. Mai — Schweiz. Bäckerverband. Das Zentralkomite hat St. Galliſches. — Regierungsraths-Verhandlungen. Hr. Dr. Reichenbach in St. Gallen übermittelt eine Zum Aſſiſtenzarzte an der Heil- und Pflegeanſtalt Den Gemeinderäthen von Rorſchach und Goldach wird [Spaltenumbruch] — Der Gewerbeverein St. Gallen hat dieſes Jahr — Der Gemeinderath der Stadt St. Gallen hat — In Ebnat iſt letzten Samſtag Morgen nach — Am 19. März, Nachmittags 2 Uhr, gerieth das Haus — In Berg iſt letzten Freitag Morgen Herr Alt- — * Oberland. Der Winter hat bis in die A propos, die Steuerreviſion! Sonſt ſagt das Wie das Gerücht vermeldet, hat meine jüngſte Be- „Erſt kommt die Lauheit, dann der Zweifel, Dann Widerſpruch, dann Haß und Spott: Das halbe Denken führt zum Teufel, Das ganze Denken führt zu Gott.“ Unlängſt wurde der „Oſtſchweiz“ der Bär aufgebunden In Wangs, deſſen Pfarrherr von ſeiner Romfahrt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="2"/><cb/> herausgekommen? Ein Mädchen, das die Rolle einer<lb/> „Frau Doktor“ dabei ſpielen mußte, hatte ſich’s, nachher<lb/> aus der Schule entlaſſen, in ſeinem ob dem Theater hoch-<lb/> müthig gewordenen Köpfli feſtgeſetzt, eine wirkliche „Frau<lb/> Doktor“ zu werden. Die Mamſel iſt wirklich dann die<lb/> Frau eines groben. „Viehdoktors“ geworden, der ihr faſt<lb/> alle Tage den Theaterzettel blau auf den Rücken ge-<lb/> ſchrieben hat.</p><lb/> <p>Doch zu einem andern Kapitel. Du klagſt auch, daß<lb/> bei Euch die Schulkinder faſt keine Zeit mehr zum Be-<lb/> ſuche des Religionsunterrichtes haben. Wir haben es in<lb/> dieſem Stuck bei uns im Jura auch nicht beſſer, ja wo<lb/> möglich noch ſchlimmer. Schon von Staatswegen darf<lb/> bei uns kein Geiſtlicher wegen Religionsunterricht die<lb/> Schulzeit ſtören und muß von der Schulkommiſſion be-<lb/> ſondere Erlaubniß haben, in der Schule wöchentlich den<lb/> Kindern eine Stunde Unterricht ertheilen zu dürfen. Ohne<lb/> dieſe ausdrückliche Erlaubniß kann es dem Pfarrer ge-<lb/> rathen, daß ihn ſo ein rauher Schnauzli von Landjäger<lb/> aus der Schule vom Unterricht weg abfaßt und er, der<lb/> Pfarrer, wegen dem entſetzlichen Verbrechen von der Re-<lb/> gierung ſtrenge an Geld geſtraft wird oder in’s Zucht-<lb/> haus kommt. Das iſt die unglaubliche, aber thatſächliche<lb/> Religionsfreiheit, die wir Katholiken heute noch im Kt.<lb/> Bern geuießen. Iſt das nicht unerhört?</p><lb/> <p>Wenn bei Euch die Gemeinderäthe nicht gewiſſenhaft<lb/> Polizeiſtunde handhaben, ſo iſt das eben auch ein trauriger<lb/> Beweis ihrer Pflichtvergeſſenheit. Es ſcheint, daß auch<lb/> die Gemeinderäthe bei Euch das Ding nicht geleſen oder<lb/> zu Herzen genommen haben, wo Euer hochwſt. Biſchof in<lb/> der genannten Schrift ſagt, daß die Beamteten gewiſſen-<lb/> hafte Polizeiſtunde halten ſollen und es ſei gewiß, daß<lb/> auch Beamtete wegen Unterlaſſungsſünden, wegen Nicht-<lb/> erfüllung ihrer Beamtenpflichten, in der Hölle brennen.</p><lb/> <p>Uebrigens möchte ich wegen den Gemeinderäthen ge-<lb/> rade nicht viel Papier und Worte verſchwenden. Die<lb/> ſcheinen überall ſo ziemlich die gleichen Apoſtel zu ſein.<lb/> Sie thun auch ſchön und verſprechen Alles, bis ſie das<lb/> „Aemtli“ haben und nachher ſchauen ſie ihrem „Titeli“<lb/> zulieb aller Lumperei und den liederlichen Wirthen durch<lb/> die Finger. Wir haben da ſo einen jungen Gemeinderath,<lb/> der hat geſagt, er wolle ſchon ſtrenge Ordnung halten<lb/> und als er an einem Sonntag Abend hat ſollen die<lb/> Polizeirunde machen, iſt er ſchon um 7 Uhr unter die<lb/> „Bettdecke geſchloffen“ mit der famoſen Ausrede: „Es paſſe<lb/> beſſer, daß die alten Gemeinderäthe über die Polizeiſtunde<lb/> wachen“. — Item! —</p><lb/> <p>Du haſt mir auch geſchrieben von einem ſchönen, für<lb/> mich paſſenden „Kloſtergütli“, das bei Euch feil wäre.<lb/> Wie ich aus den Zeitungen geleſen, bin ich aber ſchon zu<lb/> ſpät, da man bereits einen andern, tüchtigen Pächter für<lb/> das „Gütli“ gefunden hat. Man hat mir vielleicht nicht<lb/> recht getraut, daß ich das „Kloſtergütli“ gehörig bebaut<lb/> und verwaltet hätte. Mag ſchon ſein, der Pfiffigſte bin<lb/> ich allweg nicht, aber gern arbeiten thu’ ich und gewiſſen-<lb/> haft meine Sache machen auch mit Gottes Gnad. Wie<lb/> ich hör’, ſoll in Deiner Nähe ſchon wieder ein ordentliches<lb/> „Gütli“ zum Verpachten ledig ſein. Aber ich bin halt<lb/> da auf dem Spiegelberg eben etwas zu weit hinten und<lb/> ſo ergeht es mir wie dem 34jährigen Gichtbrüchigen am<lb/> Schwemmteiche im Evangelium. Bevor mich ſo weit her<lb/> Einer in den Schwemmteich bringt, ſteigt vor mir ſchon<lb/> wieder ein Anderer hinunter. Zwar kann ich mich gut<lb/> tröſten, daß ſicher auch bei Euch nicht Alles „Gold“ iſt,<lb/> ſondern auch ein Fegfeuer wie überall. So Gott will<lb/> und es allen Leuten recht iſt, werde ich mit Zeit und<lb/> Gelegenheit ſchon noch etwa ein ordentliches Heimetli bei<lb/> Euch kaufen können. Unterdeſſen in Gottesnamen Geduld<lb/> auf dem Spiegelberg! Die iſt allerdings ſehr nothwendig,<lb/> denn ſeit einem Jahre habe ich nebſt dem hieſigen Hof<lb/> noch ein zweites Gut im Pacht, im „Schneckenloch“<lb/> drunten, mehr als eine halbe Stunde von hier entfernt.<lb/> Muß alſo am Morgen früh, wo Du noch im warmen<lb/> Belt liegen kannſt, mit der Laterne in der Hand und<lb/> der Milchtanſe auf dem Rücken über den weiten Felſenweg<lb/> hinunter zum Füttern. Aber jeden Schritt und Tritt in<lb/> der guten Meinung: Alles zur Ehre Gottes! So geht’s<lb/> ja ſchon.</p><lb/> <p>Was ich aber aus Deinem Briefe ſo merken konnte,<lb/> wollteſt Du mich nur in’s St. Galliſche hinausziehen,<lb/> damit ich Euerer gegenwärtig allerdings etwas bedenklich<lb/> hinkenden konſervativen Partei wieder auf die Beine helfe.<lb/> Wenn ich komme, ſo iſt es meine erſte Sorge und Pflicht,<lb/> die Pachtgüter zuerſt gehörig zu bearbeiten und zu ver-<lb/> walten. Natürlich müßte ich mich ſchon auch in Eure<lb/> „Feuerwehrmannſchaft“ einreihen laſſen und ſo würde ich<lb/> nach möglichſten Kräften dann an der Spritze auch mit-<lb/> pumpen helfen. Von Euren braven, lieberalen Kantons-<lb/> räthen, die mit ihrer ſonntäglichen Kirchenſpringerei das<lb/> Volk immer am Narrenſeil herumführen, prächt mir nur<lb/> nüd meh. Das macht mich zu wild. Wenn ich Meiſter<lb/> wär, ſo müßteſt Du mir Kantonsrath werden. Du<lb/> würdeſt den bebrillten Schnäuzen im Kantonsrathsſaale<lb/> ſchon noch authentiſch die Wahrheit ſagen, daß die höhere<lb/> Thierquälerei und Roßſchinderei mit dem Poſtwagen über<lb/> den Ricken aufhörte. Iſt Alles noch möglich!</p><lb/> <p>Es will Dir auch nicht recht einleuchten, daß unſere<lb/> Bundesräthe eine Prämie ausgeſetzt haben unter dem Titel<lb/> für „<hi rendition="#g">Zuchtfamilien</hi>“. Den Bundesräthen ſtecke ich in<lb/> allweg auch keinen Maien und bin nicht gut auf ſie zu<lb/> ſprechen, ſchon von wegen, daß keiner ein Weihwaſſer-<lb/> krügli in ſeinem Zimmer hat und das Morgengebet nicht<lb/> in ihren Tagesgeſchäften verzeichnet iſt. Aber, wo die<lb/> „7 Weiſen Recht“ haben, da muß man ihnen halt doch auch<lb/><cb/> Recht laſſen. Prämie für Zuchtfamilien, das iſt, mein<lb/> ich, ganz recht. Denn wir haben ja ſchon in der Primar-<lb/> ſchule gelernt, daß die Thiere in verſchiedene „Familien“<lb/> eingetheilt werden, ſo z. B. in die „Familie“ der Säuge-<lb/> thiere, z. B. die falſche Katze. Auch verdienen viele<lb/> Thiere im Stalle, gehörnte und ungehörnte, eher den<lb/> Namen „Familie“ als die Menſchen, weil es im Stalle<lb/> oft friedlicher und einträchtiger und vernünftiger zugeht,<lb/> als bei den Leuten und beſſere Zucht und Ordnung herrſcht,<lb/> als in mancher unchriſtlichen Familie.</p><lb/> <p>Schließlich bitteſt Du mich noch um ein gutes Mittel<lb/> gegen die Schlafloſigkeit, welche Dir Deine zwei Zeitungen<lb/> verurſachen, da ſie hie und da einander „rupfen.“ Lieber<lb/> Sepp Antoni! Wegen ſolchem Zeitungsgeplänkel laß’ Dich<lb/> in Deinem ſüßen Schlafe nicht ſtören. Das hat nicht viel<lb/> zu bedeuten. Die Redaktoren ſind halt auch Menſchenkinder,<lb/> wie andere Leute und bekommen hie und da mit einander<lb/> einen Federkrieg, ohne daß ſie es ſelbſt wollen und im<lb/> Stillen am Ende faſt jeder in ſeinem Innern bekennt:<lb/><hi rendition="#aq">«Mea culpa».</hi> Setzt etwa ein ſo viel beſchäftigter Zeitungs-<lb/> ſchreiber ſeinem Kollegen einen Floh hinter’s Ohr, ſo<lb/> kratzt eben der Eine mit der Feder, bis das Thierchen<lb/> wieder an den Andern juckt. Uebrigens kommen ſolche<lb/> Scharrmützel nicht nur bei konſervativen Zeitungen vor,<lb/> auch die Radikalinski liegen in ihren Blättern einander<lb/> oft ſcharf in den Haaren. Natürlich wäre es ſchon beſſer,<lb/> wenn die konſervative Preſſe im Intereſſe der guten Sache<lb/> immer in Frieden und Einigkeit zuſammenarbeiten würde,<lb/> und alle perſönlichen Nörgeleien aus chriſtlicher Nächſten-<lb/> liebe unterließe.</p><lb/> <p>Doch wie lange wird mein dummer Brief! Und die<lb/> Frau klopft mir in der Stube unten mit dem Beſenſtiel<lb/> an die Dielendecke zum Mittageſſen, da die hungrigen<lb/> Schulkinder ſchon lange um die Mehlſuppe und die<lb/> dampfenden Erdäpfelknollen herumſtehen.</p><lb/> <p>Alſo, wie geſagt, wenn Du für mich mit Gelegenheit<lb/> ein anderes Heimetli wüßteſt, ſo thu’ mich nur herzhaft<lb/> darauf empfehlen. Bin ich auch nicht der „Ausgeſtochenſte“,<lb/> ſo bin ich doch „will’s gölich“ nicht boshaft, kann ſchaffen<lb/> und thue auch immer auf den Tag pünktlich zinſen.</p><lb/> <p>Wünſche Dir anmit noch recht verdienſtliche Faſten<lb/> und gutes Jubiläum.</p><lb/> <p>Mit tauſend Grüßen<lb/> Dein aufrichtiger Freund Ulrich auf dem Spiegelberg.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Nachſchrift</hi>. Wo ſteckt auch der „Ma im Mo?“<lb/> Iſt er in der runden „Schibe“ oben erfroren oder wegen<lb/> Rheumatismus im Bade in Ragaz oder luget er mit<lb/> dem Perſpektiv dem verdufteten Walliſer nach in Buenos<lb/> Ayres? Es iſt nicht ſchön von ihm, daß er dem „Volks-<lb/> blättler“ untreu geworden iſt. Wenn Du ihn gelegentlich<lb/> triffſt, laß’ ich ihm gute Beſſerung wünſchen.</p><lb/> <byline>Der Obige.</byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eidgenöſſiſches.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Freies katholiſches Lehrerſeminar in Zug.</hi> </head> <p>Die<lb/><hi rendition="#g">Schlußprüfungen</hi> finden den 5. und 6. April ſtatt<lb/> und zwar in folgender Ordnung:</p><lb/> <p>Montag den 5. April: 8—8<hi rendition="#sup">45</hi> Religionslehre, 8<hi rendition="#sup">45</hi>—<lb/> 9<hi rendition="#sup">50</hi> Geſchichte, 9<hi rendition="#sup">50</hi>—11<hi rendition="#sup">30</hi> Pſychologie, Pädagogik, Methodik,<lb/> Geſchichte derſelben, 1—2<hi rendition="#sup">30</hi> Deutſch, 2<hi rendition="#sup">30</hi>—3<hi rendition="#sup">30</hi> Naturfächer,<lb/> 3<hi rendition="#sup">30</hi>—4 Franzöſiſch, 5<hi rendition="#sup">30</hi> Turnen.</p><lb/> <p>Dienſtag den 6. April: 8—9<hi rendition="#sup">15</hi> Mathematik, 9<hi rendition="#sup">15</hi>— 10<lb/> Geographie, 10—10<hi rendition="#sup">20</hi> Geſchäftsaufſätze und Verfaſſungs-<lb/> kunde, 10<hi rendition="#sup">20</hi>—11 Landwirthſchaft.</p><lb/> <p>Nachmittags 1 Uhr iſt die Schlußproduktion.</p><lb/> <p>Die hochw. Geiſtlichen, die Herren Lehrer, und Gönner<lb/> der Anſtalt, alle Freunde der Erziehung ſind zu zahl-<lb/> reichem Beſuche der Prüfungen höflichſt eingeladen.</p><lb/> <p>Die neuen Anmeldungen haben bis zum 25. April<lb/> an die Seminardirektion zu geſchehen. Wer in das Seminar<lb/> eintreten will, hat eine ſelbſtverfäßte Anmeldung mit<lb/> Lebenslauf, ein verſchloſſenes, pfarramtliches Sittenzeugniß<lb/> das Schulzeugniß und ein verſchloſſenes Charakterzeugniß<lb/> von Seite der Lehrerſchaft der zuletzt beſuchten Schule der<lb/> Anmeldung beizulegen.</p><lb/> <p>Die Aufnahmsprüfungen finden Dienſtag den 4. Mai<lb/> von Morgens 8 Uhr an ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Schweiz. Bäckerverband.</hi> </head> <p>Das Zentralkomite hat<lb/> den Sektionen in einer gedruckten Broſchüre die Vorlagen<lb/> zum Verbandstage vom 4. Mai zugeſandt, enthaltend u. A.<lb/> eine kurze Geſchichte über den Entwicklungsgang des Vereins<lb/> und die Thätigkeit des Zentralkomites, einen Bericht und<lb/> Antrag betreffend Lehrlings- und Geſellenweſens und be-<lb/> treffend obligatoriſche Einführung des Fachorgans. In<lb/><hi rendition="#g">Zürich</hi> hat ſich am 7. März ein kantonaler Bäckerverband<lb/> konſtituirt. In <hi rendition="#g">Schaffhauſen</hi> und <hi rendition="#g">Wald</hi> ſind Bäcker-<lb/> vereine gegründet worden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">St. Galliſches.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Regierungsraths-Verhandlungen</hi>.</head><lb/> <p>Hr. Dr. Reichenbach in St. Gallen übermittelt eine<lb/> ihm aus einem Trauerhauſe zugekommene Vergabung von<lb/> Fr. 100 zu Gunſten eines Aſyls für Unheilbare und<lb/> Altersſchwache.</p><lb/> <p>Zum Aſſiſtenzarzte an der Heil- und Pflegeanſtalt<lb/> St. Pirminsberg wird gewählt: Herr Joſeph <hi rendition="#g">Jörger</hi><lb/> von Vals, Kts. Graubünden, geweſener Aſſiſtenzarzt an<lb/> der pſychiatriſchen Klinik des Irrenhauſes in Baſel.</p><lb/> <p>Den Gemeinderäthen von Rorſchach und Goldach wird<lb/> für Erſtellung bezw. Fortſetzung eines Trottoirs am See<lb/> längs der Hornerſtraße ein Staatsbeitrag von Fr. 2000<lb/> auf Rechnung des Kredits für Verbeſſerung der Staats-<lb/> ſtraßen in Ausſicht geſtellt.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Der Gewerbeverein <hi rendition="#g">St. Gallen</hi> hat dieſes Jahr<lb/> die <hi rendition="#g">Lehrlingsprüfungen</hi> auf den ganzen Kanton<lb/> ausgedehnt. Von den 37 Anmeldungen komnen 16 auf<lb/> die Stadt, 21 auf den Kanton; es ſind 16 Berufsarten<lb/> vertreten. Es ſtehen von Behörden und Korporationen ca.<lb/> 1300 Fr. in Ausſicht; die Koſten ſind in Folge der Fach-<lb/> experten in den im ganzen Kanton zerſtreuten Werkſtätten<lb/> ſehr erheblich. Der Lehrling muß eine Fortbildungsſchule<lb/> beſucht haben und zwei Tage in der Werkſtätte eines<lb/> Fachexperten arbeiten, um ſeine Handfertigkeit zu bekunden.<lb/> Das Fahrgeld wird vergütet. Der Verein trägt auch an<lb/> die Herſtellungskoſten ſchwieriger Probeſtücke bei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Der Gemeinderath der <hi rendition="#g">Stadt St. Gallen</hi> hat<lb/> 28 Gewerbs- und Gewohnheitsſpieler (Berlanger) mit<lb/> erheblichen Geldſtrafen belegt; davon 8 in die Buße von<lb/> je 100 Fr., die übrigen mit einer ſolchen von je Fr.<lb/> 30—50. Es befinden ſich lt. „N. St. G. Ztg.“ unter<lb/> den Gebüßten Leute, deren Familien von der öffentlichen<lb/> Wohlthätigkeit leben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In <hi rendition="#g">Ebnat</hi> iſt letzten Samſtag Morgen nach<lb/> 2 Uhr der Gaſthof zur „Sonne“ abgebrannt. Der Eigen-<lb/> thümer, Hr. Rothfuchs, erleidet bedeutenden Schaden, da<lb/> von dem Mobiliar faſt nichts gerettet werden konnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Am 19. März, Nachmittags 2 Uhr, gerieth das Haus<lb/> des Hrn. Hilber, Wagner, im „Stadtbühl“ bei <hi rendition="#g">Goßau,</hi><lb/> verſichert zu 5400 Fr., in Brand. Trotzdem das Waſſer<lb/> ca. 400 Meter weit ſpedirt werde mußte, konnten die<lb/> nebenſtehenden Häuſer gerettet werden. Der größte Theil<lb/> Mobilien und Holzvorrath konnte durch die Nachbarn ge-<lb/> rettet werden. Hingegen war das Haus, reſp. deſſen Ueber-<lb/> reſte Abends 5 Uhr ſchon aufgeräumt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In <hi rendition="#g">Berg</hi> iſt letzten Freitag Morgen Herr Alt-<lb/> Forſtinſpektor <hi rendition="#g">Keel,</hi> Vater des Herrn Landammann<lb/> Keel, im hohen Alter von 85 Jahren geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— * <hi rendition="#g">Oberland</hi>.</head> <p>Der Winter hat bis in die<lb/> jüngſten Tage mit ruſſiſcher Herzenskälte den März in<lb/> Beſchlag genommen; kaum kannte man dieſen häufig ſo<lb/> milden Lenzesverkünder mehr. Unter dem eiſigen Hauche<lb/> des Nordoſt erſtarb den ſtets willkommenen, bunt ge-<lb/> fiederten Frühlingsſängern der Finkenſchlag in der Kehle.<lb/> Immerhin war das Naturſpiel in unſerem flachen Lande<lb/> bis Mitte des Monats ein intereſſantes: ſtaubige Straßen<lb/> wie im Hochſommer neben dem dichten Eispanzer auf<lb/> Bächen und Tümpeln, der ſelbſt von der täglich lächelnden<lb/> Sonne nicht erweicht wurde. Noch jetzt iſt der Abzug des<lb/> Winters letzter Truppen ſo langſam und zähe, als der-<lb/> jenige der boruſſiſchen Beſatzungsarmee aus dem be-<lb/> zwungenen Frankreich im Jahre 1871. Die Franzoſen<lb/> hatten dann freilich noch 5 Milliarden Nachfröſte zu<lb/> präſtiren, was uns freilich nach den „Heuwettertagen“<lb/> dieſes Winters noch völlig dem internationalen Armeen-<lb/> bund in die Netze treiben würde. Zu einer derartigen<lb/> Transformirung der Republik wäre der Zeitpunkt vom<lb/> Schickſal übel gewählt und beſonders im Intereſſe der<lb/> Staatsſteuer-Reviſions-Maſchinen bitter zu beklagen —<lb/> die jetzt eben in den Gemeinden in vollem Gange ſind.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">A propos,</hi><hi rendition="#g">die Steuerreviſion!</hi> Sonſt ſagt das<lb/> lateiniſche Sprüchwort über dem Genfer Kantonswappen:<lb/><hi rendition="#aq">post tenebras lux,</hi> nach Finſterniß — Licht. Im Kt.<lb/> St. Gallen dürfte es gegenwärtig am beſten heißen: <hi rendition="#aq">post<lb/> gaudıa crux</hi> d. h. auf die Faſtnachtsfreuden — das<lb/> Kreuz der Steuerreviſion. In der That, kaum hatte der<lb/> letzte Geiger ſich ſchlaftrunken ab dem Podium des Tanz-<lb/> ſaales zurückgezogen, marſchirten in den Anſchlagekaſten<lb/> und Blättern die Steuerreviſions-Auskündungen auf und<lb/> mahnten an den Pflichttheil des Vaterlandes. Ausnahms-<lb/> weiſe gibt es Gemeinderäthe, die ſich mit dieſer Zwiſchen-<lb/> reviſion — Vorläuferin der <hi rendition="#g">allgemeinen</hi> — durch<lb/> beſondere Aufmerkſamkeiten für die getreuen, lieben Mit-<lb/> bürger die Gunſt des Zaren erwerben zu wollen ſcheinen.</p><lb/> <p>Wie das Gerücht vermeldet, hat meine jüngſte Be-<lb/> merkung über das Theaterſpiel in der Faſtenzeit einige<lb/> Geigen verſtimmt. Kann nichts dafür! Jeder konſequent<lb/> denkende Katholik wird mit mir zum Schluſſe gelangen,<lb/> daß demonſtrative Zuwiderhandlungen gegen disziplinäre<lb/> Vorſchriften der Kirche ſchon an ſich einen bedenklichen<lb/> Mangel an religiöſem Gehorſam bekunden, und in den<lb/> Folgen für die Einzelnen geradezu verhängnißvoll werden<lb/> können. Es gilt da was F. V. Weber ſagt:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Erſt kommt die Lauheit, dann der Zweifel,</l><lb/> <l>Dann Widerſpruch, dann Haß und Spott:</l><lb/> <l>Das halbe Denken führt zum Teufel,</l><lb/> <l>Das ganze Denken führt zu Gott.“</l> </lg><lb/> <p>Unlängſt wurde der „Oſtſchweiz“ der Bär aufgebunden<lb/> — er kam aus dem Oberland — das diesjährige kan-<lb/> tonale <hi rendition="#g">Zäzilienvereinsfeſt</hi> werde in <hi rendition="#g">Mels</hi> gehalten<lb/> werden. Ich kann Sie verſichern, daß diesfalls nicht nur<lb/> nichts vorbereitet iſt, ſondern zur Stunde noch gar kein<lb/> leitendes Komite beſteht, geſchweige denn von irgend Jemand<lb/> eine definitive Zuſage gegeben worden iſt. So lange das<lb/> Komite des Bezirkszäzilienvereins Sargans bloß noch aus<lb/> dem Aktuar beſteht, iſt unter <hi rendition="#g">obwaltenden Verhält-<lb/> niſſen</hi> an die Uebernahme des Vereinsfeſtes gar nicht<lb/> zu denken. Ein ſ. Z. mit etwelcher Voreiligkeit durchge-<lb/> drückter Beſchluß fällt nicht in Betracht.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Wangs,</hi> deſſen Pfarrherr von ſeiner Romfahrt<lb/> geſund und wohlbehalten zurückgekehrt iſt, wurde letzte<lb/> Woche eine dreitägige Volksmiſſion gehalten; — gewiß<lb/> für die Faſten- und Jubiläumszeit ein recht „opportunes“<lb/> Werk der geiſtigen Barmherzigkeit. Bloß das Läuten zur<lb/> ungewohnten Zeit (Nachts) hätte man können bleiben<lb/> lahn; in den Nachbargemeinden ließen ſich anfänglich<lb/> Manche in Schrecken ſetzen und Viele zerbrachen ſich die<lb/> Köpfe darüber (was für Oberländer Schädel ſchon viel<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
herausgekommen? Ein Mädchen, das die Rolle einer
„Frau Doktor“ dabei ſpielen mußte, hatte ſich’s, nachher
aus der Schule entlaſſen, in ſeinem ob dem Theater hoch-
müthig gewordenen Köpfli feſtgeſetzt, eine wirkliche „Frau
Doktor“ zu werden. Die Mamſel iſt wirklich dann die
Frau eines groben. „Viehdoktors“ geworden, der ihr faſt
alle Tage den Theaterzettel blau auf den Rücken ge-
ſchrieben hat.
Doch zu einem andern Kapitel. Du klagſt auch, daß
bei Euch die Schulkinder faſt keine Zeit mehr zum Be-
ſuche des Religionsunterrichtes haben. Wir haben es in
dieſem Stuck bei uns im Jura auch nicht beſſer, ja wo
möglich noch ſchlimmer. Schon von Staatswegen darf
bei uns kein Geiſtlicher wegen Religionsunterricht die
Schulzeit ſtören und muß von der Schulkommiſſion be-
ſondere Erlaubniß haben, in der Schule wöchentlich den
Kindern eine Stunde Unterricht ertheilen zu dürfen. Ohne
dieſe ausdrückliche Erlaubniß kann es dem Pfarrer ge-
rathen, daß ihn ſo ein rauher Schnauzli von Landjäger
aus der Schule vom Unterricht weg abfaßt und er, der
Pfarrer, wegen dem entſetzlichen Verbrechen von der Re-
gierung ſtrenge an Geld geſtraft wird oder in’s Zucht-
haus kommt. Das iſt die unglaubliche, aber thatſächliche
Religionsfreiheit, die wir Katholiken heute noch im Kt.
Bern geuießen. Iſt das nicht unerhört?
Wenn bei Euch die Gemeinderäthe nicht gewiſſenhaft
Polizeiſtunde handhaben, ſo iſt das eben auch ein trauriger
Beweis ihrer Pflichtvergeſſenheit. Es ſcheint, daß auch
die Gemeinderäthe bei Euch das Ding nicht geleſen oder
zu Herzen genommen haben, wo Euer hochwſt. Biſchof in
der genannten Schrift ſagt, daß die Beamteten gewiſſen-
hafte Polizeiſtunde halten ſollen und es ſei gewiß, daß
auch Beamtete wegen Unterlaſſungsſünden, wegen Nicht-
erfüllung ihrer Beamtenpflichten, in der Hölle brennen.
Uebrigens möchte ich wegen den Gemeinderäthen ge-
rade nicht viel Papier und Worte verſchwenden. Die
ſcheinen überall ſo ziemlich die gleichen Apoſtel zu ſein.
Sie thun auch ſchön und verſprechen Alles, bis ſie das
„Aemtli“ haben und nachher ſchauen ſie ihrem „Titeli“
zulieb aller Lumperei und den liederlichen Wirthen durch
die Finger. Wir haben da ſo einen jungen Gemeinderath,
der hat geſagt, er wolle ſchon ſtrenge Ordnung halten
und als er an einem Sonntag Abend hat ſollen die
Polizeirunde machen, iſt er ſchon um 7 Uhr unter die
„Bettdecke geſchloffen“ mit der famoſen Ausrede: „Es paſſe
beſſer, daß die alten Gemeinderäthe über die Polizeiſtunde
wachen“. — Item! —
Du haſt mir auch geſchrieben von einem ſchönen, für
mich paſſenden „Kloſtergütli“, das bei Euch feil wäre.
Wie ich aus den Zeitungen geleſen, bin ich aber ſchon zu
ſpät, da man bereits einen andern, tüchtigen Pächter für
das „Gütli“ gefunden hat. Man hat mir vielleicht nicht
recht getraut, daß ich das „Kloſtergütli“ gehörig bebaut
und verwaltet hätte. Mag ſchon ſein, der Pfiffigſte bin
ich allweg nicht, aber gern arbeiten thu’ ich und gewiſſen-
haft meine Sache machen auch mit Gottes Gnad. Wie
ich hör’, ſoll in Deiner Nähe ſchon wieder ein ordentliches
„Gütli“ zum Verpachten ledig ſein. Aber ich bin halt
da auf dem Spiegelberg eben etwas zu weit hinten und
ſo ergeht es mir wie dem 34jährigen Gichtbrüchigen am
Schwemmteiche im Evangelium. Bevor mich ſo weit her
Einer in den Schwemmteich bringt, ſteigt vor mir ſchon
wieder ein Anderer hinunter. Zwar kann ich mich gut
tröſten, daß ſicher auch bei Euch nicht Alles „Gold“ iſt,
ſondern auch ein Fegfeuer wie überall. So Gott will
und es allen Leuten recht iſt, werde ich mit Zeit und
Gelegenheit ſchon noch etwa ein ordentliches Heimetli bei
Euch kaufen können. Unterdeſſen in Gottesnamen Geduld
auf dem Spiegelberg! Die iſt allerdings ſehr nothwendig,
denn ſeit einem Jahre habe ich nebſt dem hieſigen Hof
noch ein zweites Gut im Pacht, im „Schneckenloch“
drunten, mehr als eine halbe Stunde von hier entfernt.
Muß alſo am Morgen früh, wo Du noch im warmen
Belt liegen kannſt, mit der Laterne in der Hand und
der Milchtanſe auf dem Rücken über den weiten Felſenweg
hinunter zum Füttern. Aber jeden Schritt und Tritt in
der guten Meinung: Alles zur Ehre Gottes! So geht’s
ja ſchon.
Was ich aber aus Deinem Briefe ſo merken konnte,
wollteſt Du mich nur in’s St. Galliſche hinausziehen,
damit ich Euerer gegenwärtig allerdings etwas bedenklich
hinkenden konſervativen Partei wieder auf die Beine helfe.
Wenn ich komme, ſo iſt es meine erſte Sorge und Pflicht,
die Pachtgüter zuerſt gehörig zu bearbeiten und zu ver-
walten. Natürlich müßte ich mich ſchon auch in Eure
„Feuerwehrmannſchaft“ einreihen laſſen und ſo würde ich
nach möglichſten Kräften dann an der Spritze auch mit-
pumpen helfen. Von Euren braven, lieberalen Kantons-
räthen, die mit ihrer ſonntäglichen Kirchenſpringerei das
Volk immer am Narrenſeil herumführen, prächt mir nur
nüd meh. Das macht mich zu wild. Wenn ich Meiſter
wär, ſo müßteſt Du mir Kantonsrath werden. Du
würdeſt den bebrillten Schnäuzen im Kantonsrathsſaale
ſchon noch authentiſch die Wahrheit ſagen, daß die höhere
Thierquälerei und Roßſchinderei mit dem Poſtwagen über
den Ricken aufhörte. Iſt Alles noch möglich!
Es will Dir auch nicht recht einleuchten, daß unſere
Bundesräthe eine Prämie ausgeſetzt haben unter dem Titel
für „Zuchtfamilien“. Den Bundesräthen ſtecke ich in
allweg auch keinen Maien und bin nicht gut auf ſie zu
ſprechen, ſchon von wegen, daß keiner ein Weihwaſſer-
krügli in ſeinem Zimmer hat und das Morgengebet nicht
in ihren Tagesgeſchäften verzeichnet iſt. Aber, wo die
„7 Weiſen Recht“ haben, da muß man ihnen halt doch auch
Recht laſſen. Prämie für Zuchtfamilien, das iſt, mein
ich, ganz recht. Denn wir haben ja ſchon in der Primar-
ſchule gelernt, daß die Thiere in verſchiedene „Familien“
eingetheilt werden, ſo z. B. in die „Familie“ der Säuge-
thiere, z. B. die falſche Katze. Auch verdienen viele
Thiere im Stalle, gehörnte und ungehörnte, eher den
Namen „Familie“ als die Menſchen, weil es im Stalle
oft friedlicher und einträchtiger und vernünftiger zugeht,
als bei den Leuten und beſſere Zucht und Ordnung herrſcht,
als in mancher unchriſtlichen Familie.
Schließlich bitteſt Du mich noch um ein gutes Mittel
gegen die Schlafloſigkeit, welche Dir Deine zwei Zeitungen
verurſachen, da ſie hie und da einander „rupfen.“ Lieber
Sepp Antoni! Wegen ſolchem Zeitungsgeplänkel laß’ Dich
in Deinem ſüßen Schlafe nicht ſtören. Das hat nicht viel
zu bedeuten. Die Redaktoren ſind halt auch Menſchenkinder,
wie andere Leute und bekommen hie und da mit einander
einen Federkrieg, ohne daß ſie es ſelbſt wollen und im
Stillen am Ende faſt jeder in ſeinem Innern bekennt:
«Mea culpa». Setzt etwa ein ſo viel beſchäftigter Zeitungs-
ſchreiber ſeinem Kollegen einen Floh hinter’s Ohr, ſo
kratzt eben der Eine mit der Feder, bis das Thierchen
wieder an den Andern juckt. Uebrigens kommen ſolche
Scharrmützel nicht nur bei konſervativen Zeitungen vor,
auch die Radikalinski liegen in ihren Blättern einander
oft ſcharf in den Haaren. Natürlich wäre es ſchon beſſer,
wenn die konſervative Preſſe im Intereſſe der guten Sache
immer in Frieden und Einigkeit zuſammenarbeiten würde,
und alle perſönlichen Nörgeleien aus chriſtlicher Nächſten-
liebe unterließe.
Doch wie lange wird mein dummer Brief! Und die
Frau klopft mir in der Stube unten mit dem Beſenſtiel
an die Dielendecke zum Mittageſſen, da die hungrigen
Schulkinder ſchon lange um die Mehlſuppe und die
dampfenden Erdäpfelknollen herumſtehen.
Alſo, wie geſagt, wenn Du für mich mit Gelegenheit
ein anderes Heimetli wüßteſt, ſo thu’ mich nur herzhaft
darauf empfehlen. Bin ich auch nicht der „Ausgeſtochenſte“,
ſo bin ich doch „will’s gölich“ nicht boshaft, kann ſchaffen
und thue auch immer auf den Tag pünktlich zinſen.
Wünſche Dir anmit noch recht verdienſtliche Faſten
und gutes Jubiläum.
Mit tauſend Grüßen
Dein aufrichtiger Freund Ulrich auf dem Spiegelberg.
Nachſchrift. Wo ſteckt auch der „Ma im Mo?“
Iſt er in der runden „Schibe“ oben erfroren oder wegen
Rheumatismus im Bade in Ragaz oder luget er mit
dem Perſpektiv dem verdufteten Walliſer nach in Buenos
Ayres? Es iſt nicht ſchön von ihm, daß er dem „Volks-
blättler“ untreu geworden iſt. Wenn Du ihn gelegentlich
triffſt, laß’ ich ihm gute Beſſerung wünſchen.
Der Obige.
Eidgenöſſiſches.
— Freies katholiſches Lehrerſeminar in Zug. Die
Schlußprüfungen finden den 5. und 6. April ſtatt
und zwar in folgender Ordnung:
Montag den 5. April: 8—845 Religionslehre, 845—
950 Geſchichte, 950—1130 Pſychologie, Pädagogik, Methodik,
Geſchichte derſelben, 1—230 Deutſch, 230—330 Naturfächer,
330—4 Franzöſiſch, 530 Turnen.
Dienſtag den 6. April: 8—915 Mathematik, 915— 10
Geographie, 10—1020 Geſchäftsaufſätze und Verfaſſungs-
kunde, 1020—11 Landwirthſchaft.
Nachmittags 1 Uhr iſt die Schlußproduktion.
Die hochw. Geiſtlichen, die Herren Lehrer, und Gönner
der Anſtalt, alle Freunde der Erziehung ſind zu zahl-
reichem Beſuche der Prüfungen höflichſt eingeladen.
Die neuen Anmeldungen haben bis zum 25. April
an die Seminardirektion zu geſchehen. Wer in das Seminar
eintreten will, hat eine ſelbſtverfäßte Anmeldung mit
Lebenslauf, ein verſchloſſenes, pfarramtliches Sittenzeugniß
das Schulzeugniß und ein verſchloſſenes Charakterzeugniß
von Seite der Lehrerſchaft der zuletzt beſuchten Schule der
Anmeldung beizulegen.
Die Aufnahmsprüfungen finden Dienſtag den 4. Mai
von Morgens 8 Uhr an ſtatt.
— Schweiz. Bäckerverband. Das Zentralkomite hat
den Sektionen in einer gedruckten Broſchüre die Vorlagen
zum Verbandstage vom 4. Mai zugeſandt, enthaltend u. A.
eine kurze Geſchichte über den Entwicklungsgang des Vereins
und die Thätigkeit des Zentralkomites, einen Bericht und
Antrag betreffend Lehrlings- und Geſellenweſens und be-
treffend obligatoriſche Einführung des Fachorgans. In
Zürich hat ſich am 7. März ein kantonaler Bäckerverband
konſtituirt. In Schaffhauſen und Wald ſind Bäcker-
vereine gegründet worden.
St. Galliſches.
— Regierungsraths-Verhandlungen.
Hr. Dr. Reichenbach in St. Gallen übermittelt eine
ihm aus einem Trauerhauſe zugekommene Vergabung von
Fr. 100 zu Gunſten eines Aſyls für Unheilbare und
Altersſchwache.
Zum Aſſiſtenzarzte an der Heil- und Pflegeanſtalt
St. Pirminsberg wird gewählt: Herr Joſeph Jörger
von Vals, Kts. Graubünden, geweſener Aſſiſtenzarzt an
der pſychiatriſchen Klinik des Irrenhauſes in Baſel.
Den Gemeinderäthen von Rorſchach und Goldach wird
für Erſtellung bezw. Fortſetzung eines Trottoirs am See
längs der Hornerſtraße ein Staatsbeitrag von Fr. 2000
auf Rechnung des Kredits für Verbeſſerung der Staats-
ſtraßen in Ausſicht geſtellt.
— Der Gewerbeverein St. Gallen hat dieſes Jahr
die Lehrlingsprüfungen auf den ganzen Kanton
ausgedehnt. Von den 37 Anmeldungen komnen 16 auf
die Stadt, 21 auf den Kanton; es ſind 16 Berufsarten
vertreten. Es ſtehen von Behörden und Korporationen ca.
1300 Fr. in Ausſicht; die Koſten ſind in Folge der Fach-
experten in den im ganzen Kanton zerſtreuten Werkſtätten
ſehr erheblich. Der Lehrling muß eine Fortbildungsſchule
beſucht haben und zwei Tage in der Werkſtätte eines
Fachexperten arbeiten, um ſeine Handfertigkeit zu bekunden.
Das Fahrgeld wird vergütet. Der Verein trägt auch an
die Herſtellungskoſten ſchwieriger Probeſtücke bei.
— Der Gemeinderath der Stadt St. Gallen hat
28 Gewerbs- und Gewohnheitsſpieler (Berlanger) mit
erheblichen Geldſtrafen belegt; davon 8 in die Buße von
je 100 Fr., die übrigen mit einer ſolchen von je Fr.
30—50. Es befinden ſich lt. „N. St. G. Ztg.“ unter
den Gebüßten Leute, deren Familien von der öffentlichen
Wohlthätigkeit leben.
— In Ebnat iſt letzten Samſtag Morgen nach
2 Uhr der Gaſthof zur „Sonne“ abgebrannt. Der Eigen-
thümer, Hr. Rothfuchs, erleidet bedeutenden Schaden, da
von dem Mobiliar faſt nichts gerettet werden konnte.
— Am 19. März, Nachmittags 2 Uhr, gerieth das Haus
des Hrn. Hilber, Wagner, im „Stadtbühl“ bei Goßau,
verſichert zu 5400 Fr., in Brand. Trotzdem das Waſſer
ca. 400 Meter weit ſpedirt werde mußte, konnten die
nebenſtehenden Häuſer gerettet werden. Der größte Theil
Mobilien und Holzvorrath konnte durch die Nachbarn ge-
rettet werden. Hingegen war das Haus, reſp. deſſen Ueber-
reſte Abends 5 Uhr ſchon aufgeräumt.
— In Berg iſt letzten Freitag Morgen Herr Alt-
Forſtinſpektor Keel, Vater des Herrn Landammann
Keel, im hohen Alter von 85 Jahren geſtorben.
— * Oberland. Der Winter hat bis in die
jüngſten Tage mit ruſſiſcher Herzenskälte den März in
Beſchlag genommen; kaum kannte man dieſen häufig ſo
milden Lenzesverkünder mehr. Unter dem eiſigen Hauche
des Nordoſt erſtarb den ſtets willkommenen, bunt ge-
fiederten Frühlingsſängern der Finkenſchlag in der Kehle.
Immerhin war das Naturſpiel in unſerem flachen Lande
bis Mitte des Monats ein intereſſantes: ſtaubige Straßen
wie im Hochſommer neben dem dichten Eispanzer auf
Bächen und Tümpeln, der ſelbſt von der täglich lächelnden
Sonne nicht erweicht wurde. Noch jetzt iſt der Abzug des
Winters letzter Truppen ſo langſam und zähe, als der-
jenige der boruſſiſchen Beſatzungsarmee aus dem be-
zwungenen Frankreich im Jahre 1871. Die Franzoſen
hatten dann freilich noch 5 Milliarden Nachfröſte zu
präſtiren, was uns freilich nach den „Heuwettertagen“
dieſes Winters noch völlig dem internationalen Armeen-
bund in die Netze treiben würde. Zu einer derartigen
Transformirung der Republik wäre der Zeitpunkt vom
Schickſal übel gewählt und beſonders im Intereſſe der
Staatsſteuer-Reviſions-Maſchinen bitter zu beklagen —
die jetzt eben in den Gemeinden in vollem Gange ſind.
A propos, die Steuerreviſion! Sonſt ſagt das
lateiniſche Sprüchwort über dem Genfer Kantonswappen:
post tenebras lux, nach Finſterniß — Licht. Im Kt.
St. Gallen dürfte es gegenwärtig am beſten heißen: post
gaudıa crux d. h. auf die Faſtnachtsfreuden — das
Kreuz der Steuerreviſion. In der That, kaum hatte der
letzte Geiger ſich ſchlaftrunken ab dem Podium des Tanz-
ſaales zurückgezogen, marſchirten in den Anſchlagekaſten
und Blättern die Steuerreviſions-Auskündungen auf und
mahnten an den Pflichttheil des Vaterlandes. Ausnahms-
weiſe gibt es Gemeinderäthe, die ſich mit dieſer Zwiſchen-
reviſion — Vorläuferin der allgemeinen — durch
beſondere Aufmerkſamkeiten für die getreuen, lieben Mit-
bürger die Gunſt des Zaren erwerben zu wollen ſcheinen.
Wie das Gerücht vermeldet, hat meine jüngſte Be-
merkung über das Theaterſpiel in der Faſtenzeit einige
Geigen verſtimmt. Kann nichts dafür! Jeder konſequent
denkende Katholik wird mit mir zum Schluſſe gelangen,
daß demonſtrative Zuwiderhandlungen gegen disziplinäre
Vorſchriften der Kirche ſchon an ſich einen bedenklichen
Mangel an religiöſem Gehorſam bekunden, und in den
Folgen für die Einzelnen geradezu verhängnißvoll werden
können. Es gilt da was F. V. Weber ſagt:
„Erſt kommt die Lauheit, dann der Zweifel,
Dann Widerſpruch, dann Haß und Spott:
Das halbe Denken führt zum Teufel,
Das ganze Denken führt zu Gott.“
Unlängſt wurde der „Oſtſchweiz“ der Bär aufgebunden
— er kam aus dem Oberland — das diesjährige kan-
tonale Zäzilienvereinsfeſt werde in Mels gehalten
werden. Ich kann Sie verſichern, daß diesfalls nicht nur
nichts vorbereitet iſt, ſondern zur Stunde noch gar kein
leitendes Komite beſteht, geſchweige denn von irgend Jemand
eine definitive Zuſage gegeben worden iſt. So lange das
Komite des Bezirkszäzilienvereins Sargans bloß noch aus
dem Aktuar beſteht, iſt unter obwaltenden Verhält-
niſſen an die Uebernahme des Vereinsfeſtes gar nicht
zu denken. Ein ſ. Z. mit etwelcher Voreiligkeit durchge-
drückter Beſchluß fällt nicht in Betracht.
In Wangs, deſſen Pfarrherr von ſeiner Romfahrt
geſund und wohlbehalten zurückgekehrt iſt, wurde letzte
Woche eine dreitägige Volksmiſſion gehalten; — gewiß
für die Faſten- und Jubiläumszeit ein recht „opportunes“
Werk der geiſtigen Barmherzigkeit. Bloß das Läuten zur
ungewohnten Zeit (Nachts) hätte man können bleiben
lahn; in den Nachbargemeinden ließen ſich anfänglich
Manche in Schrecken ſetzen und Viele zerbrachen ſich die
Köpfe darüber (was für Oberländer Schädel ſchon viel
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