St. Galler Volksblatt. Nr. 18, Uznach, 03. 03. 1886.[Spaltenumbruch]
Eidgenössisches. -- "Schweizerisch-Polen." So ungefähr muthet es -- Viehversicherung. Wie die Zeitungen berichten Wenn die Versicherer alle gewissenhafte und ehrliche -- Der Kapitalismus blüht und gedeiht, während St. Gallisches. -- Am 26. Februar fand in der Säge zu Eich, -- In Wil starb letzten Freitag nach längerer -- Heerbrugg. In den Gemeinden Balggach, Wir haben an Doch wir wollten ja nur einige Worte über die Kostüme und Dekoration ärnteten ungetheilten Beifall. Ueber das Orchester endlich hörten wir nur eine -- * Schännis. Eine theatralische Aufführung in Schännis darf sich rühmen, gleich Anfangs ebenbürtig -- Uznach. Einer fröhlichen Schaar lustiger Zecher -- Eschenbach. Sonntag, den 28. Febr. Kantonales. Luzern. -- Pilatus-Bahn. Auch der Pilatus soll in Uri. -- Landjäger durchgebrannt. Landjäger Anton Schwyz. -- Die Heueinfuhr aus Italien nach der Schweiz Zug. -- Der 83jährige Junggeselle Spillmann in Winikon Solothurn. -- In der Augsburger Frohnveste zettelte der daselbst Basel. -- Unheimliche Durchreisende. Dieser Tage Schaffhausen. -- In Dörflingen starb kinderlos ein Veteran aus Graubündeu. -- Im Kanton Graubünden wurden letzten Sommer Tessin. -- Bellinzona. Hr. Obergerichtspräsident Delsiro Waadt. -- In Lausanne brachte dieser Tage ein alter Ausland. Deutsches Reich. -- Die ersten Zentrumsführer haben es im -- Berlin. In einer der letzten Sitzungen des -- München. Der König hat die Weiterführung der -- Regensburg erhält einen neuen Bahnhof, -- Mainz. In einer unlängst hier ausgehobenen Frankreich. -- Nach der Eröffnung der Kammer, in dem Augen- [Spaltenumbruch]
Eidgenöſſiſches. — „Schweizeriſch-Polen.“ So ungefähr muthet es — Viehverſicherung. Wie die Zeitungen berichten Wenn die Verſicherer alle gewiſſenhafte und ehrliche — Der Kapitalismus blüht und gedeiht, während St. Galliſches. — Am 26. Februar fand in der Säge zu Eich, — In Wil ſtarb letzten Freitag nach längerer — Heerbrugg. In den Gemeinden Balggach, Wir haben an Doch wir wollten ja nur einige Worte über die Koſtüme und Dekoration ärnteten ungetheilten Beifall. Ueber das Orcheſter endlich hörten wir nur eine — * Schännis. Eine theatraliſche Aufführung in Schännis darf ſich rühmen, gleich Anfangs ebenbürtig — Uznach. Einer fröhlichen Schaar luſtiger Zecher — Eſchenbach. Sonntag, den 28. Febr. Kantonales. Luzern. — Pilatus-Bahn. Auch der Pilatus ſoll in Uri. — Landjäger durchgebrannt. Landjäger Anton Schwyz. — Die Heueinfuhr aus Italien nach der Schweiz Zug. — Der 83jährige Junggeſelle Spillmann in Winikon Solothurn. — In der Augsburger Frohnveſte zettelte der daſelbſt Baſel. — Unheimliche Durchreiſende. Dieſer Tage Schaffhauſen. — In Dörflingen ſtarb kinderlos ein Veteran aus Graubündeu. — Im Kanton Graubünden wurden letzten Sommer Teſſin. — Bellinzona. Hr. Obergerichtspräſident Delſiro Waadt. — In Lauſanne brachte dieſer Tage ein alter Ausland. Deutſches Reich. — Die erſten Zentrumsführer haben es im — Berlin. In einer der letzten Sitzungen des — München. Der König hat die Weiterführung der — Regensburg erhält einen neuen Bahnhof, — Mainz. In einer unlängſt hier ausgehobenen Frankreich. — Nach der Eröffnung der Kammer, in dem Augen- <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0002" n="2"/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Eidgenöſſiſches.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">„Schweizeriſch-Polen.“</hi> </head> <p>So ungefähr muthet es<lb/> Einen an, wenn man den nachfolgenden Erguß der „Basl.<lb/> Nachr.“ zum Projekt der Gründung einer freien kathol.<lb/> Hochſchule liest: „Vergeſſen wir nicht“, ſchreibt das Basler<lb/> Blatt, „daß jetzt ſchon die jüngere römiſch-katholiſche<lb/> Geiſtlichkeit zum größten Theil auf Jeſuiten-Univerſitäten<lb/> und Jeſuitenſchulen gebildet wird, ohne daß der Bund<lb/> ein Wort dazu ſagen kann, während derſelbe, wenn die<lb/> Freiburger Univerſität es allzu bunt treiben und den<lb/> Jeſuitismus gar zu deutlich an der Stirne tragen ſollte,<lb/><hi rendition="#g">mit dieſer ein entſcheidendes Wort</hi> reden kann.“<lb/> Ein weiterer Kommentar zu dieſer Leiſtung iſt wohl über-<lb/> flüſſig! <hi rendition="#et">„Vaterl.“</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Viehverſicherung.</hi> </head> <p>Wie die Zeitungen berichten<lb/> beſchäftigt man ſich in den höheren wiſſenſchaftlichen Kreiſen<lb/> mit der Gründung einer auf Gegenſeitigkeit beruhenden<lb/> ſchweizeriſchen Viehverſicherungsgeſellſchaft.</p><lb/> <p>Wenn die Verſicherer alle gewiſſenhafte und ehrliche<lb/> Bürger ſind und von Seite der leitenden Perſönlichkeiten<lb/> nicht zu ſehr Beſoldungs-, Taggelder- und Aemtlimacher-<lb/> kultus getrieben wird, ſo könnte ein ſolches Inſtitut<lb/> namentlich für die unbemittelten Landwirthe eine Wohl-<lb/> that ſein und proſperiren, ſonſt in Bälde verwünſcht<lb/> werden und in die mißliche Lage der ſchweizeriſchen Hagel-<lb/> verſicherungsgeſellſchaft gerathen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#b">Der Kapitalismus</hi> </head> <p>blüht und gedeiht, während<lb/> die produzirenden Stände, Landwirthſchaft und Gewerbe<lb/> darnieder liegen. Die Bank in Luzern rentirte 5,7%, die<lb/> Bank in Baden zahlt den Aktonären 7,6%, die Berner<lb/> Spar- und Leih-Kaſſe 7,5%, die Rigi-Bahn 8%, andere<lb/> „Geſchäfte“ noch mehr und bei Allen kommen erſt noch<lb/> Tauſende von Franken an die Fonds, auf Abſchreibungen,<lb/> neue Rechnungen, Tanti<hi rendition="#aq">è</hi>men an die Angeſtellten ꝛc. Der<lb/> geplagte Bauer und Arbeiter wird verwundert auf dieſe<lb/> Zahlen blicken. Heutzutage hat, wie es ſcheint, nicht mehr<lb/> das Handwerk einen goldenen Boden, ſondern — das<lb/> Bank- und Börſenthum.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">St. Galliſches.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— Am 26. Februar fand in der Säge zu Eich,<lb/> Gemeinde <hi rendition="#g">Ebnat,</hi> der Arbeiter <hi rendition="#g">Welti</hi> einen plötzlichen,<lb/> aber grauenhaften Tod, indem er von einem ſchwer be-<lb/> ladenen Blöcherwagen ſtürzte und vollſtändig erdrückt wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>— In <hi rendition="#g">Wil</hi> ſtarb letzten Freitag nach längerer<lb/> Krankheit, im Alter von nur 46 Jahren, Hr. Buchdruckerei-<lb/> beſitzer <hi rendition="#g">Joh. Meierhaus</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Heerbrugg</hi>.</head> <p>In den Gemeinden Balggach,<lb/> Widnau und Berneck werden Anſtrengungen zu Gunſten<lb/> der Erweiterung der Bahnhofeinrichtungen in Heerbrugg<lb/> gemacht, da dieſe den Anforderungen des Verkehrs durchaus<lb/> nicht mehr genügen. Die Gemeindeämter der genannten<lb/> Gemeinden ſollen diesfalls die Intervention der Regierung<lb/> angerufen haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline>—<lb/> (Korreſp. aus dem Oberland.)</byline> <p>Wir haben an<lb/> einem der letzten Sonntage der Aufführung der „<hi rendition="#g">Precioſa</hi>“<lb/> in <hi rendition="#g">Uznach</hi> beigewohnt und freut es uns, der rührigen<lb/> Theatergeſellſchaft der Einroſenſtadt den Tribut der Aner-<lb/> kennung im „Volksblatt“ zollen zu können. Das Wolf’ſche<lb/> Familiendrama von dem ſchönen Zigeunermädchen übt noch<lb/> immer ſeine alte Zugkraft aus wie ſchon vor 20 und<lb/> 30 Jahren. Die „<hi rendition="#g">Precioſa</hi>“ nimmt zwar keinen Rang<lb/> ein in der klaſſiſchen Literatur; auch ermangelt ihr Inhalt<lb/> der Wichtigkeit und Erhabenheit der Handlung, der<lb/> moraliſchen Größe des Zweckes, der Charaktere, des Kampfes<lb/> und Widerſtandes: keine großen ſittlichen Affekte heben<lb/> den Zuſchauer über das Altagsleben hinaus in die eigent-<lb/> liche Sphäre des Erhabenen und Schönen. Was dem<lb/> Stücke ſeinen bleibenden Werth gibt, iſt die bühnengerechte<lb/> Abwickelung des einfachen dramatiſchen Konfliktes (der Ver-<lb/> faſſer [geſt. 1828, erſt 44 Jahre alt] machte unter Meiſter<lb/> Göthe in Weimar ſeine dramaturgiſche Lehre durch), das<lb/> rein Menſchliche der benutzten Motive (Liebe, Eiferſucht,<lb/> Treue, Standhaftigkeit, Eigennutz), die moraliſche Unter-<lb/> lage ohne alle Verletzung des ſittlichen Gefühles und die<lb/> edle feſttägliche Sprache des Dichters. Wie ein munteres<lb/> Bergbächlein fließen die trochäiſchen Verſe mit den öfters<lb/> wiederkehrenden Reimen ab.</p><lb/> <p>Doch wir wollten ja nur einige Worte über die<lb/><hi rendition="#g">Aufführung</hi> und ihre Wirkung auf den Zuſchauer<lb/> ſprechen. Daß dieſe im Allgemeinen befriedigte, haben wir<lb/> Eingangs ſchon angedeutet; ſämmtliche Darſteller hatten<lb/> ſich in den Charakter ihrer Rolle eingelebt und das Ver-<lb/> ſtändniß derſelben ſpiegelte ſich in dem korrekten Vortrage<lb/> des metriſchen Gedichtes und der Darſtellung der Affekte<lb/> im Geberdenſpiel. Einige Rollen wurden geradezu vorzüglich<lb/> gegeben; bei einigen andern trat der Rhythmus oder auch<lb/> der Reim etwas zu ſtark hervor, was wir bei der<lb/> Schwierigkeit einer tadelloſen Deklamation des Sprachbaues<lb/> leicht begreiſen. An Dilettanten der Kunſt legen wir billig<lb/> nicht den Maßſtab des Künſtlers an, und ſagen wir mit<lb/> dem römiſchen Dichter: Mögen in einzelnen Beziehungen<lb/> auch die Kräfte nicht hinreichen, ſo iſt doch der gute Wille<lb/> anzuerkennen — <hi rendition="#aq">tamen est laudanda voluntas.</hi> Im<lb/> Sinne dieſes Grundſatzes und im eigenen Intereſſe der<lb/> löblichen Theatergeſellſchaft glauben wir als unparteiiſcher<lb/> Zuſchauer daran erinnern zu dürfen, daß, wenn z. B.<lb/> bei Austheilung von Rollen Perſonen bedacht werden,<lb/> deren Stimmmittel mimiſche Anlagen oder ſog. dynamiſchen<lb/> Kräfte zur Darſtellung der Affekte und Leidenſchaften nicht<lb/> ausreichen, leicht ein Schatten auf das Ganze fällt.</p><lb/> <p>Koſtüme und Dekoration ärnteten ungetheilten Beifall.<lb/><cb/> Einen Hauptantheil am Gelingen des Ganzen hat unbe-<lb/> ſtritten die herrliche Muſik, welche der Tonkünſtler Karl<lb/> Maria v. Weber zum Stücke ſchrieb, und abermals zum<lb/> Lobe der Geſellſchaft ſei es geſagt, die geſanglichen Partien<lb/> verfehlten nicht der gebührenden Wirkung.</p><lb/> <p>Ueber das Orcheſter endlich hörten wir nur eine<lb/> Stimme des Lobes, es wird uns noch lange in angenehmer<lb/> Erinnerung bleiben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— * <hi rendition="#g">Schännis</hi>.</head> <p>Eine theatraliſche Aufführung in<lb/> Schännis kann als etwas Seltenes, beinahe noch nie Da-<lb/> geweſenes bezeichnet werden. Vor ungefähr 15 Jahren ſoll<lb/> zum letzten Mal eine Geſellſchaft ein Drama aufgeführt<lb/> und die Sache ſehr gut gemacht haben. Um ſo mehr<lb/> waren wir überraſcht, als über dieſe Faſtnachtzeit wieder<lb/> eine Theatergeſellſchaft, und zwar eine ſehr reſpektable,<lb/> erſtanden iſt. Die junge Geſellſchaft führte uns gleich<lb/> zwei Stücke in ſchöner, vollendeter Form vor Augen,<lb/> nämlich das piquante Luſtſpiel: „<hi rendition="#g">Ein moderner Bar-<lb/> bar</hi>“ von Moſer, und die köſtliche Poſſe: „<hi rendition="#g">Der ver-<lb/> ſiegelte Bürgermeiſter</hi>“ von Raupach. Aeußerſt<lb/> gelungene Vertheilung der Rollen, ſchön fließender, gut<lb/> memorirter und natürlicher Vortrag, und hübſche Geſtalten<lb/> zeichneten die erſte Aufführung aus. Jeder mann war ſichtlich<lb/> ſehr befriediget. Dabei wirkte aber auch noch etwas mit,<lb/> deſſen ſich nicht jede Landgemeinde rühmen kann. Wir<lb/> meinen die brillante und ſehr gelungene elektriſche <hi rendition="#g">Be-<lb/> leuchtung</hi> durch die <hi rendition="#g">Herren Gmür</hi> im Linthhof, ſo-<lb/> wie das impoſante Spiel der trefflich inſtruirten und<lb/> ſtarken Bürgermuſik von Schännis.</p><lb/> <p>Schännis darf ſich rühmen, gleich Anfangs ebenbürtig<lb/> mit andern Landgemeinden in die Arena theatraliſcher<lb/> Aufführungen getreten zu ſein. Die Geſellſchaft verdient<lb/> bei den nächſt bevorſtehenden Aufführungen ein volles Haus<lb/> und wir rufen ihnen freundlich zu: „Glückauf zu weiterem<lb/> Beginnen!“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Uznach</hi>.</head> <p>Einer fröhlichen Schaar luſtiger Zecher<lb/> und Tänzer wurde letzten Sonntag Nachts beim Schäfle<lb/> in Uznach auf eigenthümliche Art Feierabend geboten.<lb/> Es war ſchon gegen 4 Uhr Morgens, als das Singen<lb/> und Tanzen noch kein Ende nehmen wollte; da trat mitten<lb/> in die Geſellſchaft der unerbittliche <hi rendition="#g">Senſenmann</hi> und<lb/> holte einen der Gäſte urplötzlich von dannen. Ein Schneider-<lb/> geſelle aus Württemberg, zirka 30 Jahre alt, ſank auf<lb/> einmal, vom Herzſchlage getroffen, zuſammen und war<lb/> ſofort eine Leiche. Man denke ſich den Schrecken der Gäſte,<lb/> dem munteren Leben und Treiben in ſolcher Weiſe ein<lb/> Ende gemacht zu ſehen. Im Sonntagskleide war der<lb/> Unglückliche zum Tanze gezogen, und im hölzernen Sarge<lb/> trug man ihn am Morgen früh aus dem Wirthshauſe!<lb/><hi rendition="#aq">Memento mori!</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Eſchenbach</hi>.</head><lb/> <byline>(Eingeſ.)</byline> <p>Sonntag, den 28. Febr.<lb/> ging das „<hi rendition="#g">Vater unſer</hi>“, ein Lebensbild mit Geſang,<lb/> zum zweiten Male über unſere Bretter. Alle Achtung vor<lb/> der jungen Geſellſchaft, die in ſo kurzer Zeit und ſchöner<lb/> Eintracht ſo Vortreffliches und Nützliches dem Volke zu<lb/> bieten vermag. Es würde uns natürlich zu weit führen,<lb/> wollten wir das ganze Stück in ſeinen komiſch-heitern und<lb/> tiefernſten Bildern vorführen und kritiſch leleuchten. Das<lb/> ganze Spiel, namentlich die Träger der Hauptrollen<lb/> (vorab des Bergwirthstöchterlein „Röschen“), verdienen<lb/> die vollſte Anerkennung, aber auch die Inhaber der übrigen<lb/> Rollen, Alle ſammt und ſonders haben wacker geſpielt,<lb/> ſo daß die geſammte Aufführung allſeitig befriedigte. Die<lb/> Spielenden verdienen die Anerkennung ihrer tüchtigen<lb/> Leiſtungen um ſo mehr, als ſie dadurch für die Zukunft<lb/> zu weitern künſtleriſchen Thaten ermuthigt werden. Der<lb/> Einſender wünſcht deßwegen der jungen Thalias-Schaar<lb/> für die dritte und vierte Aufführung ein volles Haus von<lb/> Schauluſtigen aus Nah und Fern!</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kantonales.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Luzern.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Pilatus-Bahn</hi>.</head> <p>Auch der Pilatus ſoll in<lb/> Zukunft per Bahn erſtiegen werden können; die Fußtouren<lb/> ſind unſerm heutigen Geſchlechte zu mühſam und dann ſoll<lb/> das Unternehmen eine Spekulation werden, deſſen Renta-<lb/> bilität jetzt ſchon auf ca. 7½ % berechnet wird. Die<lb/> Zeichnung auf 2500 Aktien findet den 4. und 5 März<lb/> ſtatt. Kommt die Bahn zu Stande, woran kaum mehr zu<lb/> zweifeln, ſo iſt wieder ein Stück Alpennatur und Poeſie<lb/> der unerſättlichen Spekulation zum Opfer gefallen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Uri.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Landjäger durchgebrannt</hi>.</head> <p>Landjäger Anton<lb/> Zurfluh in Flüelen hat Frau, Kinder und Gläubiger im<lb/> Stiche gelaſſen und iſt nun mit einer hübſchen Summe<lb/> (worunter ein beträchtlicher Theil Staatsgelder) nach<lb/> Amerika entflohen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schwyz.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Die <hi rendition="#g">Heueinfuhr</hi> aus <hi rendition="#g">Italien</hi> nach der Schweiz<lb/> nimmt große Dimenſionen an. Auf der Station Schwyz<lb/> wurde der Doppelzentner zu 11 Fr. verkauft.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zug.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Der 83jährige Junggeſelle Spillmann in Winikon<lb/> hinterließ Fr. 116,568 Vermögen; der Staat nahm 10<lb/> Prozent oder Fr. 11,656 Erbſchaftsſteuer, der Reſt fiel<lb/> an 105 lachende Erben, wovon der glücklichſte 25,857 Fr.<lb/> und der letzte noch 66 Fr. einſtrich.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Solothurn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In der Augsburger Frohnveſte zettelte der daſelbſt<lb/> in Haft befindliche Mörder der Wittwe Schwendimann<lb/> aus Solothurn, Boll, unter den Mitgefangenen eine Ver-<lb/> ſchwörung an, die glücklicherweiſe entdeckt wurde. Mehr<lb/><cb/> als 150 Gefangene hatten ſich das Wort gegeben, zu einer<lb/> beſtimmten Stunde auszubrechen, den Gefängnißwärter zu<lb/> ermorden und den übrigen Gefangenen die Thüre zu öffnen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Baſel.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Unheimliche Durchreiſende</hi>.</head> <p>Dieſer Tage<lb/> traf auf dem Basler Centralbahnhof eine von Odeſſa<lb/> kommende Familie ein, welche den Schnellzug nach Paris<lb/> benutzte, um ſich daſelbſt der Pflege des Herrn Proveſſors<lb/> Paſteur zu übergeben. Es iſt ein ruſſiſches Elternpaar,<lb/> welches nebſt mehreren Kindern in der Heimat von einem<lb/> wuthkranken Hunde angefallen und verwundet war. Da<lb/> der Biß ſchon vor einiger Zeit erfolgte, ſo iſt man in<lb/> mediziniſchen Kreiſen allſeitig auf das Reſultat der Paſteur’-<lb/> ſchen Behandlung geſpannt.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schaffhauſen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In <hi rendition="#g">Dörflingen</hi> ſtarb kinderlos ein Veteran aus<lb/> dem Sonderbundsfeldzug. Bei einer Inſpektion ſeines alten<lb/> Torniſters fand die Wittwe darin 200 Fr. in Gold, welche<lb/> Summe ſie ſofort dem Armengut ſchenkte.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Graubündeu.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Im Kanton Graubünden wurden letzten Sommer<lb/> ca. 50,000 Stück fremdes Vieh geſömmert, 28,209 Schafe<lb/> und 9—10,000 Rinder.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Teſſin.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Bellinzona</hi>.</head> <p>Hr. Obergerichtspräſident Delſiro<lb/> iſt Montag Vormittag plötzlich, als er im Bahnhof in<lb/> Bellenz anlangte, an einem Gehirnſchlag geſtorben.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Waadt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— In <hi rendition="#g">Lauſanne</hi> brachte dieſer Tage ein alter<lb/> Bürger, der in Zurückgezogenheit lebt, Fr. 200 auf das<lb/> Steuerbureau mit der Bemerkung, er habe ſich letztes Jahr<lb/> bei ſeiner Selbſtſchatzung um dieſe Summe zu Ungunſten<lb/> des Staates verrechnet. Dieſe Steuer entſpricht 125,000<lb/> Franken Kapital, ſo daß die Verrechnung keine kleine war.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Ausland.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Deutſches Reich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— <hi rendition="#g">Die erſten Zentrumsführer</hi> haben es im<lb/> preußiſchen Abgeordneten-Hauſe offen und beſtimmt ausge-<lb/> ſprochen, daß es ſich <hi rendition="#g">Polen</hi> gegenüber nicht nur um<lb/> Germaniſtrung, ſondern auch um <hi rendition="#g">Proteſtantiſirung</hi><lb/> handle. <hi rendition="#g">Oſtpreußen</hi> ſei von der Koloniſation ausge-<lb/> ſchloſſen worden, obwohl dort auch Polen wohnen; aber<lb/> dieſe Polen ſeien eben <hi rendition="#g">proteſtantiſch</hi> und in ihrer Nähe<lb/> wohnen die deutſchen katholiſchen Ermländer; die Letztern<lb/> könnten alſo bei Ausweiſung der proteſtantiſchen Polen<lb/> den Proteſtantismus ſchwächen, was die Regierung natürlich<lb/> nicht geſchehen laſſe. Miniſter Dr. Lucius hat alle dieſe<lb/> Anklagen angehört, aber ſich darüber — ausgeſchwiegen.<lb/> Das ſagt genug!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Berlin</hi>.</head> <p>In einer der letzten Sitzungen des<lb/> preußiſchen Abgeordnetenhauſes erregte das größte Aufſehen,<lb/> daß der bekannte hochkonſervative, ja reaktionäre Abgeordnete<lb/> Meyer-Arnswalde ſeinen Austritt aus der konſervativen<lb/> Fraktion ankündigte, weil er ein Gegner der Polenvorlage<lb/> ſei und der Regierung keinen Vertrauenskredit von hundert<lb/> Millionen bewilligen wolle. Nach ſeiner Meinung nützten<lb/> die Vorlagen nichts; ſie reizten nur überflüſſiger Weiſe<lb/> die Polen und ſeien ungerecht gegen dieſelben. Dirichlet<lb/> (deutſchfreiſinnig) meint, was den aus Polen werden ſolle?<lb/> Gutsbeſitzer ſollten ſie nicht werden, Aerzte und Rechts-<lb/> anwälte laut den Regierungsvorlagen auch nicht, und ſelbſt<lb/> wenn ſie Steinklopfer würden, ſo erhöbe ſich noch Geſchrei<lb/> wegen der Konkurrenz, die ſie den deutſchnationalen Arbeitern<lb/> machten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">München</hi>.</head> <p>Der König hat die Weiterführung der<lb/> Bauten auf <hi rendition="#g">Herrenchiemſee</hi> auf Eintritt der wärmern<lb/> Jahreszeit anbefohlen. Er iſt ſomit vom Baufieber noch<lb/> nicht geheilt und häuft Schulden auf Schulden. Wie ſoll<lb/> das enden?</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— <hi rendition="#g">Regensburg</hi> erhält einen <hi rendition="#g">neuen Bahnhof</hi>,<lb/> für welchen die Kammer der bairiſchen Reichsräthe ein-<lb/> ſtimmig 2,050,000 Mark (über 2½ Millionen Franken)<lb/> bewilligt hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>— <hi rendition="#g">Mainz</hi>.</head> <p>In einer unlängſt hier ausgehobenen<lb/> Diebshöhle wurden ganze Berge geſtohlener Gegenſtände,<lb/> Uhren, Brochen, Ninge, Bracelets, Halsbänder, Doſen,<lb/> Pokale, alte Münzen, Beſtecke, ſodann Lingerie, Kleider,<lb/> Waaren, Lebensmittel ꝛc. entdeckt. Das Geſammtverzeichniß<lb/> weist nahezu 1000 Nummern auf.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>— Nach der Eröffnung der <hi rendition="#g">Kammer,</hi> in dem Augen-<lb/> blicke, als der Kriegsminiſter verſchiedene Entwürfe einreichte,<lb/><hi rendition="#g">feuerte aus der vierten Zuhörer-Tribüne ein<lb/> Mann zwei Revolverſchüſſe</hi> ab. Eine Kugel drang<lb/> in die Decke des Saales ein, eine andere traf eine in der<lb/> Nähe des Präſidenten befindliche Statue und fiel dann bei<lb/> der Nednerbühne nieder. Im Augenblick, da er feuerte,<lb/> ließ der betreffende Mann einen an Clemenceau gerichteten<lb/> Brief fallen, der dem Präſidenten übergeben wurde. Der<lb/> Mann wurde von den Nachbarn auf der Tribüne feſtge-<lb/> nommen und zur Quäſtur geführt. Hier erklärte er, er<lb/> habe den Krieg mitgemacht und die Schüſſe nur abgefeuert,<lb/> um die Aufmerkſamkeit zu erregen. Clemenceau begab ſich<lb/> zu dem Präſidenten und las mit dieſem den Brief. In<lb/> demſelben heißt es, der Briefſchreiber habe das Vertrauen<lb/> zu Clemenceau, er bitte dieſen, ihn in einem beabſichtigten<lb/> Prozeſſe zu unterſtützen, in welchem er die Namen der<lb/> Offiziere nennen werde, die Metz verkauft hätten. Der<lb/> Mann heißt Prosnier und iſt geboren zu Angers. Er war<lb/> früher Unteroffizier. Der Revolver war mit ſechs Patronen<lb/> geladen. Prosnier wurde dem Polizeikommiſſär übergeben;<lb/> er weigerte ſich aber weitere Aufſchlüſſe zu geben, als in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Eidgenöſſiſches.
— „Schweizeriſch-Polen.“ So ungefähr muthet es
Einen an, wenn man den nachfolgenden Erguß der „Basl.
Nachr.“ zum Projekt der Gründung einer freien kathol.
Hochſchule liest: „Vergeſſen wir nicht“, ſchreibt das Basler
Blatt, „daß jetzt ſchon die jüngere römiſch-katholiſche
Geiſtlichkeit zum größten Theil auf Jeſuiten-Univerſitäten
und Jeſuitenſchulen gebildet wird, ohne daß der Bund
ein Wort dazu ſagen kann, während derſelbe, wenn die
Freiburger Univerſität es allzu bunt treiben und den
Jeſuitismus gar zu deutlich an der Stirne tragen ſollte,
mit dieſer ein entſcheidendes Wort reden kann.“
Ein weiterer Kommentar zu dieſer Leiſtung iſt wohl über-
flüſſig! „Vaterl.“
— Viehverſicherung. Wie die Zeitungen berichten
beſchäftigt man ſich in den höheren wiſſenſchaftlichen Kreiſen
mit der Gründung einer auf Gegenſeitigkeit beruhenden
ſchweizeriſchen Viehverſicherungsgeſellſchaft.
Wenn die Verſicherer alle gewiſſenhafte und ehrliche
Bürger ſind und von Seite der leitenden Perſönlichkeiten
nicht zu ſehr Beſoldungs-, Taggelder- und Aemtlimacher-
kultus getrieben wird, ſo könnte ein ſolches Inſtitut
namentlich für die unbemittelten Landwirthe eine Wohl-
that ſein und proſperiren, ſonſt in Bälde verwünſcht
werden und in die mißliche Lage der ſchweizeriſchen Hagel-
verſicherungsgeſellſchaft gerathen.
— Der Kapitalismus blüht und gedeiht, während
die produzirenden Stände, Landwirthſchaft und Gewerbe
darnieder liegen. Die Bank in Luzern rentirte 5,7%, die
Bank in Baden zahlt den Aktonären 7,6%, die Berner
Spar- und Leih-Kaſſe 7,5%, die Rigi-Bahn 8%, andere
„Geſchäfte“ noch mehr und bei Allen kommen erſt noch
Tauſende von Franken an die Fonds, auf Abſchreibungen,
neue Rechnungen, Tantièmen an die Angeſtellten ꝛc. Der
geplagte Bauer und Arbeiter wird verwundert auf dieſe
Zahlen blicken. Heutzutage hat, wie es ſcheint, nicht mehr
das Handwerk einen goldenen Boden, ſondern — das
Bank- und Börſenthum.
St. Galliſches.
— Am 26. Februar fand in der Säge zu Eich,
Gemeinde Ebnat, der Arbeiter Welti einen plötzlichen,
aber grauenhaften Tod, indem er von einem ſchwer be-
ladenen Blöcherwagen ſtürzte und vollſtändig erdrückt wurde.
— In Wil ſtarb letzten Freitag nach längerer
Krankheit, im Alter von nur 46 Jahren, Hr. Buchdruckerei-
beſitzer Joh. Meierhaus.
— Heerbrugg. In den Gemeinden Balggach,
Widnau und Berneck werden Anſtrengungen zu Gunſten
der Erweiterung der Bahnhofeinrichtungen in Heerbrugg
gemacht, da dieſe den Anforderungen des Verkehrs durchaus
nicht mehr genügen. Die Gemeindeämter der genannten
Gemeinden ſollen diesfalls die Intervention der Regierung
angerufen haben.
—
(Korreſp. aus dem Oberland.) Wir haben an
einem der letzten Sonntage der Aufführung der „Precioſa“
in Uznach beigewohnt und freut es uns, der rührigen
Theatergeſellſchaft der Einroſenſtadt den Tribut der Aner-
kennung im „Volksblatt“ zollen zu können. Das Wolf’ſche
Familiendrama von dem ſchönen Zigeunermädchen übt noch
immer ſeine alte Zugkraft aus wie ſchon vor 20 und
30 Jahren. Die „Precioſa“ nimmt zwar keinen Rang
ein in der klaſſiſchen Literatur; auch ermangelt ihr Inhalt
der Wichtigkeit und Erhabenheit der Handlung, der
moraliſchen Größe des Zweckes, der Charaktere, des Kampfes
und Widerſtandes: keine großen ſittlichen Affekte heben
den Zuſchauer über das Altagsleben hinaus in die eigent-
liche Sphäre des Erhabenen und Schönen. Was dem
Stücke ſeinen bleibenden Werth gibt, iſt die bühnengerechte
Abwickelung des einfachen dramatiſchen Konfliktes (der Ver-
faſſer [geſt. 1828, erſt 44 Jahre alt] machte unter Meiſter
Göthe in Weimar ſeine dramaturgiſche Lehre durch), das
rein Menſchliche der benutzten Motive (Liebe, Eiferſucht,
Treue, Standhaftigkeit, Eigennutz), die moraliſche Unter-
lage ohne alle Verletzung des ſittlichen Gefühles und die
edle feſttägliche Sprache des Dichters. Wie ein munteres
Bergbächlein fließen die trochäiſchen Verſe mit den öfters
wiederkehrenden Reimen ab.
Doch wir wollten ja nur einige Worte über die
Aufführung und ihre Wirkung auf den Zuſchauer
ſprechen. Daß dieſe im Allgemeinen befriedigte, haben wir
Eingangs ſchon angedeutet; ſämmtliche Darſteller hatten
ſich in den Charakter ihrer Rolle eingelebt und das Ver-
ſtändniß derſelben ſpiegelte ſich in dem korrekten Vortrage
des metriſchen Gedichtes und der Darſtellung der Affekte
im Geberdenſpiel. Einige Rollen wurden geradezu vorzüglich
gegeben; bei einigen andern trat der Rhythmus oder auch
der Reim etwas zu ſtark hervor, was wir bei der
Schwierigkeit einer tadelloſen Deklamation des Sprachbaues
leicht begreiſen. An Dilettanten der Kunſt legen wir billig
nicht den Maßſtab des Künſtlers an, und ſagen wir mit
dem römiſchen Dichter: Mögen in einzelnen Beziehungen
auch die Kräfte nicht hinreichen, ſo iſt doch der gute Wille
anzuerkennen — tamen est laudanda voluntas. Im
Sinne dieſes Grundſatzes und im eigenen Intereſſe der
löblichen Theatergeſellſchaft glauben wir als unparteiiſcher
Zuſchauer daran erinnern zu dürfen, daß, wenn z. B.
bei Austheilung von Rollen Perſonen bedacht werden,
deren Stimmmittel mimiſche Anlagen oder ſog. dynamiſchen
Kräfte zur Darſtellung der Affekte und Leidenſchaften nicht
ausreichen, leicht ein Schatten auf das Ganze fällt.
Koſtüme und Dekoration ärnteten ungetheilten Beifall.
Einen Hauptantheil am Gelingen des Ganzen hat unbe-
ſtritten die herrliche Muſik, welche der Tonkünſtler Karl
Maria v. Weber zum Stücke ſchrieb, und abermals zum
Lobe der Geſellſchaft ſei es geſagt, die geſanglichen Partien
verfehlten nicht der gebührenden Wirkung.
Ueber das Orcheſter endlich hörten wir nur eine
Stimme des Lobes, es wird uns noch lange in angenehmer
Erinnerung bleiben.
— * Schännis. Eine theatraliſche Aufführung in
Schännis kann als etwas Seltenes, beinahe noch nie Da-
geweſenes bezeichnet werden. Vor ungefähr 15 Jahren ſoll
zum letzten Mal eine Geſellſchaft ein Drama aufgeführt
und die Sache ſehr gut gemacht haben. Um ſo mehr
waren wir überraſcht, als über dieſe Faſtnachtzeit wieder
eine Theatergeſellſchaft, und zwar eine ſehr reſpektable,
erſtanden iſt. Die junge Geſellſchaft führte uns gleich
zwei Stücke in ſchöner, vollendeter Form vor Augen,
nämlich das piquante Luſtſpiel: „Ein moderner Bar-
bar“ von Moſer, und die köſtliche Poſſe: „Der ver-
ſiegelte Bürgermeiſter“ von Raupach. Aeußerſt
gelungene Vertheilung der Rollen, ſchön fließender, gut
memorirter und natürlicher Vortrag, und hübſche Geſtalten
zeichneten die erſte Aufführung aus. Jeder mann war ſichtlich
ſehr befriediget. Dabei wirkte aber auch noch etwas mit,
deſſen ſich nicht jede Landgemeinde rühmen kann. Wir
meinen die brillante und ſehr gelungene elektriſche Be-
leuchtung durch die Herren Gmür im Linthhof, ſo-
wie das impoſante Spiel der trefflich inſtruirten und
ſtarken Bürgermuſik von Schännis.
Schännis darf ſich rühmen, gleich Anfangs ebenbürtig
mit andern Landgemeinden in die Arena theatraliſcher
Aufführungen getreten zu ſein. Die Geſellſchaft verdient
bei den nächſt bevorſtehenden Aufführungen ein volles Haus
und wir rufen ihnen freundlich zu: „Glückauf zu weiterem
Beginnen!“
— Uznach. Einer fröhlichen Schaar luſtiger Zecher
und Tänzer wurde letzten Sonntag Nachts beim Schäfle
in Uznach auf eigenthümliche Art Feierabend geboten.
Es war ſchon gegen 4 Uhr Morgens, als das Singen
und Tanzen noch kein Ende nehmen wollte; da trat mitten
in die Geſellſchaft der unerbittliche Senſenmann und
holte einen der Gäſte urplötzlich von dannen. Ein Schneider-
geſelle aus Württemberg, zirka 30 Jahre alt, ſank auf
einmal, vom Herzſchlage getroffen, zuſammen und war
ſofort eine Leiche. Man denke ſich den Schrecken der Gäſte,
dem munteren Leben und Treiben in ſolcher Weiſe ein
Ende gemacht zu ſehen. Im Sonntagskleide war der
Unglückliche zum Tanze gezogen, und im hölzernen Sarge
trug man ihn am Morgen früh aus dem Wirthshauſe!
Memento mori!
— Eſchenbach.
(Eingeſ.) Sonntag, den 28. Febr.
ging das „Vater unſer“, ein Lebensbild mit Geſang,
zum zweiten Male über unſere Bretter. Alle Achtung vor
der jungen Geſellſchaft, die in ſo kurzer Zeit und ſchöner
Eintracht ſo Vortreffliches und Nützliches dem Volke zu
bieten vermag. Es würde uns natürlich zu weit führen,
wollten wir das ganze Stück in ſeinen komiſch-heitern und
tiefernſten Bildern vorführen und kritiſch leleuchten. Das
ganze Spiel, namentlich die Träger der Hauptrollen
(vorab des Bergwirthstöchterlein „Röschen“), verdienen
die vollſte Anerkennung, aber auch die Inhaber der übrigen
Rollen, Alle ſammt und ſonders haben wacker geſpielt,
ſo daß die geſammte Aufführung allſeitig befriedigte. Die
Spielenden verdienen die Anerkennung ihrer tüchtigen
Leiſtungen um ſo mehr, als ſie dadurch für die Zukunft
zu weitern künſtleriſchen Thaten ermuthigt werden. Der
Einſender wünſcht deßwegen der jungen Thalias-Schaar
für die dritte und vierte Aufführung ein volles Haus von
Schauluſtigen aus Nah und Fern!
Kantonales.
Luzern.
— Pilatus-Bahn. Auch der Pilatus ſoll in
Zukunft per Bahn erſtiegen werden können; die Fußtouren
ſind unſerm heutigen Geſchlechte zu mühſam und dann ſoll
das Unternehmen eine Spekulation werden, deſſen Renta-
bilität jetzt ſchon auf ca. 7½ % berechnet wird. Die
Zeichnung auf 2500 Aktien findet den 4. und 5 März
ſtatt. Kommt die Bahn zu Stande, woran kaum mehr zu
zweifeln, ſo iſt wieder ein Stück Alpennatur und Poeſie
der unerſättlichen Spekulation zum Opfer gefallen.
Uri.
— Landjäger durchgebrannt. Landjäger Anton
Zurfluh in Flüelen hat Frau, Kinder und Gläubiger im
Stiche gelaſſen und iſt nun mit einer hübſchen Summe
(worunter ein beträchtlicher Theil Staatsgelder) nach
Amerika entflohen.
Schwyz.
— Die Heueinfuhr aus Italien nach der Schweiz
nimmt große Dimenſionen an. Auf der Station Schwyz
wurde der Doppelzentner zu 11 Fr. verkauft.
Zug.
— Der 83jährige Junggeſelle Spillmann in Winikon
hinterließ Fr. 116,568 Vermögen; der Staat nahm 10
Prozent oder Fr. 11,656 Erbſchaftsſteuer, der Reſt fiel
an 105 lachende Erben, wovon der glücklichſte 25,857 Fr.
und der letzte noch 66 Fr. einſtrich.
Solothurn.
— In der Augsburger Frohnveſte zettelte der daſelbſt
in Haft befindliche Mörder der Wittwe Schwendimann
aus Solothurn, Boll, unter den Mitgefangenen eine Ver-
ſchwörung an, die glücklicherweiſe entdeckt wurde. Mehr
als 150 Gefangene hatten ſich das Wort gegeben, zu einer
beſtimmten Stunde auszubrechen, den Gefängnißwärter zu
ermorden und den übrigen Gefangenen die Thüre zu öffnen.
Baſel.
— Unheimliche Durchreiſende. Dieſer Tage
traf auf dem Basler Centralbahnhof eine von Odeſſa
kommende Familie ein, welche den Schnellzug nach Paris
benutzte, um ſich daſelbſt der Pflege des Herrn Proveſſors
Paſteur zu übergeben. Es iſt ein ruſſiſches Elternpaar,
welches nebſt mehreren Kindern in der Heimat von einem
wuthkranken Hunde angefallen und verwundet war. Da
der Biß ſchon vor einiger Zeit erfolgte, ſo iſt man in
mediziniſchen Kreiſen allſeitig auf das Reſultat der Paſteur’-
ſchen Behandlung geſpannt.
Schaffhauſen.
— In Dörflingen ſtarb kinderlos ein Veteran aus
dem Sonderbundsfeldzug. Bei einer Inſpektion ſeines alten
Torniſters fand die Wittwe darin 200 Fr. in Gold, welche
Summe ſie ſofort dem Armengut ſchenkte.
Graubündeu.
— Im Kanton Graubünden wurden letzten Sommer
ca. 50,000 Stück fremdes Vieh geſömmert, 28,209 Schafe
und 9—10,000 Rinder.
Teſſin.
— Bellinzona. Hr. Obergerichtspräſident Delſiro
iſt Montag Vormittag plötzlich, als er im Bahnhof in
Bellenz anlangte, an einem Gehirnſchlag geſtorben.
Waadt.
— In Lauſanne brachte dieſer Tage ein alter
Bürger, der in Zurückgezogenheit lebt, Fr. 200 auf das
Steuerbureau mit der Bemerkung, er habe ſich letztes Jahr
bei ſeiner Selbſtſchatzung um dieſe Summe zu Ungunſten
des Staates verrechnet. Dieſe Steuer entſpricht 125,000
Franken Kapital, ſo daß die Verrechnung keine kleine war.
Ausland.
Deutſches Reich.
— Die erſten Zentrumsführer haben es im
preußiſchen Abgeordneten-Hauſe offen und beſtimmt ausge-
ſprochen, daß es ſich Polen gegenüber nicht nur um
Germaniſtrung, ſondern auch um Proteſtantiſirung
handle. Oſtpreußen ſei von der Koloniſation ausge-
ſchloſſen worden, obwohl dort auch Polen wohnen; aber
dieſe Polen ſeien eben proteſtantiſch und in ihrer Nähe
wohnen die deutſchen katholiſchen Ermländer; die Letztern
könnten alſo bei Ausweiſung der proteſtantiſchen Polen
den Proteſtantismus ſchwächen, was die Regierung natürlich
nicht geſchehen laſſe. Miniſter Dr. Lucius hat alle dieſe
Anklagen angehört, aber ſich darüber — ausgeſchwiegen.
Das ſagt genug!
— Berlin. In einer der letzten Sitzungen des
preußiſchen Abgeordnetenhauſes erregte das größte Aufſehen,
daß der bekannte hochkonſervative, ja reaktionäre Abgeordnete
Meyer-Arnswalde ſeinen Austritt aus der konſervativen
Fraktion ankündigte, weil er ein Gegner der Polenvorlage
ſei und der Regierung keinen Vertrauenskredit von hundert
Millionen bewilligen wolle. Nach ſeiner Meinung nützten
die Vorlagen nichts; ſie reizten nur überflüſſiger Weiſe
die Polen und ſeien ungerecht gegen dieſelben. Dirichlet
(deutſchfreiſinnig) meint, was den aus Polen werden ſolle?
Gutsbeſitzer ſollten ſie nicht werden, Aerzte und Rechts-
anwälte laut den Regierungsvorlagen auch nicht, und ſelbſt
wenn ſie Steinklopfer würden, ſo erhöbe ſich noch Geſchrei
wegen der Konkurrenz, die ſie den deutſchnationalen Arbeitern
machten.
— München. Der König hat die Weiterführung der
Bauten auf Herrenchiemſee auf Eintritt der wärmern
Jahreszeit anbefohlen. Er iſt ſomit vom Baufieber noch
nicht geheilt und häuft Schulden auf Schulden. Wie ſoll
das enden?
— Regensburg erhält einen neuen Bahnhof,
für welchen die Kammer der bairiſchen Reichsräthe ein-
ſtimmig 2,050,000 Mark (über 2½ Millionen Franken)
bewilligt hat.
— Mainz. In einer unlängſt hier ausgehobenen
Diebshöhle wurden ganze Berge geſtohlener Gegenſtände,
Uhren, Brochen, Ninge, Bracelets, Halsbänder, Doſen,
Pokale, alte Münzen, Beſtecke, ſodann Lingerie, Kleider,
Waaren, Lebensmittel ꝛc. entdeckt. Das Geſammtverzeichniß
weist nahezu 1000 Nummern auf.
Frankreich.
— Nach der Eröffnung der Kammer, in dem Augen-
blicke, als der Kriegsminiſter verſchiedene Entwürfe einreichte,
feuerte aus der vierten Zuhörer-Tribüne ein
Mann zwei Revolverſchüſſe ab. Eine Kugel drang
in die Decke des Saales ein, eine andere traf eine in der
Nähe des Präſidenten befindliche Statue und fiel dann bei
der Nednerbühne nieder. Im Augenblick, da er feuerte,
ließ der betreffende Mann einen an Clemenceau gerichteten
Brief fallen, der dem Präſidenten übergeben wurde. Der
Mann wurde von den Nachbarn auf der Tribüne feſtge-
nommen und zur Quäſtur geführt. Hier erklärte er, er
habe den Krieg mitgemacht und die Schüſſe nur abgefeuert,
um die Aufmerkſamkeit zu erregen. Clemenceau begab ſich
zu dem Präſidenten und las mit dieſem den Brief. In
demſelben heißt es, der Briefſchreiber habe das Vertrauen
zu Clemenceau, er bitte dieſen, ihn in einem beabſichtigten
Prozeſſe zu unterſtützen, in welchem er die Namen der
Offiziere nennen werde, die Metz verkauft hätten. Der
Mann heißt Prosnier und iſt geboren zu Angers. Er war
früher Unteroffizier. Der Revolver war mit ſechs Patronen
geladen. Prosnier wurde dem Polizeikommiſſär übergeben;
er weigerte ſich aber weitere Aufſchlüſſe zu geben, als in
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