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Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 8. Lieferung, Nr. 3. Berlin, 15. August 1874.

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Zur Unterhaltung und Belehrung. 202
[Beginn Spaltensatz] wir Jkarier sind seit lange der unerschütterlichen Ueberzeugung,
daß der Mensch ein viel bildungsfähigeres Wesen ist, als die
Europäer meinen; wir wissen in Jkarien durch Erfahrung, daß
die Nation sich vervollkommnet, schon minder unvollkommen
geboren wird,
sobald die nöthige Bildung der vorhergehenden
Generation zu Theil geworden war. Der Mensch ist gewiß
fähig, viel mehr noch von der Unvollkommenheit abzuwerfen,
als es uns Jkariern bis jetzt gelang, und es wäre Wahnwitz,
wollten wir uns für die allervollkommenste Blüthe und Frucht
halten, die je am Menschheitsbaum wachsen kann. Mit andern
Worten, kein Mensch heut zu Tage darf es sich herausneh-
men, der Ausbildung des Menschen in Zukunft Schranken zu
ziehen.

Ein mit Verunstaltung geborenes Kind wird bei uns sofort
Gegenstand umständlicher, umsichtiger Fürsorge Seitens der Re-
publik. Jnstrumente und Verfahrungsmethoden sind immer bereit,
den Fehlgriff der Naturkraft zu verbessern, und Dank dem System,
wir sind meist alle wohlgebauten Leibes.

Sollte die Wöchnerin zum Säugen unfähig sein ( was selten
genug bei uns der Fall ist ) , so wird ohne Schwierigkeit, nach
dem zu diesem Behuf der Behörde und den Hebeammen stets zu
Gebot stehenden Register, eine Frau gefunden, welche des Säug-
lings zweite Mutter, so zu sagen, werden mag. Während der
fünf ersten Lebensjahre hat jedes Kind sich ausschließlich der
mütterlichen Pflege zu erfreuen; es ist fortwährend unter ihrer
Aufsicht. Die Mutter ihrerseits ist Seitens der Republik und
Seitens jedes Mitgliedes der Republik ein Gegenstand der Für-
[Spaltenumbruch] sorge, Zuvorkommenheit, Artigkeit in jeder Hinsicht, sowohl vor
wie nach der Entbindung.

Viele und großartige Entdeckungen wurden bei uns seit
vierzig Jahren gemacht, um das Gedeihen des Kindes in körper-
licher und geistiger Beziehung zu fördern. Auge und Ohr z. B.
werden auf's feinste entwickelt. Finden Sie nicht, mein Lieber,
einen großen Abstich zwischen den anderen Nationen und den
Jkariern zu Gunsten dieser letzteren?

Vom dritten Lebensjahre ab bis zum fünften, bringen die
Mütter einer und derselben Straße ihre Kinder beiderlei Ge-
schlechts zusammen, damit die Kleinen, unter steter Aufsicht eini-
ger der Mütter, gemeinschaftliches Spiel treiben. Sobald das
Kind kräftiger wird, fangen zu Hause, und später in der Schule,
die vom Gesetz auf's Umständlichste verordneten Leibesübungen
an. Diesem Turnen werden die Mädchen ebenso unterzogen wie
die Knaben. Reiten und Schwimmen sind gleichfalls gymnastische
Uebungen für beide Geschlechter. Tanzen, Schlittschuhlaufen,
die Waffen gebrauchen, sind Geschicklichkeiten, die jeder Jkarier
besitzt. Die Schüler lernen militärisch marschiren, d. h. den
Körper gefällig und zugleich kraftgemäß tragen. Jch versichere
Jhnen, Lord, und diese Thatsache vergessen Sie ja nicht, unsere
Nation wird in jeglicher Geburtenreihe schöner und stärker an
Leib und Geist; wir können, im vollen Ernst gesprochen, eine
Veredelung unserer Race wahrnehmen; und wir sind froh
und stolz darauf, denn wer ist's, der den Anstoß dazu gab!
Wir, die ikarische Nation, mit dem großen Jkar an ihrer
Spitze. Wir sind recht eigentlich "Schmied unseres eigenen
Glückes."

[Ende Spaltensatz]

( Fortsetzung folgt ) .



[Beginn Spaltensatz]
Jm Bagno von Toulon.
( Schluß. )

Diable! Peste! Das Cabinet ist leer... Und Keiner
von diesen verdammten Schurken in den blanken Livreen und mit
den höhnisch lächelnden Gesichtern will von dem Grafen etwas
gesehen haben... Und die Gendarmen vor der Portierloge
schwören, daß Niemand das Hotel verlassen habe, als ein Diener
des Hauses in voller Livree... Das ganze Hotel wird vom
Keller bis unter das Dach auf das Sorfältigste durchsucht...
vom Grafen Pontis de St. H e l e ne keine Spur. Aber welche
Schätze von Gold= und Silbersachen und andere Kostbarkeiten
birgt seine prächtige Wohnung!

Mit dem Gefühle eines Schulknaben, der dem drohend er-
hobenen Bakel des Schulmeisters entgegen geht, kehrt der arme
Ordonnanzoffizier zu seinem General zurück. Und welch' ein
Strafgericht bricht über ihn herein.

Jetzt wird die ganze Pariser Polizei aufgeboten, den soge-
nannten Grafen Pontis, der dringend verdächtig ist, ein aus dem
Bagno von Toulon entsprungener Galeerensträfling Peter Coig-
nard zu sein, aufzuspüren... Vergebens. Nach drei Wochen
weiß man noch nicht einmal, ob man ihn in Paris oder in der
Ferne suchen soll.

Da hilft der Zufall. Am neunzehnten Tage nach dem spur-
losen Verschwinden des Pontis=Coignard hält vor einem kleinen
Wechselgeschäfte eine Miethkutsche. Darin sitzen vier Herren,
aber nur einer steigt aus und tritt in den Laden. Er verlangt
einen Wechsel über 2000 Francs in Gold nach Toulouse und
macht sich sogleich daran, das Geld klingend aufzuzählen. Der
Wechsler ist allein im Geschäft. Plötzlich hat der Fremde ihm
sein Portefeuille entrissen, seine eigenen Louisd'or eingesteckt und
ist verschwunden. Der erschreckte Banquier eilt ihm nach auf
die Straße und schreit: Mörder! Diebe!... Der Wagen
wird eingeholt und umzingelt. Drei von den Jnsassen, mit
Dolchen und Pistolen bewaffnet, schlagen sich durch und entkom-
men. Der vierte wird gefaßt. Es ist der berüchtigte Einbrecher
Lexcellent -- ein früherer Galeerensträfling, der in Toulon seine
Strafe verbüßt hat. Bei der polizeilichen Durchsuchung von
[Spaltenumbruch] Lexcellents Wohnung in der Straße St. Maure findet man
jenen kecken Dieb, der dem Geldwechsler das Portefeuille ent-
rissen hat... und die Polizei erkennt in ihm den Herrn Grafen
Pontis de St. Helene -- nein, den entsprungenen Galeeren-
sträfling Peter Coignard. Und noch eimal weiß der Verwegene
zu entfliehen. Er schießt den Polizisten seine beiden Pistolen
ins Gesicht und entspringt durch ein Fenster in die Ferdinands-
gasse. Lexcellents Wohnung ist eine besteingerichtete Räuberhöhle.
Da sind alle möglichen Waffen, Verkleidungen, Bärte, Perrücken,
Dietriche, Brecheisen, Nachschlüssel -- und ein großes Lager von
geraubten Sachen. Und viele von diesen Gold= und Silber-
waaren harmoniren merkwürdig mit den im Hotel Pontis vor-
gefundenen Kostbarkeiten.

Noch an demselben Abend wird Peter Coignard, der sich
viele Jahre hindurch Graf Pontis de St. Helene nannte, mit
seinen beiden Genossen bei dem Raube in der Wechselstube, zwei
Jtalienern, in der Ferdinandsgasse entdeckt und verhaftet. Um-
sonst ist sein Leugnen vor Gericht, umsonst die glänzende Ver-
theidigungsrede des berühmten jüngeren Dupin, der auf Grund
der unzweifelhaft echten Legitimationspapiere und seiner militä-
rischen Bravour und Unbescholtenheit den Angeklagten immer
noch als echten Grafen Pontis hinzustellen versucht.... die
letzten Räuberthaten des edlen Grafen und seine durch viele
Zeugnisse festgestellten Verbrechergeschäfte sprechen gegen ihn.
Hier ist Peter Coignards wahre Geschichte in Kürze:

Vom Seine=Gerichtshofe 1801 wegen Einbruch und Raub
zu 14 Jahren Bagno verurtheilt, gelingt es Peter Coignard nach
fünf Strafjahren, aus Toulon zu entfliehen. Er verbirgt sich
zunächst auf der Schiffswerft unter einem frisch getheerten
Nachen, stiehlt Nachts aus einer erbrochenen Werkstätte bürger-
liche Kleidung und geht mit einem spanischen Segelboote nach
Catalonien. Jn einem Küstenstädtchen lernt er zufällig die
Dienerin eines jüngst verstorbenen französischen Emigranten,
des Grafen Pontis de St. H e l e ne, kennen. Die hübsche Maria
Rosa findet Gefallen an dem schmucken energischen Manne und
theilt gern mit ihm ihr Herz und die kleine Erbschaft von ihrem
Herrn. Sie zeigt dem Geliebten ein Kästchen mit Papieren,
das der Graf stets besonders werth gehalten.... Es sind die
[Ende Spaltensatz]

Zur Unterhaltung und Belehrung. 202
[Beginn Spaltensatz] wir Jkarier sind seit lange der unerschütterlichen Ueberzeugung,
daß der Mensch ein viel bildungsfähigeres Wesen ist, als die
Europäer meinen; wir wissen in Jkarien durch Erfahrung, daß
die Nation sich vervollkommnet, schon minder unvollkommen
geboren wird,
sobald die nöthige Bildung der vorhergehenden
Generation zu Theil geworden war. Der Mensch ist gewiß
fähig, viel mehr noch von der Unvollkommenheit abzuwerfen,
als es uns Jkariern bis jetzt gelang, und es wäre Wahnwitz,
wollten wir uns für die allervollkommenste Blüthe und Frucht
halten, die je am Menschheitsbaum wachsen kann. Mit andern
Worten, kein Mensch heut zu Tage darf es sich herausneh-
men, der Ausbildung des Menschen in Zukunft Schranken zu
ziehen.

Ein mit Verunstaltung geborenes Kind wird bei uns sofort
Gegenstand umständlicher, umsichtiger Fürsorge Seitens der Re-
publik. Jnstrumente und Verfahrungsmethoden sind immer bereit,
den Fehlgriff der Naturkraft zu verbessern, und Dank dem System,
wir sind meist alle wohlgebauten Leibes.

Sollte die Wöchnerin zum Säugen unfähig sein ( was selten
genug bei uns der Fall ist ) , so wird ohne Schwierigkeit, nach
dem zu diesem Behuf der Behörde und den Hebeammen stets zu
Gebot stehenden Register, eine Frau gefunden, welche des Säug-
lings zweite Mutter, so zu sagen, werden mag. Während der
fünf ersten Lebensjahre hat jedes Kind sich ausschließlich der
mütterlichen Pflege zu erfreuen; es ist fortwährend unter ihrer
Aufsicht. Die Mutter ihrerseits ist Seitens der Republik und
Seitens jedes Mitgliedes der Republik ein Gegenstand der Für-
[Spaltenumbruch] sorge, Zuvorkommenheit, Artigkeit in jeder Hinsicht, sowohl vor
wie nach der Entbindung.

Viele und großartige Entdeckungen wurden bei uns seit
vierzig Jahren gemacht, um das Gedeihen des Kindes in körper-
licher und geistiger Beziehung zu fördern. Auge und Ohr z. B.
werden auf's feinste entwickelt. Finden Sie nicht, mein Lieber,
einen großen Abstich zwischen den anderen Nationen und den
Jkariern zu Gunsten dieser letzteren?

Vom dritten Lebensjahre ab bis zum fünften, bringen die
Mütter einer und derselben Straße ihre Kinder beiderlei Ge-
schlechts zusammen, damit die Kleinen, unter steter Aufsicht eini-
ger der Mütter, gemeinschaftliches Spiel treiben. Sobald das
Kind kräftiger wird, fangen zu Hause, und später in der Schule,
die vom Gesetz auf's Umständlichste verordneten Leibesübungen
an. Diesem Turnen werden die Mädchen ebenso unterzogen wie
die Knaben. Reiten und Schwimmen sind gleichfalls gymnastische
Uebungen für beide Geschlechter. Tanzen, Schlittschuhlaufen,
die Waffen gebrauchen, sind Geschicklichkeiten, die jeder Jkarier
besitzt. Die Schüler lernen militärisch marschiren, d. h. den
Körper gefällig und zugleich kraftgemäß tragen. Jch versichere
Jhnen, Lord, und diese Thatsache vergessen Sie ja nicht, unsere
Nation wird in jeglicher Geburtenreihe schöner und stärker an
Leib und Geist; wir können, im vollen Ernst gesprochen, eine
Veredelung unserer Race wahrnehmen; und wir sind froh
und stolz darauf, denn wer ist's, der den Anstoß dazu gab!
Wir, die ikarische Nation, mit dem großen Jkar an ihrer
Spitze. Wir sind recht eigentlich „Schmied unseres eigenen
Glückes.“

[Ende Spaltensatz]

( Fortsetzung folgt ) .



[Beginn Spaltensatz]
Jm Bagno von Toulon.
( Schluß. )

Diable! Peste! Das Cabinet ist leer... Und Keiner
von diesen verdammten Schurken in den blanken Livreen und mit
den höhnisch lächelnden Gesichtern will von dem Grafen etwas
gesehen haben... Und die Gendarmen vor der Portierloge
schwören, daß Niemand das Hotel verlassen habe, als ein Diener
des Hauses in voller Livree... Das ganze Hotel wird vom
Keller bis unter das Dach auf das Sorfältigste durchsucht...
vom Grafen Pontis de St. H é l è ne keine Spur. Aber welche
Schätze von Gold= und Silbersachen und andere Kostbarkeiten
birgt seine prächtige Wohnung!

Mit dem Gefühle eines Schulknaben, der dem drohend er-
hobenen Bakel des Schulmeisters entgegen geht, kehrt der arme
Ordonnanzoffizier zu seinem General zurück. Und welch' ein
Strafgericht bricht über ihn herein.

Jetzt wird die ganze Pariser Polizei aufgeboten, den soge-
nannten Grafen Pontis, der dringend verdächtig ist, ein aus dem
Bagno von Toulon entsprungener Galeerensträfling Peter Coig-
nard zu sein, aufzuspüren... Vergebens. Nach drei Wochen
weiß man noch nicht einmal, ob man ihn in Paris oder in der
Ferne suchen soll.

Da hilft der Zufall. Am neunzehnten Tage nach dem spur-
losen Verschwinden des Pontis=Coignard hält vor einem kleinen
Wechselgeschäfte eine Miethkutsche. Darin sitzen vier Herren,
aber nur einer steigt aus und tritt in den Laden. Er verlangt
einen Wechsel über 2000 Francs in Gold nach Toulouse und
macht sich sogleich daran, das Geld klingend aufzuzählen. Der
Wechsler ist allein im Geschäft. Plötzlich hat der Fremde ihm
sein Portefeuille entrissen, seine eigenen Louisd'or eingesteckt und
ist verschwunden. Der erschreckte Banquier eilt ihm nach auf
die Straße und schreit: Mörder! Diebe!... Der Wagen
wird eingeholt und umzingelt. Drei von den Jnsassen, mit
Dolchen und Pistolen bewaffnet, schlagen sich durch und entkom-
men. Der vierte wird gefaßt. Es ist der berüchtigte Einbrecher
Lexcellent — ein früherer Galeerensträfling, der in Toulon seine
Strafe verbüßt hat. Bei der polizeilichen Durchsuchung von
[Spaltenumbruch] Lexcellents Wohnung in der Straße St. Maure findet man
jenen kecken Dieb, der dem Geldwechsler das Portefeuille ent-
rissen hat... und die Polizei erkennt in ihm den Herrn Grafen
Pontis de St. Hélène — nein, den entsprungenen Galeeren-
sträfling Peter Coignard. Und noch eimal weiß der Verwegene
zu entfliehen. Er schießt den Polizisten seine beiden Pistolen
ins Gesicht und entspringt durch ein Fenster in die Ferdinands-
gasse. Lexcellents Wohnung ist eine besteingerichtete Räuberhöhle.
Da sind alle möglichen Waffen, Verkleidungen, Bärte, Perrücken,
Dietriche, Brecheisen, Nachschlüssel — und ein großes Lager von
geraubten Sachen. Und viele von diesen Gold= und Silber-
waaren harmoniren merkwürdig mit den im Hotel Pontis vor-
gefundenen Kostbarkeiten.

Noch an demselben Abend wird Peter Coignard, der sich
viele Jahre hindurch Graf Pontis de St. Hélène nannte, mit
seinen beiden Genossen bei dem Raube in der Wechselstube, zwei
Jtalienern, in der Ferdinandsgasse entdeckt und verhaftet. Um-
sonst ist sein Leugnen vor Gericht, umsonst die glänzende Ver-
theidigungsrede des berühmten jüngeren Dupin, der auf Grund
der unzweifelhaft echten Legitimationspapiere und seiner militä-
rischen Bravour und Unbescholtenheit den Angeklagten immer
noch als echten Grafen Pontis hinzustellen versucht.... die
letzten Räuberthaten des edlen Grafen und seine durch viele
Zeugnisse festgestellten Verbrechergeschäfte sprechen gegen ihn.
Hier ist Peter Coignards wahre Geschichte in Kürze:

Vom Seine=Gerichtshofe 1801 wegen Einbruch und Raub
zu 14 Jahren Bagno verurtheilt, gelingt es Peter Coignard nach
fünf Strafjahren, aus Toulon zu entfliehen. Er verbirgt sich
zunächst auf der Schiffswerft unter einem frisch getheerten
Nachen, stiehlt Nachts aus einer erbrochenen Werkstätte bürger-
liche Kleidung und geht mit einem spanischen Segelboote nach
Catalonien. Jn einem Küstenstädtchen lernt er zufällig die
Dienerin eines jüngst verstorbenen französischen Emigranten,
des Grafen Pontis de St. H é l è ne, kennen. Die hübsche Maria
Rosa findet Gefallen an dem schmucken energischen Manne und
theilt gern mit ihm ihr Herz und die kleine Erbschaft von ihrem
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das der Graf stets besonders werth gehalten.... Es sind die
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Jnstrumente und Verfahrungsmethoden sind immer bereit, den Fehlgriff der Naturkraft zu verbessern, und Dank dem System, wir sind meist alle wohlgebauten Leibes. Sollte die Wöchnerin zum Säugen unfähig sein ( was selten genug bei uns der Fall ist ) , so wird ohne Schwierigkeit, nach dem zu diesem Behuf der Behörde und den Hebeammen stets zu Gebot stehenden Register, eine Frau gefunden, welche des Säug- lings zweite Mutter, so zu sagen, werden mag. Während der fünf ersten Lebensjahre hat jedes Kind sich ausschließlich der mütterlichen Pflege zu erfreuen; es ist fortwährend unter ihrer Aufsicht. Die Mutter ihrerseits ist Seitens der Republik und Seitens jedes Mitgliedes der Republik ein Gegenstand der Für- sorge, Zuvorkommenheit, Artigkeit in jeder Hinsicht, sowohl vor wie nach der Entbindung. Viele und großartige Entdeckungen wurden bei uns seit vierzig Jahren gemacht, um das Gedeihen des Kindes in körper- licher und geistiger Beziehung zu fördern. Auge und Ohr z. B. werden auf's feinste entwickelt. Finden Sie nicht, mein Lieber, einen großen Abstich zwischen den anderen Nationen und den Jkariern zu Gunsten dieser letzteren? Vom dritten Lebensjahre ab bis zum fünften, bringen die Mütter einer und derselben Straße ihre Kinder beiderlei Ge- schlechts zusammen, damit die Kleinen, unter steter Aufsicht eini- ger der Mütter, gemeinschaftliches Spiel treiben. Sobald das Kind kräftiger wird, fangen zu Hause, und später in der Schule, die vom Gesetz auf's Umständlichste verordneten Leibesübungen an. Diesem Turnen werden die Mädchen ebenso unterzogen wie die Knaben. Reiten und Schwimmen sind gleichfalls gymnastische Uebungen für beide Geschlechter. Tanzen, Schlittschuhlaufen, die Waffen gebrauchen, sind Geschicklichkeiten, die jeder Jkarier besitzt. Die Schüler lernen militärisch marschiren, d. h. den Körper gefällig und zugleich kraftgemäß tragen. Jch versichere Jhnen, Lord, und diese Thatsache vergessen Sie ja nicht, unsere Nation wird in jeglicher Geburtenreihe schöner und stärker an Leib und Geist; wir können, im vollen Ernst gesprochen, eine Veredelung unserer Race wahrnehmen; und wir sind froh und stolz darauf, denn wer ist's, der den Anstoß dazu gab! Wir, die ikarische Nation, mit dem großen Jkar an ihrer Spitze. Wir sind recht eigentlich „Schmied unseres eigenen Glückes.“ ( Fortsetzung folgt ) . Jm Bagno von Toulon. ( Schluß. ) Diable! Peste! Das Cabinet ist leer... Und Keiner von diesen verdammten Schurken in den blanken Livreen und mit den höhnisch lächelnden Gesichtern will von dem Grafen etwas gesehen haben... Und die Gendarmen vor der Portierloge schwören, daß Niemand das Hotel verlassen habe, als ein Diener des Hauses in voller Livree... Das ganze Hotel wird vom Keller bis unter das Dach auf das Sorfältigste durchsucht... vom Grafen Pontis de St. H é l è ne keine Spur. Aber welche Schätze von Gold= und Silbersachen und andere Kostbarkeiten birgt seine prächtige Wohnung! Mit dem Gefühle eines Schulknaben, der dem drohend er- hobenen Bakel des Schulmeisters entgegen geht, kehrt der arme Ordonnanzoffizier zu seinem General zurück. Und welch' ein Strafgericht bricht über ihn herein. Jetzt wird die ganze Pariser Polizei aufgeboten, den soge- nannten Grafen Pontis, der dringend verdächtig ist, ein aus dem Bagno von Toulon entsprungener Galeerensträfling Peter Coig- nard zu sein, aufzuspüren... Vergebens. Nach drei Wochen weiß man noch nicht einmal, ob man ihn in Paris oder in der Ferne suchen soll. Da hilft der Zufall. Am neunzehnten Tage nach dem spur- losen Verschwinden des Pontis=Coignard hält vor einem kleinen Wechselgeschäfte eine Miethkutsche. Darin sitzen vier Herren, aber nur einer steigt aus und tritt in den Laden. Er verlangt einen Wechsel über 2000 Francs in Gold nach Toulouse und macht sich sogleich daran, das Geld klingend aufzuzählen. Der Wechsler ist allein im Geschäft. Plötzlich hat der Fremde ihm sein Portefeuille entrissen, seine eigenen Louisd'or eingesteckt und ist verschwunden. Der erschreckte Banquier eilt ihm nach auf die Straße und schreit: Mörder! Diebe!... Der Wagen wird eingeholt und umzingelt. Drei von den Jnsassen, mit Dolchen und Pistolen bewaffnet, schlagen sich durch und entkom- men. Der vierte wird gefaßt. Es ist der berüchtigte Einbrecher Lexcellent — ein früherer Galeerensträfling, der in Toulon seine Strafe verbüßt hat. Bei der polizeilichen Durchsuchung von Lexcellents Wohnung in der Straße St. Maure findet man jenen kecken Dieb, der dem Geldwechsler das Portefeuille ent- rissen hat... und die Polizei erkennt in ihm den Herrn Grafen Pontis de St. Hélène — nein, den entsprungenen Galeeren- sträfling Peter Coignard. Und noch eimal weiß der Verwegene zu entfliehen. Er schießt den Polizisten seine beiden Pistolen ins Gesicht und entspringt durch ein Fenster in die Ferdinands- gasse. Lexcellents Wohnung ist eine besteingerichtete Räuberhöhle. Da sind alle möglichen Waffen, Verkleidungen, Bärte, Perrücken, Dietriche, Brecheisen, Nachschlüssel — und ein großes Lager von geraubten Sachen. Und viele von diesen Gold= und Silber- waaren harmoniren merkwürdig mit den im Hotel Pontis vor- gefundenen Kostbarkeiten. Noch an demselben Abend wird Peter Coignard, der sich viele Jahre hindurch Graf Pontis de St. Hélène nannte, mit seinen beiden Genossen bei dem Raube in der Wechselstube, zwei Jtalienern, in der Ferdinandsgasse entdeckt und verhaftet. Um- sonst ist sein Leugnen vor Gericht, umsonst die glänzende Ver- theidigungsrede des berühmten jüngeren Dupin, der auf Grund der unzweifelhaft echten Legitimationspapiere und seiner militä- rischen Bravour und Unbescholtenheit den Angeklagten immer noch als echten Grafen Pontis hinzustellen versucht.... die letzten Räuberthaten des edlen Grafen und seine durch viele Zeugnisse festgestellten Verbrechergeschäfte sprechen gegen ihn. Hier ist Peter Coignards wahre Geschichte in Kürze: Vom Seine=Gerichtshofe 1801 wegen Einbruch und Raub zu 14 Jahren Bagno verurtheilt, gelingt es Peter Coignard nach fünf Strafjahren, aus Toulon zu entfliehen. Er verbirgt sich zunächst auf der Schiffswerft unter einem frisch getheerten Nachen, stiehlt Nachts aus einer erbrochenen Werkstätte bürger- liche Kleidung und geht mit einem spanischen Segelboote nach Catalonien. Jn einem Küstenstädtchen lernt er zufällig die Dienerin eines jüngst verstorbenen französischen Emigranten, des Grafen Pontis de St. H é l è ne, kennen. Die hübsche Maria Rosa findet Gefallen an dem schmucken energischen Manne und theilt gern mit ihm ihr Herz und die kleine Erbschaft von ihrem Herrn. Sie zeigt dem Geliebten ein Kästchen mit Papieren, das der Graf stets besonders werth gehalten.... Es sind die

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Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

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Zitationshilfe: Social-politische Blätter. 2. Jahrgang, 8. Lieferung, Nr. 3. Berlin, 15. August 1874, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_social0803_1874/6>, abgerufen am 22.11.2024.